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DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 16 vom 17.
ÄlAAariJkfe» Uel>eitoll
Die neuen Ausgrabungen
von Herculaneum
Herculaneum ist archäologisch ein Incogni-
tum geblieben, und die Ansichten, ob man dort
auf große Funde rechnen könne oder nicht,
waren stets sehr verschieden: die reichen
Funde der Villa des Calpurnius Piso hatten die
Stadt berühmter gemacht als sie es verdiente.
Es waren allerdings von dieser Stadt nur 6000
Quadratmeter ausgegraben gewesen, und man
konnte füglich kaum zu einem wirklichen
Urteil kommen. Die Ausgrabungen, deren
vorletzte Periode in den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts ein Ende gefunden
hatten, wurden vor vier Jahren wieder auf-
genommen und haben bei einer Bloßlegung
von 15 000 Quadratmetern jetzt endlich ein
Bild dieser versunkenen Stadt, einer Land-
stadt stillsten Charakters, entschleiert.
Die Stadtanlage war allem Anschein nach
dreieckig, mit der größten Achse gegen den
Vesuv gewendet. Die genauen Außenlinien
der Stadt festzustellen ist bisher nicht in
allen Punkten möglich gewesen, da die antiken
Mauern schon zu imperialer Zeit niedergelegt
worden sind und zweifellos von den Neubauten
der Stadt überschritten wurden. Als sicher
kann gelten, daß Herculaneum im Süden bis
Pugliano reichte, während die Calpurniusvilla
die Ostgrenze darstellen dürfte. Die Stadt-
anlage hat es als sicher erwiesen, daß Hercu-
laneum im Gegensatz zu Pompeji eine grie-
chische Stadtanlage war, die vollkommen re-
guliert aufgebaut worden ist und als eine von
vornherein architektonisch bestimmte Anlage
nur mit Piräus, Rhodos, Alexandria und dem
nahen Parthenope (Neapel) verglichen werden
kann. Das Bild der Straßen unterscheidet sich
ebenfalls entschieden von dem Pompejis. Das
Leben ist offensichtlich ruhiger in dem Städt-
chen geflossen. Es fehlen die tiefausgefahre-
nen Wagenspuren der Straßen, die leiden-
schaftlichen Hausanschriften für die Kommu-
nalwahlen, die typisch für Pompeji sind.
Läden sind selten. Die Häuser haben einen
ländlicheren Charakter, wenn man freilich
auch bemerkenswerterweise ein dreistöckiges
Haus gefunden hat, das trotzdem aber den
Charakter des Landhauses bewahrt und damit
Entscheidendes über den Stil des römischen
Wohnhauses und auch über die Beeinflussung
auf das moderne Haus auszusagen imstande
ist. Majuri schätzt das Gründungsalter der
Stadt als relativ spät, keinesfalls das vierte
Jahrhundert überschreitend.
Die bedeutsamsten der bisherigen Funde
beziehen sich bisher auf die öffentlichen Ge-
bäude, auf Thermen, Basiliken, Theater und
Tempel. Den besten Einblick gestatten die
Neuausgrabungen bisher in die Thermen, von
denen bisher nur der Entkleideraum bekannt
war; die neuen Grabungen haben das Frauen-
bad bloßgelegt. Es handelt sich um eine ver-
hältnismäßig kleine Anlage, die sich aus Ein-
zelzellen zusammensetzt; sie ist jedoch be-
merkenswert reich und geschmackvoll deko-
riert. Die architektonisch schönste Anlage ist
in Gestalt eines Privathauses neben den Ther-
men gefunden worden. Diese Konstruktion
besitzt im Oberstock eine Loggia. Die Gra-
bungen haben gegenwärtig die Zone erreicht,
welche man für die Ostgrenze der Stadt zu
halten geneigt ist. Man will die Grabungen
über diese Linie weiterführen und erwartet,
jenseits villenähnliche Herrensitze zu finden,
welche allein künstlerisch und wissenschaft-
lich bedeutende Funde erwarten lassen.
G. R. (Rom)
Ein Puppenmuseum
als Volkstrachtenschau
Die in der Puppenstadt Neustadt bei Koburg
vor zwei Jahren veranstaltete „Spielzeugschau
im Puppenland“ hat einen so großen Erfolg
gehabt, daß der erzielte Überschuß die Erwer-
bung des ehemaligen Postamtes als Puppen-
museum ermöglichte. Das neue Museum soll
eine Volkstrachtenschau in Miniaturformat
werden, für die bereits zahlreiches Material
eingegangen ist. Außer Einzelgruppen, die
aus den verschiedensten Gegenden gestiftet
worden sind, wurden namentlich von Ausländs-
deutschen Puppen in Trachten der ganzen Welt
zur Verfügung gestellt.
Die altdeutsche Malerei
Siebenbürgens
Die deutsche Kunstgeschichtschreibung hat
die Kunst Siebenbürgens bisher nur sehr ge-
legentlich berührt. Siebenbürgische Forschung,
namentlich diejenige Dr. Viktor Roths, hat das
Material vor allem zur Geschichte der sieben-
bürgischen Malerei zusammengestellt und ge-
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
ordnet. Jetzt hat Alexander Freiherr von
Reitzenstein-München mit Unterstützung der
Sektion für bildende Kunst der Deutschen
Akademie auf zwei Studienreisen den Einfluß
der altdeutschen Malerschulen auf die aus dem
15. und 16. Jahrhundert stammenden Altäre
Siebenbürgens untersucht und ist zu dem Er-
gebnis gekommen, daß die frühen Bildwerke
des siebenbürgischen Siedlervolkes nicht die
Selbständigkeit einer regional geschlossenen
Gruppe zeigen. Die Entwicklung der altdeut-
schen Malerei überträgt sich vielmehr bruch-
stückweise, der bald festeren, bald loseren Be-
ziehung zum Mutterland entsprechend. Reitzen-
steins Forschungen ergänzen das Material der
von der Sektion gemeinschaftlich mit Dr.
Roth bearbeiteten „Siebenbürgischen Kunst-
geschichte“, die im Manuskript abgeschlossen
ist und im Laufe des kommenden Jahres er-
scheinen soll.
Deutscher Verein
für Buchwesen und Schrifttum
Die Hauptversammlung des Deutschen Ver-
eins für Buchwesen und Schrifttum in Leipzig
hat den bisherigen stellvertretenden Vorsitzen-
Der Münchener Kunstverein er-
öffnete Sammelausstellungen der Maler Prof.
Walter Geffcken zu dessen 60. Geburtstag
(Porträts, Figurenbilder, Landschaften usw.)
und Otto Pippels. Außerdem sind Kollektio-
nen zu sehen von Fritz von Hellingrath, Rud.
Pfannenstiel, Paul Seibold und Einzelwerke
zahlreicher anderer Künstler.
Die Galerie Caspari zeigt Arbeiten
der Künstlerinnen Helene v. Taussig und
Emma Schlangenhausen, beide in Salzburg.
F.
Sturm und Drang
in der deutschen Malerei um 1500
Über dieses Thema sprach im Saale des
Künstlerhauses in München der Direktor des
Wallraf - Richartz - Museums, Dr. Ernst
Buchner. Der Übergang von der geschlos-
senen Hierarchie des Mittelalters zu den be-
freienden Tendenzen der Renaissance brachte
eine wilde Bewegtheit in die Gemüter und er-
weckte einen bisher nie gekannten Drang zum
bildenden Schaffen. Ein Konflikt tat sich auf
zwischen der noch in vollem Saft stehenden
Spätgotik und den räumlichen, kompositio-
Picasso, Mutter und Kind. 1921
Mere avec l’enfant — Mother and child
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
den, Geheimrat Prof. Walter Goetz, zum Vor-
sitzenden gewählt. Dem jetzt herausgegebenen
5. Jahrgang des Jahrbuchs „Buch und Schrift“
der den Untertitel „Zur Geschichte des Kupfer-
stichs und der Lithographie“ trägt, ein Thema,
das diesmal infolge der wirtschaftlichen
Schwierigkeiten nur in beschränktem Umfang
behandelt werden konnte, aber später wieder
aufgegriffen werden soll, wird Ende dieses
Jahres ein Band folgen, der dem Gegenstand
„Goethe und die graphischen Künste“ gewidmet
sein und reiches Abbildungsmaterial ent-
halten soll. Für das von dem Verein in der
Deutschen Bücherei unterhaltene Deutsche
Museum für Buch und Schrift konnte die Ab-
teilung „Formwandlungen der Druckschrift“
und die Forrer-Zeugdruck-Sammlung aus-
stellungsreif gemacht werden. Die Deutsche
Bibliothekarschule des Vereins hat sich weiter
günstig entwickelt.
Münchener Chronik
In seinen Räumen unter den Arkaden im
Hofgarten hat der Künstlerbund Mün-
chen eine Kollektivausstellung von Gra-
phiken von Prof. Adolf Schinnerer eröffnet.
Außerdem sind noch eine Reihe anderer Künst-
ler mit Aquarellen, Zeichnungen und Plastiken
beteiligt.
In den Parterreräumen der Residenz haben
württembergische Künstler eine
Ausstellung veranstaltet.
| nellen, gelöste Bewegung fordernden Zielen der
neuen Zeit. Es war der junge Dürer, der in
seinen Zeichnungen und Holzschnitten weg-
weisend diesen Konflikt überbrückte. In ur-
wüchsiger Kraft schufen damals die bayeri-
schen Meister Gabriel Mechselkirchner und Jan
Pollak ihre blutrünstigen Bilder. Durch diese
neue Welt zogen zwei Künstler, der Augs-
burger Jörg Breu und der Oberfranke Lukas
Cranach, ihre Straße nach Wien, wo sie unter
dem sichtlichen Einfluß von Dürers Holz-
schnitten die großen Frühwerke schufen, die
sie später nicht mehr erreichten. Diesen
beiden Künstlern, ihrem Werdegang, Stil und
Werk und ihrem bestimmenden Einfluß auf die
deutsche Malerei war der aufschlußreichste
Teil des Vortrages gewidmet, nicht ohne auch
die anderen Großen der Zeit — Altdorfer, die
Passauer Frueauf, Vater und Sohn, sowie Wolf
Huber im Sinne des Themas und unter neuen
Gesichtspunkten zu streifen. L. F. F.
Otto Hettner
Todestag und Gedächtnis-
Ausstellung
Am 19. April 1932 jährt sich zum ersten
Male der Todestag des Dresdner Malers und
Akademieprofessors Otto Hettner, dem bereits
kürzlich an dieser Stelle (Nr. 10) eine aus-
führlichere Würdigung zuteil wurde.
Demnächst sollen die wesentlichen, meist
der Öffentlichkeit unbekannten Werke dieses
Vortrag. Montag, 18. April, 8% Uhr, spß-
Dr. E. v. Sydow in der Berliner See*«,
s i o n über „Kunst und Kultur in Afrika (B®,)
UNTER KOLLEGE^
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 18?^
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Malers gezeigt werden. Der Sächsis®..
Kunstverein zu Dresden bereitet ® .
Otto Hettner - Gedächtnis - Ausstellung * ä
welche im August-September dieses J ,o(1
stattfindet. Sammler, welche im Besitz ß
Werken Otto Hettners sind, werden hiermit S •
beten, dem Sächsischen Kunstverein hiei’üj’
Mitteilung zu machen, ferner die betreffen*1
Arbeiten gegebenenfalls für diese Ausstell1111'
zur Verfügung zu stellen.
Albrecht Dürer-Stiftunq
Bei der vierten Ausrichtung der von u. j.;
Stadt Nürnberg 1928 errichteten „Albre®
Dürer-Stiftung“ wurden bei 235 Bewerbung®
folgende Künstler mit Stipendien ausgezeh
net: E. Aigner, M. Barz, H. Böttger, A. Brad’’
schweig, E. Büttner, O. Gawell, F.
J. O. Geigenberger, K. H. Glaab, F. Grieß
K. Hemmerlein, L. Herthel, E. Jorß
A. Kitzig, A. König, B. Krauskopf, A. iß'
W. Mayerl, W. Panizza, O. Röhnert, W. B®.,
richt, W. Rose, J. Sauer, K. Schropp, J. St®’.’I
H. Teuber, H. Troendle, K. Walther, G. j
denbacher, M. Wylluda, A. F. Zintl.
Fortsetzung des v. Gogh-Prozess^’’
Die letzten Tage des van Gogh-Prozeß t
gegen den Kunsthändler Otto Wacker, ^°e, |
dessen Beginn wir in der letzten Nummer ß I
richteten, waren den Aussagen der Zeugen d’J/1
Sachverständigen Vorbehalten. Die ZeUfß |
aussagen, zu denen vor allem einige Berli11' I
Kunsthändler wie Frl. Dr. Grete R i iß j
Dr. W. Feilchenfeld, ThannhauSe'l
Zatzenstein u. a. herangezogen I
befaßten sich vor allem mit der Entdeckß1
der Fälschungen zur Zeit der Cassirerscß I
van Gogh-Ausstellung 1928. Wichtiger ßl
nicht uninteressant waren die Gutachten ß
Sachverständigen, die in einzelnen Punkt® I
weit auseinandergingen und trotz der A
Ziehung „technischer“ Sachverständiger ß I
der Professoren Ruhemann und Brittn®’'
de Wild, des Utrechter Polizei-DaktyloskoP^ |
Garnier und der Maler Spiro und v. Köß I
keine einheitliche Meinung erkennen ließ®, I
Während Geh. Rat Justi und Dr. Thormae’® i
die absolute Falschheit sämtlicher Wack® I
Bilder energisch betonen, lassen sowohl Meß |
Gräfe wie Rosenhagen, ebenso die Maler Spß I
und Leo von König die Möglichkeit, daß eiiß
der Bilder doch echt seien, offen. üß
raschend ist, daß neben Bremmer, der sich ß
Anfang an für die Echtheit einer Reihe di®5 I
Bilder einsetzte, auch de la Faille seine ßI
sicht nochmals geändert hat und heute [
fünf Gemälde — „Die Boote von St. Marie,5 ’
das „Selbstbildnis“ in amerikanischem BeSß [
„Zwei Zypressen“ und die zwei „Heuhauf®
die Echtheit anerkennen will.
Die Plädoyers und Urteilsverkündung ß,
für den 16. April festgesetzt. Wegen Redß
tionsschluß kann darüber erst in der nächst
Nummer berichtet werden.
— Papa, wer hat eigentlich die erste SpreC>
maschine konstruiert ? .
— Das war der liebe Gott im Paradies, ß
einer Rippe, die er Adam entnor®111
hatte...
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möb^’
Antiquitäten
Ankauf Verka111
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwo
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 16 vom 17.
ÄlAAariJkfe» Uel>eitoll
Die neuen Ausgrabungen
von Herculaneum
Herculaneum ist archäologisch ein Incogni-
tum geblieben, und die Ansichten, ob man dort
auf große Funde rechnen könne oder nicht,
waren stets sehr verschieden: die reichen
Funde der Villa des Calpurnius Piso hatten die
Stadt berühmter gemacht als sie es verdiente.
Es waren allerdings von dieser Stadt nur 6000
Quadratmeter ausgegraben gewesen, und man
konnte füglich kaum zu einem wirklichen
Urteil kommen. Die Ausgrabungen, deren
vorletzte Periode in den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts ein Ende gefunden
hatten, wurden vor vier Jahren wieder auf-
genommen und haben bei einer Bloßlegung
von 15 000 Quadratmetern jetzt endlich ein
Bild dieser versunkenen Stadt, einer Land-
stadt stillsten Charakters, entschleiert.
Die Stadtanlage war allem Anschein nach
dreieckig, mit der größten Achse gegen den
Vesuv gewendet. Die genauen Außenlinien
der Stadt festzustellen ist bisher nicht in
allen Punkten möglich gewesen, da die antiken
Mauern schon zu imperialer Zeit niedergelegt
worden sind und zweifellos von den Neubauten
der Stadt überschritten wurden. Als sicher
kann gelten, daß Herculaneum im Süden bis
Pugliano reichte, während die Calpurniusvilla
die Ostgrenze darstellen dürfte. Die Stadt-
anlage hat es als sicher erwiesen, daß Hercu-
laneum im Gegensatz zu Pompeji eine grie-
chische Stadtanlage war, die vollkommen re-
guliert aufgebaut worden ist und als eine von
vornherein architektonisch bestimmte Anlage
nur mit Piräus, Rhodos, Alexandria und dem
nahen Parthenope (Neapel) verglichen werden
kann. Das Bild der Straßen unterscheidet sich
ebenfalls entschieden von dem Pompejis. Das
Leben ist offensichtlich ruhiger in dem Städt-
chen geflossen. Es fehlen die tiefausgefahre-
nen Wagenspuren der Straßen, die leiden-
schaftlichen Hausanschriften für die Kommu-
nalwahlen, die typisch für Pompeji sind.
Läden sind selten. Die Häuser haben einen
ländlicheren Charakter, wenn man freilich
auch bemerkenswerterweise ein dreistöckiges
Haus gefunden hat, das trotzdem aber den
Charakter des Landhauses bewahrt und damit
Entscheidendes über den Stil des römischen
Wohnhauses und auch über die Beeinflussung
auf das moderne Haus auszusagen imstande
ist. Majuri schätzt das Gründungsalter der
Stadt als relativ spät, keinesfalls das vierte
Jahrhundert überschreitend.
Die bedeutsamsten der bisherigen Funde
beziehen sich bisher auf die öffentlichen Ge-
bäude, auf Thermen, Basiliken, Theater und
Tempel. Den besten Einblick gestatten die
Neuausgrabungen bisher in die Thermen, von
denen bisher nur der Entkleideraum bekannt
war; die neuen Grabungen haben das Frauen-
bad bloßgelegt. Es handelt sich um eine ver-
hältnismäßig kleine Anlage, die sich aus Ein-
zelzellen zusammensetzt; sie ist jedoch be-
merkenswert reich und geschmackvoll deko-
riert. Die architektonisch schönste Anlage ist
in Gestalt eines Privathauses neben den Ther-
men gefunden worden. Diese Konstruktion
besitzt im Oberstock eine Loggia. Die Gra-
bungen haben gegenwärtig die Zone erreicht,
welche man für die Ostgrenze der Stadt zu
halten geneigt ist. Man will die Grabungen
über diese Linie weiterführen und erwartet,
jenseits villenähnliche Herrensitze zu finden,
welche allein künstlerisch und wissenschaft-
lich bedeutende Funde erwarten lassen.
G. R. (Rom)
Ein Puppenmuseum
als Volkstrachtenschau
Die in der Puppenstadt Neustadt bei Koburg
vor zwei Jahren veranstaltete „Spielzeugschau
im Puppenland“ hat einen so großen Erfolg
gehabt, daß der erzielte Überschuß die Erwer-
bung des ehemaligen Postamtes als Puppen-
museum ermöglichte. Das neue Museum soll
eine Volkstrachtenschau in Miniaturformat
werden, für die bereits zahlreiches Material
eingegangen ist. Außer Einzelgruppen, die
aus den verschiedensten Gegenden gestiftet
worden sind, wurden namentlich von Ausländs-
deutschen Puppen in Trachten der ganzen Welt
zur Verfügung gestellt.
Die altdeutsche Malerei
Siebenbürgens
Die deutsche Kunstgeschichtschreibung hat
die Kunst Siebenbürgens bisher nur sehr ge-
legentlich berührt. Siebenbürgische Forschung,
namentlich diejenige Dr. Viktor Roths, hat das
Material vor allem zur Geschichte der sieben-
bürgischen Malerei zusammengestellt und ge-
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
ordnet. Jetzt hat Alexander Freiherr von
Reitzenstein-München mit Unterstützung der
Sektion für bildende Kunst der Deutschen
Akademie auf zwei Studienreisen den Einfluß
der altdeutschen Malerschulen auf die aus dem
15. und 16. Jahrhundert stammenden Altäre
Siebenbürgens untersucht und ist zu dem Er-
gebnis gekommen, daß die frühen Bildwerke
des siebenbürgischen Siedlervolkes nicht die
Selbständigkeit einer regional geschlossenen
Gruppe zeigen. Die Entwicklung der altdeut-
schen Malerei überträgt sich vielmehr bruch-
stückweise, der bald festeren, bald loseren Be-
ziehung zum Mutterland entsprechend. Reitzen-
steins Forschungen ergänzen das Material der
von der Sektion gemeinschaftlich mit Dr.
Roth bearbeiteten „Siebenbürgischen Kunst-
geschichte“, die im Manuskript abgeschlossen
ist und im Laufe des kommenden Jahres er-
scheinen soll.
Deutscher Verein
für Buchwesen und Schrifttum
Die Hauptversammlung des Deutschen Ver-
eins für Buchwesen und Schrifttum in Leipzig
hat den bisherigen stellvertretenden Vorsitzen-
Der Münchener Kunstverein er-
öffnete Sammelausstellungen der Maler Prof.
Walter Geffcken zu dessen 60. Geburtstag
(Porträts, Figurenbilder, Landschaften usw.)
und Otto Pippels. Außerdem sind Kollektio-
nen zu sehen von Fritz von Hellingrath, Rud.
Pfannenstiel, Paul Seibold und Einzelwerke
zahlreicher anderer Künstler.
Die Galerie Caspari zeigt Arbeiten
der Künstlerinnen Helene v. Taussig und
Emma Schlangenhausen, beide in Salzburg.
F.
Sturm und Drang
in der deutschen Malerei um 1500
Über dieses Thema sprach im Saale des
Künstlerhauses in München der Direktor des
Wallraf - Richartz - Museums, Dr. Ernst
Buchner. Der Übergang von der geschlos-
senen Hierarchie des Mittelalters zu den be-
freienden Tendenzen der Renaissance brachte
eine wilde Bewegtheit in die Gemüter und er-
weckte einen bisher nie gekannten Drang zum
bildenden Schaffen. Ein Konflikt tat sich auf
zwischen der noch in vollem Saft stehenden
Spätgotik und den räumlichen, kompositio-
Picasso, Mutter und Kind. 1921
Mere avec l’enfant — Mother and child
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
den, Geheimrat Prof. Walter Goetz, zum Vor-
sitzenden gewählt. Dem jetzt herausgegebenen
5. Jahrgang des Jahrbuchs „Buch und Schrift“
der den Untertitel „Zur Geschichte des Kupfer-
stichs und der Lithographie“ trägt, ein Thema,
das diesmal infolge der wirtschaftlichen
Schwierigkeiten nur in beschränktem Umfang
behandelt werden konnte, aber später wieder
aufgegriffen werden soll, wird Ende dieses
Jahres ein Band folgen, der dem Gegenstand
„Goethe und die graphischen Künste“ gewidmet
sein und reiches Abbildungsmaterial ent-
halten soll. Für das von dem Verein in der
Deutschen Bücherei unterhaltene Deutsche
Museum für Buch und Schrift konnte die Ab-
teilung „Formwandlungen der Druckschrift“
und die Forrer-Zeugdruck-Sammlung aus-
stellungsreif gemacht werden. Die Deutsche
Bibliothekarschule des Vereins hat sich weiter
günstig entwickelt.
Münchener Chronik
In seinen Räumen unter den Arkaden im
Hofgarten hat der Künstlerbund Mün-
chen eine Kollektivausstellung von Gra-
phiken von Prof. Adolf Schinnerer eröffnet.
Außerdem sind noch eine Reihe anderer Künst-
ler mit Aquarellen, Zeichnungen und Plastiken
beteiligt.
In den Parterreräumen der Residenz haben
württembergische Künstler eine
Ausstellung veranstaltet.
| nellen, gelöste Bewegung fordernden Zielen der
neuen Zeit. Es war der junge Dürer, der in
seinen Zeichnungen und Holzschnitten weg-
weisend diesen Konflikt überbrückte. In ur-
wüchsiger Kraft schufen damals die bayeri-
schen Meister Gabriel Mechselkirchner und Jan
Pollak ihre blutrünstigen Bilder. Durch diese
neue Welt zogen zwei Künstler, der Augs-
burger Jörg Breu und der Oberfranke Lukas
Cranach, ihre Straße nach Wien, wo sie unter
dem sichtlichen Einfluß von Dürers Holz-
schnitten die großen Frühwerke schufen, die
sie später nicht mehr erreichten. Diesen
beiden Künstlern, ihrem Werdegang, Stil und
Werk und ihrem bestimmenden Einfluß auf die
deutsche Malerei war der aufschlußreichste
Teil des Vortrages gewidmet, nicht ohne auch
die anderen Großen der Zeit — Altdorfer, die
Passauer Frueauf, Vater und Sohn, sowie Wolf
Huber im Sinne des Themas und unter neuen
Gesichtspunkten zu streifen. L. F. F.
Otto Hettner
Todestag und Gedächtnis-
Ausstellung
Am 19. April 1932 jährt sich zum ersten
Male der Todestag des Dresdner Malers und
Akademieprofessors Otto Hettner, dem bereits
kürzlich an dieser Stelle (Nr. 10) eine aus-
führlichere Würdigung zuteil wurde.
Demnächst sollen die wesentlichen, meist
der Öffentlichkeit unbekannten Werke dieses
Vortrag. Montag, 18. April, 8% Uhr, spß-
Dr. E. v. Sydow in der Berliner See*«,
s i o n über „Kunst und Kultur in Afrika (B®,)
UNTER KOLLEGE^
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 18?^
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Malers gezeigt werden. Der Sächsis®..
Kunstverein zu Dresden bereitet ® .
Otto Hettner - Gedächtnis - Ausstellung * ä
welche im August-September dieses J ,o(1
stattfindet. Sammler, welche im Besitz ß
Werken Otto Hettners sind, werden hiermit S •
beten, dem Sächsischen Kunstverein hiei’üj’
Mitteilung zu machen, ferner die betreffen*1
Arbeiten gegebenenfalls für diese Ausstell1111'
zur Verfügung zu stellen.
Albrecht Dürer-Stiftunq
Bei der vierten Ausrichtung der von u. j.;
Stadt Nürnberg 1928 errichteten „Albre®
Dürer-Stiftung“ wurden bei 235 Bewerbung®
folgende Künstler mit Stipendien ausgezeh
net: E. Aigner, M. Barz, H. Böttger, A. Brad’’
schweig, E. Büttner, O. Gawell, F.
J. O. Geigenberger, K. H. Glaab, F. Grieß
K. Hemmerlein, L. Herthel, E. Jorß
A. Kitzig, A. König, B. Krauskopf, A. iß'
W. Mayerl, W. Panizza, O. Röhnert, W. B®.,
richt, W. Rose, J. Sauer, K. Schropp, J. St®’.’I
H. Teuber, H. Troendle, K. Walther, G. j
denbacher, M. Wylluda, A. F. Zintl.
Fortsetzung des v. Gogh-Prozess^’’
Die letzten Tage des van Gogh-Prozeß t
gegen den Kunsthändler Otto Wacker, ^°e, |
dessen Beginn wir in der letzten Nummer ß I
richteten, waren den Aussagen der Zeugen d’J/1
Sachverständigen Vorbehalten. Die ZeUfß |
aussagen, zu denen vor allem einige Berli11' I
Kunsthändler wie Frl. Dr. Grete R i iß j
Dr. W. Feilchenfeld, ThannhauSe'l
Zatzenstein u. a. herangezogen I
befaßten sich vor allem mit der Entdeckß1
der Fälschungen zur Zeit der Cassirerscß I
van Gogh-Ausstellung 1928. Wichtiger ßl
nicht uninteressant waren die Gutachten ß
Sachverständigen, die in einzelnen Punkt® I
weit auseinandergingen und trotz der A
Ziehung „technischer“ Sachverständiger ß I
der Professoren Ruhemann und Brittn®’'
de Wild, des Utrechter Polizei-DaktyloskoP^ |
Garnier und der Maler Spiro und v. Köß I
keine einheitliche Meinung erkennen ließ®, I
Während Geh. Rat Justi und Dr. Thormae’® i
die absolute Falschheit sämtlicher Wack® I
Bilder energisch betonen, lassen sowohl Meß |
Gräfe wie Rosenhagen, ebenso die Maler Spß I
und Leo von König die Möglichkeit, daß eiiß
der Bilder doch echt seien, offen. üß
raschend ist, daß neben Bremmer, der sich ß
Anfang an für die Echtheit einer Reihe di®5 I
Bilder einsetzte, auch de la Faille seine ßI
sicht nochmals geändert hat und heute [
fünf Gemälde — „Die Boote von St. Marie,5 ’
das „Selbstbildnis“ in amerikanischem BeSß [
„Zwei Zypressen“ und die zwei „Heuhauf®
die Echtheit anerkennen will.
Die Plädoyers und Urteilsverkündung ß,
für den 16. April festgesetzt. Wegen Redß
tionsschluß kann darüber erst in der nächst
Nummer berichtet werden.
— Papa, wer hat eigentlich die erste SpreC>
maschine konstruiert ? .
— Das war der liebe Gott im Paradies, ß
einer Rippe, die er Adam entnor®111
hatte...
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möb^’
Antiquitäten
Ankauf Verka111
Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwo
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW