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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 9 (28. Februar)
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DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 9 vom 28. Februar 1932

historische Wissen führte zu der Übernahme
von Zweckform oder Schmuckform, die man
nicht wahllos handhaben kann wie man will.
Alle Gegenstände des kunsthandwerklichen
Schaffens sind mit dem Leben des Menschen
unlösbar verbunden. Was sie alle ohne Unter-
schied auszeichnet, ist die Tatsache, daß sie in
einer sinnvollen Beziehung zu der Lebensart
und Daseinsform des Menschen standen. Waren
sie es nicht, so war es verspieltes Kunst-
gewerbe, vorausgesetzt, daß der Gegenstand
überhaupt Qualität besaß. Denn gerade in

museum wieder wahrhaft Vorbild sein für das
Schaffen unserer Zeit, dann kann die beste
Qualität nur gut genug sein. Das Prinzip der
Auslese und Vollkommenheit wird das der
Häufung und Vollständigkeit abzulösen haben.
Die Frage nach dem Zweck, nach dem Ge-
brauch, die Frage, wozu hat 'ein Gegenstand
gedient, war die primäre Frage bei der Neu-
ordnung. Der Zweck wird von einem mensch-
lichen Bedürfnis diktiert. Die menschlichen
Bedürfnisse aber lassen sich auf wenige Grund-
bedürfnisse zurückführen und sie sind in allen


dem Außerachtlassen der Qualität zugunsten
einer historisch-entwicklungsmäßigen und
methodischen Übersicht und Vollständigkeit ist
die Krise des Kunstgewerbemuseums sehr oft
zu suchen gewesen. Will das Kunstgewerbe-

Inhalt Nr. 9
Dr. Gustav Barthel:
Ein neuer Museumstyp (m.2 Abb.).1/3
Auktionsvorberichte (m. 3 Abb.).3,5
Auktions-Kalender . 3
Au ss t e 11 un g e n d e r W o c h e. 4
Preisberichte — Kunst im Rundfunk . . 4
Literatur. 4
Auktionsnachberichte. 5
Ausstellungen (m. Abb.). 5
Malende Dichter u. dichtende Maler — Drei
junge Künstler
Walter Bondy:
Rudolf Großmann (50. Geburtstag). 5
Nachrichten von Überall. 6
Unter Kollegen. 6

Kulturen und allen Zeiten die gleichen gewesen
und geblieben: Essen und Trinken, Aufbe-
wahren, Wohnen, Sichkleiden. Wenn also so
primär gefragt wird, wenn bei einer solchen
Fragestellung das kunsthandwerkliche Schaffen
aller Zeiten und aller Kulturen herangezogen
werden muß, wenn eine regionale Abgrenzung
nur die Erkenntnis allgemeiner Lebenstat-
sachen verhindern würde, dann ist es verständ-
lich, wenn an Stelle einer historisch-stilge-
schichtlichen Abfolge eine systematische Ord-
nung tritt, um der unübersehbaren Fülle des
Materials Herr zu werden. Eine Systematik,
die jedoch keineswegs von irgendeinem von uns
auserwählten wechselbaren Standpunkt aus-
geht, sondern vom Gegenstand selbst, d. h. von
den zwangsläufig gegebenen Elementen, durch
die ein Gegenstand bestimmt wird.
Daraus ergeben sich drei Ordnungsprin-
zipien, drei Gesichtspunkte: der Werkstoff, der
zu dem Gegenstand verarbeitet wird, die Form,
in der der Gegenstand den Bedürfnissen der
Menschen dient, und das Ornament, durch das
der Gegenstand einen über den Zweck hinaus
gehobenen Ausdruckswert erhält. Innerhalb
der einzelnen Kategorien ist nach typologi-
schen Merkmalen geordnet. Es wird zusam-
mengestellt das Trinkgerät, das Eßgerät, das
Aufbewahrungsgerät, das Wohngerät, und

innerhalb dieser Ordnung die einzelnen Gat-
tungen wie Becher, Kelch, Pokal, Humpen, wie
Napf, Schale, Schüssel, wie Kasten, Truhe,
Schrank. Wenn ich sagte, daß der Gegenstand
dem Menschen dient, so erhält dieses Wort
einen schönen und tiefen Sinn, eben den Sinn
der Notwendigkeit und der Demut, die beide
in gleicher Weise das Schaffen des Kunst-
handwerks geleitet haben. Und ich erwähne
die wunderbare Tiefe der deutschen Sprache
deshalb, weil durch eine solchermaßen syste-
matische Ordnung auch die Bezeichnungen
Krug, Kanne, Pokal, Topf usw. geklärt werden.
Wenn man z. B. erkennt, daß das Wort Topf
mit dem germanischen dup zusammenhängt,
gleich tief — hohl, so ist damit der Sinn des
Topfes nicht besser als durch seinen Wort-
sinn zu kennzeichnen. Man versteht von hier
aus erst richtig die nichtssagende Bedeutung
des Wortes Vase, das unsere Literatur be-
herrscht.
Die Form wurde von den Bedürfnissen des
Menschen diktiert. Im Ornament, in der
Schmuckform genießt der Mensch schöpferische
Freiheit. Zum Zweckwert gesellt sich ein Aus-
druckswert, durch Lebensgewohnheiten, Rasse,
Zeit und Kultur bestimmt. Das Reich des
Ornamentes ist groß und die Thematik umfaßt
geistige und sinnliche Ausdruckswerte. Das
Schmuckbedürfnis
der Menschen ist
weit mehr als
Spiel, wenn nicht
dieses Wort sich
noch seiner Her¬
kunft aus einem
ursprünglichen
vitalen Lebens¬
drang und kraft-
voller Lebensfülle
erinnert. Das Or¬
nament ist ent¬
weder Ausdruck
eines übersinn¬
lichen, geistigen
Bedeutungsinhal¬
tes, der ans Meta¬
physische grenzen
kann, oder eine
Fülle sinnlicher
Gesichte, die von
der Verbunden¬
heit und wechsel¬
seitigen Berüh¬
rung von Mensch
und Umwelt zeu¬
gen. Es handelt
sich also in dieser
Abteilung nicht
nur um geometrische Muster gerader, gewin-
kelter, gebogener Linien, gliedernde und syste-
matisierende Flächenaufteilung, auch nicht
nur um geometrisierende Figurationen, vor-
stellungshaft naturferner Symbolträger aus
dem Bereich des Dämonenglaubens Totenkult

(z. B. ägyptische Totenbarke) die Votivdar-
stellungen, die religiöse Symbolik und schließ-
lich die Wappen-, Haus- und Zunftzeichen. Der
symbolische Bedeutungsgehalt wird abgelöst
durch die Wendung zum sinnlich-empfundenen
Dasein, durch die Unmittelbarkeit des Erleb-
nisses der kreatürlichen und vegetabilen Um-
welt. Tier, Pflanze, Mensch, Landschaft sind
die Inhalte dieser naturverhafteten An-
schauung. Bleibt schließlich noch der letzte
Schritt, die Darstellungen plastisch-figürlicher
Art an Gegenständen, Geräten, Gefäßen hinzu-
zuziehen. In dieses Reich gehören die Gesichts-
becher und Bartmannskrüge, die Becher und
Flaschen in Tier- und Menschenform oder die
verschiedensten Geräte wie Handwerkszeuge,
Türklopfer, Gefäßhenkel, Handgriffe und der-
gleichen in figürlicher Darstellung.
Zwei Gedanken gehen durch eine solche Art,
die riesige Stoffülle des kunsthandwerklichen
Schaffens museal anschaulich zu ordnen, so
daß ein unmittelbares Erlebnis auch für den
nicht vorgebildeten Beschauer möglich ist: der
Gedanke des Ewig-Gleichen und der des Ewig-
Neuen. Beide können nur wirksam werden,
wenn aus allen Kulturen, von der Vorgeschichte
bis in unsere Tage, die Vergleichsstücke neben-
einandergestellt gezeigt werden. Dadurch daß
der Wert auf dem Einzelobjekt und seiner

edlen Qualität, seiner Vollkommenheit liegt,
ist die Gefahr des Lehrhaften unmöglich ge-
macht. Die Querverbindungen von Kultur zu
Kultur, von Zeit zu Zeit, von Mensch zu
Mensch werden dadurch klargestellt, und so
sehr das historische Denken außer acht ge-


Silbervergolcleter Deckelkrug, Nürnberg, 17. Jahrhundert
Großer silberner Humpen, 17. Jahrhundert
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