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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 11 (13. März)
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6

DIE W E L T K U'N S T

Jahrg. VI, Nr. 11 vom 13. März 1931

von UeBearali

Goethe-Ausstellung in München
Unter dem Titel „Goethe und unsere Zeit“
werden der Verein Ausstellungspark und die
Goethegesellschaft von Mitte Mai bis Mitte
September in der Residenz eine Ausstellung
veranstalten, die folgende Abteilungen um-
fassen wird: Goethes Beziehungen zu Mün-
chen, zu Bayern, zu Italien, zum Orient, zum
Theater, zur Kunst, zur Magie, zur Musik und
zu den Naturwissenschaften. Die Bearbeiter
der einzelnen Abteilungen sind: Prof. Bauer,
Dr. Hanfstängl, Stadtbibliotheksdirektor H. L.
Held, von dem die Anregung zu dieser Ver-
anstaltung ausging, Prof. Dr. Rapp, der Ge-
neraldirektor der Staatsbibliothek, Dr. Reis-
müller, Schulte-Strathaus, Dr. Stahl und Prof.
Wohlbold. Die künstlerische Gestaltung haben
Hauptkonservator Dr. Hausladen und Prof. v.
Wersin übernommen.
Reproduktion der Kleinen
Heidelberger Liederhandschrift
Nachdem von den beiden wichtigsten Hand-
schriften der altdeutschen Lyrik, der Großen
Heidelberger und der Weingartner Lieder-
handschrift, bereits Faksimile-Ausgaben vor-
handen sind, wird demnächst auch die Kleine
Heidelberger Liederhandschrift in getreuer
Nachbildung zugänglich gemacht. Das aus
dem 13. Jahrhundert stammende Original, das
auf 45 Pergamentblättern Lieder von Walther
von der Vogelweide, Reinmar dem Alten, Hart-
mann von Aue, Heinrich von Morungen, Wolf-
ram von Eschenbach und Neidhart von Reuen-
tal enthält, wird in den handschriftlichen
Formen und den Farben der Überschriften und
Initialen wiedergegeben. Eine kurze Ge-
schichte der Handschrift und ein Verzeichnis
der in ihr enthaltenen Dichter soll der von
der Omnitypie-Gesellschaft in Stuttgart ver-
anstalteten Ausgabe beigefügt werden.
Ein Cranach für Brüssel
Als Stiftung des Barons Leon Cassel erhielt
das Brüsseler Museum ein signiertes und 1531
datiertes Hauptwerk Lucas Cranachs d. Ae.,
eine „Venus mit Amor“, verwandt den ähn-
lichen Darstellungen des Meisters im Frank-
furter und Schweriner Museum aus den Jahren
1532 und 1527.
Pazaureks Glassammlung für Prag
Der Direktor des Landesgewerbemuseums
in Stuttgart, Prof. Gustav E. Pazaurek, hat
seine etwa 2000 Stück zählende Sammlung von
Kunstgläsern, eine der größten bestehenden
Studien Sammlungen ihrer Art, dem Kunst-
gewerblichen Museum seiner Vaterstadt Prag
zum Geschenk gemacht. Das Prager Museum,
wo sich auch die berühmten Sammlungen
Lanna und Bondy befinden, besitzt die größte
Glassammlung Europas. Die Sammlung
Pazaurek soll dort im nächsten Monat der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Kampf um Rom
Genug der Ruinen: das ist beinahe in jeder
alten Stadt der Kampfruf eines modernen
Lebens. Auch Rom ist diesem Zwiespalt
zwischen Gegenwart und Vergangenheit trotz
aller Bestrebungen, die Reste des kaiserlichen
Roms so klar wie möglich herauszuschälen,
nicht entgangen. Vor der Kammer ist nun-
mehr der neue Mussolinische Städtebauplan
diskutiert worden und man hat unter Be-
lassung der großen Linien, das Innere der
Stadt in drei Zonen aufzuteilen, das antike
oder politische Rom jenseits des Kapitolhügels,
das Renaissanceviertel der Rionen Ponte und
Campo Marzio und das Settecento-Viertel rund
um die Piazza di Spagna, gefordert, daß alle
nachträglichen, aus persönlichen Vorteils-
gründen erfolgten baulichen Verunstaltungen
rücksichtslos zu verschwinden haben. Bei den
beabsichtigten Demolierungen würde ohnehin
etwas mehr Luft in den betreffenden Vierteln
ohne Zerstörungen geschaffen werden können.
Dagegen sei es nun aber unbedingt erforder-
lich, daß so schnell wie möglich alle jene
Häuser, welche niedergerissen werden, be-
stimmt werden, da gegenwärtig der Zustand
des Hausbesitzes, nicht zu wissen, ob das Haus
nach einem Jahre noch aufrecht stehen wird,
unerträglich geworden ist. Schlimmer noch sei
aber der Widerstand der Archäologen gegen
die Neuanlagen in den Außenvierteln zwischen
den Hügeln und dem Meer, Flächen, welche die
neue Stadt tragen sollen. Es sei unter keinen
Umständen angängig, daß die Archäologen
dort bei jeder unbedeutsamen Villen- oder
Grabanlage sich hindernd den notwendigen
Städtebauarbeiten in den Weg stellen. Des-
gleichen sei es nunmehr wohl überflüssig —

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

und es ist ein Oppo, der diese Ansicht ver-
teidigt — daß im Inneren Roms die Archäo-
logen um jeden Mauerrestes willen die Ent-
wicklung der Stadt aufhalten. Die römische
Untergrundbahn ist lediglich der
Furcht vor den Archäologen
wegen nicht in Angriff genommen
worden. Man ist gewiß bei den Schachtungen
für die Untergrund auf Mauerreste, die in
der Renaissancezeit von den damaligen Ar-
chäologen untersucht und als unbedeutsam zu-
gedeckt wurden, gestoßen, und man ist sicher,
daß die heutigen Archäologen bei derartigen
Funden die ganze Arbeit aufhalten werden.
Die römische Untergrundbahn aber wird nun-
mehr notwendig, da eben aus archäologischen
Gründen hinreichend aufnahmefähige über-
irdische Verkehrsadern nicht anzulegen sind.
Bevor die Untergrundbahn begonnen wird, ist
eine Sicherung gegen die Archäologen er-
forderlich: man muß die bindenden Versiche-
rungen haben, daß nicht inmitten der Arbeiten
plötzlich über die ganze Welt gehende Proteste
gegen eine Weiterführung der Arbeiten laut

werden. Den Archäologen sei Feld genug in
Rom gegeben worden. Die Stadt habe aber
noch ein eigenes Leben und dürfe nicht zu
einem Ruinenfeld gemacht werden. G. R.
Moskauer Chronik
Die Resultate des großen Preisausschreibens
für den zukünftigen Sowjetpalast in
Moskau sind nunmehr bekanntgegeben. Von
den 170 eingelaufenen Entwürfen hat die Jury
als die gelungensten diejenigen von Iwan
Sholtowskij, eines der angesehensten
älteren Architekten Moskaus, der letzthin für
seine klassizistischen Tendenzen von der
jungen Generation oft angefeindet wurde,
ferner von B. M. J o f a n , dem Erbauer des
umfangreichen Regierungsgebäudes in- Mos-
kau, sowie des Amerikaners H. 0. Hamil-
ton anerkannt und mit der gleichen Summe
von je 12 000 Rubel prämiert. Die seinerzeit
fixierten drei ersten Prämien von je 10 000, so-
wie weitere fünf von je 5000 und 3000 Rubel
sind sämtlich sowjetrussischen Architekten
zugefallen, die größtenteils kollektiv in
Gruppen ihre Entwürfe geschaffen haben.
Außerdem sind noch 60 000 Rubel für den An-
kauf weiterer Entwürfe von Wert ausgeworfen
worden. — In ihrem Beschluß unterstreicht die
Jury im besonderen, daß die Entwürfe, welche
auf unmittelbare Bestellung des Baurats des
Sowjetpalastes von namhaften ausländischen
Architekten — Mendelssohn, Poelzig und
Gropius (Deutschland), Le Corbusier und
Perret (Frankreich), Lamb und Urban (Ver.
Staaten), Brazini (Italien) — ausgeführt wur-
den, äußerst wertvolle Materialien für den zu-
künftigen Bau in konstruktiver, akustischer,
optischer- und manch anderer Hinsicht dar-
bieten. Andererseits sei in keinem der
prämiierten Entwürfe eine der gestellten Auf-

gabe adäquate monumentale Einheitlichkeit
und Größe der Auffassung voll zum Ausdruck
gekommen. Den prämiierten Architekten steht
jetzt die Ausarbeitung eines endgültigen Ent-
wurfs bevor, welcher allen Ansprüchen gerecht
werden soll.
*
Im „M useum Moderner West-
licher Kunst“ ist vor kurzem eine Aus-
stellung von Graphiken der Mitglieder des
„John Reed Club“ in New York eröffnet
worden, in welchem sich radikal links ein-
gestellte amerikanische Künstler und Schrift-
steller gruppieren. Die Schau umfaßt fast aus-
schließlich politisch-satirische Zeichnungen und
Karikaturen, die in scharfem Ansturm gegen
die Auswüchse der gegenwärtigen gesellschaft-
lichen Ordnung kämpfen. Von der beträcht-
lichen Anzahl von Künstlern fesseln wohl
Jacob Bark und William G r o p p e r am
stärksten. Alles in allem manch interessantes,
wirkungsvolles Blatt, aber eine hervorragende
Künstlerpersönlichkeit von eigenem Gepräge
kommt nicht zum Vorschein.

Wjotschestaw Pawlowitsch Po-
lonskij, der Direktor des „Museums der
Schönen Künste“, ist im Alter von 46 Jahren
auf einer Reise nach den neuen großen Indu-
stri ewerken im Ural verschieden. Obwohl kein
Museumsmann von Fach, hat der Verstorbene
seinen Posten mit viel Geschick verwaltet und
sein Verschwinden bildet für das Moskauer
Museum einen fühlbaren Verlust. Besonders
verdient hat sich W. Polonskij um die Er-
weiterung des Graphischen Kabinetts in
moderner Richtung gemacht, wozu der Tausch
von Doubletten mit einigen verwandten aus-
ländischen Instituten viel beitrug. Im
literarischen Nachlaß des Verschiedenen
figuriert u. a. eine umfassende Monographie
des sowjetrussischen Revolutionsplakats.
P. Ett.
Ludwig W. Abels
65. Geburtstag
Der bekannte Wiener Schriftsteller und
Kunsthistoriker Dr. Ludwig W. Abels begeht
am 16. März die Feier seines 65. Geburtstages.
In Wien geboren hat Dr. Abels lange Jahre im
Ausland, speziell in Berlin und Paris, gewirkt.
Später wendete er sich ganz der bildenden
Kunst zu und wurde einer der Führer der mo-
dernen Kunstbewegung. Daß Dr. L. W. Abels
auch als Kunst-Expert Geltung hat, wurde in
unserer Zeitschrift (für die er gelegentlich
aus Paris korrespondiert) schon wiederholt
betont.
William Unger j-
In Innsbruck verstarb im Alter von
95 Jahren der weitbekannte Radierer William
Unger, gebürtiger Hannoveraner und bis auf
die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in

Wien beheimatet. Der Anregung des ihm be-
freundeten Wilhelm von Bode folgend, befaßte
sich Unger hauptsächlich mit der Reproduktiv’
alter Meisterwerke in Radiertechnik, die er
virtuoser Vollkommenheit steigerte.
Die Selbständigkeit
der deutschen bildenden Kunst
Im Rahmen einer von der Studentenschaft
der Universität München veranstalteten Vor-
tragsreihe über das Thema „Ist die deutsche
Kultur am Ende?“ spracht Geheimrat Prof-
Dr. Wilh. Pinder über „Die Selbständigkeit
der deutschen Kunst“. Es wäre im höchsten
Grade wünschenswert, daß diese nach Aufbau»
Form und Inhalt gleich hervorragende Rede in
extenso der Allgemeinheit zugänglich ge-
macht würde: noch nie ist die besondere We-
senheit deutscher Kunst so bündig, so präg-
nant herausgearbeitet worden. Leider können
wir an dieser Stelle nur einen kurzen Ueber-
blick geben.
Ausgehend von der Tatsache, daß nur ein
starkes Volk imstande ist, eine eigene Kultur
einen eigenen Stil zu schaffen, zu entwickel”
und zu erhalten und dies mit vielen Beispiele”
aus der Geschichte (Perikleische Zeit) be-
legend, zeigt der Vortragende, daß infolge
innerer Schwächung die werbende Kraft de”
deutschen Kultur im Ausland im Sinken be-
griffen ist. Er schildert, wie die hochkulti-
vierten Franzosen im Bewußtsein der ihrer
Kultur innewohnenden Werbekraft systema-
tisch auf die Verdrängung der deutschen hin-
arbeiten. Ein Weg hierzu ist auch das Be-
streben angesehener französischer Wissen-
schaftler, die deutsche Kunst als einen Able-
ger der französischen zu stempeln. Hier setzt
die Lichtbilderreihe ein, mit der Pinder de”
Beweis lieferte, daß die deutsche Kunst von
ihrer frühnordisch-germanischen Formung an»
im Mittelalter, in der Renaissance, im Barock
bis auf unsere Tage sogar eine sehr bestimmte
Prägung hatte, daß sie zwar von anderen ge-
lernt, daß aber auch andere von ihr gelernt
haben. Chaotisch hat man die deutsche Kunst
genannt, weil sie mit dem Verstände nicht er-
faßt werden und deshalb von den romanische”
Völkern nicht verstanden und gewürdigt wei-
den kann. Es wäre das Ende, wenn unser Volk
sich seiner Macht begeben und nur der Ent-
wicklung seiner Kultur leben wollte: der Vogel
Kultur singt nur, wenn er auf seinem Ast
sitzt. Und dieser Ast ist ein starkes Volkstun”
L. F. F
Staatliche Museen
Die Berliner Staatlichen Museen
sind am Wahltage, dem 13. März d. Js., bis 13 Uhr
für den Besuch geöffnet. Die angesetzten amt-
lichen Führungen finden statt.

Diebstahl
In der Nacht vom 7. zum 8. März 1932 wurd®
in das Ethnographische Institut der Universität
in Göttingen ein aufsehenerregender Einbruch
verübt. Dem Täter, der nach dem Tatbefund®
genau mit den Räumlichkeiten vertraut gewesen
sein mußte, fiel das kostbarste Stück der Samm-
lung in die Hände. Dies ist ein Krönungsmantel
aus Hawai mit dazugehörigem Helm. Beide Stücke
bestehen aus gelben und roten Federn, die in eine
Unterlage von geflochtenen Fasern hineinge-
knüpft sind. Die Federn stammen von einer
Vogelart, die jetzt ausgestorben ist. Daher be-
deutet das Abhandenkommen des Mantels eine”
unersetzlichen Verlust. Es ist zu vermuten, da”
die beiden Stücke ins Ausland verschleppt oder
hier kapitalkräftigen (ausländischen) Sammler”
angeboten werden. Es muß auch mit der Mög-
lichkeit gerechnet werden, daß der Täter sich
seiner Beute auf andere Weise entledigen wird»
wenn ihm ein Absatz nicht gelingt.

UNTER KOLLEGEN


Sie: „Ich wollte, ich wäre tot.“
Er: „Ich auch!“
Sie: „Dann möcht ich’s nicht sein.“

KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 189?
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
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Bildnis eines Bonzen. Japan. 16. Jahrhundert
Portrait d’un bonze pelerin. Japon, XVIe siecle
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Versteigerung — Vente — Sale: Me E. Petit, MM. Sambon, Portier, Pape, Brame
Hotel Drouot, Paris, 13.—14. April 1932

Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im-
Weltkunst-Verlaß G. m. b. II., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentaril au»
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche vera,n^(?9
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW
 
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