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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 4 (24. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0033
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DIE WELTKUNST

5

Jahrg. VI, Nr. 4 vom 24. Januar 1932

(Fortsetzung der Vorberichte von S. 3)
neben die Erstausgabe des gestochenen Werks
von Watteau in einem herrlichen Druck,
der zu den größten Seltenheiten des Buch-
marktes zählt.

tion vom 11. November unter den Hammer.
Wir notieren: Zwei Landschaftsbilder von J. E.
Gaisser, die für 500 M und 580 M fortgingen,
ein Hafenbild von A. Dirks 500 M\ ein Genre-
bild des Polen W. von Czachorski, 880 M',
A. Hengeler, Drei Amoretten, 490 M-, C. Irmer,

Flußlandschaft, 480 <H; J. P. Junghanns,
Bäuerin mit Ziegen, 430 M~, Hugo Kauffmann,
Oberbayerischer Bauer, 640 M", G. v. Max,
Affe, 500 M‘, C. Mali, Landschaft mit Herde,
910 dlt-, W. Schreuer, Schützenbankett, 1500 M',
Joh. Sperl, Hausgarten, 1100 M.

Autographen

Paris, Vorb. 26.—28. Jan.

Eine rund 600 Nummern umfassende Auto-

Das Bild im modernen Raum

graphen-Sammlung aus dem Besitz von M.
Henry Fatio wird vom 26.—28. Januar im
Hotel Drouot durch Me H. B a u d o i n
und MM. Charavay und Darel versteigert.
Die bekanntesten Namen der französischen
Geschichte, Literatur und Kunst sind mit teil-
weise hochbedeutenden Stücken vertreten; von
Deutschen findet man u. a. Bismarck, Euler,
die Kaiser Ferdinand III. und Franz Joseph I.,
die Preußenkönige Friedrich I. und II., Gluck,
Goethe, Kant, Angelika Kauffmann, Kotzebue,
Leibniz, Liszt, Mengs, Moltke, Overbeck,
Schiller usw. Alle Stücke der Sammlung
zeichnen sich durch interessanten Inhalt aus.

Aulfion^naclb erlebte
Kölner
Herbstauktionen
Die beiden wichtigsten Ereignisse des
Herbstes im Hause Lempertz waren die
Auflösung der Kunsthandlung von Malmede
& Geissendörfer und die Versteigerung der
Dubletten des Kölner Kunstgewerbe-Museums.
Bei der Versteigerung Malmede (26. bis
28. November) standen die importanten
alten Möbel im Vordergrund des Interesses.
Wir erwähnen hier nur einige der Haupt-
preise: Französische Rosenholz-Kommode,
Mitte 18. Jahrh., 3500 M', Paar Regence-Fau-
teuils 1400 cÄ; Wiener Mahagoni-Kommode der
Regence-Epoche 1200 M\ Paar süddeutsche
französ. Pfeilerschränkchen um 1720: 1200 M',
Lütticher Schrank mit dem Signum des M. V.
de Tombale vom Ende des 18. Jahrh. 1000
französ. Louis XV-Kommode in Palisander

Von Werner Peiner

Die innere und äußere Not der Malerei kann
nicht bestritten werden. Lange bevor die all-
gemeine Wirtschaftskrise einsetzte, war die
Krise der Kunst da. Das große Publikum be-
gehrte die Malerei nicht mehr und der Archi-
tekt lehnte sie für seine Räume ab. Verbittert
klagt die malende Künstlerschaft Publikum und
Architekten an, ohne aber die Gründe, die zu

vertiefen. Der Standpunkt, daß es nur darauf
ankommt, „wie“ etwas gemalt ist, ist nicht
mehr haltbar, es muß ebenso sehr darauf an-
kommen, „was“ gemalt ist. Ebenso wichtig
wie das gemalte Bild selbst ist der Geist, der
hinter diesem Bilde steht. Soll die Malerei
wieder etwas zu sagen haben, so muß sie zu-
nächst in der Lage sein, etwas aussagen zu

Werner Peiner, Feldarbeit
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Abels, Köln


Ausstellungen

Holzschnitt aus „Florio und Biancefora“, Metz 1499
Aus Katalog 780 von: Joseph Baer & Co., Frankfurt/M.

dieser Ablehnung führen mußten, erkennen zu
können und zu wollen.
Der von der Architektur geschaffene neue
Raum ist eine Tatsache. Dieser Raum ist wie
die ganze Linie unserer heutigen Architektur
einfach und klar, licht und linear. Er steht in
einer lebendigen Wesensbeziehung zu uns Men-
schen von heute.
Das Bild, welches zu diesem Raum orga-
nisch gehört, muß von derselben Idee erfüllt
sein, da es sonst der fehlenden Harmonie
wegen jede Berechtigung verliert. Leider ist
es der malenden Künstlerschaft in den aller-
wenigsten Fällen bisher gelungen, dieses Bild
zu schaffen, und das Streben muß hier ein-
setzen.

können. Und wollen wir Maler von unserem
Volke verlangen, daß es zur bildenden Kunst
zurückkehrt, so müssen wir erst wieder den
Weg zu seinem Herzen finden.
Gerade diese Zeit wirtschaftlicher Not wird
der Kunst neue große Aufgaben stellen. Das
Gebäude der Weltanschauung, die ihr Glück
nur im Materiellen suchte, ist zusammenge-
brochen. Es gilt, uns auf unser inneres Selbst
zu besinnen und Neues, Besseres aufzubauen.
Mit diesem Sinne tritt die Kunst wieder in ihre
heiligsten Aufgaben und Rechte ein, wenn die
Schaffenden sie zu meistern vermögen.
Die große Wesensart unseres Volkes muß
sich in seiner Kunst am reinsten und klarsten
widerspiegeln.

Der neue Raum hat ferner die Tendenz, sich
in der Zahl der Bilder, die er als Schmuck be-
gehrt, sehr zu beschränken. Wir hängen heute
„ein“ Bild dahin, wo früher „fünf“ Bilder
hingen. Aber dies eine Bild hängt nun expo-
nierter und erhält einen erheblich größeren
Wert. Die Konsequenz, die sich daraus für
den Maler ergibt, kann nur die sein, sich in der
Produktion aufs äußerste zu beschränken und
dafür die Qualität seines Werkes aufs höchste
zu steigern.
Neben diesen Bindungen, die die Form des
neuen Kunstwerkes angeben, kommen wir nicht
umhin, auch seinen Inhalt zu wandeln und zu

M-indschaft, 800 M.
Elastiken brachten

Kinderzeichnungen
Die Staatliche Kunstbibliothek
zeigt im Lichthof des ehern. Kunstgewerbe-
museums Ergebnisse des neuen Zeichen- und
Werkunterrichts an höheren Schulen. Solche
Ausstellungen sind immer erfreulich. Diese
ist keine von den besten, und doch gibt es so
vielerlei. nette Dinge zu sehen, daß man hier

1250 M. Einige Preise aus den verschiedenen
kunstgewerblichen Abteilungen des Katalogs
mögen ferner zur Charakteristik der Auktion
Malmede beitragen: Oudenaarde-Tapisserie,
Anfang 17. Jahrh., 2500 dH; Tournai-Point-
Behang der gleichen Epoche 3500 <Ä; Tiroler
Dieta in Ton, Anfang 15. Jahrh., 2000 M.
Die Versteigerung der Dubletten des
Kölner Kunstgewerbe-Museums
(10. Dezember) verschaffte diesem Institut,
dem in der jetzigen Krisenzeit städtische Zu-
schüsse nicht zur Verfügung stehen, Bar-
mittel, die es zu seiner im Gang befindlichen,
heutigen Anforderungen entsprechenden Neu-
ordnung und Neuformung brauchte. Die bei
dieser Auktion durch Lempertz erzielten
Preise waren fast durchweg gut, ins-
besondere befriedigten die deutschen
Geschirrporzellane des 18. Jahrh., die
antiken Zinngegenstände, Bronzen,
geschnitzten Füllungen.
Im Anschluß an diese Dubletten-
Auktion versteigerte Lempertz Ge-
mälde alter Meister und ost-
asiatisches Kunstgewerbe. Die er-
zielten Preise konnten allen Anspruch
auf Beachtung machen. Wir nennen
an dieser Stelle nur einiges: Slinge-
land, Kücheninterieur, 2900 M;
3. Wynants, Landschaft mit Herde
(39 : 49 cm) 2000 A. v. d. Velde,
Kleines Herdenbild (30:35 cm),
1750 dH; Roelof van Vries, Landschaft
mit Häusern, 1000 M; A. Palamedesz,
Gesellschaftsbild, 980 M; P. de Laer,
Kleines Reiterbild (29 : 34 cm), 500 dH;
J. J. Horemans, Wirtsstube, 710 dH.
Am 5. Dezember ließ Exzel-
lenz Wallraf bei Lempertz Teile
seines Kunstbesitzes versteigern. Es
handelte sich um 29 Gemälde alter
Meister, einige zwanzig Plastiken und
eine Anzahl antiker Möbel. Von den
Lilderpreisen notieren wir hier: Jan
hyt, Jagdbeute, 750 dH; Isaak Isaaks-
zen, Mars und Venus, 480 dH; Peter
hely, Damenbildnis, 505 dH; Raguenau,
Herrenbildnis, 460 <A; L. van Uden,
Unter den
__. die höchsten
Preise: Tiroler Pieta vom Anfang
M. Jahrh. 1800 dH; eine Madonna des
Meisters vom Bodensee (1. Hälfte
16- Jahrhunderts) 850 dH; eine kleine
kölnische Madonna, Ende 15. Jahrh.,
400 eine schwäbische Madonna,
Anfang 16. Jahrh., 360 dH. Die an-
tiken Möbel wechselten bei regem
Interesse zu annehmbaren Preisen
mren Besitzer. Wir erwähnen:
Kleine ital. Barock-Kommode 390 dH;
Renaissance-Kleiderschrank 400 M; Louis XVI-
zylinderbüro 240 dH.
Eine weitere Lempertz-Auktion dieser
lerbstsaison war das Angebot vom 27. bis
y- Oktober, unter dem sich die Sammlung
beschnittener deutscher Gläser aus dem Nach-
Dr. B. Levy, Köln, befand. Von den
fasern brachten die höchsten Ergebnisse: Ein
*.°tsdamer Pokal, Mitte 18. Jahrh., mit 115 dH;
*m schlesischer Pokal in Hoch- und Tiefschnitt
. 1 125 dH, ein schlesischer Deckelpokal aus
er Mitte des 18. Jahrh. mit 105 cÄ.
s„tW euzeitliche Gemälde meist deut-
er Meister des 19. Jahrh. brachte die Auk-


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lieber verweilt, als z. B. in der Sezession oder
in der Juryfreien. Ein guter Zeichenlehrer kann
gute Leistungen aus den Kindern herausholen.
Es gibt keine Klasse, die nicht mehrere bild-
nerisch begabte Kinder enthielte. Bei den hier
ausgestellten Arbeiten hat man allerdings
mehrfach den Eindruck, daß auch ungeeignete
Lehrer tätig sind. Man errät das aus der Art
der Themenstellung und der Darstellung,
welche die dem Kinde eigentümlichen Mittel
nicht genügend zum Ausdruck kommen läßt.
Der große Wurf, das unbefangene und phan-
tasiereiche Erzählen, das oft ganz seltsam kom-
plizierte und doch so sichere Komponieren und
heitere Kolorieren: sie sind diesmal in nur we-
nigen guten Beispielen anzutreffen und halten
keinen Vergleich mit den Resultaten der Auf-
bauschulen aus. Gut sind die kunstgewerb-
lichen Arbeiten aus dem Werkunterricht, be-
sonders die Flechtarbeiten und Textilien. Die
zeichenpädagogische Behandlung der älteren
Kinder, der 15- bis 18 jährigen also, ist noch
immer etwas problematisch. Für diese schwie-
rigste Entwicklungsperiode müßte man neue
Wege finden, um das Einmünden kindlicher
Kunstübung in konventionelle Formen zu ver-
hindern. Hier müßte, mehr als bisher, durch
umsichtige Leitung die Nachahmung von Vor-
bildern vermieden, Selbständigkeit und Exakt-
heit gefördert werden. K.
Ausstellungen in der
Staatl. Graphischen
Sammlung in München
Bei diesen, das neue Jahr einleitenden Aus-
stellungen ist wiederum der erste Saal einem
lebenden Künstler gewidmet. Diesmal ist das
zeichnerische Werk Hermann Gröbers (geb.
1865 in Wartenberg) in einer Vollständigkeit
vereinigt, die einen Überblick über seine Ent-
wicklung vom Anfang der 80er Jahre bis auf
unsere Tage bietet. Bis auf die flüchtige
Skizze zeigt es den ungemein sicheren Blick
für das Malerische, das Körperhaft-Charakte-
ristische, worin sich der Künstler auch in den
späteren Akten und Bildnissen treu bleibt.
Im zweiten Saale erfreuen wir uns vor
allem der Graphik von und um Giov. Batt.
T i e p o 1 o. In einem prachtvollen Drucke ist
das Hauptblatt ausgestellt: Die Anbetung der
Weisen. Interessant ist es, zu sehen, wie die
Söhne nach den Gemälden des Vaters und in
seinem Geiste gestochen haben. Etwas Über-
wältigendes sind die großen Blätter der
Dresdener Folge, die Bernardo Belotto (Cana-
letto) nach eigenen Gemälden gestochen hat.
Man weiß nicht, was man hier mehr bewundern
soll: das künstlerische, technische, perspekti-
vische Können oder die Staffage. Sein Onkel
Antonio Canale hat eine Folge von Dogen-
bildern gemalt, die in Stichen von Brustoloni
zu sehen sind. Unvergleichlich sind die
Vedutenstiche Canales aus Venedig und seiner
Umgebung. Mit der lichten, lockeren Nadel-
führung schildert er die Lagunen-Atmosphäre
fast noch besser als mit seinem exakten Pinsel.
Tiere in der Kunst
Kestnergese 11 schaft, Hannover
Unter diesem Titel zeigt die Januar-Aus-
stellung der Kestner-Gesellschaft in Hannover
Werke von Gaul, Franz Marc, Sintenis und
Matare. Die Idee dieser Ausstellung ist gut;
denn dies ist überhaupt heute noch die einzig
produktive und sinnvolle Art, Ausstellungen
zu veranstalten: Kunstwerke um ein Thema
oder um einen Begriff ästhetischer oder sozio-
logischer Art zu gruppieren. Wie aufschluß-
reich, in dieser Ausstellung von den kleinen
Plastiken der Sintenis zu den Aquarellen von
Franz Marc zu gehen, diese unglaublichen
Gegensätze zwischen einer ins Geniale poten-
zierten Verspieltheit und einem Erlebnis der
Tierseele zu spüren, das sich mit dem er-
schütterten Ahnen kommender Dinge ver-
mengt. Und dann die Mataresche Gestaltungs-
weise, diese wunderschöne formale Equilibri-
stik, diese Reduktion der Tierform auf die Ur-
grenze ihrer Oberfläche, die voll Einfachheit
das tierische Wesen umhüllt.
Daß man im übrigen auch heute mit Aus-
stellungen Erfolg haben kann, wenn sie ein
gleichbleibend qualitätvolles Niveau bei-
behalten, das zeigt die Tatsache, daß die
Kestner-Gesellschaft 1931 über 6500 Besucher
gegenüber 5000 Besuchern im Jahre 1930 auf-
weisen kann. Gleichzeitig hat sich ihre Mit-
gliederzahl um etwa 15 % vergrößert.
Werner Goldschmidt
Das alte und neue Buch
Der Kölnische Kunstgewerbe-
Verein veranstaltet im Lichthof des Kunsi-
gewerbe-Museums bis Anfang Januar eine Aus-
stellung „Das alte und das neue Buch“. Aus
unbekannten Schätzen des Museums und
Privatbesitz werden Bucheinbände vom
14. Jahrhundert bis zum modernen Photomon-
tage-Umschlag, Vorsatzpapiere, darunter sel-
tene goldgeprägte des 17. Jahrhunderts, und
schöne Drucke gezeigt. Eine besondere Ab-
teilung bildet die Buch-Illustration. Neben
Pflanzen- und Tierbüchern, Kinderbüchern und
Modezeitschriften werden Atlanten, statistische
Werke, Architektur-Bücher u. a. ausgestellt.

Wir zahlen Ul , KT „
< Mk. der Nr.2 vom
pro Exemplar kJ Jahrgang 1927
WELTKUNST-VERLAG, BERLIN
 
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