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DIE WELTKUNST

Jahrg, VI, Nr. 7 vom 14. Februar 1932

von Uel>eitoll

Bendas Kunstvermächtnis
an Wien
Am 8. Februar verstarb in Wien Herr
Gustav Benda, eine der bekanntesten Er-
scheinungen des Wiener Sammlertums, dessen
in Jahrzehnten eifriger und kenntnisreicher
Tätigkeit erworbene Kunstschätze einen An-
ziehungspunkt der Kunstfreunde und Forscher
bildeten. Wie sofort bekannt wurde, hat der
Sammler seinen gesamten Kunstbesitz dem
Kunsthistorischen Museum, zu einem kleineren
Teile dem Österreichischen Museum vermacht.
Hofrat Prof. Dr. J. Hermann, der. Direktor
des erstgenannten Instituts, äußerte sich über
dieses großartige Vermächtnis dieser Tage u. a.
folgendermaßen:
„Benda hat bereits zu Lebzeiten dem Kunst-
historischen Museum wiederholt wertvolle Ge-
schenke gemacht. So die zwei prächtigen Ge-
mälde des Hans von Kulmbach, ein wertvolles
Relief Maximilians I. von Hans Taucher, eine
herrliche „Susanna im Bade“ von Johann
Schweigger, ferner ein Schriftmusterbuch aus
der Mitte des 16. Jahrhunderts, ein großes Por-
trät des Kaisers Mathias und endlich die
Rafael Donnerschen Bleifiguren „Venus“ und
„Merkur“.
„Die Sammlung Bendas ist ganz anderer
Art als etwa diejenige Figdors. Dr. Figdor
ließ sich mehr von kulturhistorischen Gesichts-
punkten leiten. Die Vielseitigkeit seiner
Interessen und sein auf Vollständigkeit gerich-
tetes Streben machen den Wert seiner, eine
Lebensarbeit umfassenden Sammlung aus.
Benda aber war vor allem und ausschließlich
Qualitätssammler und nur Stücke von höchstem
Kunstwert und von absolut unbezweifelbarer
Herkunft wurden von ihm der Aufnahme in
seine Sammlung für würdig befunden. Die
Hauptstücke seiner Sammlung sind die un-
erhört wertvollen Skulpturen italienischer
Renaissance, darunter die weltberühmte Büste
eines lachenden Kindes, die früher fälschlich
dem Donatello zugeschrieben wurde, jetzt aber
einwandfrei als ein Werk des Desiderio da
Settignano festgestellt ist. Auch eine pracht-
volle kleine Madonna des Luca della Robbia,
ein Relief, ist hier zu nennen, ebenso eine
Reiterstatue des Trivulzio. Das sind nur die
allerwichtigsten der herrlichen italienischen
Marmorskulpturen und Bronzen, die den un-
ermeßlich wertvollen Kern der Sammlung
Benda darstellen. Daneben verschwinden fast
die Bilderschätze der Sammlung, so kostbar
sie an und für sich auch sein mögen. War die
Bronzensammlung des Wiener Museums auch
bisher schon in dieser Hinsicht die zweit-
bedeutendste der Welt, nämlich nach Florenz,
so erfährt sie durch das Legat Bendas eine
gar nicht abzuschätzende Bereicherung. Un-
geheuer bedeutungsvoll ist auch die Sammlung
venezianischen Glases, gleichfalls ein Zeuge für
Bendas außerordentliche Leidenschaft für
Qualität von Kunstobjekten. Es ist hoch-
erfreulich, daß diese Sammlung in ihrer Gänze
in unserem Besitz und damit im sicheren
Eigentum des Staates verbleibt, nachdem so
viele wertvolle Sammlungen, zum Beispiel Fig-
dor und Auspitz, in alle Winde zerstreut wor-
den sind. Es ist aber auch das erstemal, daß
einem österreichischen Museum eine derartige
grandiose Zuwendung gemacht wurde, während
es in anderen Ländern •— ich verweise auf den
Pariser Louvre, aber auch auf viele fran-
zösische und italienische Provinzmuseen —
geradezu die Regel ist, daß Sammler ihre
Schätze der Allgemeinheit vermachen.“
D. T. (Wien)
Aus amerikanischen
Sammlungen
Eines der bekanntesten Werke der ehe-
maligen Sammlung Benson, Piero di
Cosimos „Hylas und die Nymphen“, ist
neuerdings durch Duveen Brothers an das
Wadsworth Atheneum in Hartford (Con-
necticut) verkauft worden. Das kunst-
historisch bedeutsame Stück gehört zu der
Serie der mythologischen Darstellungen Pieros


Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16

in den Sammlungen zu Florenz, London,
Berlin, Straßburg usw.
Die vorderasiatische Abteilung des De-
troit Institute of Arts ist durch ein
interessantes persisches Steinrelief, ein Ge-
schenk von Mrs. L. Henkel Haass, bereichert
worden. Das Relief stellt einen auf seiner
Schulter einen Weinschlauch tragenden Diener
dar und stammt von der plastischen Dekora-
tion des Palastes Xerxes’ I. (etwa 485 bis
465 v. Chr.) her.
Für den William Rockhill Nelson
Trust in Kansas City wurden soeben
vier bedeutende Gemälde alter Meister er-
worben: das im vergangenen Jahr mit der
Sammlung Nemes in München versteigerte,
1538 datierte Männerbildnis von Cranach
(Abbildung „Weltkunst“, Jg. V, Nr. 24),
ein „Triumph des Bacchus“ von P o u s s i n ,
Gegenstück des „Triumphes der Flora“ im
Louvre aus dem Jahr 1630, eine Tiberland-
schaft von Claude Lorrain aus der
Sammlung Lord Northbrook und ein Selbst-
bildnis von Gerard D o u. Wr.
Ein Gabriel Metsu
in Berliner Privatbesitz
Das auf dieser Seite abgebildete Gemälde
(Leinwand, 19 : 21 cm) ist ein charakteristi-
sches Kabinettstück des holländischen
Meisters. Es stellt eine Frau dar, welche in-

sitz nach Entwürfen des Architekten de
Chateauneuf ein Kabinett einbauen lassen, das
er von dem damals 24jährigen Erwin Speckter
mit Bildern ausmalen ließ, die in ihrer Ge-
samtheit den Triumph des Eros darstellen.
Dieses Kabinett, das nach dem im Jahr 1915
erfolgten Verkauf des Hauses auseinander-
genommen worden war, hat die Hamburger
Kunsthalle, die die wichtigsten Werke des
Künstlers besitzt, vor kurzem mit Ausnahme
des verloren gegangenen Plafonds erworben
und der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
Die internationale *
Bauausstellung in Mailand
Gleich nach der Berliner Bauausstellung
wurde in Italien der Vorschlag gemacht, der
internationalen Ausstellung der Dekorativen
Künste, der bekannten Triennale, die von der
nächsten Wiederholung ab in Mailand statt-
finden wird, eine Internationale Bau- und
Wohnausstellung anzugliedern. In diesen
Tagen nun ist das Programm dieser Bau- und
Wohnausstellung in seinen Einzelheiten fest-
gelegt worden. Man hat zum obersten Leit-
satz der Ausstellung den Gedanken gemacht,
das italienische Publikum habe durch die Schau
wieder auf die hohe Bedeutung der Architek-
tur als auf eine der ernstesten und reinsten
Künste zurückgeführt zu werden. Die Aus-
stellung macht sich zum Ziel, die schönsten und


Gabriel Metsu, Schlafende Frau
Leinwand — Toile — Canvas, 19 : 21 cm
Berlin, Privatbesitz

folge allzu starken Genusses von Wein ein-
geschlafen ist; sie sitzt an einem mit einem
orientalischen Teppich bedeckten Tisch, auf
welchem der Weinkrug und das Glas stehen.
Die blumenhaft weichen Farbtöne, vereint mit
der scharfen Beobachtung der Psychologie
berechtigen auch an Hand dieses kleinen Bild-
chens dazu, diesen Meister mit Terborch
und Steen zu den genialsten Genremalern zu
zählen. Das ausgezeichnete Werk ist vor
kurzem in Berliner Privatbesitz aufgetaucht
und von Autoritäten wie M. J. Friedländer so-
wie M. Binder anerkannt worden.
Bau des Basler Kunstmuseums^-
Nachdem der große Rat des Kantons Basel-
Stadt den zum Bau des neuen Kunstmuseums
notwendigen Kredit von etwa 7% Millionen
Franken bewilligt hat, steht nunmehr der Aus-
führung des Projekts der Architekten
R. Christ, R. Büchi und P. B o n a t z
nichts mehr im Wege. In wenigen Jahren wird
also Basel im Besitze eines langjährig vor-
bereiteten, nach modernsten Gesichtspunkten
errichteten Museums, würdig der in dieser
Stadt vereinten Kunstschätze, sein. V.
Ein Speckter-Kabinett
in der Hamburger Kunsthalle
Der Hamburger Diplomat Karl Sieveking,
der sich auch als Stifter des „Rauhen Hauses“
und als Förderer der Kunst bekanntgemacht
hat, hatte sich zur Erinnerung an eine im
Auftrag des Freistaats unternommene Reise
nach Brasilien im Jahr 1830 auf seinem Land-

gelungensten Arbeiten moderner Architekten
italienischer und ausländischer Nationalität zu
zeigen; die Auswahl wird dabei nach dem
Grundsatz getroffen werden, die typischsten
Werke eines jeden Architekten herauszufinden.
Ferner wird eine Ausstellung der Bauten der
Zukunft, d. h. Projekte für besonders inter-
essante Aufgaben zusammengebracht werden;
doch sollen zu dieser Schau lediglich italieni-
sche Architekten zugelassen werden. Diese
Projektausstellung soll dazu beitragen, die
Aufgaben der italienischen Architektur zu
klären, insofern ein Programm aufgestellt wer-
den wird, welches den „idealen italienischen
Bau in Berücksichtigung der praktischen Er-
fordernisse, der sozialen Notwendigkeiten und
der künstlerischen Geschlossenheit“ zeigt und
umreißt. Die italienische Bauausstellung wird
insgesamt vier große Abteilungen aufweisen,
darunter zwei italienische, d. h. eine Aus-
stellung bereits bestehender moderner Bauten
und eine Schau der Projekte, eine Ausstellung
der typischsten Arbeiten in erster Linie stehen-
der moderner Architekten ausländischer Her-
kunft und schließlich eine Schau typischer mo-
derner öffentlicher Bauten ohne Ansehen der
Architekten.
Die erste Abteilung ist so zu be-
schicken, daß der künstlerische Charakter der
Arbeit aus Photographien, Modellen und Zeich-
nungen klar hervorgeht. Die Einladungen wer-
den so vorgenommen werden, daß auf der Aus-
stellung alle für das Gesicht der italienischen
zeitgenössischen Architektur wichtigen Bau-
leute vertreten sind. Auch die Schau der be-
deutsamsten ausländischen Architekten wird
lediglich durch Einladungen zustande kommen.

Es sind Einladungen für folgende Länder vor-
gesehen: Deutschland, Holland, Frankreich,.
Ungarn, Rußland, Schweden, U.S.A., Tschecho-
slowakei, Österreich, Finnland.
Die Abteilung der „Typischen modernen
Bauwerke“ wird lediglich Arbeiten der öffent-
lichen Bautätigkeit umfassen. Gedacht ist vor
allem an Zweckbauten wie Stadien, Biblio-
theken, Garagen, Hotels, Ausstellungspaläste,.
Bahnhöfe usw. Für die vierte Gruppe, die
Entwurfausstellung italienischer Produkte,
werden von der Ausstellungsleitung bestimmte
Themen gestellt, welche die baulichen Bedürf-
nisse des modernen Italiens erschöpfen sollen-
Mit dieser Ausstellung scheint endlich der
Bann gebrochen, welcher bisher über der ita-
lienischen Architektur lag. Ob sich allerdings
sofort eine klare Umstellung von der cha-
rakterlosen gegenwärtigen Bautätigkeit auf
eine klare und gefühlte Architektur ergeben
wird, muß abgewartet werden. G. R.
Ein unbekanntes Petrarca-Bildnis
Nachdem der römische Kunsthistoriker
Adolfo Venturi vor einiger Zeit ein Bildnis
Dantes aus dem Besitz eines Berliner Kunst-
sammlers als Werk des Jacopo Bellini ver-
öffentlicht hat, macht jetzt sein florentinischer
Fachgenosse Giuseppe Fiocco mit dem soeben
aufgetauchten Gegenstück bekannt, einem Bild-
nis des Petrarca, das sich in einer Privatsamm-
lung zu Florenz befindet. Das vorzüglich er-
haltene Werk, das sich auch der zeitlichen.
Folge nach logisch in eine Lücke der Petrarca-
Bildnisse einreiht, ergänzt, wie Fiocco bemerkt,,
das Porträt Dantes „wie Vers und Vers im.
Distichon“. Nach Fioccos Ansicht wird da-
durch auch die Zuschreibung zweier anderer,,
ebenfalls in Berliner Privatbesitz befindlicher
Bildnisse beider Dichter an Gentile Bellini ge-
stützt.
Deutsche Kunst im Ausland
Georg Kolbes Bronze Pieta, die den.
Mittelpunkt der Flechtheimschen Ausstellung
bildete, wurde in der Ausstellung deutscher'
Kunst in Oslo von der norwegischen.
Nationalgalerie erworben.
Das große Warenhaus „De B i j e n k o r f
in Rotterdam zeigt im Februar eine inter-
nationale Ausstellung, in der von deutschen.
Malern u. a. vertreten sind: Baumeister, Beck-
mann, Grosz, Großmann, Hofer, Klee, Ko-
koschka, Moll, Nauen, Nolde, Purrmann und.
E. R. Weiß.

UNTER KOLLEGEN


Der intelligente Sprößling
— Gib mir mal die rechte Hand, mein
Kind!
— Hier . . .
— Schön, woran erkennst du sie so schnell ?
-— Das ist doch ganz einfach: an der rech-
ten Hand ist der Daumen links, und an der
linken rechts!

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33

Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf

Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im:
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif aur
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