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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 16 (17. April)
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2

DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 16 vom 17. Aprill£3i

in fest verschlossene Kisten eindringen konnte,
welche sich während eines Umzuges bei
feuchter Luft in einem Möbelwagen verpackt
befanden.
Es bedarf hiernach nur der Andeutung, daß
für Dilettantismus und Schematisierung bei
der Behandlung der erwähnten Schäden so
wenig Raum ist, wie bei der Behandlung eines
kranken Körpers seitens des Arztes.
Sorgfältigste Diagnose muß sich mit Kennt-
nissen auf den Gebieten der Chemie, der alten
Papierfabrikation, der Art der Druckauflagen
und nicht zuletzt mit Erfahrung verbinden.
Und nur mit Hilfe des nämlichen Rüstzeuges
können auch allein mit aller Sicherheit die zu
verwendenden Mittel sowie die Art der Ver-
wendung der letzteren mit dem Ziel gewonnen
werden, daß der behandelte Druck wieder
völlig, wie mit Überzeugung gesagt werden
darf, in den Zustand zurückversetzt wird, in
welchem er sich vor der Entstehung der vor-
stehend charakterisierten Fleckenbildungen be-
funden hat.
Diese Ausführungen werden erweisen, daß
jene in der Tagespresse und in Zeitschriften
immer wieder hervorgetretenen Ratschläge zur
Behandlung von Fleckenschäden auf völliger
Unkenntnis beruhen.
Diese Unkenntnis wird auch bezeugt durch
die Bezeichnung der diesbezüglichen Tätigkeit
des Restaurators seitens jener Berater- als
„Waschungen“.
Die vorstehenden Andeutungen, um welche
es sich an dieser Stelle nur handeln konnte,
werden ein genügender Hinweis dahin sein,
daß die empfohlenen „Waschungen“ das Ver-
langen des Eigentümers eines kostbaren
Buches, letzteres von schmerzlich empfunde-
nen Fleckenerscheinungen befreit zu sehen,
nicht befriedigen werden, daß mit diesen
Waschungen vielmehr Doktor Eisenbart-Kuren
empfohlen werden, welche die mit ihnen behan-
delten Drucke in trostlose Verfassung zu
bringen geeignet sind.
Die Restaurationsbetätigung des erfahre-
nen Fachmanns entzieht dem Druck ebenso
wenig etwas von seiner ursprünglichen Be-
schaffenheit, wie sie der letzteren etwas neues
hinzuführt. Selbst die vorstehend gedachte
Patina bleibt völlig erhalten.
Was erreicht werden kann, mögen beispiels-
weise die beigefügten Wiedergaben (Seite 1)
eines Holzschnittes auf dem Schlußblatt eines
Drucks von Johannes Singrinus, Wien 1520,
vor und nach der Restauration erweisen,
welcher von einem Überzug von Farbe und
Ölflecken zu befreien war.

Aul\tionsz)orber lebte

Kunstbesitz
mittelrheinisclier
Stanclesherren

Frankfurt a. M., Vorb. 3./4. Mai
Hugo Helbing versteigert am 3. und
4. Mai Kunstbesitz aus Sammlungen und Be-
ständen mittelrheinischer Standesherren. Es
handelt sich hier um alten fürstlichen Kunst-
besitz, der seit Generationen gepflegt und ge-
sammelt wurde und nur in den seltensten
Fällen der Allgemeinheit zugänglich war, nie-
mals aber in seinen einzelnen Objekten käuf-
lich gewesen ist.
Unter den Gemälden alter Meister inter-
essiert vor allem eine 1537 datierte Arbeit, die
auf der Rückseite eine alte Inschrift: „Fra
Bastiano del Piombo“ aufweist und eine für
diese Zeit ungewöhnliche Darstellung, nämlich
eine Kellerszene, zeigt. Sie stammt aus der
berühmten Sammlung Bourbon, deren Siegel
sie trägt. Sehr wichtig ist ein Gemälde von
Horace Vernet, Napoleon I. hoch zu Roß, da-
tiert 1807, das ein persönliches Geschenk Na-

Tnhalt Nr. 16
Dr. Hans Hof:
Restaurieren von Büchern (m. 2 Abb.) . . 1/2
Auktionsvorberichte (m. 3 Abb.). 2
Auktionsnachberichte .. 2
Ausstellungen (m. 4 Abb.) .2,3,5

Goethe - Ausstellung des Jenaer Stadt-
museums — Das „Neue Fresko“ und an-
deres — Willy Kriegei — Schobinger und

Csaky — Bruno Krauskopf
Auktionskalender. 3
Ausstellungen der Woche. . . . 4
Preisberichte—Rundfunk. 4
Literatur . 4
Dr. Alexander Bessmertny:
Die Presse-Bibliothek Arne Laurin. ... 4
English Supplement:. 5
Barthel, A New Museum Type
Forthcoming Sales
Nachrichten von überall. 6
Unter Kollegen. 6

M.& R. STORA

GOTHIQUE
BT
RENAISSANCE

32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PABIS

poleons an das Fürstenhaus darstellt. Von
frühen Meistern führen wir vier Tafelbilder
des Bamberger Meisters Wolfgang Katzheimer:
Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde
(Abbildung in Nr. 15), dann ein beson-
ders feines Bild einer Heiligen Magdalena
eines französischen Meisters um 1510 an. Inter-
essant eine Kreuzabnahme eines elsässischen
Meisters um 1526. Sehr reichhaltig und mit
vorzüglichen Qualitäten sind die Holländer
vertreten. Wir nennen einen signierten
Breughel, ein Knabenbild von Philipp von Dyck,
ein klares Stilleben von Pieter Claesz, ein reiz-
volles Bild von Eglon van der Neer, eine Land-


Martin Schongauer, Madonna mit dem Apfel
Kupferstich — Gravüre — Engraving
Versteigerung — Vente — Sale:
Hollstein & Puppel, Berlin, 27.—29. April 1932
Schaft von W. Romeyn und eine solche von
Salomon Ruysdael, einen vorzüglichen Jan
Steen, ein Bild von Teniers mit einer unge-
wöhnlichen Signatur, eine sehr bedeutende
Winterlandschaft von Valckenborch und einen
großartigen Wouverman. Von den Franzosen
bildet ein Hauptstück das prachtvolle Werk
von Largilliere mit dem Bildnis einer vor-
nehmen Dame in Halbfigur. Dann nennen wir
zwei Landschaften von Millet und G. Dughet,
vier Landschaften von Pillement, ein Knaben-
bild von Ledoux und eine kleine Szene von
Drolling. Als große Rarität erwähnen wir ein
Bild vom Goethe-Tischbein mit dem Porträt
Lavaters. Von allergrößter Bedeutung und in
ihrer Erhaltung fast einzig dastehend sind
sechs Pastelle des berühmten schwedischen
Pastellmalers G. Lundberg (Abbildung
Seite 3).
Unter den Handzeichnungen ein
herrliches Blatt von Fragonard und zwei Aqua-
relle von W. v. Kobell.
Aus Schloß H. stammen die große Anzahl
von französischen und flämischen Tapisse-
rien. Besonders reizvoll ein Wandteppich mit
großen Blättern, datiert 1573, aus der Manu-
faktur Enghien. Ferner ein Brüsseler Renais-
sance-Wandteppich mit kleinfiguriger Darstel-
lung einer Bärenjagd u. a. Außerdem eine
größere Anzahl von Verduren aus flämischen
Werkstätten, sowie den Manufakturen von
Aubusson und Felletin. Sehr bemerkenswert
ist eine Wandbespannung, die aus neun langen
Bahnen von schönster Louis XVI-Tapisserie-
point besteht.
Unter den Holzskulpturen das Wich-
tigste ist ein reizvolles Lüsterweibchen mit
altem Hirschgeweih, eine schweizerische Arbeit
des 16. Jahrhunderts, ferner erwähnenswert
ein Reliquiar um 1400 in Gestalt einer kleinen
Madonna mit Kind, und eine aus der Literatur
mehrfach bekannt gewordene Straßburger
Magdalena, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Hingewiesen sei kurz auf das antike Kunst-
gewerbe, das Schweizer Zinn in verschiedensten
Arbeiten bringt, ferner Fayencen, Porzellane,
Arbeiten in Silber, vor allem Gebrauchssilber
des 18. Jahrhunderts und schließlich eine An-
zahl Tabatieren in Goldemail, weiterhin die
reiche Anzahl der Schloßmöbel, darunter
Sitzgarnituren, Sekretäre und vieles andere
mehr, zumeist des 18. Jahrhunderts.
Der Katalog ist eingeleitet von Professor
Georg Swarzenski.
Bücher
Hamburg, Vorb. 18./19. April
Eine sehr interessante Buchauktion im
Antiquariat F. Dörling bringt die
Bibliothek Albert u. a. mit rund 1350 Num-
mern auf den Markt. Sämtliche Geisteswissen-
schaften wie Geschichte, Kunst- und Kultur-
geschichte, Philosophie, Theologie, Germa-
nistik sind neben einer reichen Auswahl
schöner Literatur und illustrierter Bücher ver-
treten und bieten für den Sammler ein reiches
Material vielfach gesuchter und seltener
Werke.

Altes Kunstgewerbe
Köln, Vorb. 6.—9. Mai
Am 6. bis 9. Mai veranstaltet Lempertz
eine Auktion hervorragender Antiquitäten aus
dem Nachlaß C. Th. Deichmann in Köln
u. a. B. Diese Versteigerung enthält eine sehr
bedeutende Reihe von Meißener Geschirr-
porzellanen der Frühzeit, darunter zahlreiche
Höroldt- und Fondstücke, sowie eine nicht
minder ansehnliche Kollektion böhmischer und


Alte und neue Gemälde
Düsseldorf, Nachb. 2. AP1'*'
(Vorb. Nr. 12, S. 7)
Die Versteigerung von Gemälden alter u*3^
neuer Meister des KunstauktionshauS®5
Julius Stern fand unter starker Beteil*'
gung statt. Die Veranstaltung zeigte, da
Düsseldorf auch für alte Kunst Käufer heran'
zuziehen vermag. Das bekannte GemäW®
Willem van de Veldes aus der Sam**1'
lung Weber in Hamburg, „Windstille auf de*’
Zuydersee“, ging mit 2520 M. an einen Sani*13'
ler in Mitteldeutschland. Das Bildnis d®s
Düsseldorfer Philosophen „Friedrich Heinri®*3
Jacobi“ von F. G. W e i t s c h konnte fü3
Düsseldorf gewonnen werden: das Gemälde *5
dem Düsseldorfer Museum als dauernder Be'
sitz überwiesen worden. Die Blumenstilleb*’1'
von Wilhelm van Aelst und Peter Casteei5
wurden nach starken Steigerungen zu gute**
Preisen verkauft. Die „Kartenspieler“ v®13
Palamedesz gingen mit 850 M. nach Mittel'

Die ganze Welt der Kunst liest die
WELTKUNST
deutschland. Das inhaltlich reizvolle Bild „D®3
Dorfchirurg“ von Pieter de Bloot bracM5
570 M. Noch lebhafter war die Anteilnah***5
an den Gemälden des 19. und 20. Jahrhunderts'
Besonderes Aufsehen erregte der Kauf eil*6.5
hervorragenden Werkes des spanischen Me*'
sters Pablo Salinas, für das ein Auftrag ein®5
Wiener Kunsthauses mit 1500 M. vorlag, d®*
jedoch durch einen rheinischen Sammler über'

Irflonsnachberichtt

Gemälde,
Antiquitäten
Kopenhagen,
Vorb. 19.120. April
Durch Winkel
& Magnussen wird
am 19.120. April die
Sammlung Baron Pre-
ben Bille-Brahe-Selby
mit einem schönen
Material an Ölbildern
und kunstgewerblichen
Arbeiten versteigert.
Die Gemälde umfassen
in erster Linie Werke
nordischer Künstler des
18. und 19. Jahr-
hunderts wie Eckers-

Martin Schongauer, Johannes auf Pathmos
Kupferstich — Gravüre — Engraving „ji
Versteigerung — Vente — Sale: Hollstein & Puppel, Berlin, 27.—29. April * ‘

schlesischer Gläser: Zwischengold- und
Zwischensilbergläser, Preißlergläser, reichste
Tiefschnittgläser von ausgesuchter Qualität.
Von den übrigen Katalog-Abteilungen darf
diejenige der Bildnisminiaturen und Dosen mit
ihren etwa 80 Nummern sowie diejenige der
alten Gold- und Silberarbeiten berechtigten
Anspruch auf Beachtung machen. Unter den
alten Möbeln befinden sich eine Reihe Köl-
nischer Schränke und Truhen mit Intarsien,
die um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts
für das Patriziat der alten Reichsstadt ange-
fertigt wurden. Alte kunstgewerbliche Ar-
beiten in verschiedenen Metallen, ostasiatisches
Familie verte- und Familie rose-Porzellan,
Fayencen, Kleinplastiken, in Bernstein, Buchs-
baumholz, Elfenbein, runden das Ganze ab.

Antike Kunst, Gemälde

München, Vorb. 27. April
Am 27. April findet bei Hugo Helbing
eine Versteigerung statt, die in zwei Abtei-
lungen gegliedert ist. Die eine umfaßt
antike Kunst: Vasen, meist aus unter-
italienischen Werkstätten des 3. und 4. Jahr-
hunderts, Goldschmiedearbeiten meist griechi-
schen Ursprungs, die zum Teil aus der ehe-
maligen Sammlung Nelidow stammen. Es folgen
Marmorskulpturen. Hervorzuheben ist ein
männlicher Porträtkopf aus Cypern, ein Zeus-
kopf, griechische Kopie nach einem Original
des Phidiaskreises, zwei römische weibliche
Porträtbüsten und zwei ägyptische Reliefs.
Die zweite Abteilung enthält altes
Kunstgewerbe und Gemälde alter
Meister aus Berliner Privatbesitz. Einige
ausgezeichnete italienische Kasten- und Sitz-
möbel der Renaissance machen den Anfang,
die meisten Stücke sind französischen Ur-
sprungs und gehören der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts an. Als Einrichtungsgegen-
stände gehören zu den schweren Nußholz-
möbeln italienische Bronzekirchenleuchter und
einige durch alte Fassung ausgezeichnete
gotische Statuetten. Diese Gegenstände bil-
deten den Rahmen für
eine kleine gewählte
Gemäldesammlung, die
bis auf einen kleinen
Joos van Cleve nur Nie-
derländer des 17. Jahr¬
hunderts umfaßt: Du-
sart, Goyen, Maes,
Netscher, A. van Ostade,
Steen, Teniers, Ter-
borch, C. de Vos, Wou-
werman. Von den
wenigen Bildern der
deutschen Schule steht
eine Caritas von Lucas
Cranach d. Ä. an erster
Stelle. Reicher ist
die italienische Schule
vertreten, so die frühen
Sienesen mit Madon-
nendarstellungen von
Mariotto di Nardo,
Andrea di Bartolo und
Jacobello del Fiore; der
späteren Zeit gehören,
Bilder von Diziani,
Fungai, Raffaelino del
Garbo, Feti und Mag-
nasco an.

berg, Jens Juel, J. C.
Dahl, Fearnley, Larsen, Pilo, Melbye u. a.,
das Kunstgewerbe ausgezeichnetes Silber,
Glas, Porzellan und Mobiliar.
Fayencen, Möbel

boten wurde. Von Gabriel von Max wurde d‘3t
interessante Bildnis der „Lady Morgan“ ,3,,)
940 M. zugeschlagen. Das reizende Tripty®}3^
„Die Kirche“ des seltenen Nazareners N
Müller ging mit 1440 M. an einen Kol*1
Kunstsammler.

London, Vorb. 28. April
Bei C h r i s t i e’s gelangt am 28. April die
Sammlung Maurice Ruff er zur Versteige-
rung. Hingewiesen sei auf die umfangreichen
und ungewöhnlich schönen Bestände italie-
nischer Fayencen des 16. Jahrhunderts, auf
das französische und englische Mobiliar mit
hervorstechenden Arbeiten des 16. bis 18. Jahr-
hunderts und eine Reihe Brüsseler Bildtep-
piche.
Orient. Teppiche
New York, Vorb. 23. April
Eine der bedeutendsten Auktionen des
Frühjahrs bringt in den American Art
Association Anderson Galleries
eine Reihe orientalischer Teppiche des 16. bis
18. Jahrhunderts aus dem Besitz von V. & L.
B e n g u i a t zum Ausgebot. Wahrscheinlich
der wertvollste, in diesen Jahren auf den
Markt gekommene Teppich ist ein Ispahan-
Tierteppich des 16. Jahrhunderts aus der Zeit
des Schah Abbas (1585—1628). Über die an-
dern Hauptstücke orientiert der Bericht im
„English Supplement“ (S. 5).

Ausstellungen

Goethe-Ausstellung
des
Jenaer Stadtmuseu^5
Das Jenaer Stadtmuseum zeigt ania
des Goethejahres eine reichhaltige Sonde*1..
Stellung „Bedeutende Jenaer P e *’s. j d'
lichkeiten zur Goethezeit in B 3
nis und Handschrift“. Diese Au
lung versucht, eine Kenntnis von JeIiaht®t
Goethezeit zu vermitteln und in der UI3?L j®5
baren Sprache von Bildnis und Handschr*1“
Reichtum geistigen Lebens aufzuzeigeI3’ejj1e11
hier damals wirkte. Das Museum zeigt $1’
sonst in Mappen verwahrten reichen
Bildnissen und Autogrammen. Die ™
 
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