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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 38 (18. September)
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6

DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 38 vom 18. September


von Uel>eir&ll

Ausstellung des Sakralbuches
in Rom
In der Ausstellung des religiösen Buches,
die im September im Palazzo Doria in
Rom eröffnet wird, nimmt eine retrospek-
tive Ausstellung den wichtigsten Platz ein.
Sowohl die Kirchen Italiens wie die Bibliothe-
ken haben eine Beschickung dieser Abteilung
der Ausstellung zugesagt; die Organisation
dieser Abteilung liegt bei dem Istituto ita-
liano del Libro in Florenz. Es ist be-
kanntgeworden, daß die antiquarische Ab-
teilung des Mailänder Verlages H o e p 1 i mit
einer großen Auswahl der besten Werke, die
zur Zeit im Besitz des Hauses sind, vertreten
sein wird.
Der Brief auf Rembrandts
„Marten Looten" entziffert
Einem Amsterdamer Arzte, Herrn Kat,
ist es gelungen, mittels einer eigenen Methode
den Brief, den Rembrandts Marten Looten,
der kürzlich, wie an dieser Stelle berichtet, bei
Frederik Muller & Co. ausgestellt wurde, in
der Hand hält, zu entziffern und damit ein
sehr altes Rätsel zu lösen. Der Inhalt lautet:
XVII: Januarij 1632
Marten Looten
Eensaem was mij Amsterdam
(Uw) geselscap, vrienschap ierst gafen mij
onvergetelijke rüst ontstaen uit
(een) ijndl (ooze) Agting
R. H. L.
Deutsch:
Martin Looten,
Einsam war mir Amsterdam. Erst Eure Ge-
sellschaft und Freundschaft gaben mir unver-
geßliche Ruhe, entstanden aus endloser
Achtung. R. H. L.
W. M.

Holländische Ausstellungspläne
Der Direktor des Rijksmuseums, Herr
Schmidt-Degener, deutete an, daß er
Pläne hege, im kommenden Jahre eine Ver-
meer-Ausstellung zu organisieren.
Gleich darauf wurde bekannt, daß Direktor
Hannema des Museums Boymans in Rotterdam
die Übersiedlung seiner Schätze in ein neues,
1935 fertigzustellendes Heim mit einer Aus-
stellung der Delfter Schule: Vermeer,
Fabritius, de Hoogh zu feiern gedenke. Dazu
eine Anregung: wenn schon auf so lange Sicht
geplant werden soll, warum nicht einmal eine
Brouwer-Ausstellung ? Im Jahre 1938 ist der
dreihundertste Todestag des Meisters, dessen
dreihundertster Geburtstag — 1905 oder 1906
— durch eine Ausstellung zu feiern unter-
lassen wurde, was niemand mehr beklagte als
Hr. Schmidt-Degener in seinem bekannten
Büchlein über Brouwer. W. M.

Schluß der Rembrandt-
Ausstellung in Amsterdam
Am 11. September schloß die Rembrandt-
Ausstellung ihre Pforten. 82 000 Besucher
zählte sie, wovon etwa ein Viertel in den beiden
letzten Wochen, als der ursprünglich 1 hfl.
betragende Eintrittspreis auf die Hälfte und
auf ein Viertel ermäßigt worden war. Am
letzten Tage, wie auch schon am vorhergehen-
den Sonntag, standen die Besucher in langen
Reihen, bis sie Einlaß finden konnten, und das
bei strömendem Regen und orkanartigem
Sturme. W. M.
Neugestaltung
der Mainzer Museen
Der reiche Mainzer Museumsbesitz konnte
bisher infolge Raummangels nicht zu voller
Wirkung kommen. Jetzt soll den römisch-
germanischen Sammlungen der ganze
Museumsbau eingeräumt werden. Die Ge-
mäldegalerie und das neu zu bildende stadt-
geschichtliche Museum, das hauptsächlich
mittelalterliche Skulpturen und die rhein-
mainische Malerschule des 15. bis 18. Jahr-
hunderts umfassen wird, sollen in zwei Bauten
am Rheinufer untergebracht werden.
Ausstellung
deutscher Architektur
in Sowjet-Rußland
Die Deutsche Kunstgesellschaft
in Berlin, die unter dem Präsidium des Fürsten
Günther von Schönburg-Waldenburg
steht, veranstaltet in diesem Herbst und

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennästr. 12
B 2 LützOW 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Winter in Verbindung mit der Leipziger Bau-
messe Ausstellungen deutscher zeitgenössischer
Architektur in der Sowjet-Union, und zwar in
Moskau, Leningrad, Charkow und voraussicht-
lich auch in Tiflis. Die Leitung liegt in den
Händen von Dr. Alfred Kuhn. Das Protekto-
rat haben Prof. Dr. Wilhelm Kreis und Prof.
Mies van der Rohe. Die Eröffnung in
Moskau fand am 15. September statt.
Die Ausstellungen in der UdSSR wollen
einen Überblick geben über die deutsche Bau-
tätigkeit in den letzten Jahren. Es handelt
sich um 531 Außen- und Innenansichten sowie
Pläne in gerahmten Photos in einer Normal-
größe von 55 X 65 cm und um sechs Original-
modelle. Die Schau gliedert sich in 38 Bauten
der Industrie, 26 des Han¬
dels, 27 der Verwaltung,
18 des Verkehrs, 24 der
Volksgesundheit, 25 der
Volkserziehung, 9 der Er¬
holung, 46 der städtischen
Siedlung. 112 deutsche Ar¬
chitekten sind mit Arbeiten
vertreten. Eine Theorie
des rationellen Wohnungs-
baus auf 14 graphischen
Tafeln ist beigegeben. Mit
der Architektur - Ausstel-
lung ist eine vom Ber-
liner Messeamt ver-
anstaltete Sonderschau der
Leipziger Baumesse ver-
bunden. Sie zeigt die ver-
schiedensten Arten von
Baustoffen, Bauteilen, Bau-
maschinen und Baugeräten
der deutschen Industrie.
Lichtbildervorträge und
Filmvorführungen weisen
auf neue Spezialverfahren
der deutschen Bauindu-
strie hin.
Lorenzetti-Fresken
gefunden
In dem sogenannten St.
Albert-Saal des Bischofs-
palastes von Colle Val
d’Elsa (Siena) ist ein
außerordentlich interessan-
ter Freskenfund gemacht
worden. Nachdem man
hinter abblättemdem Kalk
Dekorationen und Wappen
gefunden hatte, ist durch
Prof. Peleo Bacci
eine systematische Unter-
suchung des ganzen
Raumes vorgenommen wor¬
den, die die Wiederher-
stellung nahezu unver-
sehrter Fresken aus dem
14. Jahrhundert zutage
gebracht haben. Die
Fresken beziehen sich neben anderen Szenen
vornehmlich auf die Kreuzzüge und feiern
offensichtlich den Johanniter-Orden. Die
große Schar der Kreuzfahrer, Herzöge, Grafen
und Ritter, welche die Frontalwand des Saales
bedecken, bilden zusammen mit dem Sultan
Saladin ein Unikum in der italienischen
Rittermalerei. Rund um den Saal läuft ein
Fries mit Wappen meist aus dem 12. Jahr-
hundert. Auch diese Wappen erinnern durch-
weg an Kreuzfahrer, und zwar an Papst
Clemens III., den Organisator des dritten
Kreuzzuges, an Ludwig den Heiligen von
Frankreich, die Könige von Castilien und Ara-
gon, an Giovanni Colonna, der Gefangener der
Sarazenen blieb, Amadeo III. von Savoyen, ge-
fallen während des zweiten Kreuzzuges, an
den Grafen von Brabant und an die Orsini.
Die Seitenwände zeigen interessante Dar-
stellungen des Aristoteles und der Kurtisane
Campaspe, des Heiligen Christophorus, Jagd-
szenen und Szenen aus dem Eheleben. Prof.
Bacci hält die Saalmalerei für ein Werk beider
Lorenzetti, doch dürften erst noch genauere
Untersuchungen vollkommene Klärung über

die Urheberschaft bringen. Das Bemerkens-
werte des Fundes besteht fraglos darin, daß es
sich nicht um ein Freskenfragment handelt,
sondern um die Auferstehung eines in seiner
Neuheit und Seltenheit der Objekte wichtigen
Ganzen. Abgesehen von der künstlerischen
Bedeutung bietet der Fund in seinen ge-
schichtlichen und kulturellen Aussagen so viel
Interessantes, wie kaum ein anderes Bildwerk
des italienischen Trecento. G. R. (Rom)
Reichsverband
bildender Künstler
Der Reichsverband bildender Künstler
Deutschlands veranstaltet seine diesjährige

Haupttagung vom 20. bis 24. September in
Dortmund. U. a. sind vorgesehen eine Kund-
gebung für eine Notgemeinschaft der deut-
schen bildenden Kunst, bei der Prof. R. Bosselt
(Berlin) sprechen wird, ferner Vorträge des
Malers Eberhard Viegener über „Die geistige
Bedeutung der bildenden Kunst im Leben der
Nation“ und Prof. Bosselts über „Kunstunter-
richt“.
Rom-Preis
Der Bildhauer Arno Breker dessen neue
Arbeiten zur Zeit in der Galerie Flechtheim
ausgestellt sind, hat den diesjährigen Rom-
Preis erhalten; diese Auszeichnung schließt
einen neunmonatlichen Aufenthalt in dei'
Deutschen Akademie in Rom in sich.

Fresken von Januarius Zick
In der Pfarrkirche von Zell am See
(Tirol) sind Wandmalereien von Januarius
Zick bloßgelegt worden.


Thronender Christus. Buchdeckel, Elfenbein
Westdeutsch, 9. — 10. Jahrhundert (Ada-Schule)
Sonder-Ausstellung: Berlin, Deutsches Museum

MARGRAF&CO
GMBH
ANTI Q U ITÄTE N
B E LLEVU ESTR. 6
BERLIN W9-TELEFON LOTZOW 1148

Ankauf

Lemkes Lilienthal-Büste ^jl'
Die von uns in der letzten Nummer
dete Lilienthal-Büste von der Hand des ijji
hauers Olaf Lemke ist von der Stadt
angekauft worden und wird, wie bereits erwa f
auf der Dela-Luftausstellung gezeigt und spa
im Flugmuseum in Adlershof aufgestellt.

KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33

A propos...
Herbstliche Elegie
Grenzenlose Sehnsucht senkt sich auf c, .
Autor, wenn er den Blick zurückwendet in ö
vergangene Jahrzehnt. Wo sind die farbig® ’
munter springenden Tage geblieben, wo 1
durchfeierten, klingenden Nächte? Verwisctlj
Jahreszeiten folgen heute einander ähnlich
eintönig, der Wein schmeckt schal, die L’®.e
auch, Freundeskreise zerbröckeln, die Tatsa®
erschlägt das Spiel, die Zeitungen wer“.]t
immer giftiger, die Ausschweifung geht t
sich, die Kümmerlichkeit aus sich heraus. ®
es noch Sinnenlust, noch Überfluß, noch b‘,
priolen, noch Umwege aus Freude am Gehe’1
Die Welt ist lau, fahl und kleinteilig gewoA®.
Man schwindet dahin, läßt sich gleitend al*
entgleiten und wagt nicht aufzumucken. V e
Dürre hat den Tanz abgelöst und spielt e’1’.,
klägliche Melodie. Der unberegnete Lebe11"
bäum trägt verhutzeltes Zwergobst.
Der Nihilismus aus Überschwang ist kalk1*
und böse geworden. Gargantua und PaA^
gruel bebauen Schrebergärten und ersehn®
nichts weiter als eine auskömmliche Re»tej
Der Alkohol, früher Kothurn der Freude, ®
ist zum kümmerlichen Tröster herabgesunk®1’’
Und im Preis s o gestiegen. Sorgen vertief®
nicht, sondern verflachen. Sorgen sind laI1*j
weilig wie Rundfunkvorträge, und zermürbe’1
wie Grillengezirp. Interessant angegraü^
Schläfen sind der einzige Gewinn, den
bringen. Manchmal auch das nicht, sond®1'
nur eine melancholische Glatze.
Die Großen dieser Erde, sie sind ihrer
sition nicht gewachsen. Positionen wurd®
Hypertrophien, die Eigentümer blieben zurüc„
Lauter Zauberlehrlinge, für die wir das Le*1
geld zahlen. Der Sozialismus ist schuld, a®
Kapitalismus ist schuld, Überproduktion v®
Waren und Nachwuchs ist schuld. Ach nel ’
sie sind nicht schuld, sondern Strohmann®®
Der Mensch ist schuld. Er ist schuld, weil ®
dumm ist und sich irgendeinem Prinzip zuli®®
fortwährend selbst entmündigt. Man
heute eine festumrissene Weltanschauung aü,
politischen Beinen haben, um für voll V
gelten. Politische Beine sind wacklig, sie st°
pern über Gehaltserhöhung und Abbau. Früh®,
hatte man mehrere Weltanschauungen Zu’’
Wechseln, für jedes Wetter eine. Sie trug®
sich nicht so ab und standen auf stramm®1 ’
wiewohl ganz unpolitischen Beinen.
Die Brieftasche, einst Schlüssel zum
wegten Paradies, ist unnütz geworden. Re’A
Verzierung, hohles Symbol, dem vergoldet®.
Säbelchen der Marineoffiziere vergleicht111,.
Wer sie verliert, klagt ihr nicht nach und kau,
keine neue. Man kann die Zahlungsbefehl)
auch lose in der Tasche tragen. Früher fä!\
ich ab und zu Geldscheine auf der Straße. PA
Gerassel der jetzigen Münzen warnt re®11
zeitig den Verlierer. Auch dieser Erwerb
zweig dahin! Und nicht allein, daß die b0*?,
bastischen Silberlinge ungedeckt und unglaU p
würdig sind, ruinieren sie uns noch den mal®®
losen Sitz unserer spärlichen Garderobe.
lionäre von einst verkaufen Schnürriemen.
ist nicht paradox (warum auch?), sond®A
zeitgemäße Schrumpfung, vereinzelt
Rückkehr zum Ausgangspunkt. Wir werd®’
uns hüten, ihnen Schnürriemen abzukauf® .
Damit sie gar die Treppe, die sie begS .
kennen als wir, wieder hinaufsteigen und u
auf den Kopf spucken ? t
Ist die Stunde der Stoa gekommen ?
gehe mir mit ihr. Sie macht doch nur Spa?,
wenn man sie ungezwungen und in wirkuB»
vollem Kontrast zur prassenden Umwelt ü t
Man will doch abstechen. Und wie soll j
mit ihr heute abstechen? Ihr lieben Mulf°A
Coue, Mary Baker-Eddy und sonstigen
Spender des kleinen Mannes, Euer Publ’ky
von einst hat keinen anderen Wunsch,
keine größere Wonne, als Euch die erbaue»0^
Schriften und Reden auf den Schädel
schlagen. jt
Wir wollen den Gram ertränken. Weg Aji
der Zeitung, her mit der Flasche! Laßt.
eingefangenen Sonnenschein in unsere
fließen, laßt ihn glucksend durch ihre
düngen gleiten und den finsteren Band".At'
zu Tode erschrecken. Es ist der einzige, 1* ef
wille, der uns noch bleibt. Und schon ’sLl,
zu Ende, denn die Flasche hält nicht S°V
als sie verspricht. Auch sie nicht. , ß X
SimP1

Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbd^’
Antiquitäten
Verka*^

Direktion: Fritz-Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. Werner Richard D e u sch, für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. — Red. Vertretungen für München : Ludwig F. Fuchs / R o m : G. ?teinbsf”d
Wien: Dr. St. Poglayen-Neuwall — Pariser Büro: 23, rue Claude-Pouillet. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Kose. Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. - Zuschriftenlags,
an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des *'juDg.
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