von Uefees?all
Der van Gogh-Prozeß
Nach mehr als dreijähriger Vorunter-
suchung begann am 6. April in Berlin endlich
der Prozeß gegen den Kunsthändler Otto
Wacker, der beschuldigt ist, in den Jahren
1925 bis 1928 etwa 30 gefälschte Bilder van
Goghs in den Handel gebracht zu haben. Ein
großer Teil der beanstandeten Gemälde ist im
Gerichtssaal aufgestellt. Beinahe noch größer
die Zahl der Sachverständigen, darunter Ge-
heimrat J u s t i, Dr. Thormaelen, die
Professoren Ruhemann und Brittner,
ferner Meier-Gräfe, Rosenhagen,
Stoperan, aus Holland de la F a i 11 e ,
Bremmer, Scherjon, de Wild und
Garnier. Bereits der Anfang des Prozesses,
der mit der Ablehnung verschiedener Sachver-
ständiger sowohl von Seiten der Verteidigung
wie des Staatsanwaltes beginnt, zeigt die
scharfen Gegensätze innerhalb der Gutachter-
gruppen, auf die auch am Vorabend des
Prozesses der holländische Kunstkritiker Cor-
nelis Veth in einer Kampfbroschüre „Falsche
Expertisen? — Falsche Experten!“ (Ernst
Pollak Verlag, Berlin) mit großer Schärfe,
jedoch nicht ohne Voreingenommenheit, hin-
gewiesen hat.
Die beiden ersten Tage des Prozesses, deren
Ergebnisse bei Redaktionsschluß zu übersehen
sind, ergeben wenig Neues. Nach wie vor
weigert sich der Angeklagte, die Herkunft der
Bilder, die er angeblich von einem ungenann-
ten, in der Schweiz lebenden Russen erworben
haben will, unter Berufung auf sein ge-
gebenes Ehrenwort zu nennen. Er behauptet,
bona fides gehandelt zu haben, gestützt auf
die Gutachten der Sachverständigen Meier-
Gräfe, de la Faille u. a.
Der Fortgang des Prozesses, über den in
der folgenden Nummer berichtet werden soll,
wird wohl seinen Höhepunkt in den Gutachten
der Sachverständigen finden.
Fünfhundertjahrfeier van Eycks
In Gent hat sich ein Ausschuß gebildet, um
die 500jährige Wiederkehr der Weihe von van
Eycks Genter Altar in Sankt Bavo (5. Mai
1432) feierlich zu begehen. Geplant sind eine
Gedenk-Messe in der Kathedrale, ein aka-
demischer Festakt im Rathaus mit anschlie-
ßenden volkstümlichen Veranstaltungen. Als
Datum wurde der 8. Mai gewählt.
Deutsch oder italienisch?
Das Münchener Nationalmuseum hatte im
vorigen Jahre eine kleine vergoldete Bronze-
statuette eines Herkules erworben, die, wie
auch an dieser Stelle mitgeteilt (Jg. V, Nr. 37),
von Prof. Dr. R. Berliner als ein Spätwerk
Peter Fischers d. Ä. um 1525 angesehen
wurde. Eine scharfsinnige und durchaus über-
zeugende Untersuchung und Deutung der
Attribute dieser Figur durch den Wiener For-
scher Dr. L. Planiscig im neuesten Heft
des „Jahrbuchs der Preußischen Kunstsamm-
lungen (Bd. LIII, 16ff.) ergibt jedoch, daß
dieser Herkules in Wirklichkeit einen Wappen-
halter der venezianischen Familie Gradenigo
darstellt und daß weitere vier, nur wenig
variierte Exemplare der Bronze sich im Museo
Correr in Venedig befinden. Planiscig glaubt
berechtigterweise in den etwa 20—21 cm hohen
Statuetten Möbelbronzen festzustellen und
aus stilistischen Gründen, nachdem die Dar-
stellung eine deutsche Herkunft von vornherein
ausschließt, auf venezianische Arbeiten des
17. Jahrhunderts schließen zu dürfen.
Hermann Sandkuhl
60. Geburtstag
Hermann Sandkuhl ist geboren am 14. April
1872 in Bremen als Sohn eines Großkauf-
mannes. Zunächst in der Hauptsache Gra-
phiker, dann vornehmlich Maler (Landschaften
und Bildnisse). Nach dem Kriege malte Sand-
kuhl vor allem soziale Motive: „Arbeitslose“,
„Straße“ (Museum Düsseldorf), „Obdachlose“
usw. Bald soziale Motive in Verbindung mit
Religiösem. Viele Arbeiten Hermann Sandkuhls
befinden sich in öffentlichen Sammlungen. Seit
einigen Jahren versucht Sandkuhl mit großem
Erfolge, die alte Sgraffito-Technik künstle-
risch neu zu beleben. Seit 1923 ist er Lehrer
an den Vereinigten Staatsschulen Berlin.
1910 gründete Sandkuhl die „Juryfreie
Kunstschau Berlin“, die er noch heute leitet.
Neben vielen anderen Kunstausstellungen, die
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 LützOW 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
Sandkuhl durchführte, war es vor allem die
„Juryfreie Kunstschau Berlin“, der die junge,
deutsche Kunst eine ganz außerordentliche
Förderung verdankt. Anläßlich seines Ge-
burtstages wird von dem Freundeskreis Sand-
kuhls der Grundstock zu einer „H ermann
Sandkuhl-Stiftung“ gelegt werden, die
zum Besten junger begabter Künstler verwandt
werden soll.
Julius Baum
50. Geburtstag
Der Direktor des Ulmer Museums und
a. o. Professor an der technischen Hochschule
in Stuttgart, Dr. Julius Baum, vollendete am
9. April sein fünfzigstes Lebensjahr. Seit
frühester Zeit standen im Mittelpunkt seiner
Ulm“ darstellt, wo vor allem auch die jüngere
deutsche Kunst eine dauernde Pflege genießt.
D.
Moderne Kunst
aus Düsseldorfer Privatbesitz
Am 11. Mai eröffnet die Vereinigung für
junge Kunst, Düsseldorf, in Verbindung mit
dem Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen in dessen Räumen eine Ausstellung
„Kunst von heute aus Düsseldorfer Privat-
besitz“. Sie will einen Ueberblick über den Be-
sitz von Werken moderner Malerei und Plastik
in Düsseldorfer Sammlungen geben, in erster
Linie über die in der Kunstbewegung führen-
den deutschen und französischen - Meister.
Geschäftsführender Vorstand der Vereinigung
ist Kustos Dr. Walter Cohen.
Maske. Siid-Basongo (Belg. Kongo) — Collection H. Himmelheber
Ausstellung — Exposition — Exhibition: Berliner Secession
fruchtbaren kunsthistorischen Tätigkeit die
schwäbische Kunst des Mittelalters und der
Renaissance, für deren Erforschung er durch
seine grundlegenden Werke über „Elias Holl“,
den Skulpturenkatalog des Stuttgarter
Museums, die „Gotische Plastik in Schwaben“
und die in der „Altschwäbischen Kunst“ ge-
sammelten Aufsätze erst die Grundlagen ge-
schaffen, gleichzeitig aber weitblickend dar-
über hinaus allgemeine Probleme der Kunst-
entwicklung des deutschen Mittelalters berührt
hat, deren monumentale erstmalige Zusammen-
fassung in dem augenblicklich erscheinenden
Bande des „Handbuchs für Kunstwissenschaft“
erfolgt, einer Leistung, über die hier noch aus-
führlich gesprochen werden muß. Die beiden
Bände über die „Romanische Baukunst in
Frankreich“ und die „Architektur der Früh-
renaissance in Italien“ sind Ausdruck für die
Vielseitigkeit des Forschers, dessen lebendige
Einstellung zu allen Äußerungen der Kunst,
verbunden mit einem heute selten gewordenen
Universal-Wissen, ihn zum Universitätslehrer
prädestiniert erscheinen läßt.
Als Assistent der württembergischen
Landeskunstsammlungen hat Baum dazu bei-
getragen, eine große Reihe der wesentlichsten
Stücke des heutigen Stuttgarter Schloß-
museums für die Öffentlichkeit zu retten, aber
erst seine Berufung zum Direktor des Ge-
werbemuseums in Ulm gab ihm Gelegenheit,
ein Organisationstalent zu beweisen, dessen
Frucht das unter den jüngeren deutschen
Provinzmuseen beinahe einzig dastehende, aus
einem Nichts zu einer Stätte höchsten künst-
lerischen Genusses und wissenschaftlicher
Systematik entwickelte „Museum der Stadt
Prinz Eugen-Ausstellung
In einer von dem Wiener „Verein der
Museumsfreunde“ einberufenen Presse-
konferenz wurde vom Vorstand, Baron F.
Oppenheimer, die Absicht kundgetan, in
Fortsetzung der Serie retrospektiver Ausstel-
lungen des Vereins im kommenden Frühjahr
im Unteren Belvedere eine „Prinz Eugen-Aus-
stellung“ zu eröffnen. Die Schau, deren Durch-
führung Hofrat Dr. A. S t i x , dem Leiter der
„Albertina“, an vertraut ist, soll die Zeitspanne
von 1650 (ein aus dem Thema der Ausstellung
nicht recht verständlicher Zeitpunkt) bis 1740
(dem Todesjahr Karls VI.) umfassen und die
Entwicklung der modernen österreichischen
'Großmacht vor Augen führen. In unterschied-
lichen Gruppen, deren Bearbeitung in verschie-
denen Händen liegen wird, wird die terri-
toriale und wirtschaftliche Entwicklung
Österreichs, die höfische und bürgerliche,
geistliche und Gelehrten-Kultur im Zeitalter
des Prinzen Eugen (unter besonderer Berück-
sichtigung seiner Persönlichkeit) dargelegt
werden, und zwar unter Heranziehung von
Kunstwerken, Photos, Modellen, Dioramen,
Landkarte?! und Tabellen. Die Ausstellung ver-
spricht somit ein kulturgeschichtliches Bild des
spätbarocken Österreich zu bieten. P. N.
Hundert Jahre Frankfurter Kunst
Der Frankfurter Kunstverein er-
öffnet Anfang Mai aus Anlaß des Goethe-
jahrs eine Ausstellung Frankfurter Kunst des
19. und 20. Jahrhunderts, die mit dem Todes-
jahr . Goethes einsetzen und bis in die un-
mittelbare Gegenwart führen soll. Es fehle'1^,
dieser Ausstellung noch einige wichtige ,
gemälde von Schwind, Rethel, Steinle 111
Friedrich Hausmann, und zwar aus der Fi’aI1^
furter Zeit dieser Künstler. Besitzer (att .
Kunsthandlungen) von Ölgemälden
Künstler werden gebeten, ihren Besitz
Ausstellung zur Verfügung zu stellen und
mit deren Geschäftsstelle in Verbindung
setzen.
UNTER KOLLEGE!4
Sieh mal, Else, das ist doch wirklich ke
Art, Trauben zu essen!
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr.
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Wilhelm Busch-Ausstellung
Die Wilhelm Busch-Gesellschaft e. V.,
Hannover, veranstaltet in der Zeit v°.
16. April bis 16. Juli 1932 eine Wilhelm-Bus^
Jubiläumsausstellung in den Räumen
Provinzial-Museums zu
n o v e r. Diese Ausstellung wird eine grVf
Überschau bieten über die Entwicklung “ .
Ölmalerei von Busch, über die Entwicklu'!'
seiner Handzeichnungen, wie dieselbe ’
Skizzenbüchern und Einzelzeichnungen niede’
gelegt ist. Außerdem werden Vorstudien z
seinen bekannten und berühmten Bild6’
geschichten gezeigt, sowie die Originalmanh
skripte dieser Bildergeschichten selbst in ßj'
und Text. Vollkommen neu allerdings dürP
auch die Ausstellung der Plastiken 'r0f j
Wilhelm Busch sein, die auf dieser Ausstellü’’"
zum allerersten Male öffentlich gezeigt v'®1.
den. Aber es kommt nicht nur der Künsti6
zu Worte, es werden auch viele OriginA i
manuskripte von Prosaschriften, Gedicht6 J
und Briefen ausgelegt werden. Endlich zel^)l
die Busch-Ausstellung alle Werke von BuSc
und über Busch.
Gramatte-Gedächtnis-Ausstelluncj
Die Gedächtnisausstellung für Walt'3’'
Gramatte, über die wir vor kurzem berichtete13'
hat in Hamburg einen großen Erfolg geha^
Sie ist, wie wir jetzt hören, für das nächs4
Jahr schon von zwölf anderen deutsch6’
Hauptstädten eingeladen. Zunächst wird d>
Ausstellung im Schleswig-Holsteinisch6’ I
Kunstverein zu Kiel gezeigt.
Moderne Aktzeichnungen
Wie gut sich die Pflege junger Kunst h?
der Ausstellung von Antiquitäten verbinde
läßt, zeigt Heinz Hagen in seinen neUe
Räumen Nettelbeckstr. 19 in Berlin, jI!
dem er seine schönen Bestände an Arbeit®,
der ostasiatischen und exotischen Kunst ?:l’
sammen mit einer Schau moderner Ah
Zeichnungen zu einer harmonischen, die künS4
lerischen Werte zu besonders schöner Anscha41
lichkeit steigernden Ausstellung vereinigt. , I
wenigen, gut gewählten Beispielen werd^
einige Künstler veranschaulicht, ergeben si6
Vergleichsmöglichkeiten, die durch das gleich i
Thema erleichtert werden. Künstler wie PeCJ I
stein, Jaeckel, Schoff, Dannemann, Fritsch U’h
Hungert geben Proben ihres Schaffens, wo»;
wir die Aufmerksamkeit insbesondere auf d’
starke Gestaltungskraft der beiden Let2’
genannten hinlenken möchten. Der F4^
Hagens, dieser sehenswerten Ausstell«11,
weitere thematisch geschlossene VeU11’
staltungen folgen zu lassen, darf außerordeh
lieh begrüßt werden.
*
Aus «lern Berliner Kiinsthandel
Die Berliner Filiale des Münchner
Hugo Helbing hat ihren bisherigen Sitz;
der Matthäikirchstraße verlassen und ist in
für Ausstellungszwecke bedeutend besser ge
neten Räume Lützowufer 5, die bisher.?7,./
der Galerie Casper eingenommen waren,
gesiedelt. Neben der ständigen Ausstellung Yj
Gemälden hauptsächlich des 19. Jahrhunderts
die Firma im engsten Zusammenhang mit
Münchner und Frankfurter Hause ihr besonder
Augenmerk der Auktionstätigkeit widmen.
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbel'*1’
Antiquitäten
Ankauf VerkaHf
Direktion und Sehr if tleitu n g : Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint.
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarii r.
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verani J(|
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin »
Der van Gogh-Prozeß
Nach mehr als dreijähriger Vorunter-
suchung begann am 6. April in Berlin endlich
der Prozeß gegen den Kunsthändler Otto
Wacker, der beschuldigt ist, in den Jahren
1925 bis 1928 etwa 30 gefälschte Bilder van
Goghs in den Handel gebracht zu haben. Ein
großer Teil der beanstandeten Gemälde ist im
Gerichtssaal aufgestellt. Beinahe noch größer
die Zahl der Sachverständigen, darunter Ge-
heimrat J u s t i, Dr. Thormaelen, die
Professoren Ruhemann und Brittner,
ferner Meier-Gräfe, Rosenhagen,
Stoperan, aus Holland de la F a i 11 e ,
Bremmer, Scherjon, de Wild und
Garnier. Bereits der Anfang des Prozesses,
der mit der Ablehnung verschiedener Sachver-
ständiger sowohl von Seiten der Verteidigung
wie des Staatsanwaltes beginnt, zeigt die
scharfen Gegensätze innerhalb der Gutachter-
gruppen, auf die auch am Vorabend des
Prozesses der holländische Kunstkritiker Cor-
nelis Veth in einer Kampfbroschüre „Falsche
Expertisen? — Falsche Experten!“ (Ernst
Pollak Verlag, Berlin) mit großer Schärfe,
jedoch nicht ohne Voreingenommenheit, hin-
gewiesen hat.
Die beiden ersten Tage des Prozesses, deren
Ergebnisse bei Redaktionsschluß zu übersehen
sind, ergeben wenig Neues. Nach wie vor
weigert sich der Angeklagte, die Herkunft der
Bilder, die er angeblich von einem ungenann-
ten, in der Schweiz lebenden Russen erworben
haben will, unter Berufung auf sein ge-
gebenes Ehrenwort zu nennen. Er behauptet,
bona fides gehandelt zu haben, gestützt auf
die Gutachten der Sachverständigen Meier-
Gräfe, de la Faille u. a.
Der Fortgang des Prozesses, über den in
der folgenden Nummer berichtet werden soll,
wird wohl seinen Höhepunkt in den Gutachten
der Sachverständigen finden.
Fünfhundertjahrfeier van Eycks
In Gent hat sich ein Ausschuß gebildet, um
die 500jährige Wiederkehr der Weihe von van
Eycks Genter Altar in Sankt Bavo (5. Mai
1432) feierlich zu begehen. Geplant sind eine
Gedenk-Messe in der Kathedrale, ein aka-
demischer Festakt im Rathaus mit anschlie-
ßenden volkstümlichen Veranstaltungen. Als
Datum wurde der 8. Mai gewählt.
Deutsch oder italienisch?
Das Münchener Nationalmuseum hatte im
vorigen Jahre eine kleine vergoldete Bronze-
statuette eines Herkules erworben, die, wie
auch an dieser Stelle mitgeteilt (Jg. V, Nr. 37),
von Prof. Dr. R. Berliner als ein Spätwerk
Peter Fischers d. Ä. um 1525 angesehen
wurde. Eine scharfsinnige und durchaus über-
zeugende Untersuchung und Deutung der
Attribute dieser Figur durch den Wiener For-
scher Dr. L. Planiscig im neuesten Heft
des „Jahrbuchs der Preußischen Kunstsamm-
lungen (Bd. LIII, 16ff.) ergibt jedoch, daß
dieser Herkules in Wirklichkeit einen Wappen-
halter der venezianischen Familie Gradenigo
darstellt und daß weitere vier, nur wenig
variierte Exemplare der Bronze sich im Museo
Correr in Venedig befinden. Planiscig glaubt
berechtigterweise in den etwa 20—21 cm hohen
Statuetten Möbelbronzen festzustellen und
aus stilistischen Gründen, nachdem die Dar-
stellung eine deutsche Herkunft von vornherein
ausschließt, auf venezianische Arbeiten des
17. Jahrhunderts schließen zu dürfen.
Hermann Sandkuhl
60. Geburtstag
Hermann Sandkuhl ist geboren am 14. April
1872 in Bremen als Sohn eines Großkauf-
mannes. Zunächst in der Hauptsache Gra-
phiker, dann vornehmlich Maler (Landschaften
und Bildnisse). Nach dem Kriege malte Sand-
kuhl vor allem soziale Motive: „Arbeitslose“,
„Straße“ (Museum Düsseldorf), „Obdachlose“
usw. Bald soziale Motive in Verbindung mit
Religiösem. Viele Arbeiten Hermann Sandkuhls
befinden sich in öffentlichen Sammlungen. Seit
einigen Jahren versucht Sandkuhl mit großem
Erfolge, die alte Sgraffito-Technik künstle-
risch neu zu beleben. Seit 1923 ist er Lehrer
an den Vereinigten Staatsschulen Berlin.
1910 gründete Sandkuhl die „Juryfreie
Kunstschau Berlin“, die er noch heute leitet.
Neben vielen anderen Kunstausstellungen, die
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 LützOW 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
Sandkuhl durchführte, war es vor allem die
„Juryfreie Kunstschau Berlin“, der die junge,
deutsche Kunst eine ganz außerordentliche
Förderung verdankt. Anläßlich seines Ge-
burtstages wird von dem Freundeskreis Sand-
kuhls der Grundstock zu einer „H ermann
Sandkuhl-Stiftung“ gelegt werden, die
zum Besten junger begabter Künstler verwandt
werden soll.
Julius Baum
50. Geburtstag
Der Direktor des Ulmer Museums und
a. o. Professor an der technischen Hochschule
in Stuttgart, Dr. Julius Baum, vollendete am
9. April sein fünfzigstes Lebensjahr. Seit
frühester Zeit standen im Mittelpunkt seiner
Ulm“ darstellt, wo vor allem auch die jüngere
deutsche Kunst eine dauernde Pflege genießt.
D.
Moderne Kunst
aus Düsseldorfer Privatbesitz
Am 11. Mai eröffnet die Vereinigung für
junge Kunst, Düsseldorf, in Verbindung mit
dem Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen in dessen Räumen eine Ausstellung
„Kunst von heute aus Düsseldorfer Privat-
besitz“. Sie will einen Ueberblick über den Be-
sitz von Werken moderner Malerei und Plastik
in Düsseldorfer Sammlungen geben, in erster
Linie über die in der Kunstbewegung führen-
den deutschen und französischen - Meister.
Geschäftsführender Vorstand der Vereinigung
ist Kustos Dr. Walter Cohen.
Maske. Siid-Basongo (Belg. Kongo) — Collection H. Himmelheber
Ausstellung — Exposition — Exhibition: Berliner Secession
fruchtbaren kunsthistorischen Tätigkeit die
schwäbische Kunst des Mittelalters und der
Renaissance, für deren Erforschung er durch
seine grundlegenden Werke über „Elias Holl“,
den Skulpturenkatalog des Stuttgarter
Museums, die „Gotische Plastik in Schwaben“
und die in der „Altschwäbischen Kunst“ ge-
sammelten Aufsätze erst die Grundlagen ge-
schaffen, gleichzeitig aber weitblickend dar-
über hinaus allgemeine Probleme der Kunst-
entwicklung des deutschen Mittelalters berührt
hat, deren monumentale erstmalige Zusammen-
fassung in dem augenblicklich erscheinenden
Bande des „Handbuchs für Kunstwissenschaft“
erfolgt, einer Leistung, über die hier noch aus-
führlich gesprochen werden muß. Die beiden
Bände über die „Romanische Baukunst in
Frankreich“ und die „Architektur der Früh-
renaissance in Italien“ sind Ausdruck für die
Vielseitigkeit des Forschers, dessen lebendige
Einstellung zu allen Äußerungen der Kunst,
verbunden mit einem heute selten gewordenen
Universal-Wissen, ihn zum Universitätslehrer
prädestiniert erscheinen läßt.
Als Assistent der württembergischen
Landeskunstsammlungen hat Baum dazu bei-
getragen, eine große Reihe der wesentlichsten
Stücke des heutigen Stuttgarter Schloß-
museums für die Öffentlichkeit zu retten, aber
erst seine Berufung zum Direktor des Ge-
werbemuseums in Ulm gab ihm Gelegenheit,
ein Organisationstalent zu beweisen, dessen
Frucht das unter den jüngeren deutschen
Provinzmuseen beinahe einzig dastehende, aus
einem Nichts zu einer Stätte höchsten künst-
lerischen Genusses und wissenschaftlicher
Systematik entwickelte „Museum der Stadt
Prinz Eugen-Ausstellung
In einer von dem Wiener „Verein der
Museumsfreunde“ einberufenen Presse-
konferenz wurde vom Vorstand, Baron F.
Oppenheimer, die Absicht kundgetan, in
Fortsetzung der Serie retrospektiver Ausstel-
lungen des Vereins im kommenden Frühjahr
im Unteren Belvedere eine „Prinz Eugen-Aus-
stellung“ zu eröffnen. Die Schau, deren Durch-
führung Hofrat Dr. A. S t i x , dem Leiter der
„Albertina“, an vertraut ist, soll die Zeitspanne
von 1650 (ein aus dem Thema der Ausstellung
nicht recht verständlicher Zeitpunkt) bis 1740
(dem Todesjahr Karls VI.) umfassen und die
Entwicklung der modernen österreichischen
'Großmacht vor Augen führen. In unterschied-
lichen Gruppen, deren Bearbeitung in verschie-
denen Händen liegen wird, wird die terri-
toriale und wirtschaftliche Entwicklung
Österreichs, die höfische und bürgerliche,
geistliche und Gelehrten-Kultur im Zeitalter
des Prinzen Eugen (unter besonderer Berück-
sichtigung seiner Persönlichkeit) dargelegt
werden, und zwar unter Heranziehung von
Kunstwerken, Photos, Modellen, Dioramen,
Landkarte?! und Tabellen. Die Ausstellung ver-
spricht somit ein kulturgeschichtliches Bild des
spätbarocken Österreich zu bieten. P. N.
Hundert Jahre Frankfurter Kunst
Der Frankfurter Kunstverein er-
öffnet Anfang Mai aus Anlaß des Goethe-
jahrs eine Ausstellung Frankfurter Kunst des
19. und 20. Jahrhunderts, die mit dem Todes-
jahr . Goethes einsetzen und bis in die un-
mittelbare Gegenwart führen soll. Es fehle'1^,
dieser Ausstellung noch einige wichtige ,
gemälde von Schwind, Rethel, Steinle 111
Friedrich Hausmann, und zwar aus der Fi’aI1^
furter Zeit dieser Künstler. Besitzer (att .
Kunsthandlungen) von Ölgemälden
Künstler werden gebeten, ihren Besitz
Ausstellung zur Verfügung zu stellen und
mit deren Geschäftsstelle in Verbindung
setzen.
UNTER KOLLEGE!4
Sieh mal, Else, das ist doch wirklich ke
Art, Trauben zu essen!
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr.
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Wilhelm Busch-Ausstellung
Die Wilhelm Busch-Gesellschaft e. V.,
Hannover, veranstaltet in der Zeit v°.
16. April bis 16. Juli 1932 eine Wilhelm-Bus^
Jubiläumsausstellung in den Räumen
Provinzial-Museums zu
n o v e r. Diese Ausstellung wird eine grVf
Überschau bieten über die Entwicklung “ .
Ölmalerei von Busch, über die Entwicklu'!'
seiner Handzeichnungen, wie dieselbe ’
Skizzenbüchern und Einzelzeichnungen niede’
gelegt ist. Außerdem werden Vorstudien z
seinen bekannten und berühmten Bild6’
geschichten gezeigt, sowie die Originalmanh
skripte dieser Bildergeschichten selbst in ßj'
und Text. Vollkommen neu allerdings dürP
auch die Ausstellung der Plastiken 'r0f j
Wilhelm Busch sein, die auf dieser Ausstellü’’"
zum allerersten Male öffentlich gezeigt v'®1.
den. Aber es kommt nicht nur der Künsti6
zu Worte, es werden auch viele OriginA i
manuskripte von Prosaschriften, Gedicht6 J
und Briefen ausgelegt werden. Endlich zel^)l
die Busch-Ausstellung alle Werke von BuSc
und über Busch.
Gramatte-Gedächtnis-Ausstelluncj
Die Gedächtnisausstellung für Walt'3’'
Gramatte, über die wir vor kurzem berichtete13'
hat in Hamburg einen großen Erfolg geha^
Sie ist, wie wir jetzt hören, für das nächs4
Jahr schon von zwölf anderen deutsch6’
Hauptstädten eingeladen. Zunächst wird d>
Ausstellung im Schleswig-Holsteinisch6’ I
Kunstverein zu Kiel gezeigt.
Moderne Aktzeichnungen
Wie gut sich die Pflege junger Kunst h?
der Ausstellung von Antiquitäten verbinde
läßt, zeigt Heinz Hagen in seinen neUe
Räumen Nettelbeckstr. 19 in Berlin, jI!
dem er seine schönen Bestände an Arbeit®,
der ostasiatischen und exotischen Kunst ?:l’
sammen mit einer Schau moderner Ah
Zeichnungen zu einer harmonischen, die künS4
lerischen Werte zu besonders schöner Anscha41
lichkeit steigernden Ausstellung vereinigt. , I
wenigen, gut gewählten Beispielen werd^
einige Künstler veranschaulicht, ergeben si6
Vergleichsmöglichkeiten, die durch das gleich i
Thema erleichtert werden. Künstler wie PeCJ I
stein, Jaeckel, Schoff, Dannemann, Fritsch U’h
Hungert geben Proben ihres Schaffens, wo»;
wir die Aufmerksamkeit insbesondere auf d’
starke Gestaltungskraft der beiden Let2’
genannten hinlenken möchten. Der F4^
Hagens, dieser sehenswerten Ausstell«11,
weitere thematisch geschlossene VeU11’
staltungen folgen zu lassen, darf außerordeh
lieh begrüßt werden.
*
Aus «lern Berliner Kiinsthandel
Die Berliner Filiale des Münchner
Hugo Helbing hat ihren bisherigen Sitz;
der Matthäikirchstraße verlassen und ist in
für Ausstellungszwecke bedeutend besser ge
neten Räume Lützowufer 5, die bisher.?7,./
der Galerie Casper eingenommen waren,
gesiedelt. Neben der ständigen Ausstellung Yj
Gemälden hauptsächlich des 19. Jahrhunderts
die Firma im engsten Zusammenhang mit
Münchner und Frankfurter Hause ihr besonder
Augenmerk der Auktionstätigkeit widmen.
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbel'*1’
Antiquitäten
Ankauf VerkaHf
Direktion und Sehr if tleitu n g : Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint.
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarii r.
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verani J(|
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin »