6
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 6 vom 7. Februar 1932
vci» Uebei^All
Rembrandt am Kunstmarkt
Eine außergewöhnlich glückliche, künstle-
risch wie kunsthistorisch gleich wichtige Neu-
erwerbung ist der Galerie van Diemen-
Dr. Benedikt in Berlin geglückt. Es
handelt sich um das bisher völlig unbekannte
Bildnis von Rembrandts Vater in orientalischer
Kleidung, von Rembrandt signiert und 1633
datiert. Das nur wenig umfangreiche Ge-
mälde (52 :38 cm) darf zu den reizvollsten
und malerisch bedeutendsten Frühwerken des
Künstlers gerechnet werden, und ist von
Friedländer wie von Martin als völlig un-
zweifelhaft anerkannt worden.
Bei dieser Gelegenheit sei darauf hin-
gewiesen, daß auf der Amsterdamer Früh-
jahrsauktion bei Frederik Muller (vgl.
„Weltkunst“, Nr. 2) auch die beiden, von der
letztjährigen Nemes-Versteigerung bekannten
Gemälde Rembrandts, „Saskia als Minerva“
und „Fabius Maximus“, wiederum ausgeboten
werden.
Mercurius Orator
Das National-Museum in Rom be-
sitzt bekanntlich eine antike Kopie des Mer-
curius Orator, während das Original ver-
schollen war. Ein glücklicher Fund hat nun-
mehr die echte Statue nahezu unversehrt der
Welt wiedergegeben. Nahe bei Anzio in einer
Tiefe von 40 Metern sahen Fischer auf dem
Meeresgrund eine Marmorstatue von etwa na-
türlicher Größe, und nach Einholung der Ber-
gungserlaubnis wurde die Statue an Land ge-
bracht. Die Fundstätte liegt in der Nähe
jener Zone, in der die Villen Neros und Maecenas
gestanden sind. Die Statue erwies sich als
bewundernswert gut erhalten. Trotz des viel-
jahrhundertelangen Einflusses des Meer-
wassers ist der Marmor nahezu nicht er-
weicht. Die Statue erwies sich schon bei den
ersten flüchtigen Untersuchungen der Super-
intendenz der antiken Denkmäler Roms als der
Mercurius Orator und zwar als das Original
zu der römischen Kopie. Es handelt sich um
eine nackte Männerfigur ausgezeichneter
Körpermodellierung. Das Haupt ist von dem
typischen geflügelten Merkurhelm geschützt,
über den linken Arm ist ein reich gefalteter
Mantel geworfen. Der Statue fehlt der rechte
Arm; abgebrochen und verschwunden sind
ferner die Beine etwas oberhalb der Knie.
Gesicht und Körper sind vollkommen unbe-
schädigt und in ausgezeichnetem Zustand.
—th
Die Ausgrabungen von Cluny
Ueber die mehrere Jahre lang an der Stätte
der hochberühmten und auch für den. deutschen
Kirchenbaustil epochemachenden Basilika des
hl. Hugo von Cluny vorgenommenen Grabun-
gen legt deren Leiter, Prof. K. J. Conant von
der Harvard-Universität, jetzt zusammenfas-
send Rechenschaft ab. Er berichtet im beson-
deren von der Auffindung des Grabes des Pe-
trus Venerabilis, der die nach dem Tode des
hl. Hugo eingerissene Verweltlichung des
Ordens bekämpfte und den Kirchenbau seiner
Vollendung entgegenführte, ferner von der
Entdeckung eines unterirdischen, nach einem
benachbarten Schlosse führenden Ganges, der
östlichen Hälfte der Basilika und zahlreicher
Reste von Skulpturen und Malereien. Die
Amerikanische Akademie für mittelalterliche
Studien wird ein umfangreiches Werk über
Cluny herausgeben.
Forschungen in China
J e h o 1, die einst glänzende Residenz der
Mandschu-Dynastie, das Potsdam oder Ver-
sailles Chinas, ist heute dem Verfall geweiht.
Diese einzigartige Stätte altchinesischer Kunst
in der Zeit ihrer höchsten Blüte mit ihrem
Leben, ihren historischen und höfischen Ge-
schehnissen lebendig zu machen, unternimmt
ein neues Buch von Sven H e d i n , „Jehol, die
Kaiserstadt“, das demnächst bei F. A. Brock-
haus erscheint. Beigegeben sind 78 Abbil-
dungen, darunter 13 Handzeichnungen von
Hedin selbst. Jehols Glanzpunkt, der Goldene
Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16
Pavillon, soll als der schönste Tempel der
Mongolei auf den Wunsch eines in Amerika
lebenden schwedischen Mäzens, der Sven
Hedin große Mittel zur Fortführung seiner
wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung
gestellt hat, in einer getreuen Nachbildung auf
der Weltausstellung von Chikago gezeigt
werden.
Das Deutsche Spielzeugmuseum
in Sonneberg
Diese höchst eigenartige Sammlung, auf
die wir bereits kurz in Nr. 4 der „Weltkunst“
hinwiesen, befindet sich im ersten Stockwerk
der Staatlichen Industrieschule. Sie zeigt in
Entwicklungsreihen den geschichtlichen Werde-
gang des Sonneberger Holzspielzeuges, der
Spielwaren aus plastischen Massen, der Sonne-
berger Spieltiere und Puppen. Außerdem sind
Erzeugnisse fast aller Spielwarenproduktions-
gebiete des In- und Auslandes, sowie antike
Spielzeuge, vertreten. Ein besonderer Glücks-
umstand hat es gefügt, daß das erste Sonne-
berger Ausstellungsstück für die internationale
Bandes, der rechtzeitig zum Goethetag bei der
Preußischen Druckerei- und Verlags-Aktien-
gesellschaft in Berlin erscheinen wird, ist auf
32 Mark festgesetzt.
Wiedereröffnung des Kölner
Kunstgewerbemuseums
Am heutigen Tage wird das Kölner Kunst-
gewerbemuseum nach seiner völligen Umge-
staltung feierlich wiedereröffnet.
Wilhelm Ritter von Ofenheim f
Der auch in Sammlerkreisen bekannte
Großindustrielle Wilhelm v. Ofenheim ist am
26. Januar im Alter von zweiundsiebzig Jahren
im Wiener Cottage-Sanatorium an den Folgen
eines Herzleidens dahingegangen. Über die
Gemäldegalerie, die ihren Ruf vornehmlich
ihrem Bestand an Meisterwerken italienischer
Kunst verdankt, sind im „Pantheon“ (1929) und
in der englischen Kunstzeitschrift „Apollo“
(1930) Aufsätze aus der Feder unseres Wiener
Mitarbeiters Dr. Stephan Poglayen-Neuwall
Augsburger Meister, Anf. 16. Jahrhundert: Madonna
Bronze-Relief
Neuerwerbung des Deutschen Museums, Berlin
(Vgl. unsere Notiz in Nr. 4, S. 6)
Weltausstellung London 1851 und die „Thürin-
ger Kirmes“, die Gruppe für die Weltausstel-
lung Brüssel 1910, wiederum in den Besitz des
Museums gelangt sind, wo sie die zugkräftig-
sten Sehenswürdigkeiten bilden.
Detroiter Museurrfbleibt
geöffnet
Entgegen den immer wieder auftauchenden
Gerüchten von einer Schließung des Detroit
Institute of Arts (Dir. Dr. W. Val en -
tiner), ist die Aufrechterhaltung dieses
wichtigen Museums nunmehr endgültig ge-
sichert, nachdem die notwendigen Mittel, zwar
in beschnittenem Umfang, durch die Stadt und
durch Privatbeiträge bereitgestellt wurden.
Ein Goethe-Katalog
Zum 100. Todestage Goethes, der zuerst den
Gedanken eines Gesamtkatalogs für mehrere
Bibliotheken eines Landes gefaßt und das
Wort Gesamtkatalog geschaffen hat, gibt die
Preußische Staatsbibliothek von dem seit
dreißig Jahren vorbereiteten Gesamtkatalog
der preußischen Bibliotheken, dessen erster
Band vor kurzem erschienen ist, vorgreifend
den Abschnitt Goethe als Sonderband heraus.
Der „Gesamtkatalog Goethe“ umfaßt alle
Drucke aller Schriften Goethes, soweit sie bis
zum 1. Januar 1930 erschienen und bis zum
1. Februar 1932 auf den sechzehn preußischen,
dem Gesamtkatalog angeschlossenen Biblio-
theken und, insofern es sich um identischen
Besitz handelt, auf der Bayerischen Staats-
bibliothek und der Wiener Nationalbibliothek
vorhanden sind, im ganzen über 2700 Titel
Goethescher Schriften in allen ihren Erschei-
nungsformen vom Einzelblatt bis zu den sämt-
lichen Werken. Damit tritt zum erstenmal der
Besitz deutscher Bibliotheken an Drucken
Goethescher Schriften jeder Art in lebendiger
Deutlichkeit in Erscheinung. Der Preis des
erschienen. Ob die Sammlung bestehen bleiben
wird, ist ungewiß.
Personalien
Eugen Neumann f. Der bekannte Wiener
Kunsthändler Eugen Neumann, Chef der Fa.
Neumann & Salzer ist im Alter von
47 Jahren gestorben. Selbst früher Maler und
ein feinfühliger Kenner alter und neuer Kunst,
gehörten die von ihm seit 1925 veranstalteten
Ausstellungen („Böcklin“, „Oesterreichische
Barockmalerei“, „Das holländische Sittenbild“
usw.) zu den bemerkenswertesten Kunstereig-
nissen Wiens.
Dr. Rudolf Heinemann-Fleischmann, der
Inhaber der Münchener Galerie Fleischmann,
hat sich zu einer längeren Reise nach Amerika
eingeschifft, um die dortigen öffentlichen und
privaten Sammlungen zu studieren.
Münchener Chronik
Der neue Generaldirektor des Bayr. Natio-
nalmuseums, Dr. Hans Buchheit, hat
am 1. Februar sein Amt angetreten. Bei
seinem Abschied aus Stuttgart wurde er in
Anerkennung seiner zehnjährigen Tätigkeit
um die Kunst- und Denkmalspflege und den
Ausbau der Landeskunstsammlungen zum
lebenslänglichen Ehrenmitglied der Sachver-
ständigen-Ausschüsse bei den Landeskunst-
sammlungen in Stuttgart ernannt.
In der Sitzung des Münchener
Altertumsvereins am 1. Februar
kamen wieder eine Anzahl interessanter Ob-
jekte zur Besprechung: so ein Votivbild mit
der schwarzen Kölner Madonna auf einem
Schiffe, im Hintergrund das Stadtbild mit
dem Domkran um 1700, ferner eine wohl
frühchristliche Bronzelampe in Form einer
Taube, ein Nürnberger Schwarzlotglas, gute
niederländische Miniaturen usw. F.
Freunde der Graphischen
Sammlung München
Die 2. Sonderveranstaltung des Vereins
war. dem Thema „Entwurf und Ausführung“
gewidmet, wozu ein außerordentlich reiches,
den Werdegang des Bildgedankens von der
ersten flüchtigen Niederlegung bis zum ferti-
gen Bilde aufs Anschaulichste illustrierendes
Material der wichtigsten Schulen vom 15. bis
zum 19. Jahrhundert zusammengebracht war.
Hauptkonservator Dr. Thomas Much all
Viebrook, der sich der großen Mühe unter-
zogen hatte, dieses Material aus den Bestän-
den der Staatl. Graph. Slg. auszulesen und
durch Photos aus in- und ausländischen Mu-
seen bzw. nach den ausgeführten Fresken,
Bildteppichen usw. zu ergänzen, schilderte mit
großer Sachkenntnis die einzelnen Phasen deS
Wandels, den der Weg vom ersten Nieder-
schlag der Phantasie bis zur farbigen Voll-
endung im Laufe dieser Zeit durchgemacht
hat. Gleichzeitig verband er damit einen
Ueberblick über die stilistische Entwicklung
der Zeichenkunst im Verlauf der Epoche. Dies®
außerordentlich instruktive Sonderschau wird
demnächst in den Ausstellungssälen der Staat!-
Graph. Sammlung der Allgemeinheit zugäng-
lich gemacht.
Holländische Malerei
des 19. Jahrhunderts
Im Musee Moderne in Brüssel wurde am
30. Januar eine bedeutende, etwa 200 Gemälde
umfassende Ausstellung holländischer Malerei
des 19. Jahrhunderts eröffnet. Neben den Brü-
dern Maris, Bosboom, Breitner, Israels, Jong-
kind, Toorop und van Gogh kommen auch die
jüngeren lebenden Meister mit Stichproben zü
Worte.
Ein internationale
Kunstausstellung in Paris
In Paris hat sich ein Ausschuß für die
Vorbereitung einer internationalen Ausstel-
lung moderner Kunst gebildet, die im Jahr
1937 in Paris stattfinden soll. Der Ausschuß,
dem Vertreter künstlerischer, literarischer und
musikalischer Berufsvereinigungen angehören,
will zunächst die leitenden Grundsätze und die
Mittel zur Verwirklichung des Planes stu-
dieren.
UNTER KOLLEGEN
Guter Rat
— Aber warum machst Du es nicht wi®
ich ? Wenn ich einen Brief mit einer unange-
nehmen Nachricht bekomme, verbrenne ich ihn
schon vor dem Lesen . . .
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion und Schrittleitung: Dr. J. I. von äaie. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich tür Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im-
Weltkunst-Verläg G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschritten sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif aui
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesändte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 1
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 6 vom 7. Februar 1932
vci» Uebei^All
Rembrandt am Kunstmarkt
Eine außergewöhnlich glückliche, künstle-
risch wie kunsthistorisch gleich wichtige Neu-
erwerbung ist der Galerie van Diemen-
Dr. Benedikt in Berlin geglückt. Es
handelt sich um das bisher völlig unbekannte
Bildnis von Rembrandts Vater in orientalischer
Kleidung, von Rembrandt signiert und 1633
datiert. Das nur wenig umfangreiche Ge-
mälde (52 :38 cm) darf zu den reizvollsten
und malerisch bedeutendsten Frühwerken des
Künstlers gerechnet werden, und ist von
Friedländer wie von Martin als völlig un-
zweifelhaft anerkannt worden.
Bei dieser Gelegenheit sei darauf hin-
gewiesen, daß auf der Amsterdamer Früh-
jahrsauktion bei Frederik Muller (vgl.
„Weltkunst“, Nr. 2) auch die beiden, von der
letztjährigen Nemes-Versteigerung bekannten
Gemälde Rembrandts, „Saskia als Minerva“
und „Fabius Maximus“, wiederum ausgeboten
werden.
Mercurius Orator
Das National-Museum in Rom be-
sitzt bekanntlich eine antike Kopie des Mer-
curius Orator, während das Original ver-
schollen war. Ein glücklicher Fund hat nun-
mehr die echte Statue nahezu unversehrt der
Welt wiedergegeben. Nahe bei Anzio in einer
Tiefe von 40 Metern sahen Fischer auf dem
Meeresgrund eine Marmorstatue von etwa na-
türlicher Größe, und nach Einholung der Ber-
gungserlaubnis wurde die Statue an Land ge-
bracht. Die Fundstätte liegt in der Nähe
jener Zone, in der die Villen Neros und Maecenas
gestanden sind. Die Statue erwies sich als
bewundernswert gut erhalten. Trotz des viel-
jahrhundertelangen Einflusses des Meer-
wassers ist der Marmor nahezu nicht er-
weicht. Die Statue erwies sich schon bei den
ersten flüchtigen Untersuchungen der Super-
intendenz der antiken Denkmäler Roms als der
Mercurius Orator und zwar als das Original
zu der römischen Kopie. Es handelt sich um
eine nackte Männerfigur ausgezeichneter
Körpermodellierung. Das Haupt ist von dem
typischen geflügelten Merkurhelm geschützt,
über den linken Arm ist ein reich gefalteter
Mantel geworfen. Der Statue fehlt der rechte
Arm; abgebrochen und verschwunden sind
ferner die Beine etwas oberhalb der Knie.
Gesicht und Körper sind vollkommen unbe-
schädigt und in ausgezeichnetem Zustand.
—th
Die Ausgrabungen von Cluny
Ueber die mehrere Jahre lang an der Stätte
der hochberühmten und auch für den. deutschen
Kirchenbaustil epochemachenden Basilika des
hl. Hugo von Cluny vorgenommenen Grabun-
gen legt deren Leiter, Prof. K. J. Conant von
der Harvard-Universität, jetzt zusammenfas-
send Rechenschaft ab. Er berichtet im beson-
deren von der Auffindung des Grabes des Pe-
trus Venerabilis, der die nach dem Tode des
hl. Hugo eingerissene Verweltlichung des
Ordens bekämpfte und den Kirchenbau seiner
Vollendung entgegenführte, ferner von der
Entdeckung eines unterirdischen, nach einem
benachbarten Schlosse führenden Ganges, der
östlichen Hälfte der Basilika und zahlreicher
Reste von Skulpturen und Malereien. Die
Amerikanische Akademie für mittelalterliche
Studien wird ein umfangreiches Werk über
Cluny herausgeben.
Forschungen in China
J e h o 1, die einst glänzende Residenz der
Mandschu-Dynastie, das Potsdam oder Ver-
sailles Chinas, ist heute dem Verfall geweiht.
Diese einzigartige Stätte altchinesischer Kunst
in der Zeit ihrer höchsten Blüte mit ihrem
Leben, ihren historischen und höfischen Ge-
schehnissen lebendig zu machen, unternimmt
ein neues Buch von Sven H e d i n , „Jehol, die
Kaiserstadt“, das demnächst bei F. A. Brock-
haus erscheint. Beigegeben sind 78 Abbil-
dungen, darunter 13 Handzeichnungen von
Hedin selbst. Jehols Glanzpunkt, der Goldene
Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16
Pavillon, soll als der schönste Tempel der
Mongolei auf den Wunsch eines in Amerika
lebenden schwedischen Mäzens, der Sven
Hedin große Mittel zur Fortführung seiner
wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung
gestellt hat, in einer getreuen Nachbildung auf
der Weltausstellung von Chikago gezeigt
werden.
Das Deutsche Spielzeugmuseum
in Sonneberg
Diese höchst eigenartige Sammlung, auf
die wir bereits kurz in Nr. 4 der „Weltkunst“
hinwiesen, befindet sich im ersten Stockwerk
der Staatlichen Industrieschule. Sie zeigt in
Entwicklungsreihen den geschichtlichen Werde-
gang des Sonneberger Holzspielzeuges, der
Spielwaren aus plastischen Massen, der Sonne-
berger Spieltiere und Puppen. Außerdem sind
Erzeugnisse fast aller Spielwarenproduktions-
gebiete des In- und Auslandes, sowie antike
Spielzeuge, vertreten. Ein besonderer Glücks-
umstand hat es gefügt, daß das erste Sonne-
berger Ausstellungsstück für die internationale
Bandes, der rechtzeitig zum Goethetag bei der
Preußischen Druckerei- und Verlags-Aktien-
gesellschaft in Berlin erscheinen wird, ist auf
32 Mark festgesetzt.
Wiedereröffnung des Kölner
Kunstgewerbemuseums
Am heutigen Tage wird das Kölner Kunst-
gewerbemuseum nach seiner völligen Umge-
staltung feierlich wiedereröffnet.
Wilhelm Ritter von Ofenheim f
Der auch in Sammlerkreisen bekannte
Großindustrielle Wilhelm v. Ofenheim ist am
26. Januar im Alter von zweiundsiebzig Jahren
im Wiener Cottage-Sanatorium an den Folgen
eines Herzleidens dahingegangen. Über die
Gemäldegalerie, die ihren Ruf vornehmlich
ihrem Bestand an Meisterwerken italienischer
Kunst verdankt, sind im „Pantheon“ (1929) und
in der englischen Kunstzeitschrift „Apollo“
(1930) Aufsätze aus der Feder unseres Wiener
Mitarbeiters Dr. Stephan Poglayen-Neuwall
Augsburger Meister, Anf. 16. Jahrhundert: Madonna
Bronze-Relief
Neuerwerbung des Deutschen Museums, Berlin
(Vgl. unsere Notiz in Nr. 4, S. 6)
Weltausstellung London 1851 und die „Thürin-
ger Kirmes“, die Gruppe für die Weltausstel-
lung Brüssel 1910, wiederum in den Besitz des
Museums gelangt sind, wo sie die zugkräftig-
sten Sehenswürdigkeiten bilden.
Detroiter Museurrfbleibt
geöffnet
Entgegen den immer wieder auftauchenden
Gerüchten von einer Schließung des Detroit
Institute of Arts (Dir. Dr. W. Val en -
tiner), ist die Aufrechterhaltung dieses
wichtigen Museums nunmehr endgültig ge-
sichert, nachdem die notwendigen Mittel, zwar
in beschnittenem Umfang, durch die Stadt und
durch Privatbeiträge bereitgestellt wurden.
Ein Goethe-Katalog
Zum 100. Todestage Goethes, der zuerst den
Gedanken eines Gesamtkatalogs für mehrere
Bibliotheken eines Landes gefaßt und das
Wort Gesamtkatalog geschaffen hat, gibt die
Preußische Staatsbibliothek von dem seit
dreißig Jahren vorbereiteten Gesamtkatalog
der preußischen Bibliotheken, dessen erster
Band vor kurzem erschienen ist, vorgreifend
den Abschnitt Goethe als Sonderband heraus.
Der „Gesamtkatalog Goethe“ umfaßt alle
Drucke aller Schriften Goethes, soweit sie bis
zum 1. Januar 1930 erschienen und bis zum
1. Februar 1932 auf den sechzehn preußischen,
dem Gesamtkatalog angeschlossenen Biblio-
theken und, insofern es sich um identischen
Besitz handelt, auf der Bayerischen Staats-
bibliothek und der Wiener Nationalbibliothek
vorhanden sind, im ganzen über 2700 Titel
Goethescher Schriften in allen ihren Erschei-
nungsformen vom Einzelblatt bis zu den sämt-
lichen Werken. Damit tritt zum erstenmal der
Besitz deutscher Bibliotheken an Drucken
Goethescher Schriften jeder Art in lebendiger
Deutlichkeit in Erscheinung. Der Preis des
erschienen. Ob die Sammlung bestehen bleiben
wird, ist ungewiß.
Personalien
Eugen Neumann f. Der bekannte Wiener
Kunsthändler Eugen Neumann, Chef der Fa.
Neumann & Salzer ist im Alter von
47 Jahren gestorben. Selbst früher Maler und
ein feinfühliger Kenner alter und neuer Kunst,
gehörten die von ihm seit 1925 veranstalteten
Ausstellungen („Böcklin“, „Oesterreichische
Barockmalerei“, „Das holländische Sittenbild“
usw.) zu den bemerkenswertesten Kunstereig-
nissen Wiens.
Dr. Rudolf Heinemann-Fleischmann, der
Inhaber der Münchener Galerie Fleischmann,
hat sich zu einer längeren Reise nach Amerika
eingeschifft, um die dortigen öffentlichen und
privaten Sammlungen zu studieren.
Münchener Chronik
Der neue Generaldirektor des Bayr. Natio-
nalmuseums, Dr. Hans Buchheit, hat
am 1. Februar sein Amt angetreten. Bei
seinem Abschied aus Stuttgart wurde er in
Anerkennung seiner zehnjährigen Tätigkeit
um die Kunst- und Denkmalspflege und den
Ausbau der Landeskunstsammlungen zum
lebenslänglichen Ehrenmitglied der Sachver-
ständigen-Ausschüsse bei den Landeskunst-
sammlungen in Stuttgart ernannt.
In der Sitzung des Münchener
Altertumsvereins am 1. Februar
kamen wieder eine Anzahl interessanter Ob-
jekte zur Besprechung: so ein Votivbild mit
der schwarzen Kölner Madonna auf einem
Schiffe, im Hintergrund das Stadtbild mit
dem Domkran um 1700, ferner eine wohl
frühchristliche Bronzelampe in Form einer
Taube, ein Nürnberger Schwarzlotglas, gute
niederländische Miniaturen usw. F.
Freunde der Graphischen
Sammlung München
Die 2. Sonderveranstaltung des Vereins
war. dem Thema „Entwurf und Ausführung“
gewidmet, wozu ein außerordentlich reiches,
den Werdegang des Bildgedankens von der
ersten flüchtigen Niederlegung bis zum ferti-
gen Bilde aufs Anschaulichste illustrierendes
Material der wichtigsten Schulen vom 15. bis
zum 19. Jahrhundert zusammengebracht war.
Hauptkonservator Dr. Thomas Much all
Viebrook, der sich der großen Mühe unter-
zogen hatte, dieses Material aus den Bestän-
den der Staatl. Graph. Slg. auszulesen und
durch Photos aus in- und ausländischen Mu-
seen bzw. nach den ausgeführten Fresken,
Bildteppichen usw. zu ergänzen, schilderte mit
großer Sachkenntnis die einzelnen Phasen deS
Wandels, den der Weg vom ersten Nieder-
schlag der Phantasie bis zur farbigen Voll-
endung im Laufe dieser Zeit durchgemacht
hat. Gleichzeitig verband er damit einen
Ueberblick über die stilistische Entwicklung
der Zeichenkunst im Verlauf der Epoche. Dies®
außerordentlich instruktive Sonderschau wird
demnächst in den Ausstellungssälen der Staat!-
Graph. Sammlung der Allgemeinheit zugäng-
lich gemacht.
Holländische Malerei
des 19. Jahrhunderts
Im Musee Moderne in Brüssel wurde am
30. Januar eine bedeutende, etwa 200 Gemälde
umfassende Ausstellung holländischer Malerei
des 19. Jahrhunderts eröffnet. Neben den Brü-
dern Maris, Bosboom, Breitner, Israels, Jong-
kind, Toorop und van Gogh kommen auch die
jüngeren lebenden Meister mit Stichproben zü
Worte.
Ein internationale
Kunstausstellung in Paris
In Paris hat sich ein Ausschuß für die
Vorbereitung einer internationalen Ausstel-
lung moderner Kunst gebildet, die im Jahr
1937 in Paris stattfinden soll. Der Ausschuß,
dem Vertreter künstlerischer, literarischer und
musikalischer Berufsvereinigungen angehören,
will zunächst die leitenden Grundsätze und die
Mittel zur Verwirklichung des Planes stu-
dieren.
UNTER KOLLEGEN
Guter Rat
— Aber warum machst Du es nicht wi®
ich ? Wenn ich einen Brief mit einer unange-
nehmen Nachricht bekomme, verbrenne ich ihn
schon vor dem Lesen . . .
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion und Schrittleitung: Dr. J. I. von äaie. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich tür Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im-
Weltkunst-Verläg G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschritten sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif aui
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesändte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 1