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DIE W E L T K U N 8 T
Jahrg. VI, Nr. 12 vom 20. März
NadiriAdfe» von Uel>ei?aJl
Vom Augsburger
Maximiliansmuseum
Schon öfters hat die „Weltkunst“ ausführ-
liche Berichte gebracht, die Zeugnis dafür ab-
legten, mit welcher Rührigkeit die Leitung des
Maximiliansmuseums am Werke ist. Man er-
innert sich, daß das Museum im Vorjahre neu
eröffnet wurde, nachdem es einem Umbau
unterzogen war. Leider hat die Neuordnung
einige Begleiterscheinungen gehabt, die außer-
ordentlich bedauert werden müssen. Schon
während der Bauzeit hörte man, daß der
Cranach des Museums im Magazin durch einen
ausfließenden Minimax schwer beschädigt
wurde. Nun kommt die neue Hiobspost, daß
auch die von der Stadt für 70 000 RM. ange-
kaufte Porzellansammlung, welche hervor-
ragende Stücke der Meißener, Höchster, Ans-
bacher und Nymphenburger Manufaktur ent-
hält, bei der Neuaufstellung verunglückt ist.
Eine Kristallglasplatte des Schrankes ist
durchgebrochen, wobei nicht nur die darauf
stehenden Objekte, sondern auch die der
darunter befindlichen Fächer zertrümmert
wurden.
Da das Disziplinarverfahren eingeleitet ist,
kann es nicht unsere Aufgabe sein, hier über
Schuld und Unschuld Erwägungen anzustellen.
Aber keineswegs heißt es den amtlichen Un-
tersuchungen vorgreifen, wenn wir darauf
hinweisen, welch besondere Verdienste sich
Hauptkonservator L. Ohlenroth um das
Museum und die Erforschung der Augsburger
Vorzeit erworben hat. Es ist großenteils sein
Verdienst, wenn das Augsburger Maximilians-
museum heute unter den bayerischen Provinz-
museen an wissenschaftlicher Durcharbeitung
mit an erster Stelle steht. Ihm ist es ferner
zu danken, wenn es ein kunstgeschichtliches
Archiv besitzt, das in seiner Einzigartigkeit
im In- und Ausland ungeteilte Anerkennung
findet. F.
Verkauf aus dem
Salzburger Domschatz
Die berühmte eucharistische Taube des
Salzburger Domschatzes war — offenbar auf
Umwegen — in den Kunsthandel gelangt.
Nunmehr hat das österreichische Bundes-
denkmalamt von dem Treiben erfahren und das
Strafverfahren gegen diejenigen Personen ein-
geleitet, welche das Kleinod dem Domschatze
entnommen haben,, um es anbieten zu lassen.
Das wertvolle Stück selbst ist inzwischen, samt
zwei weiteren Werken des Salzburger Dom-
schatzes, bei einem Amsterdamer Sammler ent-
deckt worden, der es um einen hohen Preis von
einem Münchener Händler erworben hatte und
es jetzt der Kriminalpolizei zur Verfügung ge-
stellt hat.
Um eine Rüstung
Der Rechtsstreit zwischen Graf Wilczek und
dem Berliner Kunsthändler Kahlert, über den
wir kürzlich (Nr. 9) berichtet haben, ist zu-
gunsten des letzteren entschieden worden.
Graf Wilczek wurde verurteilt, gegen Rück-
stellung der Rüstung den Kaufpreis von
105 200 Schilling dem Kläger zurückzuzahlen.
In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt,
daß dem Verkauf der Rüstung keine Rechts-
gültigkeit zukomme, da er unter irrigen Vor-
aussetzungen zustande gekommen sei, indem
weder Käufer noch Verkäufer von den späten,
weitgehenden Ergänzungen Kenntnis gehabt
hätten. P.-N.
Boucher-Ausstellung in Paris
Ein Ausschuß, dem die Leiter der Pariser
Staatlichen Museen angehören, bereitet für
den Juni eine Ausstellung der Werke Francois
Bouchers vor, in der Gemälde, Zeichnungen
und Teppiche dieses Meisters der galanten
Malerei des 18. Jahrhunderts gezeigt werden
sollen.
Dem Andenken Jan Thorn - Prikkers
Alle, die Thorn Prikker kannten, und war es
auch nur für Stunden, vernahmen erschüttert
die Kunde seines Todes. Am 5. März ist er
nach langem, schwerem Leiden verschieden.
Dieser Holländer, im Haag 1868 geboren,
der in Deutschland seine zweite Heimat fand,
unruhig im Blut und im Geist, drängend, su-
chend, eine Kämpfernatur, aber dabei wägend,
mit Späherblick prüfend, mit einem kausti-
schen Witz begabt — dieser Holländer gehört
zu den bedeutenden Wegbereitern der moder-
nen Kunst. Seine Kirchenfenster in Neuß,
1910 entstanden, gehören zum Besten, was
diese Zeit hervorbrachte. Er suchte neue Wege
und fand sie, es waren seine eigenen, und er
blieb sich stetig wandelnd immer treu.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
Nach Reisen in Holland, Belgien, Italien
war er 1907—1911 Lehrer an den Kunst-
gewerbeschulen in Krefeld und Hagen, ging
dann nach München, lehrte später in Düssel-
dorf und wurde 1926 als Lehrer der Glasmaler-
klasse an die Werkschulen nach Köln berufen.
Seine Hauptwerke sind außer Neuß die Fen-
ster im Bahnhof in Hagen, die Kirchenfenster
in St. Georg in Köln und in der neuen Kirche
in Bickendorf. Bartning zog ihn heran zu
seiner Stahlrundkirche in Essen. Im Verwal-
tungsgebäude Radio Phillips schuf er die
Wandgemälde. Spät erst zog ihn Holland
heran. Rotterdam für die Gemälde im
Sitzungssaal des Rathauses, Amsterdam über-
trug ihm sechs Tafeln. Über ihnen ist er ge-
storben.
Sein Werk wird ihn überdauern. Die ihn
kannten, werden seine selbstlose, gütige, un-
ermüdliche und bescheidene Art nie vergessen.
Dr. B.
Max Creutz j-
Am 13. März ist Max Creutz im 56. Lebens-
jahr nach kurzer Krankheit an einer Herz-
lähmung verschieden. Er war Rheinländer,
eine neue und erweiterte Fassung seines Hand-
buches zu geben. Nach umfassenden Vorbe-
reitungen ist sie von 1926 ab in 10 Bänden
erschienen und gibt die sichere Grundlage für
jede Beschäftigung mit den Denkmälern der
frühesten gedruckten Kunst.
Deutsche Kunst in Amerika
The College Art Association in N e w York
hat für eine durch Amerika reisende Aus-
stellung Werke folgender deutscher Künstler
eingeladen: Beckmann, Grosz, Hofer, Kan-
dinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka und Nolde,
dazu die Bildhauer Barlach, Belling, de Fiori,
Kolbe, Mareks und die Sintenis.
-»
Die Sammlung moderner Graphik, die im
Januar voriges Jahres in New York so große
Erfolge erzielte, hat unter der Leitung der
Dresdner Galerie Ernst Arnold wäh-
rend des ganzen Jahres ihren Weg durch die
Vereinigten Staaten mit gleich günstigen Er-
gebnissen fortgesetzt und ausgezeichnete
Meister E. S., Geburt Christi
Kupferstich — Estampe — Engraving
Collection Graf Yorck von Wartenburg
Versteigerung — Vente — Sale: C. G. Boerner, Leipzig, 2.—3. Mai 1932
1876 in Aachen geboren, studierte in Wien,
München, Berlin und im Ausland, promovierte
in Berlin über Masaccio. Seine großen Ar-
beiten über die Geschichte der Metallkunst, der
rheinischen Goldschmiedeschulen des 10. und
11. Jahrhunderts brachten ihn auf das Gebiet
des Kunstgewerbes. Er wurde 1908 Direktor
des Kunstgewerbe-Museums in Köln, ging 1922
als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums nach
Krefeld. Besondere Liebe widmete er der
Volkskunst, in dem von Redslob herausgegebe-
nen Sammelwerk über Volkskunst schrieb er
den Band über die Rheinlande. Besondere Auf-
merksamkeit widmete er in Krefeld wenigen,
aber bedeutsamen Wechselausstellungen, von
denen die Ausstellung Niederrheinische Kunst
im vergangenen Jahr in bester Erinnerung ist.
W. L. Schreiber -j-
In Potsdam verstarb im Alter von 77 Jahren
Prof. W. L. Schreiber, der als Bibliograph und
Kenner des alten Holzschnittes internationalen
Ruf genoß. Schreiber war 1855 in Berlin ge-
boren. Mit einer ausgebreiteten historischen
Bildung, unermüdlich sammelnd und forschend,
wandte er sich dem Holzschnitt zu und schuf
von 1891 ab in 7 Bänden das in französischer
Sprache erschienene große Handbuch des
Holz- und Metallschnitts im 15. Jahrhundert.
1911 konnte er das große Werk abschließen,
indem er in 2 Bänden eine erstmalige Zusam-
menfassung und Beschreibung aller Holz-
schnitte in Büchern des 15. Jahrhunderts in
Deutschland gab. Damals aber war der Be-
stand an Holzschnitten schon so weit ange-
wachsen, daß Schreiber daran gehen konnte,
Pionierarbeit für die moderne graphische
Kunst Deutschlands geleistet, die bisher in
Amerika sehr wenig bekannt gewesen ist. Ein
Teil des Materials wurde unter der Förderung
der Carl Schurz-Vereinigung im Kunstunter-
richt der großen amerikanischen Hochschulen,
ein anderer in Museen gezeigt. Die Carl
Schurz-Vereinigung hat die Versuche, mit
Hilfe neuer deutscher Kunst in Nordamerika
Interesse für deutsches Denken und Fühlen zu
wecken und das gegenseitige Verständnis der
Völker zu fördern, als durchaus geglückt be-
zeichnet und will diese Betätigung daher auch
im laufenden Jahr fortsetzen. Auch die für
Museen bestimmte Sammlung hat so lebhaftes
Interesse gefunden, daß die veranstaltende
Galerie sich bisher noch nicht entschließen
konnte, Wünschen auf Rückgabe des Materials
zu entsprechen; gegenwärtig wird es in San
Francisco und anderen Städten des Westens
vorgeführt.
Die Sassaniden-Residenz Ktesiphon
Der Leiter der neuesten, im Winter 1931/32
gemeinsam von den Berliner Museen und dem
Metropolitan Museum durchgeführten Aus-
grabungen in Ktesiphon, Professor Dr. Ernst
Kühnel, erstattete am 16. März in der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu Berlin einen
ersten Bericht über die Ergebnisse der Expe-
dition.
Besonders ergebnisreich gestaltete sich die
Ausgrabung einer Anzahl sassanidischer
Privatbauten in der westlichen Villenvorstadt,
größerer Anlagen mit äußerst wechselnder
Raumbildung, die sämtlich in der letzten Zeit
der Epoche, im 6. und 7. Jahrhundert entsta®{
den sein dürften. Die Grundrißführung /
ausgesprochen orientalisch; neben Nachkia1]
gen der Viersäulensäle, wie sie das achäm”®1,
dische Persien kannte, finden wir in man®1*?,
fachen Abwandlungen Liwanhallen und kl®],
nere Nischenvertiefungen, wie sie für die Sp”,
tere islamische Entwicklung bestimmend
den. In der Verwendung der stets gemauert®.
Stützen — Rundpfeiler statt Säulen — si®
hellenistische Reminiszenzen unverkennb®1’
aber die Art ihrer Anordnung widerspri®1
vielfach allen Gesetzen klassischer Bauku®8]
Die Bauten waren in der Regel aus Leh®1,
ziegeln errichtet, nur einzelne Teile aus S”
brannten Ziegeln, und mit Tonnen und Kupp®’.{
überwölbt. Jeder Villenkomplex enthi®
regelmäßig einen Repräsentationsraum, ®8
reich mit Stuckdekor verziert war. Besonder
eindrucksvoll war der Schmuck der Türbog®”'
mit plastischen Wülsten und mit OrnameP1'
flächen an der Stirnseite und in der inne®®,
Laibung. Die Wände waren häufig mit d®8”
dratischen Stuckfliesen belegt. Neben man®’’,
fachen Mäander-, Palmett-, Rosett- und Lot®®
bildungen kommen auch vorzüglich beoba],
tete Tiere und menschliche Motive (Tänzer1”,
nen, Eroten usw.) vor, die noch hellenistiS®,
anmuten, während die rein ornamentalen
bilde schon ganz auf die kommende omaY”'
dische Stilrichtung hinweisen. Wichtig
die Auffindung von Resten figürlicher Mal®'
reien, die den ersten Beleg dafür bieten, da”
auch in dieser Hinsicht das sassanidische P®1
sien die Traditionen des Altertums der folge®
den Khalifenzeit übermittelte.
Beispiele von Töpfereien und kleineren 01’
jekten aus Glas und Bronze sowie Münz®”
verschiedener Herrscher ergänzen das Bild, d®5
aus den bisher aufgedeckten Ruinen von d®>'
Sassanidenresidenz Ktesiphon gewonnen wir”'
Picasso und Strawinsky
Dr. Hans Curjel sprach am 14. Mä^
in den Räumen der Staatlichen Kunst'
bibliothekin Berlin über Picasso und Str”'
winsky. Curjel führte aus, daß beide Kü®st'\
ler, der eine in Spanien geboren, der andere ®’
Rußland, am Anfang ihrer europäischen E®*''
Wicklung typische Vertreter der Randstaate1”
kunst gewesen seien, um allmählich in ihr®’
Wahlheimat, Paris, zu den Resultaten ihre®
bei beiden stets gleichen, Kunstrevolutio®e”
vorzustoßen. Die Parallele in der Entwickln®^
der Malerei Picassos und der Musik Str”'
winskys aufzuzeigen, gelang dem Sprecher ”}} |
Hand von vorgeführten Lichtbildern U®j
Grammophonplattenausschnitten überrasche®”
gut. Interessant wäre übrigens der Versuch
zur Aufführung eines Werkes von Strawinski
farbige Lichtbilder der Malereien Picass®8
zu zeigen. Sicher ein weiterer Weg zur E1'
kenntnis des modernen Kunstschaffens.
Deutschland—England
Der Kunstverein in Hamburg U®^
der Anglo German Club in Load®’1
bereiten für Sommer und Herbst 1932 die erS1” I
Austausch - Ausstellung moderner Ku®”1
Deutschland—England vor. Wie wichtig die8”
Aufgabe ist, zeigt die Tatsache, daß seit de®1
Kriege in Deutschland neue englische Ku®8,
noch nicht gezeigt wurde und daß umgekeh1
in England die Führer der neuen deutsch”!}
Kunst so gut wie unbekannt sind,
wird Bilder von verhältnismäßig wenig_, _
entscheidenden Künstlern zu einem größer®,
Überblick über die neue englische Kunst V®] I
einen. Der Kunstverein in Hamburg hat d’b I
Absicht, für die deutsche Ausstellung in L®”'
don Aquarelle und Graphik der wesentlich®1]
Führer der neuen deutschen Kunst zu ei®”1
repräsentativen Schau zusammenzustellen.
UNTER KOLLEGEN
EnglaP
•Pu.
DerGast: — Sind Ihre herrlichen Ku®8 t
Sammlungen nie von Dieben heimges®”
worden ?
Der Krösus: — Vielleicht doch, a®
wissen Sie, das ist mir nicht aufgefallen.
_
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 189”
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike- Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbelt’
Antiquitäten
AnlrmiF Verkauf |
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlaß G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentaru r
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegiicne ve
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abeelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. 8. Hermann G. m. b. H., Bern
DIE W E L T K U N 8 T
Jahrg. VI, Nr. 12 vom 20. März
NadiriAdfe» von Uel>ei?aJl
Vom Augsburger
Maximiliansmuseum
Schon öfters hat die „Weltkunst“ ausführ-
liche Berichte gebracht, die Zeugnis dafür ab-
legten, mit welcher Rührigkeit die Leitung des
Maximiliansmuseums am Werke ist. Man er-
innert sich, daß das Museum im Vorjahre neu
eröffnet wurde, nachdem es einem Umbau
unterzogen war. Leider hat die Neuordnung
einige Begleiterscheinungen gehabt, die außer-
ordentlich bedauert werden müssen. Schon
während der Bauzeit hörte man, daß der
Cranach des Museums im Magazin durch einen
ausfließenden Minimax schwer beschädigt
wurde. Nun kommt die neue Hiobspost, daß
auch die von der Stadt für 70 000 RM. ange-
kaufte Porzellansammlung, welche hervor-
ragende Stücke der Meißener, Höchster, Ans-
bacher und Nymphenburger Manufaktur ent-
hält, bei der Neuaufstellung verunglückt ist.
Eine Kristallglasplatte des Schrankes ist
durchgebrochen, wobei nicht nur die darauf
stehenden Objekte, sondern auch die der
darunter befindlichen Fächer zertrümmert
wurden.
Da das Disziplinarverfahren eingeleitet ist,
kann es nicht unsere Aufgabe sein, hier über
Schuld und Unschuld Erwägungen anzustellen.
Aber keineswegs heißt es den amtlichen Un-
tersuchungen vorgreifen, wenn wir darauf
hinweisen, welch besondere Verdienste sich
Hauptkonservator L. Ohlenroth um das
Museum und die Erforschung der Augsburger
Vorzeit erworben hat. Es ist großenteils sein
Verdienst, wenn das Augsburger Maximilians-
museum heute unter den bayerischen Provinz-
museen an wissenschaftlicher Durcharbeitung
mit an erster Stelle steht. Ihm ist es ferner
zu danken, wenn es ein kunstgeschichtliches
Archiv besitzt, das in seiner Einzigartigkeit
im In- und Ausland ungeteilte Anerkennung
findet. F.
Verkauf aus dem
Salzburger Domschatz
Die berühmte eucharistische Taube des
Salzburger Domschatzes war — offenbar auf
Umwegen — in den Kunsthandel gelangt.
Nunmehr hat das österreichische Bundes-
denkmalamt von dem Treiben erfahren und das
Strafverfahren gegen diejenigen Personen ein-
geleitet, welche das Kleinod dem Domschatze
entnommen haben,, um es anbieten zu lassen.
Das wertvolle Stück selbst ist inzwischen, samt
zwei weiteren Werken des Salzburger Dom-
schatzes, bei einem Amsterdamer Sammler ent-
deckt worden, der es um einen hohen Preis von
einem Münchener Händler erworben hatte und
es jetzt der Kriminalpolizei zur Verfügung ge-
stellt hat.
Um eine Rüstung
Der Rechtsstreit zwischen Graf Wilczek und
dem Berliner Kunsthändler Kahlert, über den
wir kürzlich (Nr. 9) berichtet haben, ist zu-
gunsten des letzteren entschieden worden.
Graf Wilczek wurde verurteilt, gegen Rück-
stellung der Rüstung den Kaufpreis von
105 200 Schilling dem Kläger zurückzuzahlen.
In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt,
daß dem Verkauf der Rüstung keine Rechts-
gültigkeit zukomme, da er unter irrigen Vor-
aussetzungen zustande gekommen sei, indem
weder Käufer noch Verkäufer von den späten,
weitgehenden Ergänzungen Kenntnis gehabt
hätten. P.-N.
Boucher-Ausstellung in Paris
Ein Ausschuß, dem die Leiter der Pariser
Staatlichen Museen angehören, bereitet für
den Juni eine Ausstellung der Werke Francois
Bouchers vor, in der Gemälde, Zeichnungen
und Teppiche dieses Meisters der galanten
Malerei des 18. Jahrhunderts gezeigt werden
sollen.
Dem Andenken Jan Thorn - Prikkers
Alle, die Thorn Prikker kannten, und war es
auch nur für Stunden, vernahmen erschüttert
die Kunde seines Todes. Am 5. März ist er
nach langem, schwerem Leiden verschieden.
Dieser Holländer, im Haag 1868 geboren,
der in Deutschland seine zweite Heimat fand,
unruhig im Blut und im Geist, drängend, su-
chend, eine Kämpfernatur, aber dabei wägend,
mit Späherblick prüfend, mit einem kausti-
schen Witz begabt — dieser Holländer gehört
zu den bedeutenden Wegbereitern der moder-
nen Kunst. Seine Kirchenfenster in Neuß,
1910 entstanden, gehören zum Besten, was
diese Zeit hervorbrachte. Er suchte neue Wege
und fand sie, es waren seine eigenen, und er
blieb sich stetig wandelnd immer treu.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
Nach Reisen in Holland, Belgien, Italien
war er 1907—1911 Lehrer an den Kunst-
gewerbeschulen in Krefeld und Hagen, ging
dann nach München, lehrte später in Düssel-
dorf und wurde 1926 als Lehrer der Glasmaler-
klasse an die Werkschulen nach Köln berufen.
Seine Hauptwerke sind außer Neuß die Fen-
ster im Bahnhof in Hagen, die Kirchenfenster
in St. Georg in Köln und in der neuen Kirche
in Bickendorf. Bartning zog ihn heran zu
seiner Stahlrundkirche in Essen. Im Verwal-
tungsgebäude Radio Phillips schuf er die
Wandgemälde. Spät erst zog ihn Holland
heran. Rotterdam für die Gemälde im
Sitzungssaal des Rathauses, Amsterdam über-
trug ihm sechs Tafeln. Über ihnen ist er ge-
storben.
Sein Werk wird ihn überdauern. Die ihn
kannten, werden seine selbstlose, gütige, un-
ermüdliche und bescheidene Art nie vergessen.
Dr. B.
Max Creutz j-
Am 13. März ist Max Creutz im 56. Lebens-
jahr nach kurzer Krankheit an einer Herz-
lähmung verschieden. Er war Rheinländer,
eine neue und erweiterte Fassung seines Hand-
buches zu geben. Nach umfassenden Vorbe-
reitungen ist sie von 1926 ab in 10 Bänden
erschienen und gibt die sichere Grundlage für
jede Beschäftigung mit den Denkmälern der
frühesten gedruckten Kunst.
Deutsche Kunst in Amerika
The College Art Association in N e w York
hat für eine durch Amerika reisende Aus-
stellung Werke folgender deutscher Künstler
eingeladen: Beckmann, Grosz, Hofer, Kan-
dinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka und Nolde,
dazu die Bildhauer Barlach, Belling, de Fiori,
Kolbe, Mareks und die Sintenis.
-»
Die Sammlung moderner Graphik, die im
Januar voriges Jahres in New York so große
Erfolge erzielte, hat unter der Leitung der
Dresdner Galerie Ernst Arnold wäh-
rend des ganzen Jahres ihren Weg durch die
Vereinigten Staaten mit gleich günstigen Er-
gebnissen fortgesetzt und ausgezeichnete
Meister E. S., Geburt Christi
Kupferstich — Estampe — Engraving
Collection Graf Yorck von Wartenburg
Versteigerung — Vente — Sale: C. G. Boerner, Leipzig, 2.—3. Mai 1932
1876 in Aachen geboren, studierte in Wien,
München, Berlin und im Ausland, promovierte
in Berlin über Masaccio. Seine großen Ar-
beiten über die Geschichte der Metallkunst, der
rheinischen Goldschmiedeschulen des 10. und
11. Jahrhunderts brachten ihn auf das Gebiet
des Kunstgewerbes. Er wurde 1908 Direktor
des Kunstgewerbe-Museums in Köln, ging 1922
als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums nach
Krefeld. Besondere Liebe widmete er der
Volkskunst, in dem von Redslob herausgegebe-
nen Sammelwerk über Volkskunst schrieb er
den Band über die Rheinlande. Besondere Auf-
merksamkeit widmete er in Krefeld wenigen,
aber bedeutsamen Wechselausstellungen, von
denen die Ausstellung Niederrheinische Kunst
im vergangenen Jahr in bester Erinnerung ist.
W. L. Schreiber -j-
In Potsdam verstarb im Alter von 77 Jahren
Prof. W. L. Schreiber, der als Bibliograph und
Kenner des alten Holzschnittes internationalen
Ruf genoß. Schreiber war 1855 in Berlin ge-
boren. Mit einer ausgebreiteten historischen
Bildung, unermüdlich sammelnd und forschend,
wandte er sich dem Holzschnitt zu und schuf
von 1891 ab in 7 Bänden das in französischer
Sprache erschienene große Handbuch des
Holz- und Metallschnitts im 15. Jahrhundert.
1911 konnte er das große Werk abschließen,
indem er in 2 Bänden eine erstmalige Zusam-
menfassung und Beschreibung aller Holz-
schnitte in Büchern des 15. Jahrhunderts in
Deutschland gab. Damals aber war der Be-
stand an Holzschnitten schon so weit ange-
wachsen, daß Schreiber daran gehen konnte,
Pionierarbeit für die moderne graphische
Kunst Deutschlands geleistet, die bisher in
Amerika sehr wenig bekannt gewesen ist. Ein
Teil des Materials wurde unter der Förderung
der Carl Schurz-Vereinigung im Kunstunter-
richt der großen amerikanischen Hochschulen,
ein anderer in Museen gezeigt. Die Carl
Schurz-Vereinigung hat die Versuche, mit
Hilfe neuer deutscher Kunst in Nordamerika
Interesse für deutsches Denken und Fühlen zu
wecken und das gegenseitige Verständnis der
Völker zu fördern, als durchaus geglückt be-
zeichnet und will diese Betätigung daher auch
im laufenden Jahr fortsetzen. Auch die für
Museen bestimmte Sammlung hat so lebhaftes
Interesse gefunden, daß die veranstaltende
Galerie sich bisher noch nicht entschließen
konnte, Wünschen auf Rückgabe des Materials
zu entsprechen; gegenwärtig wird es in San
Francisco und anderen Städten des Westens
vorgeführt.
Die Sassaniden-Residenz Ktesiphon
Der Leiter der neuesten, im Winter 1931/32
gemeinsam von den Berliner Museen und dem
Metropolitan Museum durchgeführten Aus-
grabungen in Ktesiphon, Professor Dr. Ernst
Kühnel, erstattete am 16. März in der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu Berlin einen
ersten Bericht über die Ergebnisse der Expe-
dition.
Besonders ergebnisreich gestaltete sich die
Ausgrabung einer Anzahl sassanidischer
Privatbauten in der westlichen Villenvorstadt,
größerer Anlagen mit äußerst wechselnder
Raumbildung, die sämtlich in der letzten Zeit
der Epoche, im 6. und 7. Jahrhundert entsta®{
den sein dürften. Die Grundrißführung /
ausgesprochen orientalisch; neben Nachkia1]
gen der Viersäulensäle, wie sie das achäm”®1,
dische Persien kannte, finden wir in man®1*?,
fachen Abwandlungen Liwanhallen und kl®],
nere Nischenvertiefungen, wie sie für die Sp”,
tere islamische Entwicklung bestimmend
den. In der Verwendung der stets gemauert®.
Stützen — Rundpfeiler statt Säulen — si®
hellenistische Reminiszenzen unverkennb®1’
aber die Art ihrer Anordnung widerspri®1
vielfach allen Gesetzen klassischer Bauku®8]
Die Bauten waren in der Regel aus Leh®1,
ziegeln errichtet, nur einzelne Teile aus S”
brannten Ziegeln, und mit Tonnen und Kupp®’.{
überwölbt. Jeder Villenkomplex enthi®
regelmäßig einen Repräsentationsraum, ®8
reich mit Stuckdekor verziert war. Besonder
eindrucksvoll war der Schmuck der Türbog®”'
mit plastischen Wülsten und mit OrnameP1'
flächen an der Stirnseite und in der inne®®,
Laibung. Die Wände waren häufig mit d®8”
dratischen Stuckfliesen belegt. Neben man®’’,
fachen Mäander-, Palmett-, Rosett- und Lot®®
bildungen kommen auch vorzüglich beoba],
tete Tiere und menschliche Motive (Tänzer1”,
nen, Eroten usw.) vor, die noch hellenistiS®,
anmuten, während die rein ornamentalen
bilde schon ganz auf die kommende omaY”'
dische Stilrichtung hinweisen. Wichtig
die Auffindung von Resten figürlicher Mal®'
reien, die den ersten Beleg dafür bieten, da”
auch in dieser Hinsicht das sassanidische P®1
sien die Traditionen des Altertums der folge®
den Khalifenzeit übermittelte.
Beispiele von Töpfereien und kleineren 01’
jekten aus Glas und Bronze sowie Münz®”
verschiedener Herrscher ergänzen das Bild, d®5
aus den bisher aufgedeckten Ruinen von d®>'
Sassanidenresidenz Ktesiphon gewonnen wir”'
Picasso und Strawinsky
Dr. Hans Curjel sprach am 14. Mä^
in den Räumen der Staatlichen Kunst'
bibliothekin Berlin über Picasso und Str”'
winsky. Curjel führte aus, daß beide Kü®st'\
ler, der eine in Spanien geboren, der andere ®’
Rußland, am Anfang ihrer europäischen E®*''
Wicklung typische Vertreter der Randstaate1”
kunst gewesen seien, um allmählich in ihr®’
Wahlheimat, Paris, zu den Resultaten ihre®
bei beiden stets gleichen, Kunstrevolutio®e”
vorzustoßen. Die Parallele in der Entwickln®^
der Malerei Picassos und der Musik Str”'
winskys aufzuzeigen, gelang dem Sprecher ”}} |
Hand von vorgeführten Lichtbildern U®j
Grammophonplattenausschnitten überrasche®”
gut. Interessant wäre übrigens der Versuch
zur Aufführung eines Werkes von Strawinski
farbige Lichtbilder der Malereien Picass®8
zu zeigen. Sicher ein weiterer Weg zur E1'
kenntnis des modernen Kunstschaffens.
Deutschland—England
Der Kunstverein in Hamburg U®^
der Anglo German Club in Load®’1
bereiten für Sommer und Herbst 1932 die erS1” I
Austausch - Ausstellung moderner Ku®”1
Deutschland—England vor. Wie wichtig die8”
Aufgabe ist, zeigt die Tatsache, daß seit de®1
Kriege in Deutschland neue englische Ku®8,
noch nicht gezeigt wurde und daß umgekeh1
in England die Führer der neuen deutsch”!}
Kunst so gut wie unbekannt sind,
wird Bilder von verhältnismäßig wenig_, _
entscheidenden Künstlern zu einem größer®,
Überblick über die neue englische Kunst V®] I
einen. Der Kunstverein in Hamburg hat d’b I
Absicht, für die deutsche Ausstellung in L®”'
don Aquarelle und Graphik der wesentlich®1]
Führer der neuen deutschen Kunst zu ei®”1
repräsentativen Schau zusammenzustellen.
UNTER KOLLEGEN
EnglaP
•Pu.
DerGast: — Sind Ihre herrlichen Ku®8 t
Sammlungen nie von Dieben heimges®”
worden ?
Der Krösus: — Vielleicht doch, a®
wissen Sie, das ist mir nicht aufgefallen.
_
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 189”
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike- Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbelt’
Antiquitäten
AnlrmiF Verkauf |
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlaß G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentaru r
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