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DIE W. E L T KUNS T
Jahrg. VI, Nr. 15 vom 10. ApriU^
Ein neues
Museum in Prag
enthusiastisch
Gustave
Inhalt Nr. i5
^.uKtions^orberichte
MARGRAF&CO
GMBH
M.& R. STORA
BELLEVUE STR. 6
BERLIN W9-TELEFON LOTZOW1148
Günther Wagner, Hannover
abgestreift,
eben jener
Jahren in
so bekannt
Cruikshank
Toepffer und Cham ist unverkennbar. Denn war
Dore in gewissem Sinne auch ein Wunderkind,
dessen frühe Reife Staunen erregen muß, so
war er doch noch nicht so in seinem eigenen
Stil gefestigt, daß er sich so nahen populären
Vorbildern ganz hätte entziehen können. So
finden wir neben höchst individuellen Zeich-
32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PARIS
Die dritte der vier
die plattdeutsche
Dore, „Les Travaux d’Hercule“
negativen Fall annehmen, so können wir doch
den gleichen Geist nicht wegleugnen. Zudem
fallen stilistisch diese Holzschnitte ganz aus
dem Rahmen seiner übrigen illustratorischen
Produktion heraus, die völlig im Sinne der
übrigen Mitarbeiter der Fliegenden Blätter,
also eines Kaspar Braun, sich bewegte. Dort
in den „Bilderpossen“ haben wir den gleichen
kindlich-starken Geist — wenn auch ins
niederdeutsch Schwere übersetzt — wie in
Dores Frühwerk. Das klingt wie der Rhyth-
mus eines schweren Bauerntanzes, aber es
steckt darin auch die Zierlichkeit einer Rokoko-
musik, die mancher schweren Karikatur Row-
landsons die zeitliche Beschwingtheit verlieh.
fällt. Die absichtliche Kindlichkeit
Naivität dieses Franzosen, wenn er
Figuren fast durchweg in der
teren Profildarstellung zeichnet, trifft
bei dem halben Kinde Dore auf ganz andere
geistige Voraussetzungen. Das Gedankliche
aber steht bei ihm so im Vordergrund, daß
man den Vergleich jederzeit gerne zu Dores
Gunsten zieht. Es haben sich Briefe des Fünf-
jährigen mit Illustrationen (!) erhalten, die
schon ein Beweis für die geistige überlegene
Frühreife Dores wären. Hier aber gibt es
Blätter in den „Travaux d’Hercule“, die be-
grifflich wie zeichnerisch keinen Gedanken an
ein Kind zulassen. Rasch wächst der Künstler
Dore. Schon ein paar
Jahre später hat er den ._,
Einfluß Toepffers oder
gar Chams
dafür tritt
in diesen
Frankreich
gewordene
in seinen Gesichtskreis,
der kräftige, urwüch¬
sige, angelsächsische
Humor dieses großen
Künstlers schlägt ihn
in Bann. Später wird
Dore ja von den Eng¬
ländern
gefeiert, als er nach
London kommt, gewiß
ein Zeichen dafür, daß
etwas in seiner Kunst .
bei den Engländern
verwandte Saiten an¬
schlug. Manche seiner
Illustrationen zum
„Münchhausen“ lassen
den Zusammenhang mit
dem 18. Jahrhundert
— und so vielleicht mit Rowlandson — deut-
lich erkennen.
Auf diesem Wege zu Wilhelm Busch be-
gegnen wir aber noch einem Künstler, der
offensichtlich verwandtschaftliche Züge zu
Toepffer trägt, das ist der Düsseldorfer
nungen auch wieder solche, in denen er in
jene fatale Effekthascherei eines Cham ver-
und
seine
leich-
ja
Dr. Arthur Rümann (München):
Wilhelm Busch, zu seinem 100. Geburtstag
(m. 2 Abb.)
Ein neues Museum in Prag
Zwei Cimelien Früh - Bamberger Malerei
(m. Abb.)
Auktionsvorberichte (m. 4 Abb.)
A u k t i o n s k a 1 e n d e r
Ausstellungen der Woche. . .
Preisberichte—Rundfunk
Literatur .
Ausstellungen (m. 2 Abb.) ....
Afrika-Plastik in der Berliner Sezession
Goethe als Führer durch die Kunst
H. O. Schoenleber — Picasso illustriert
Ovid — Großausstellung alter Kunst in Rom.
Nachrichten von überall
Unter Kollegen
Von den „Bilderpossen“ aus führt der stilisti-
sche Weg über den „Max und Moritz“ von 1865,
zu „Schnurrdiburr“ und erreicht bereits hier
1869 jene schon angedeutete impressionistische
Auflösung des zeichnerischen Stils, der in
einem unbekannteren, aus technischen Grün-
den — es ist in Zinkotypie gedruckt — weni-
ger geschätzten, künstlerisch aber besonders
schätzenswerten Buch 1881 seine Krönung er-
hält, in „Der Fuchs. Die Drachen.“, dessen
Text von Busch selbst geschrieben und mit
den köstlichen Bildern zugleich klischiert
wurde.
Adolph Schroedter. Seine amüsante poli-
tische Karikatur „Thaten und Meinungen des
Herrn Piepmeyer“ 1848 zeigt unverkennbar
ähnliche Züge wie z. B. der „Dr. Festus“ des
Schweizers. Man hat diese Aehnlichkeit rund-
weg abzuleugnen versucht, aber durch die
Gegenüberstellung zweier Blätter wird jene
Theorie treffend illustriert.
Ja sogar die äußere Anord-
nung der Tafeln ist ein Be-
weis für die Beeinflussung
Schroedters durch Toepffer.
Ein verhältnismäßig frühes
Werk Buschs sind seine
bei J. H. Richter, dem Sohne
Ludwig Richters, 1864 er-
schienenen „Bilderpossen“.
Das Buch wäre dazu geschaf-
fen, eines der einprägsam-
sten, weil natürlichsten Kin-
derbücher zu sein. Merk-
würdigerweise aber erreichte
es nur eine 1880 von Basser-
mann herausgegebene zweite
Auflage. Die klare breite
Holzschnitt-Technik ist be-
sonders geeignet, Buschs hier
etwas derbe Formen seiner
Absicht nach in Erscheinung
treten zu lassen. Dazu eben
Buschs eindringliche kurze
Verse.
Possen,
Geschichte „Krischan mit der
Piepe“ weist auf die Heimat
Buschs hin. Der urwüchsige
niederdeutsche Humor hatte
schon einmal sich dem angel-
sächsischen verwandtschaft-
lich zugeneigt, im „Till
des alten Hannoveraner Hof-
GOTHIQUE
BIT
RENAISSANCE
Wilhelm Busch, „Biiderpossen“
Urkunden ein Meister Wolfgang Katzhein*®1
(oder Katzenheimer) genannt. Er hat Zei<A
nungen für Glasmalerei und für den HoD'
schnitt geliefert (Bamberger HalsgerichD’
Ordnung von 1507). Ferner lassen sich einiA
Tafeln im Bamberger Museum auf Gru*1*
dieser Holzschnitte und zwei Zeichnungen j®’
Britischen Museum mit größter Wahrschei®'
lichkeit Katzenheimer zuschreiben. Imb*®1
wieder spielen topographische Wiedergab®**
der Stadt und des Domes in seinen Arbeit®1
eine Rolle. Die vorliegenden Bildtafeln füg^
sich zwanglos in die Reihe der bekannt®^
Werke ein. Die beiden Kaiserbildnisse hab®*’
die gleiche schwere Farbe, die Formung d®.
Köpfe und Hände, die eine spezifische
Wandlung fränkischer Typen darstellt.
Diese neu gefundenen Tafeln bilden e*®_
Bereicherung für die spätgotische Malerei Ba®’„
bergs, von der nicht allzuviele Beispiele U
halten sind. Als eine Bestätigung für A
Zuweisung der Bilder in das mainfränkis®*’j
Gebiet mag auch der bisherige Aufenthalts®*
der Tafeln gelten, der in Bamberg bena®.
hartem Gebiete liegt. E. S®
In der Versteigerung Helbing 11
Frankfurt am 3. und 4. Mai befinde®
sich zwei Altartafeln, Teile eines größere®
Schreines, auf denen Kaiser Heinrich und dl
Kaiserin Kunigunde dargestellt sind (Ab bi*
düng Seite 1). Auf der Rückseite e*'
scheinen, auf Wolken schwebend, zwei Enge*
einander gegenübergestellt. Die beide®
Heiligen, die Schutzpatrone Bambergs, halte®
in ihren Händen gemeinsam das Modell d®f
Bamberger Domes. Die getreue Wiedergab®
des Bauwerkes, die feine Differenzierung d®*
Ost- und Westtürme läßt mit Sicherhe*
darauf schließen, daß ein in der dortig®®
Gegend ansässiger Künstler die Tafeln gerna*
hat. In der Zeit zwischen 1478 und 1508, *®
der diese Malereien entstanden sind, wird *®
Dürer, Erasmus von Rotterdam
Kupferstich — Gravüre — Engraving
Versteigerung — Vente — Sale: Hollstein & Puppel, Berlin, 27.-29. April 1932
Eulenspiegel“
malers Johann Heinrich Ramberg. Hier be-
gegnet uns Ähnliches. Nur läuft die Linie
dieser Verwandtschaft durch andere Glieder
der aufgezeigten Kette: durch Dore und
Toepffer. Sieht man auf dem 9. Blatte der
Doreschen „Travaux d’Hercule“ den schlamm-
bedeckten, wassertriefenden Herkules dem
Froschteich entsteigen, hält man daneben einen
der Holzschnitte aus der ersten Bilderposse
„Der Eispeter“, wie der Peter aus dem Eis-
loch stürmt und allmählich zum „gefrorenen
Stachelschwein“ wird, so liegt die Ähnlichkeit
beider Darstellungen auf der Hand. Ob die
Möglichkeit bestanden hat, daß Busch den
seltenen Dore gekannt hat, wird wohl immer
im Dunklen bleiben. Aber wenn wir auch den
Goethe in der Numismatik
Berlin, Vorb. 19. AP* j
Bereits 1930 hatte die Firma Robert B
Nachf. eine reichhaltige Spezialsammlung
Goethe bezüglicher und mit ihm und sei®® It
Kreis in Zusammenhang stehender Meda*’
und Münzen zur Versteigerung gebracht.
Jubiläumsjahr bringt sie nun einen weit®* f
derartigen Katalog heraus, welcher
436 Nummern manches eigenartige Stück ®
auch eine Anzahl nichtnumismatischer Obj®E,
wie Büsten und Statuetten, enthält. Einet* " e
sonderen Rang nimmt unter den letzteren ®*
Unter der Patronanz des tschechoslowaki-
schen Ministeriums für Schulwesen und Volks-
kultur ist in Prag ein „Vorbereitender Aus-
schuß für die Errichtung eines staatlichen Mu-
seums für Völkerkunde“
gegründet worden.
Diese Körperschaft hat
sich zur Aufgabe ge¬
stellt, ein großes, mit
reichhaltigem, wissen¬
schaftlich wertvollem
Material ausgestattetes
Museum zu errichten,
das in ähnlicher Weise
wie das Völkerkunde-
Museum in Berlin oder
Musee Guimet in Paris
aus Sammlungen der
außereuropäischen
Kunst bestehen soll.
Es besteht auch die
Absicht, die bereits vor¬
handenen, aus früherer
Zeit stammenden völ-
kerkundlichen Bestände
mit dem neuen staat¬
lichen Museum
Völkerkunde zu
einigen. Außer
ethnographischen und
ethnologischen Samm¬
lungen wird das neue
Museum typische Denk¬
mäler der hohen Kunst
der zentral- und ost¬
asiatischen sowie der
mittel- und südameri¬
kanischen Kulturvölker
enthalten. Infolge der
gegenwärtig günstigen
Ankaufsmöglichkeiten
ist es der Leitung die¬
ser Körperschaft gelun¬
gen, sich durch den Er¬
werb von bedeutenden
Sammlungen äußerst
wertvolles Museums¬
material zu sichern.
Die neue museale
Institution wurde aus
hervorragenden Vertretern der tschechoslowa-
kischen wissenschaftlichen Kreise gebildet.
Präsident des Vorbereitenden Ausschusses ist
der bekannte Prähistoriker Prof. Dr. A.
Stocky, Direktor des Prähistorischen In-
stitutes der Tschechischen Universität in Prag,
Vizepräsident Dr. A. Grohmann, Professor
der semitischen Philologie und Kultur-
geschichte des vorderen Orients an der Deut-
schen Universität in Prag. Dem. Vorbereiten-
den Ausschuß gehören ferner an: Prof. Dr. K.
C h o t e k, Oberrat Ph. Dr. R. Honig-
schmid, Minister a. D. Prof. Dr. J.
K r c m ä r, Direktor Dr. J. K o f e n s k y, Prof.
Dr. V. Lesny, Prof. Dr. A. Matejcek,
Minister Prof. Dr. F. Spina, Prof. Dr. I.
V ys o ky und Prof. Dr. M. Winternit z.
Zum leitenden Generalsekretär dieser neuen
Institution ist Direktor V. Jarolim, ein auch
in Berliner Kunstkreisen bekannter Fachmann,
ernannt worden. Das Projekt der Errichtung
eines staatlichen Museums für Völkerkunde
und außereuropäische Kunst in Prag wurde
trotz der Ungunst der gegenwärtigen Verhält-
nisse von allen Kreisen der tschechoslowaki-
schen Öffentlichkeit mit Sympathie und
großem Interesse aufgenommen.
DIE W. E L T KUNS T
Jahrg. VI, Nr. 15 vom 10. ApriU^
Ein neues
Museum in Prag
enthusiastisch
Gustave
Inhalt Nr. i5
^.uKtions^orberichte
MARGRAF&CO
GMBH
M.& R. STORA
BELLEVUE STR. 6
BERLIN W9-TELEFON LOTZOW1148
Günther Wagner, Hannover
abgestreift,
eben jener
Jahren in
so bekannt
Cruikshank
Toepffer und Cham ist unverkennbar. Denn war
Dore in gewissem Sinne auch ein Wunderkind,
dessen frühe Reife Staunen erregen muß, so
war er doch noch nicht so in seinem eigenen
Stil gefestigt, daß er sich so nahen populären
Vorbildern ganz hätte entziehen können. So
finden wir neben höchst individuellen Zeich-
32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PARIS
Die dritte der vier
die plattdeutsche
Dore, „Les Travaux d’Hercule“
negativen Fall annehmen, so können wir doch
den gleichen Geist nicht wegleugnen. Zudem
fallen stilistisch diese Holzschnitte ganz aus
dem Rahmen seiner übrigen illustratorischen
Produktion heraus, die völlig im Sinne der
übrigen Mitarbeiter der Fliegenden Blätter,
also eines Kaspar Braun, sich bewegte. Dort
in den „Bilderpossen“ haben wir den gleichen
kindlich-starken Geist — wenn auch ins
niederdeutsch Schwere übersetzt — wie in
Dores Frühwerk. Das klingt wie der Rhyth-
mus eines schweren Bauerntanzes, aber es
steckt darin auch die Zierlichkeit einer Rokoko-
musik, die mancher schweren Karikatur Row-
landsons die zeitliche Beschwingtheit verlieh.
fällt. Die absichtliche Kindlichkeit
Naivität dieses Franzosen, wenn er
Figuren fast durchweg in der
teren Profildarstellung zeichnet, trifft
bei dem halben Kinde Dore auf ganz andere
geistige Voraussetzungen. Das Gedankliche
aber steht bei ihm so im Vordergrund, daß
man den Vergleich jederzeit gerne zu Dores
Gunsten zieht. Es haben sich Briefe des Fünf-
jährigen mit Illustrationen (!) erhalten, die
schon ein Beweis für die geistige überlegene
Frühreife Dores wären. Hier aber gibt es
Blätter in den „Travaux d’Hercule“, die be-
grifflich wie zeichnerisch keinen Gedanken an
ein Kind zulassen. Rasch wächst der Künstler
Dore. Schon ein paar
Jahre später hat er den ._,
Einfluß Toepffers oder
gar Chams
dafür tritt
in diesen
Frankreich
gewordene
in seinen Gesichtskreis,
der kräftige, urwüch¬
sige, angelsächsische
Humor dieses großen
Künstlers schlägt ihn
in Bann. Später wird
Dore ja von den Eng¬
ländern
gefeiert, als er nach
London kommt, gewiß
ein Zeichen dafür, daß
etwas in seiner Kunst .
bei den Engländern
verwandte Saiten an¬
schlug. Manche seiner
Illustrationen zum
„Münchhausen“ lassen
den Zusammenhang mit
dem 18. Jahrhundert
— und so vielleicht mit Rowlandson — deut-
lich erkennen.
Auf diesem Wege zu Wilhelm Busch be-
gegnen wir aber noch einem Künstler, der
offensichtlich verwandtschaftliche Züge zu
Toepffer trägt, das ist der Düsseldorfer
nungen auch wieder solche, in denen er in
jene fatale Effekthascherei eines Cham ver-
und
seine
leich-
ja
Dr. Arthur Rümann (München):
Wilhelm Busch, zu seinem 100. Geburtstag
(m. 2 Abb.)
Ein neues Museum in Prag
Zwei Cimelien Früh - Bamberger Malerei
(m. Abb.)
Auktionsvorberichte (m. 4 Abb.)
A u k t i o n s k a 1 e n d e r
Ausstellungen der Woche. . .
Preisberichte—Rundfunk
Literatur .
Ausstellungen (m. 2 Abb.) ....
Afrika-Plastik in der Berliner Sezession
Goethe als Führer durch die Kunst
H. O. Schoenleber — Picasso illustriert
Ovid — Großausstellung alter Kunst in Rom.
Nachrichten von überall
Unter Kollegen
Von den „Bilderpossen“ aus führt der stilisti-
sche Weg über den „Max und Moritz“ von 1865,
zu „Schnurrdiburr“ und erreicht bereits hier
1869 jene schon angedeutete impressionistische
Auflösung des zeichnerischen Stils, der in
einem unbekannteren, aus technischen Grün-
den — es ist in Zinkotypie gedruckt — weni-
ger geschätzten, künstlerisch aber besonders
schätzenswerten Buch 1881 seine Krönung er-
hält, in „Der Fuchs. Die Drachen.“, dessen
Text von Busch selbst geschrieben und mit
den köstlichen Bildern zugleich klischiert
wurde.
Adolph Schroedter. Seine amüsante poli-
tische Karikatur „Thaten und Meinungen des
Herrn Piepmeyer“ 1848 zeigt unverkennbar
ähnliche Züge wie z. B. der „Dr. Festus“ des
Schweizers. Man hat diese Aehnlichkeit rund-
weg abzuleugnen versucht, aber durch die
Gegenüberstellung zweier Blätter wird jene
Theorie treffend illustriert.
Ja sogar die äußere Anord-
nung der Tafeln ist ein Be-
weis für die Beeinflussung
Schroedters durch Toepffer.
Ein verhältnismäßig frühes
Werk Buschs sind seine
bei J. H. Richter, dem Sohne
Ludwig Richters, 1864 er-
schienenen „Bilderpossen“.
Das Buch wäre dazu geschaf-
fen, eines der einprägsam-
sten, weil natürlichsten Kin-
derbücher zu sein. Merk-
würdigerweise aber erreichte
es nur eine 1880 von Basser-
mann herausgegebene zweite
Auflage. Die klare breite
Holzschnitt-Technik ist be-
sonders geeignet, Buschs hier
etwas derbe Formen seiner
Absicht nach in Erscheinung
treten zu lassen. Dazu eben
Buschs eindringliche kurze
Verse.
Possen,
Geschichte „Krischan mit der
Piepe“ weist auf die Heimat
Buschs hin. Der urwüchsige
niederdeutsche Humor hatte
schon einmal sich dem angel-
sächsischen verwandtschaft-
lich zugeneigt, im „Till
des alten Hannoveraner Hof-
GOTHIQUE
BIT
RENAISSANCE
Wilhelm Busch, „Biiderpossen“
Urkunden ein Meister Wolfgang Katzhein*®1
(oder Katzenheimer) genannt. Er hat Zei<A
nungen für Glasmalerei und für den HoD'
schnitt geliefert (Bamberger HalsgerichD’
Ordnung von 1507). Ferner lassen sich einiA
Tafeln im Bamberger Museum auf Gru*1*
dieser Holzschnitte und zwei Zeichnungen j®’
Britischen Museum mit größter Wahrschei®'
lichkeit Katzenheimer zuschreiben. Imb*®1
wieder spielen topographische Wiedergab®**
der Stadt und des Domes in seinen Arbeit®1
eine Rolle. Die vorliegenden Bildtafeln füg^
sich zwanglos in die Reihe der bekannt®^
Werke ein. Die beiden Kaiserbildnisse hab®*’
die gleiche schwere Farbe, die Formung d®.
Köpfe und Hände, die eine spezifische
Wandlung fränkischer Typen darstellt.
Diese neu gefundenen Tafeln bilden e*®_
Bereicherung für die spätgotische Malerei Ba®’„
bergs, von der nicht allzuviele Beispiele U
halten sind. Als eine Bestätigung für A
Zuweisung der Bilder in das mainfränkis®*’j
Gebiet mag auch der bisherige Aufenthalts®*
der Tafeln gelten, der in Bamberg bena®.
hartem Gebiete liegt. E. S®
In der Versteigerung Helbing 11
Frankfurt am 3. und 4. Mai befinde®
sich zwei Altartafeln, Teile eines größere®
Schreines, auf denen Kaiser Heinrich und dl
Kaiserin Kunigunde dargestellt sind (Ab bi*
düng Seite 1). Auf der Rückseite e*'
scheinen, auf Wolken schwebend, zwei Enge*
einander gegenübergestellt. Die beide®
Heiligen, die Schutzpatrone Bambergs, halte®
in ihren Händen gemeinsam das Modell d®f
Bamberger Domes. Die getreue Wiedergab®
des Bauwerkes, die feine Differenzierung d®*
Ost- und Westtürme läßt mit Sicherhe*
darauf schließen, daß ein in der dortig®®
Gegend ansässiger Künstler die Tafeln gerna*
hat. In der Zeit zwischen 1478 und 1508, *®
der diese Malereien entstanden sind, wird *®
Dürer, Erasmus von Rotterdam
Kupferstich — Gravüre — Engraving
Versteigerung — Vente — Sale: Hollstein & Puppel, Berlin, 27.-29. April 1932
Eulenspiegel“
malers Johann Heinrich Ramberg. Hier be-
gegnet uns Ähnliches. Nur läuft die Linie
dieser Verwandtschaft durch andere Glieder
der aufgezeigten Kette: durch Dore und
Toepffer. Sieht man auf dem 9. Blatte der
Doreschen „Travaux d’Hercule“ den schlamm-
bedeckten, wassertriefenden Herkules dem
Froschteich entsteigen, hält man daneben einen
der Holzschnitte aus der ersten Bilderposse
„Der Eispeter“, wie der Peter aus dem Eis-
loch stürmt und allmählich zum „gefrorenen
Stachelschwein“ wird, so liegt die Ähnlichkeit
beider Darstellungen auf der Hand. Ob die
Möglichkeit bestanden hat, daß Busch den
seltenen Dore gekannt hat, wird wohl immer
im Dunklen bleiben. Aber wenn wir auch den
Goethe in der Numismatik
Berlin, Vorb. 19. AP* j
Bereits 1930 hatte die Firma Robert B
Nachf. eine reichhaltige Spezialsammlung
Goethe bezüglicher und mit ihm und sei®® It
Kreis in Zusammenhang stehender Meda*’
und Münzen zur Versteigerung gebracht.
Jubiläumsjahr bringt sie nun einen weit®* f
derartigen Katalog heraus, welcher
436 Nummern manches eigenartige Stück ®
auch eine Anzahl nichtnumismatischer Obj®E,
wie Büsten und Statuetten, enthält. Einet* " e
sonderen Rang nimmt unter den letzteren ®*
Unter der Patronanz des tschechoslowaki-
schen Ministeriums für Schulwesen und Volks-
kultur ist in Prag ein „Vorbereitender Aus-
schuß für die Errichtung eines staatlichen Mu-
seums für Völkerkunde“
gegründet worden.
Diese Körperschaft hat
sich zur Aufgabe ge¬
stellt, ein großes, mit
reichhaltigem, wissen¬
schaftlich wertvollem
Material ausgestattetes
Museum zu errichten,
das in ähnlicher Weise
wie das Völkerkunde-
Museum in Berlin oder
Musee Guimet in Paris
aus Sammlungen der
außereuropäischen
Kunst bestehen soll.
Es besteht auch die
Absicht, die bereits vor¬
handenen, aus früherer
Zeit stammenden völ-
kerkundlichen Bestände
mit dem neuen staat¬
lichen Museum
Völkerkunde zu
einigen. Außer
ethnographischen und
ethnologischen Samm¬
lungen wird das neue
Museum typische Denk¬
mäler der hohen Kunst
der zentral- und ost¬
asiatischen sowie der
mittel- und südameri¬
kanischen Kulturvölker
enthalten. Infolge der
gegenwärtig günstigen
Ankaufsmöglichkeiten
ist es der Leitung die¬
ser Körperschaft gelun¬
gen, sich durch den Er¬
werb von bedeutenden
Sammlungen äußerst
wertvolles Museums¬
material zu sichern.
Die neue museale
Institution wurde aus
hervorragenden Vertretern der tschechoslowa-
kischen wissenschaftlichen Kreise gebildet.
Präsident des Vorbereitenden Ausschusses ist
der bekannte Prähistoriker Prof. Dr. A.
Stocky, Direktor des Prähistorischen In-
stitutes der Tschechischen Universität in Prag,
Vizepräsident Dr. A. Grohmann, Professor
der semitischen Philologie und Kultur-
geschichte des vorderen Orients an der Deut-
schen Universität in Prag. Dem. Vorbereiten-
den Ausschuß gehören ferner an: Prof. Dr. K.
C h o t e k, Oberrat Ph. Dr. R. Honig-
schmid, Minister a. D. Prof. Dr. J.
K r c m ä r, Direktor Dr. J. K o f e n s k y, Prof.
Dr. V. Lesny, Prof. Dr. A. Matejcek,
Minister Prof. Dr. F. Spina, Prof. Dr. I.
V ys o ky und Prof. Dr. M. Winternit z.
Zum leitenden Generalsekretär dieser neuen
Institution ist Direktor V. Jarolim, ein auch
in Berliner Kunstkreisen bekannter Fachmann,
ernannt worden. Das Projekt der Errichtung
eines staatlichen Museums für Völkerkunde
und außereuropäische Kunst in Prag wurde
trotz der Ungunst der gegenwärtigen Verhält-
nisse von allen Kreisen der tschechoslowaki-
schen Öffentlichkeit mit Sympathie und
großem Interesse aufgenommen.