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DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 5 vom 31. Januar 1932
Aus preußischem Fürstenbesitz
in die vatikanische Bibliothek
Unter den Kunstgegenständen und Anti-
quitäten, die in jüngster Zeit aus dem Besitz
des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen
zur Versteigerung gelangten, befand sich auch
ein wertvolles Papyrus-Dokument, einen
lateinischen Kaufvertrag enthaltend, das in
den Besitz der vatikanischen Bibliothek über-
ging. Diese dürfte, wie jetzt angenommen
wird, den ihr durch den Einsturz zugefügten
Schaden zum großen Teil durch Ankäufe im
Antiquariatshandel ersetzen können.
Vorgeschichtlicher Kunstfund
In der Isturitz-Höhle in Südfrankreich, die
schon reiche Ausbeute vorgeschichtlicher
Kleinkunst geliefert hat, ist jetzt ein gravier-
ter Knochen gefunden worden, der besonders
bemerkenswert erscheint. Das dem älteren
Magdalenien entstammende Stück zeigt auf
der einen Seite einen wütenden Bison, der in
der Flanke zwei Pfeile mit Widerhaken trägt.
Auf der anderen Seite sind zwei menschliche
Figuren eingeritzt: ein Mann, der die Hände
wie flehend erhebt, und oberhalb davon eine
nackte Frau von sehr kräftigen Formen, die,
anscheinend infolge einer Verstümmelung des
Stückes, ohne Kopf ist und der, was man
bisher nur bei Tierdarstellungen kannte, im
Schenkel ebenfalls ein Pfeil steckt. Der Fund
ist geeignet, die vielerörterte Frage nach dem
Sinn der vorgeschichtlichen Kunst wieder auf-
zurollen, da es naheliegt, in der Art der Dar-
stellung ein Beispiel magischer Besitz-
ergreifung zu sehen, wie sie den Vorstellungen
primitiver Völker entspricht.
Los Angeles-Museum
Unter den Neuerwerbungen, die der neueste
Rechenschaftsbericht des Los Angeles-Museums
(Kalifornien) aufzählt, befindet sich auch ein
Wandgemälde von August Fitger (1840 bis
1909), „Icarus, der Entdecker des Weins“.
Dieser sowohl als Dichter, Dramatiker, Kompo-
nist und Maler bekannte, in Bremen tätige
Künstler ist durch seine Monumentalarbeiten
im Dom und Rathaus von Bremen bekannt ge-
worden. Stilistisch steht das erwähnte Fresko
den Spätwerken Feuerbachs nahe.
Finanzamt gegen Kunstsammler
Der Wegzug der Sammlung Oskar
Schmitz aus Dresden, über den wir in Nr. 4
berichteten, ist, wie das „Kunstblatt“ mitzu-
teilen weiß, einzig auf das Verhalten des
Finanzamts zurückzuführen. Der Schweizer
Sammler hatte seinen kostbaren Besitz dem
sächsischen Staat für die Dresdener Galerie
vermacht, bis das Finanzamt die Sammlung als
Vermögenswert schätzen ließ und die Ver-
steuerung der vor 30 Jahren zu bedeutend nied-
rigeren Preisen erworbenen Gemälde verlangte.
Schmitz zog die logische Konsequenz, stürzte
sein Testament um und kehrte mit seinem ge-
samten Kunstbesitz in sein Heimatland zurück,
um nunmehr die Sammlung einem Schweizer
Museum als Leihgabe zu überlassen.
Die in diesem Falle besonders kraß zutage
tretende Kurzsichtigkeit amtlicher Stellen hat
hier nicht nur den deutschen Kunstbesitz emp-
findlich geschädigt, sondern auch eine in ihrer
Großzügigkeit in Deutschland so seltene Geste
mit einem Vorgehen beantwortet, dessen
ideeller Schaden durch Abschreckung anderer
Sammler kaum wiedergutzumachen ist.
Neue Ergebnisse der deutschen
Ausgrabungen in Babylonien
Das dritte Jahr der seit 1928/29 durch die
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft
in Uruk-Warka, der Stätte des babylonischen
Gilgamesch-Epos, vorgenommenen Ausgrabun-
gen hat die dort gewonnenen, für die Kenntnis
von vier Jahrtausenden menschlicher Kultur
überaus wichtigen Ergebnisse wieder wesent-
Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16
lieh bereichert. Nach dem Bericht des Leiters,
Dr. Julius Jordan in Bagdad, sind über-
raschende architektonische Funde aus frühe-
ster vorgeschichtlicher Zeit gelungen, unter
denen sich monumentale Fronten mit Stift-
mosaiken und erstmalig ein Gipfeltempel auf
uraltem Tempelturm befinden, ferner Schich-
tenforschungen bis in die Tiefen der frühesten
bemalten Keramik; äußerst lebendige Tier-
figuren aus gebranntem Ton und schlanke
menschliche Figuren stellen uns vor eine Fülle
neuer Probleme der Urformen. Dazu kommen
Hunderte von piktographischen Tafeln aus dem
Urbeginn der Schrift.
Um die Wiener Werkstätte
Professor Josef Hoffmann hat die
künstlerische Leitung der „Wiener Werk-
stätte“ niedergelegt. Die ihr angegliederten
kunstgewerblichen Werkstätten sollen aufge-
löst, die Künstler entlassen werden. Auf diese
Weise dürfte von der berühmten „Wiener
Werkstätte“, die gleichwohl von der Geschäfts-
leitung weitergeführt werden soll, nicht viel
mehr als der Firmenname übrig bleiben.
Neue Pariser Galerie
Im Sportpalast, Boulevard de Gr e -
n e 11 e , wo eine Kunsteisbahn in Mode ist,
und wo die Sechstagerennen stattfinden,
wurde in den Klubräumen eine Galerie er-
Daumier, weiter zu Andre Gill, Felicien Rops,
Adolf Menzel und den Neueren.
Auf zeitliche Anordnung ist in der Aus-
stellung verzichtet. Sie faßt das Bildmaterial
gruppenweise zusammen: der Journalist, In-
halt und äußere Erscheinung der Presse, der
Zeitungsleser, Zensur und Pressefreiheit, Zei-
tung und Politik, die Verbreitung der Presse-
erzeugnisse durch den Zeitungsverkäufer und
Zettelankleber, in älterer Zeit durch den Aus-
rufer und Postreiter — damit sind die ein-
zelnen Abteilungen kurz angedeutet.
Gemälde und Zeichnungen
der holländischen Königin
Im Koninklijke Kunstzaal Kley-
kamp im Haag wurde die Ausstellung der
eigenen Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen
der holländischen Königin eröffnet. Die Aus-
stellung umfaßt 22 Gemälde, 25 Ölstudien und
35 Zeichnungen. Die meisten Bilder umfassen
die Zeit von 1921 bis 1931 und wurden von der
Königin auf ausländischen Reisen gemalt.
Unter diesen befinden sich zahlreiche Berg-
landschaften aus den norwegischen Fjorden,
dem Rhonetal, aus Bayern, den Vogesen, Tirol,
der Schweiz und dem Elsaß. Aber auch die
Schönheiten des eigenen Landes, insbesondere
der waldreichen Strecken, die den Sommersitz
der königlichen Familie, das Schloß Het Loo
Domenico Ghirlandajo (zugeschrieben — attribue ä — attributed to):
Madonna
Collection C. v. Reininghaus, Wien
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Neue Galerie, Wien
öffnet, die dank der sportlich-mondänen Um-
gebung einen ganz besonderen Reiz besitzt.
Eröffnet wurde diese Galerie mit einer um-
fangreichen Ausstellung der Werke der deut-
schen Künstlerin Hedwig Woermann, über
deren Malerei auf Seidenstoffe und Brokate
—• in Form chinesischer Rollbilder ■— wir be-
reits im vorigen Jahre anläßlich ihrer erfolg-
reichen Ausstellung in der „Galerie de la Re-
naissance“ berichtet haben. Ein „Thee-Coc-
tail“ in den Klubräumen, der die vornehmsten
Mitglieder der französischen Gesellschaft, der
deutschen Botschaft und der deutschen Kolonie
vereinte, gab dem Unternehmen dieser neuen
Galerie einen würdigen Auftakt. Dr. F. N.
Die Presse in Bildern
aus vier Jahrhunderten
Unter dem Titel „Die Presse in Bildern
aus vier Jahrhunderten“ hat das Städti-
sche Schloßmuseum in Mannheim
in seinen Sonderausstellungsräumen eine neue
Schau eröffnet, deren Dauer auf etwa zwei
Monate berechnet ist. Zahlreiche öffentliche
und private Sammlungen haben Leihgaben
beigesteuert. Wie Museumsdirektor Professor
Dr. Walter in seiner Eröffnungsansprache
betonte, war es besonders schwierig, das Ma-
terial beizuschaffen, weil dieses Spezialthema
bisher wenig Beachtung gefunden hat. Die
Ausstellung ist ein erster Versuch, auf kul-
turgeschichtlicher Grundlage zu zeigen, wel-
chen Niederschlag die Presse selbst in der
Kunst gefunden hat. Sie beginnt mit graphi-
schen Blättern von Jost Amman, Jan Joris
van Vliet und Abraham von Werdt, führt dann
über das 18. Jahrhundert mit Arbeiten von
Chodowiecki, Boilly, Grandville, Rowlandson
zu den überragenden Blättern eines Honore
bei Apeldoorn, umgeben, finden sich in den
Bildern.
Max Littmann-
Gedächtnis-Ausstellung
München, Residenz
„Seit Schinkel und Semper war unter den
Theaterbaumeistern keiner mehr erstanden, der
in diesem Maße einschneidende Reformen des
Bühnenbaues heraufgeführt hätte wie er“,
sagt Gg. .T. Wolf im Geleitwort, das er dem
Kataloge dieser Ausstellung vorausgeschickt
hat. Man steht fast erschrocken vor dieser
Menge großer und ganz großer Aufgaben, die
der unermüdliche Baukünstler, der im vorigen
Jahre von uns gegangen ist, bewältigt hat.
Dabei sind es nur die Hauptwerke, die hier
zu sehen sind: das Doppeltheater zu Stutt-
gart, das Prinzregenten-Theater, die von
Weimar, Charlottenburg, Hildesheim, Posen
usw. Von dem Kleinod unter ihnen, dem be-
klagenswerterweise fast vergessenen Mün-
chener Künstlertheater, das uns an Münchens
große Zeit erinnert, ist ein herrliches Modell
der Bühne und des Zuschauerraumes zu sehen.
Littmann war der geborene Theaterarchitekt.
Aber auf der gleichen Höhe wie seine Theater
stehen die Kissinger Kurhausbauten, die Mün-
chener Anatomie, die Banken und Privat-
häuser.
Stein-Ausstellung
„Welch ein Edelstein ist dieser Stein“,
schreibt Friedrich A. Krummacher am 6. Ok-
tober 1833 an Gottschalk D. Baedecker. Dieser
Brief bildet einen Teil der reichen Sammlung
von Briefen, Urkunden, Bildnissen, Plastiken
usw., die Freiherrn von Stein und seinen Kreis
betreffen und die die Stadtbibliothek
Dortmund unter der Leitung ihres Direktor
Dr. Erich Schulz zusammengebracht und
durch eine Ausstellung der Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht hat. Die Bibliothek legt
diese Zeugnisse des Lebens und Wirkens Steins
und seiner Zeitgenossen nach einigen Haupt-
gesichtspunkten geordnet vor, und zwar folgen
wir zunächst an Hand des hübschen Kataloges
dem berühmten Staatsmann in seine Jugend.
Wir finden Originalradierungen des Schlosses
Stein, Bilder aus Steins Lebenskreis und einen
Brief seines Lehrers August L. v. Schloezer.
Dann bekommen wir Einblick in seine vielsei-
tige Tätigkeit in der Provinzialverwaltung,
Staatsleitung und Reform durch zahlreiche
Briefe und Dienstschreiben Steins, u. a. an den
Kurfürst Erzbischof Karl von Dalberg, den
Minister Graf Schulenburg usw. Friedrich der
Große ist vertreten mit einer Kabinettsorder
und Blücher mit einem eigenhändigen Brief. -—
Die zweite Abteilung gibt eine Vorstellung von
Steins Kämpfen unter der Fremdherrschaft
und seinem Streben nach der Befreiung. Viele
wichtige Persönlichkeiten jener Epoche sind
hier durch Autographen vertreten, u. a. auch
Goethe. An Lebendigkeit gewinnt die Schau
außerordentlich durch die vielen augezeich-
neten Bilder und Stiche. •— Nun begleiten wir
den Freiherrn wieder in seine westfälische
Heimat zurück. Unter den zahlreichen, von
seinem auch nun wissenschaftlichen Wirken
Zeugnis ablegenden Briefen und Dokumenten
sind zwei im Katalog faksimilierte Stücke be-
sonders zu nennen. Es sind dies ein Brief vom
13. Februar 1816 an den Grafen Nostiz und ein
Promemoria über die Fortschritte der Preußi-
schen Regierung seit 1817. Verschiedene
Altersbildnisse des großen Westfalen be-
schließen die seinem Andenken gewidmete Aus-
stellung. By.
Personalien
Harry Fuld f. Im Alter von 53 Jahren
starb der Berliner Großindustrielle Harry Fuld,
der auch als passionierter Sammler und Kunst-
liebhaber bekannt war, auf einer Geschäfts-
reise in Zürich.
Information
Julius Schlesinger, der langjährige
Teilhaber der Firma Hugo Helbing in Berlin,,
ist infolge freundschaftlichen Übereinkommens-
aus diesem Hause ausgetreten und eröffnet am
1. Februar in der Viktoriastraße 28 eine eigene
Kunsthandlung, in der er Gemälde alter und neuer
Meister ausstellt.
Das Berliner Haus Hugo H e 1 b i n g wird in.
engster Verbindung mit den gleichnamigen
Münchner und Frankfurter Firmen in unveränder-
ter Weise fortgeführt.
UNTER KOLLEGEN
TV. 'Der Sportsmann
— Oh, ich bin verrückt nach allen Sport-
arten! Jeden Tag bin ich stunden- und
stundenlang hier, um die Sportler trainieren
zu sehen.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennästr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
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in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im:
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abeelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Veriagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 5 vom 31. Januar 1932
Aus preußischem Fürstenbesitz
in die vatikanische Bibliothek
Unter den Kunstgegenständen und Anti-
quitäten, die in jüngster Zeit aus dem Besitz
des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen
zur Versteigerung gelangten, befand sich auch
ein wertvolles Papyrus-Dokument, einen
lateinischen Kaufvertrag enthaltend, das in
den Besitz der vatikanischen Bibliothek über-
ging. Diese dürfte, wie jetzt angenommen
wird, den ihr durch den Einsturz zugefügten
Schaden zum großen Teil durch Ankäufe im
Antiquariatshandel ersetzen können.
Vorgeschichtlicher Kunstfund
In der Isturitz-Höhle in Südfrankreich, die
schon reiche Ausbeute vorgeschichtlicher
Kleinkunst geliefert hat, ist jetzt ein gravier-
ter Knochen gefunden worden, der besonders
bemerkenswert erscheint. Das dem älteren
Magdalenien entstammende Stück zeigt auf
der einen Seite einen wütenden Bison, der in
der Flanke zwei Pfeile mit Widerhaken trägt.
Auf der anderen Seite sind zwei menschliche
Figuren eingeritzt: ein Mann, der die Hände
wie flehend erhebt, und oberhalb davon eine
nackte Frau von sehr kräftigen Formen, die,
anscheinend infolge einer Verstümmelung des
Stückes, ohne Kopf ist und der, was man
bisher nur bei Tierdarstellungen kannte, im
Schenkel ebenfalls ein Pfeil steckt. Der Fund
ist geeignet, die vielerörterte Frage nach dem
Sinn der vorgeschichtlichen Kunst wieder auf-
zurollen, da es naheliegt, in der Art der Dar-
stellung ein Beispiel magischer Besitz-
ergreifung zu sehen, wie sie den Vorstellungen
primitiver Völker entspricht.
Los Angeles-Museum
Unter den Neuerwerbungen, die der neueste
Rechenschaftsbericht des Los Angeles-Museums
(Kalifornien) aufzählt, befindet sich auch ein
Wandgemälde von August Fitger (1840 bis
1909), „Icarus, der Entdecker des Weins“.
Dieser sowohl als Dichter, Dramatiker, Kompo-
nist und Maler bekannte, in Bremen tätige
Künstler ist durch seine Monumentalarbeiten
im Dom und Rathaus von Bremen bekannt ge-
worden. Stilistisch steht das erwähnte Fresko
den Spätwerken Feuerbachs nahe.
Finanzamt gegen Kunstsammler
Der Wegzug der Sammlung Oskar
Schmitz aus Dresden, über den wir in Nr. 4
berichteten, ist, wie das „Kunstblatt“ mitzu-
teilen weiß, einzig auf das Verhalten des
Finanzamts zurückzuführen. Der Schweizer
Sammler hatte seinen kostbaren Besitz dem
sächsischen Staat für die Dresdener Galerie
vermacht, bis das Finanzamt die Sammlung als
Vermögenswert schätzen ließ und die Ver-
steuerung der vor 30 Jahren zu bedeutend nied-
rigeren Preisen erworbenen Gemälde verlangte.
Schmitz zog die logische Konsequenz, stürzte
sein Testament um und kehrte mit seinem ge-
samten Kunstbesitz in sein Heimatland zurück,
um nunmehr die Sammlung einem Schweizer
Museum als Leihgabe zu überlassen.
Die in diesem Falle besonders kraß zutage
tretende Kurzsichtigkeit amtlicher Stellen hat
hier nicht nur den deutschen Kunstbesitz emp-
findlich geschädigt, sondern auch eine in ihrer
Großzügigkeit in Deutschland so seltene Geste
mit einem Vorgehen beantwortet, dessen
ideeller Schaden durch Abschreckung anderer
Sammler kaum wiedergutzumachen ist.
Neue Ergebnisse der deutschen
Ausgrabungen in Babylonien
Das dritte Jahr der seit 1928/29 durch die
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft
in Uruk-Warka, der Stätte des babylonischen
Gilgamesch-Epos, vorgenommenen Ausgrabun-
gen hat die dort gewonnenen, für die Kenntnis
von vier Jahrtausenden menschlicher Kultur
überaus wichtigen Ergebnisse wieder wesent-
Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16
lieh bereichert. Nach dem Bericht des Leiters,
Dr. Julius Jordan in Bagdad, sind über-
raschende architektonische Funde aus frühe-
ster vorgeschichtlicher Zeit gelungen, unter
denen sich monumentale Fronten mit Stift-
mosaiken und erstmalig ein Gipfeltempel auf
uraltem Tempelturm befinden, ferner Schich-
tenforschungen bis in die Tiefen der frühesten
bemalten Keramik; äußerst lebendige Tier-
figuren aus gebranntem Ton und schlanke
menschliche Figuren stellen uns vor eine Fülle
neuer Probleme der Urformen. Dazu kommen
Hunderte von piktographischen Tafeln aus dem
Urbeginn der Schrift.
Um die Wiener Werkstätte
Professor Josef Hoffmann hat die
künstlerische Leitung der „Wiener Werk-
stätte“ niedergelegt. Die ihr angegliederten
kunstgewerblichen Werkstätten sollen aufge-
löst, die Künstler entlassen werden. Auf diese
Weise dürfte von der berühmten „Wiener
Werkstätte“, die gleichwohl von der Geschäfts-
leitung weitergeführt werden soll, nicht viel
mehr als der Firmenname übrig bleiben.
Neue Pariser Galerie
Im Sportpalast, Boulevard de Gr e -
n e 11 e , wo eine Kunsteisbahn in Mode ist,
und wo die Sechstagerennen stattfinden,
wurde in den Klubräumen eine Galerie er-
Daumier, weiter zu Andre Gill, Felicien Rops,
Adolf Menzel und den Neueren.
Auf zeitliche Anordnung ist in der Aus-
stellung verzichtet. Sie faßt das Bildmaterial
gruppenweise zusammen: der Journalist, In-
halt und äußere Erscheinung der Presse, der
Zeitungsleser, Zensur und Pressefreiheit, Zei-
tung und Politik, die Verbreitung der Presse-
erzeugnisse durch den Zeitungsverkäufer und
Zettelankleber, in älterer Zeit durch den Aus-
rufer und Postreiter — damit sind die ein-
zelnen Abteilungen kurz angedeutet.
Gemälde und Zeichnungen
der holländischen Königin
Im Koninklijke Kunstzaal Kley-
kamp im Haag wurde die Ausstellung der
eigenen Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen
der holländischen Königin eröffnet. Die Aus-
stellung umfaßt 22 Gemälde, 25 Ölstudien und
35 Zeichnungen. Die meisten Bilder umfassen
die Zeit von 1921 bis 1931 und wurden von der
Königin auf ausländischen Reisen gemalt.
Unter diesen befinden sich zahlreiche Berg-
landschaften aus den norwegischen Fjorden,
dem Rhonetal, aus Bayern, den Vogesen, Tirol,
der Schweiz und dem Elsaß. Aber auch die
Schönheiten des eigenen Landes, insbesondere
der waldreichen Strecken, die den Sommersitz
der königlichen Familie, das Schloß Het Loo
Domenico Ghirlandajo (zugeschrieben — attribue ä — attributed to):
Madonna
Collection C. v. Reininghaus, Wien
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Neue Galerie, Wien
öffnet, die dank der sportlich-mondänen Um-
gebung einen ganz besonderen Reiz besitzt.
Eröffnet wurde diese Galerie mit einer um-
fangreichen Ausstellung der Werke der deut-
schen Künstlerin Hedwig Woermann, über
deren Malerei auf Seidenstoffe und Brokate
—• in Form chinesischer Rollbilder ■— wir be-
reits im vorigen Jahre anläßlich ihrer erfolg-
reichen Ausstellung in der „Galerie de la Re-
naissance“ berichtet haben. Ein „Thee-Coc-
tail“ in den Klubräumen, der die vornehmsten
Mitglieder der französischen Gesellschaft, der
deutschen Botschaft und der deutschen Kolonie
vereinte, gab dem Unternehmen dieser neuen
Galerie einen würdigen Auftakt. Dr. F. N.
Die Presse in Bildern
aus vier Jahrhunderten
Unter dem Titel „Die Presse in Bildern
aus vier Jahrhunderten“ hat das Städti-
sche Schloßmuseum in Mannheim
in seinen Sonderausstellungsräumen eine neue
Schau eröffnet, deren Dauer auf etwa zwei
Monate berechnet ist. Zahlreiche öffentliche
und private Sammlungen haben Leihgaben
beigesteuert. Wie Museumsdirektor Professor
Dr. Walter in seiner Eröffnungsansprache
betonte, war es besonders schwierig, das Ma-
terial beizuschaffen, weil dieses Spezialthema
bisher wenig Beachtung gefunden hat. Die
Ausstellung ist ein erster Versuch, auf kul-
turgeschichtlicher Grundlage zu zeigen, wel-
chen Niederschlag die Presse selbst in der
Kunst gefunden hat. Sie beginnt mit graphi-
schen Blättern von Jost Amman, Jan Joris
van Vliet und Abraham von Werdt, führt dann
über das 18. Jahrhundert mit Arbeiten von
Chodowiecki, Boilly, Grandville, Rowlandson
zu den überragenden Blättern eines Honore
bei Apeldoorn, umgeben, finden sich in den
Bildern.
Max Littmann-
Gedächtnis-Ausstellung
München, Residenz
„Seit Schinkel und Semper war unter den
Theaterbaumeistern keiner mehr erstanden, der
in diesem Maße einschneidende Reformen des
Bühnenbaues heraufgeführt hätte wie er“,
sagt Gg. .T. Wolf im Geleitwort, das er dem
Kataloge dieser Ausstellung vorausgeschickt
hat. Man steht fast erschrocken vor dieser
Menge großer und ganz großer Aufgaben, die
der unermüdliche Baukünstler, der im vorigen
Jahre von uns gegangen ist, bewältigt hat.
Dabei sind es nur die Hauptwerke, die hier
zu sehen sind: das Doppeltheater zu Stutt-
gart, das Prinzregenten-Theater, die von
Weimar, Charlottenburg, Hildesheim, Posen
usw. Von dem Kleinod unter ihnen, dem be-
klagenswerterweise fast vergessenen Mün-
chener Künstlertheater, das uns an Münchens
große Zeit erinnert, ist ein herrliches Modell
der Bühne und des Zuschauerraumes zu sehen.
Littmann war der geborene Theaterarchitekt.
Aber auf der gleichen Höhe wie seine Theater
stehen die Kissinger Kurhausbauten, die Mün-
chener Anatomie, die Banken und Privat-
häuser.
Stein-Ausstellung
„Welch ein Edelstein ist dieser Stein“,
schreibt Friedrich A. Krummacher am 6. Ok-
tober 1833 an Gottschalk D. Baedecker. Dieser
Brief bildet einen Teil der reichen Sammlung
von Briefen, Urkunden, Bildnissen, Plastiken
usw., die Freiherrn von Stein und seinen Kreis
betreffen und die die Stadtbibliothek
Dortmund unter der Leitung ihres Direktor
Dr. Erich Schulz zusammengebracht und
durch eine Ausstellung der Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht hat. Die Bibliothek legt
diese Zeugnisse des Lebens und Wirkens Steins
und seiner Zeitgenossen nach einigen Haupt-
gesichtspunkten geordnet vor, und zwar folgen
wir zunächst an Hand des hübschen Kataloges
dem berühmten Staatsmann in seine Jugend.
Wir finden Originalradierungen des Schlosses
Stein, Bilder aus Steins Lebenskreis und einen
Brief seines Lehrers August L. v. Schloezer.
Dann bekommen wir Einblick in seine vielsei-
tige Tätigkeit in der Provinzialverwaltung,
Staatsleitung und Reform durch zahlreiche
Briefe und Dienstschreiben Steins, u. a. an den
Kurfürst Erzbischof Karl von Dalberg, den
Minister Graf Schulenburg usw. Friedrich der
Große ist vertreten mit einer Kabinettsorder
und Blücher mit einem eigenhändigen Brief. -—
Die zweite Abteilung gibt eine Vorstellung von
Steins Kämpfen unter der Fremdherrschaft
und seinem Streben nach der Befreiung. Viele
wichtige Persönlichkeiten jener Epoche sind
hier durch Autographen vertreten, u. a. auch
Goethe. An Lebendigkeit gewinnt die Schau
außerordentlich durch die vielen augezeich-
neten Bilder und Stiche. •— Nun begleiten wir
den Freiherrn wieder in seine westfälische
Heimat zurück. Unter den zahlreichen, von
seinem auch nun wissenschaftlichen Wirken
Zeugnis ablegenden Briefen und Dokumenten
sind zwei im Katalog faksimilierte Stücke be-
sonders zu nennen. Es sind dies ein Brief vom
13. Februar 1816 an den Grafen Nostiz und ein
Promemoria über die Fortschritte der Preußi-
schen Regierung seit 1817. Verschiedene
Altersbildnisse des großen Westfalen be-
schließen die seinem Andenken gewidmete Aus-
stellung. By.
Personalien
Harry Fuld f. Im Alter von 53 Jahren
starb der Berliner Großindustrielle Harry Fuld,
der auch als passionierter Sammler und Kunst-
liebhaber bekannt war, auf einer Geschäfts-
reise in Zürich.
Information
Julius Schlesinger, der langjährige
Teilhaber der Firma Hugo Helbing in Berlin,,
ist infolge freundschaftlichen Übereinkommens-
aus diesem Hause ausgetreten und eröffnet am
1. Februar in der Viktoriastraße 28 eine eigene
Kunsthandlung, in der er Gemälde alter und neuer
Meister ausstellt.
Das Berliner Haus Hugo H e 1 b i n g wird in.
engster Verbindung mit den gleichnamigen
Münchner und Frankfurter Firmen in unveränder-
ter Weise fortgeführt.
UNTER KOLLEGEN
TV. 'Der Sportsmann
— Oh, ich bin verrückt nach allen Sport-
arten! Jeden Tag bin ich stunden- und
stundenlang hier, um die Sportler trainieren
zu sehen.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennästr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im:
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abeelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Veriagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19