8- VI. Nr. 18 vom 1. Mai 1932
DTE W E L T K ü N 8 T
5
AjubfionsncLchberichte
(]?
0r^8etsung von Seite 3)
Jüdische Kultgegenstände
Sammlung Arthur Howitt
London, Vorb. 9. Mai
(Ji ®ei C h r i s t i e’s in London wird am 9. Mai
s,6. Sammlung Arthur Howitt, Richmond, ver-
',ft|kert, die mit ihren rund 270 Nummern wohl
j..® kostbarste und erlesenste Kollektion
bischer Antiquitäten und Kultgegenstände
^stellt, die sich in Privatbesitz befindet. Der
aöimler hat weder zeitlich noch örtlich ir-
^Mwelche Grenzen gezogen, um ein möglichst
Werselles Bild jüdischer Kunstäußerung zu
Rinnen. Unter den Metallarbeiten steht Sil-
,’'r und Messing in vorderster Reihe, die
;aUuskripte weisen einige interessante illumi-
lerte Haggadah- und Kiddush-Handschriften
Gemälde, Medaillen, Ringe, Glocken,
jjickereien und graphische Blätter runden die
^bstgeschichtlich hochinteressante, qualitativ
Abstehende Sammlung ab.
boten wurde, während sein Eigentümer 135 000
Pfd. Sterl. als Mindestgrenze gesetzt hatte.
Vor einiger Zeit soll Graf Durham ein amerika-
nisches Angebot von 160 000 £ auf dieses Bild
zurückgewiesen haben. Unter den anderen
zum Verkauf stehenden Gemälden, die auch
zum Teil abgesetzt wurden, fanden sich Werke
von Reynolds, Romney und Angelika Kauff-
mann.
Ausstellungen
Paul v.Waldthausen
Paris, Ende April
Unter den zahlreichen Künstlern, die auch
in der Krisenzeit hier zu Worte kommen, sei
Waldthausen hervorgehoben, weil seine Bilder
etwas haben, was im guten und fruchtbringen-
den Sinne heute selten geworden ist: außer-
ordentlichen Ernst. Seine Ausstellung in der
Galerie Castel umfaßte Bildnisse, Still-
leben und Landschaften; alle diese Arbeiten,
vielfach verschieden, aber jede auf einen ein-
heitlichen Ton gestimmt, hatten etwas Er-
arbeitetes, mit klarem Kunstverstand Gewoll-
tes und — sehr oft — Geglücktes. Waldt-
mit
Ver-
ver-
Das
gibt
Zum
Das W allraf-Richartz-Museum
zeigt in drei Kabinetten eine kleine Anzahl
altkölnischer Bilder, teils aus rheinischem
Privatbesitz, teils aus dem Magazin des Mu-
seums selbst, teils auch als Leihgabe der alten
Pinakothek in München. Den äußeren Anlaß
der Ausstellung gab der Wunsch der Münch-
ner, die beiden von Dr. Buchner erkannten
Paul v.Waldthausen, Mädchenbildnis
Portrait de jeune fille — Portrait of a girl
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Castel, Paris
hausen schlägt manchmal, wohl nicht ganz
ohne Zusammenhang mit Derain, auffallend
dunkle und schwere Töne an, z. B. in der einen
oder andern seiner kleinen Landschaften; in
diesem Falle ist es kennzeichnend für ihn, daß
er, ohne auch nur einen Augenblick dem
such einer künstlichen „Aufheiterung“ zu
fallen, die Tonart konsequent durchhält,
spricht nicht nur für ihn, sondern es
seinen Bildern sogar ihre Besonderheit.
Ausgleich hat Waldthausen, vor allem in seinen
Stilleben fühlbar, auch koloristische Kraft und
eine sehr sensible Gabe der Zeichnung. Wer
Waldthausen als Karikaturen-Zeichner kennt,
weiß am besten davon. Von seinen schönen
Frauenbildnissen, die in der Ausstellung waren,
geben wir auf dieser Seite eines wieder. A.
Kölner Ausstellungen
Köln zeigt zur Zeit zwei Ausstellungen alter
und neuer Kunst, die zwar nicht groß an Um-
fang sind, aber gewichtig in ihrem Gehalt.
Sie haben vielen Veranstaltungen gleicher Art
gegenüber den Vorzug, sich allein auf das
Wesentliche konzentriert und auf die Haupt-
sache beschränkt zu haben.
Arf-K VVJ-G li.,
erbildnis von Perroneau (Nr. 288)
usfürlicher Preisbericht in der
bsten Nummer.
Die Amsterdamer
F rühj ahr Sanktionen
'■'■in unserem Sonderkorrespon-
denten
Amsterdam, Nachb. 12.—15. April
(Vorb. in Nr. 13 u. 14)
. Die mehrtägige Frühjahrsauktion, die unter
‘-itung von Dir. M e n s i n g in der Galerie
IV'ederik Muller stattfand, hatte rund
Händler, meist aus Holland und Frank-
sch, angezogen. Die Ergebnisse waren im
filzen sehr beachtlich, das vielschichtige Ma-
vrial wurde bei vorsichtigem Bieten zu viel-
A'h erstaunlich hohen Preisen abgesetzt.
.. Bei der Sammlung Graf Oriola er-
'f’elte der Verkündigungsengel von Cossa
l^r. 2) 34 000 fl., der Johannes von Taddeo di
prtolo (Nr. 3) 3500 fl. (Goudstikker). Die
Shdschaft van Goyens (Nr. 9) wurde bei
’u°0 fl., ein Porträt von Sustermans (Nr. 18)
M 2500 fl., der schöne griechische Marmor-
phso nach einem Original des Leochares bei
>500 fl. (Nr. 28), der süditalienische Oster-
Jpbchter (Nr. 29) bei 7500 fl. zugeschlagen.
,'as Madonnenrelief von Andrea della Robbia
Cr' 44) wurde, ebenso
jle das Johannesrelief
■/"'selben Meisters (Nr.
das 8800 fl.
/We, für 11000 fl.,
saSeblich an A. Thys-
b, zugeschlagen. Eine
u Madonnenstatuette,
(ptelrhein um 1300
50) erzielte 2300 fl.,
JA kniende Engel,
t'Msch um 1480 (Nr.
(jB 3500 fl., die Ma-
^ybnenreliefs aus den
m pfkstätten Verroc-
» l°s und Desiderios da
[S'tignano 2500 fl.
41) und 1350 fl.
]j'J- 43). Die große
Jüsseler Tapisserie um
V 0 (Nr. 103) wurde bei
tj b00 fl. von der Auk-
Anleitung im Auftrag
geschlagen.
f: \on den aus anderem
stammenden
®pken erbrachten die
j| Oke Marmorvase der
%®be-Sammlung (Nr.
1800 fl., die „Lusti-
V 11 Trinker“ von A.
Ostade (Nr. 242)
u0 fi.
Knecht stark begehrt
auch die guten
iJber der Samm-
ty.b & Jh. deStuers.
ij b nennen: Cranach,
^Qßbna (Nr. 254) mit
> 0 fl.; Meister der
(Y> liehen Halbfiguren
255) mit 4000 fl.;
1 !i| Stilleben von
^'jClaesz (Nr. 264/5)
<1^ zusammen 4100 fl.;
(b Männerporträt von Th. de Keyser
269) mit 3000 fl.; die Deckenmalerei von
de Wit (Nr. 276) mit 4425 fl.; das
. Gemälde der
^Umlung Graf v. Durham
London, Nachb. 17. April
beSj?e Versteigerung von Gemälden aus dem
^er Grafen von Durham, die
’'age auf Schloß Lambton stattfand,
zwar hohe Angebote, jedoch wenig
da die Limite größtenteils nicht er-,
}°Uis ,<Wur<len. Für ein Porträt der „Lady
’ (ler Mutter des „Roten Knaben“, von
K%s6llCe> wurden 8500 £ geboten, für ein an-
^amilienporträt Höppners 23 000 £.
uMs iplder wurden daraufhin zurückgezogen.
I S Ju Schicksal verfiel der „Rote Knabe“,
C%rp gendporträt eines Grafen Durham von
gJ1®0 (1825), für den die Riesensumme
100 £, d. h. fast 2 Millionen Mark, ge-
Grünewald-Bildnisse in der Pinakothek auszu-
stellen. Die Bereitstellung von Gegenleih-
gaben der Münchner Sammlung gab Direktor
Buchner die Gelegenheit, das Werk des Mei-
sters der heiligen Veronika zusammenzustellen
und klarer herauszuschälen. Gerade darin ist
der Wert der Ausstellung zu suchen, daß er
eine Reihe Werke von wirklicher Qualität so
zusammenführt, daß die wissenschaftliche Er-
hellung des schwierigen Problems aufs glück-
lichste mit der Veranschaulichung unmittelbar
lebendiger Ausdruckswerte zusammengeht.
Man hat sechs, früher durch Schmutz und
Übermalung unscheinbar und belanglos gewor-
dene Passionstafeln aus dem Magazin gerei-
nigt und zweifelsfrei zu einer Einheit zu-
sammenfügen können. Auch hat man mit
glücklichem Erfolg die Rückseiten der Seiten-
flügel des Tryptichons der „Madonna mit der
Wickenblüte“ von Übermalungen befreit. Es
ergab sich zwischen beiden Werken, mit dem
Münchner Bild verglichen, eine erstaunliche
stilistische Verwandtschaft, die noch vertieft
werden konnte durch eine Kreuzigung und ein
Flügelaltärchen mit Maria und Passions-
szenen aus der Sammlung Schnitzler. Man
wird hoffen dürfen, daß auch die Madonna mit
der Wickenblüte selbst von der süßlichen
Übermalung befreit wird und wird auch
nach dem bisherigen Ergebnis eine noch inni-
gere Verknüpfung mit dem Veronikameister
erwarten können.
Diese Bilder sind der Kern der Ausstellung.
Zu nennen sind noch: ein ebenfalls aus dem Depot
genommenes und gereinigtes Bild einer Kreuzi-
gung, das nach der Reinigung in der Malerei
dem Meister der Wasserfaßschen Kreuzigung
zugeschrieben, in den Köpfen, die vollplastisch
durchgebildet aus der
Malerei heraus wach¬
sen, mit dem Meister
der Bernbachschen Be¬
weinung zusammenge¬
bracht wird. Weiter
die zarte, feine Geburt
Christi des Meisters der
Ursulalegende aus der
Sammlung Hobraek, die
Anna Selbdritt, das
Leyckmann-Bildnis
(München) und die An¬
betung (O. Strauß,
Köln)des Bartholomäus-
Meisters und die Sippen-
bilder der Sammlung
O. Strauß, von Schnitz¬
ler, Seligmann.
Gleichzeitig ist im
Kunstverein eine
Ausstellung der Malerei
seit dem Impressionis¬
mus aus rheinischem
Privatbesitz zusammen-
gestellt worden. Miß-
glückt in der Hän-
gung und Zueinander-
ordnung, in der Weise,
daß die Entwicklung
der vorwärts weisenden
Kräfte und ihre ge-
nerationsgeschichtliche
Überschneidung im gei-
stigen Leben des Rhein¬
landes eindringlich ver-
anschaulicht wäre, zeigt
die Ausstellung dennoch
einen konzentrierten
Reichtum guter, sogar
bester Werke. Ebenso
erfreulich ist die Tat-
sache, daß nicht nur in
Köln, sondern auch in
Krefeld und Elberfeld
mit wirklichem Ver-
ständnis zeitgenössische
Kunst schon zur Zeit
ihres ersten Auftretens
gesammelt wurde. Ne¬
ben den Meistern der
Brücke, neben Marc und Macke, sind Jawlenski
und Kandinsky (mit frühen Werken), Cam-
pendonk, Paula Modersohn, Kokoschka, Adler,
Radziwill, Seiwert, Gris und Leger in beson-
ders eindringlicher Weise vertreten.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Ga-
lerie Dr. Becker-Newman eine kleine
Kollektion neuerer Arbeiten Max Beckmanns
ausstellt, die nicht in der Berliner Ausstellung
enthalten waren. Dr. Gustav Barthel
Der deutsche Stil —
Die große Gefahr
Rom, 20. April 1932
Die Bemühungen um die italienische Werk-
kunst haben die letzten Jahre der italienischen
Kunstfürsorge weitaus mehr ausgefüllt als alle
Tendenzen, der reinen Kunst zu Hilfe zu kom-
men. Es ist nicht notwendig, all die vielen
Ausstellungen und Wettbewerbe, Preis-
ausschreiben, Neuorganisationen der Werk-
schulen, der Werkmuseen, schließlich die Hand-
werksmesse genauer zu betrachten. Als Ge-
samtes jedoch muß die Arbeit, die man zu
leisten vorhatte, die tatsächlich erfolgte Summe
an Arbeit als gigantisch und das — Ergebnis
nicht als entsprechend angesehen werden. Es
gibt wieder wunderschöne italienische Werk-
kunst, das wurde erreicht. Was die Spitzen-
erzeugung, die Keramik, die Holzschnitzer, die
Einleger, die Eisenschmiede nunmehr her-
stellen, ist fraglos beachtenswert und vor allem
blendet es durch die außerordentlich feine
Technik, die gerettet zu haben fraglos Ver-
dienst der Staatsstellen ist. Normal aber steht
man vor „deutschen“ Werkkunstgegenständen,
mitunter scheinbar falsch verstanden oder
aber vergröbert, gezwungen in der Haltung und
unfrei. Man ist im modernen Kunstgewerbe
unter die Herrschaft des deutschen Stiles ge-
raten. Die deutsche Stilrevolution war die Be-
freierin von dem alten Kopieren und Nach-
ahmen; die Techniken der mittelitalienischen
Handwerke hatten sich bis auf jene bewun-
dernswerte Höhe erhoben, welche aus ihnen
nahezu — um mit dem sehr offenherzigen und
immer ehrlichen Akademiker Ugo Ojetti zu
reden — ein Gewerbe der Fälscher machten und
welche Erscheinungen wie Dossena allein her-
vorzubringen in der Lage waren. Der gleiche
nachahmerische Sinn aber betätigt sich nun-
mehr im „modernen“ Werkkunstgegenstand;
man bildet deutsche Werkkunst nach. Diese
Bewegung ist fraglos von dem ENAPI, dem
mit der Erneuerung des italienischen Hand-
werkes betrauten Amtes, gefördert worden. Man
ist offensichtlich in dem Amte selbst in die
deutsche Form verliebt, sieht in ihr die ein-
zige Möglichkeit, den Bann des Alten und
Nicht-mehr-Lebensfähigen zu brechen. So hat
man bei allen Modellzuleitungen, die vom
Enapi ausgingen, stilistisch nur eine Wahl: ent-
weder Bauhaus oder Alexander Koch und sein
Kreis.
Es handelte sich für die Staatsstellen darum,
das italienische Kunsthandwerk wiederum in
das internationale Geschäft einzuführen. Man
hat auf der diesjährigen Handwerksmesse viel
mehr internationale Umsätze zu verzeichnen
gehabt, als füglich bei der Krisenzeit und bei
der Qualität der italienischen Werkkunst zu
erwarten gewesen war. Aber wenn man ge-
nau hinsieht; es ist nur gekauft worden, was
außerhalb Italiens nicht oder nicht gleich gut
zu haben war und vor allem sind die wenigen
Dinge bevorzugt worden, die wirklich
italienisch waren: der deutsche Stil in italieni-
scher Nachahmung ist kommerziell kein Erfolg
gewesen. Natürlich nicht, denn ein inter-
nationaler Einkäufer versorgt sich im Original-
land und sucht nicht die obendrein teurere
ausländische Kopie.
Ugo Ojetti, immer noch der alles über-
schauende und sich nicht vom italienischen
Phrasengewirr verblenden lassende Kunst-
kritiker des Landes, hat der Werkkunst in
einem Generalangriff auf die Leiter des Hand-
werksamtes zugerufen, der deutsche Stil müsse
schnellstens aufgegeben werden: man käme
sonst zu einer Zweiteilung der italienischen
Werkkunst, der sinnlosen Imitation deutscher
Produktion und der ebenso unsinnigen Ko-
piererei alter Stile. Solange Italiens Werk-
kunst nicht sich auf sich selbst besänne,
die eigene Schöpfungskraft Wiedergewinne,
italienisch arbeite, sei es ausgeschlossen, daß
das Land als Werkkunst produzierend wieder
europäische Bedeutung erlange. Bäuerliche
Kunst ist weit gefragt gewesen. Ihr Korre-
spondent hatte im Handwerksamt schon seit
geraumer Zeit auf rustikale Drechslerarbeiten
bewunderswerter Formung aufmerksam ge-
macht. Man hatte geantwortet, es handele sich
doch nur um bäuerliche Arbeiten: die Hand-
werksmesse hat vollkommen bestätigt, was nur
natürlich war; gerade diese Gegenstände haben
einen Umsatz gehabt. Sie sind eigenartig,
schön, italienisch und nicht verfälscht. „Los
von dem deutschen Stil“, Befreiung von
dem deutschen Kunstsieg, der in dem
ganzen Mittelmeergebiet nunmehr festzustellen
ist und Besinnung auf die eigene Schöpferkraft,
das ist die Devise, welche nach den ersten
großen Proben der neuen Erzeugung gefunden
worden ist. Aber man kann nicht vergessen,
daß die Loslösung aus der Erstarrung eben
nur durch den deutschen Stil der Werkkunst
möglich geworden ist und wie auch immer die
Entwicklung weitergehen möge, die deutsche
Werkkunst wird mit ihrer selbständigen
Formung ihren Einfluß auf alle nachfolgende
südeuropäische Stilbildung behalten. G. R.
Manet-Ausstellung
im Berliner Kupferstichkabinett
Das Kupferstichkabinett der Berliner
Museen veranstaltet in seiner neueren Abtei-
lung eine Ausstellung des graphischen Werkes
von Edouard Manet, aus Anlaß des 100. Ge-
burtstages des Künstlers. Die Radierungen
und Lithographien 'des Pariser Meisters, von
denen das Museum einzelne Exemplare in herr-
lichen Probedrucken besitzt, sind dort zu einer
fesselnden Schau im Anschluß an die Goethe-
Ausstellung vereinigt.
Aus Band II der Serie ..Junge Kunst“
Paula Modersohn, Der alte Bredow. Um 1902
DTE W E L T K ü N 8 T
5
AjubfionsncLchberichte
(]?
0r^8etsung von Seite 3)
Jüdische Kultgegenstände
Sammlung Arthur Howitt
London, Vorb. 9. Mai
(Ji ®ei C h r i s t i e’s in London wird am 9. Mai
s,6. Sammlung Arthur Howitt, Richmond, ver-
',ft|kert, die mit ihren rund 270 Nummern wohl
j..® kostbarste und erlesenste Kollektion
bischer Antiquitäten und Kultgegenstände
^stellt, die sich in Privatbesitz befindet. Der
aöimler hat weder zeitlich noch örtlich ir-
^Mwelche Grenzen gezogen, um ein möglichst
Werselles Bild jüdischer Kunstäußerung zu
Rinnen. Unter den Metallarbeiten steht Sil-
,’'r und Messing in vorderster Reihe, die
;aUuskripte weisen einige interessante illumi-
lerte Haggadah- und Kiddush-Handschriften
Gemälde, Medaillen, Ringe, Glocken,
jjickereien und graphische Blätter runden die
^bstgeschichtlich hochinteressante, qualitativ
Abstehende Sammlung ab.
boten wurde, während sein Eigentümer 135 000
Pfd. Sterl. als Mindestgrenze gesetzt hatte.
Vor einiger Zeit soll Graf Durham ein amerika-
nisches Angebot von 160 000 £ auf dieses Bild
zurückgewiesen haben. Unter den anderen
zum Verkauf stehenden Gemälden, die auch
zum Teil abgesetzt wurden, fanden sich Werke
von Reynolds, Romney und Angelika Kauff-
mann.
Ausstellungen
Paul v.Waldthausen
Paris, Ende April
Unter den zahlreichen Künstlern, die auch
in der Krisenzeit hier zu Worte kommen, sei
Waldthausen hervorgehoben, weil seine Bilder
etwas haben, was im guten und fruchtbringen-
den Sinne heute selten geworden ist: außer-
ordentlichen Ernst. Seine Ausstellung in der
Galerie Castel umfaßte Bildnisse, Still-
leben und Landschaften; alle diese Arbeiten,
vielfach verschieden, aber jede auf einen ein-
heitlichen Ton gestimmt, hatten etwas Er-
arbeitetes, mit klarem Kunstverstand Gewoll-
tes und — sehr oft — Geglücktes. Waldt-
mit
Ver-
ver-
Das
gibt
Zum
Das W allraf-Richartz-Museum
zeigt in drei Kabinetten eine kleine Anzahl
altkölnischer Bilder, teils aus rheinischem
Privatbesitz, teils aus dem Magazin des Mu-
seums selbst, teils auch als Leihgabe der alten
Pinakothek in München. Den äußeren Anlaß
der Ausstellung gab der Wunsch der Münch-
ner, die beiden von Dr. Buchner erkannten
Paul v.Waldthausen, Mädchenbildnis
Portrait de jeune fille — Portrait of a girl
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Castel, Paris
hausen schlägt manchmal, wohl nicht ganz
ohne Zusammenhang mit Derain, auffallend
dunkle und schwere Töne an, z. B. in der einen
oder andern seiner kleinen Landschaften; in
diesem Falle ist es kennzeichnend für ihn, daß
er, ohne auch nur einen Augenblick dem
such einer künstlichen „Aufheiterung“ zu
fallen, die Tonart konsequent durchhält,
spricht nicht nur für ihn, sondern es
seinen Bildern sogar ihre Besonderheit.
Ausgleich hat Waldthausen, vor allem in seinen
Stilleben fühlbar, auch koloristische Kraft und
eine sehr sensible Gabe der Zeichnung. Wer
Waldthausen als Karikaturen-Zeichner kennt,
weiß am besten davon. Von seinen schönen
Frauenbildnissen, die in der Ausstellung waren,
geben wir auf dieser Seite eines wieder. A.
Kölner Ausstellungen
Köln zeigt zur Zeit zwei Ausstellungen alter
und neuer Kunst, die zwar nicht groß an Um-
fang sind, aber gewichtig in ihrem Gehalt.
Sie haben vielen Veranstaltungen gleicher Art
gegenüber den Vorzug, sich allein auf das
Wesentliche konzentriert und auf die Haupt-
sache beschränkt zu haben.
Arf-K VVJ-G li.,
erbildnis von Perroneau (Nr. 288)
usfürlicher Preisbericht in der
bsten Nummer.
Die Amsterdamer
F rühj ahr Sanktionen
'■'■in unserem Sonderkorrespon-
denten
Amsterdam, Nachb. 12.—15. April
(Vorb. in Nr. 13 u. 14)
. Die mehrtägige Frühjahrsauktion, die unter
‘-itung von Dir. M e n s i n g in der Galerie
IV'ederik Muller stattfand, hatte rund
Händler, meist aus Holland und Frank-
sch, angezogen. Die Ergebnisse waren im
filzen sehr beachtlich, das vielschichtige Ma-
vrial wurde bei vorsichtigem Bieten zu viel-
A'h erstaunlich hohen Preisen abgesetzt.
.. Bei der Sammlung Graf Oriola er-
'f’elte der Verkündigungsengel von Cossa
l^r. 2) 34 000 fl., der Johannes von Taddeo di
prtolo (Nr. 3) 3500 fl. (Goudstikker). Die
Shdschaft van Goyens (Nr. 9) wurde bei
’u°0 fl., ein Porträt von Sustermans (Nr. 18)
M 2500 fl., der schöne griechische Marmor-
phso nach einem Original des Leochares bei
>500 fl. (Nr. 28), der süditalienische Oster-
Jpbchter (Nr. 29) bei 7500 fl. zugeschlagen.
,'as Madonnenrelief von Andrea della Robbia
Cr' 44) wurde, ebenso
jle das Johannesrelief
■/"'selben Meisters (Nr.
das 8800 fl.
/We, für 11000 fl.,
saSeblich an A. Thys-
b, zugeschlagen. Eine
u Madonnenstatuette,
(ptelrhein um 1300
50) erzielte 2300 fl.,
JA kniende Engel,
t'Msch um 1480 (Nr.
(jB 3500 fl., die Ma-
^ybnenreliefs aus den
m pfkstätten Verroc-
» l°s und Desiderios da
[S'tignano 2500 fl.
41) und 1350 fl.
]j'J- 43). Die große
Jüsseler Tapisserie um
V 0 (Nr. 103) wurde bei
tj b00 fl. von der Auk-
Anleitung im Auftrag
geschlagen.
f: \on den aus anderem
stammenden
®pken erbrachten die
j| Oke Marmorvase der
%®be-Sammlung (Nr.
1800 fl., die „Lusti-
V 11 Trinker“ von A.
Ostade (Nr. 242)
u0 fi.
Knecht stark begehrt
auch die guten
iJber der Samm-
ty.b & Jh. deStuers.
ij b nennen: Cranach,
^Qßbna (Nr. 254) mit
> 0 fl.; Meister der
(Y> liehen Halbfiguren
255) mit 4000 fl.;
1 !i| Stilleben von
^'jClaesz (Nr. 264/5)
<1^ zusammen 4100 fl.;
(b Männerporträt von Th. de Keyser
269) mit 3000 fl.; die Deckenmalerei von
de Wit (Nr. 276) mit 4425 fl.; das
. Gemälde der
^Umlung Graf v. Durham
London, Nachb. 17. April
beSj?e Versteigerung von Gemälden aus dem
^er Grafen von Durham, die
’'age auf Schloß Lambton stattfand,
zwar hohe Angebote, jedoch wenig
da die Limite größtenteils nicht er-,
}°Uis ,<Wur<len. Für ein Porträt der „Lady
’ (ler Mutter des „Roten Knaben“, von
K%s6llCe> wurden 8500 £ geboten, für ein an-
^amilienporträt Höppners 23 000 £.
uMs iplder wurden daraufhin zurückgezogen.
I S Ju Schicksal verfiel der „Rote Knabe“,
C%rp gendporträt eines Grafen Durham von
gJ1®0 (1825), für den die Riesensumme
100 £, d. h. fast 2 Millionen Mark, ge-
Grünewald-Bildnisse in der Pinakothek auszu-
stellen. Die Bereitstellung von Gegenleih-
gaben der Münchner Sammlung gab Direktor
Buchner die Gelegenheit, das Werk des Mei-
sters der heiligen Veronika zusammenzustellen
und klarer herauszuschälen. Gerade darin ist
der Wert der Ausstellung zu suchen, daß er
eine Reihe Werke von wirklicher Qualität so
zusammenführt, daß die wissenschaftliche Er-
hellung des schwierigen Problems aufs glück-
lichste mit der Veranschaulichung unmittelbar
lebendiger Ausdruckswerte zusammengeht.
Man hat sechs, früher durch Schmutz und
Übermalung unscheinbar und belanglos gewor-
dene Passionstafeln aus dem Magazin gerei-
nigt und zweifelsfrei zu einer Einheit zu-
sammenfügen können. Auch hat man mit
glücklichem Erfolg die Rückseiten der Seiten-
flügel des Tryptichons der „Madonna mit der
Wickenblüte“ von Übermalungen befreit. Es
ergab sich zwischen beiden Werken, mit dem
Münchner Bild verglichen, eine erstaunliche
stilistische Verwandtschaft, die noch vertieft
werden konnte durch eine Kreuzigung und ein
Flügelaltärchen mit Maria und Passions-
szenen aus der Sammlung Schnitzler. Man
wird hoffen dürfen, daß auch die Madonna mit
der Wickenblüte selbst von der süßlichen
Übermalung befreit wird und wird auch
nach dem bisherigen Ergebnis eine noch inni-
gere Verknüpfung mit dem Veronikameister
erwarten können.
Diese Bilder sind der Kern der Ausstellung.
Zu nennen sind noch: ein ebenfalls aus dem Depot
genommenes und gereinigtes Bild einer Kreuzi-
gung, das nach der Reinigung in der Malerei
dem Meister der Wasserfaßschen Kreuzigung
zugeschrieben, in den Köpfen, die vollplastisch
durchgebildet aus der
Malerei heraus wach¬
sen, mit dem Meister
der Bernbachschen Be¬
weinung zusammenge¬
bracht wird. Weiter
die zarte, feine Geburt
Christi des Meisters der
Ursulalegende aus der
Sammlung Hobraek, die
Anna Selbdritt, das
Leyckmann-Bildnis
(München) und die An¬
betung (O. Strauß,
Köln)des Bartholomäus-
Meisters und die Sippen-
bilder der Sammlung
O. Strauß, von Schnitz¬
ler, Seligmann.
Gleichzeitig ist im
Kunstverein eine
Ausstellung der Malerei
seit dem Impressionis¬
mus aus rheinischem
Privatbesitz zusammen-
gestellt worden. Miß-
glückt in der Hän-
gung und Zueinander-
ordnung, in der Weise,
daß die Entwicklung
der vorwärts weisenden
Kräfte und ihre ge-
nerationsgeschichtliche
Überschneidung im gei-
stigen Leben des Rhein¬
landes eindringlich ver-
anschaulicht wäre, zeigt
die Ausstellung dennoch
einen konzentrierten
Reichtum guter, sogar
bester Werke. Ebenso
erfreulich ist die Tat-
sache, daß nicht nur in
Köln, sondern auch in
Krefeld und Elberfeld
mit wirklichem Ver-
ständnis zeitgenössische
Kunst schon zur Zeit
ihres ersten Auftretens
gesammelt wurde. Ne¬
ben den Meistern der
Brücke, neben Marc und Macke, sind Jawlenski
und Kandinsky (mit frühen Werken), Cam-
pendonk, Paula Modersohn, Kokoschka, Adler,
Radziwill, Seiwert, Gris und Leger in beson-
ders eindringlicher Weise vertreten.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Ga-
lerie Dr. Becker-Newman eine kleine
Kollektion neuerer Arbeiten Max Beckmanns
ausstellt, die nicht in der Berliner Ausstellung
enthalten waren. Dr. Gustav Barthel
Der deutsche Stil —
Die große Gefahr
Rom, 20. April 1932
Die Bemühungen um die italienische Werk-
kunst haben die letzten Jahre der italienischen
Kunstfürsorge weitaus mehr ausgefüllt als alle
Tendenzen, der reinen Kunst zu Hilfe zu kom-
men. Es ist nicht notwendig, all die vielen
Ausstellungen und Wettbewerbe, Preis-
ausschreiben, Neuorganisationen der Werk-
schulen, der Werkmuseen, schließlich die Hand-
werksmesse genauer zu betrachten. Als Ge-
samtes jedoch muß die Arbeit, die man zu
leisten vorhatte, die tatsächlich erfolgte Summe
an Arbeit als gigantisch und das — Ergebnis
nicht als entsprechend angesehen werden. Es
gibt wieder wunderschöne italienische Werk-
kunst, das wurde erreicht. Was die Spitzen-
erzeugung, die Keramik, die Holzschnitzer, die
Einleger, die Eisenschmiede nunmehr her-
stellen, ist fraglos beachtenswert und vor allem
blendet es durch die außerordentlich feine
Technik, die gerettet zu haben fraglos Ver-
dienst der Staatsstellen ist. Normal aber steht
man vor „deutschen“ Werkkunstgegenständen,
mitunter scheinbar falsch verstanden oder
aber vergröbert, gezwungen in der Haltung und
unfrei. Man ist im modernen Kunstgewerbe
unter die Herrschaft des deutschen Stiles ge-
raten. Die deutsche Stilrevolution war die Be-
freierin von dem alten Kopieren und Nach-
ahmen; die Techniken der mittelitalienischen
Handwerke hatten sich bis auf jene bewun-
dernswerte Höhe erhoben, welche aus ihnen
nahezu — um mit dem sehr offenherzigen und
immer ehrlichen Akademiker Ugo Ojetti zu
reden — ein Gewerbe der Fälscher machten und
welche Erscheinungen wie Dossena allein her-
vorzubringen in der Lage waren. Der gleiche
nachahmerische Sinn aber betätigt sich nun-
mehr im „modernen“ Werkkunstgegenstand;
man bildet deutsche Werkkunst nach. Diese
Bewegung ist fraglos von dem ENAPI, dem
mit der Erneuerung des italienischen Hand-
werkes betrauten Amtes, gefördert worden. Man
ist offensichtlich in dem Amte selbst in die
deutsche Form verliebt, sieht in ihr die ein-
zige Möglichkeit, den Bann des Alten und
Nicht-mehr-Lebensfähigen zu brechen. So hat
man bei allen Modellzuleitungen, die vom
Enapi ausgingen, stilistisch nur eine Wahl: ent-
weder Bauhaus oder Alexander Koch und sein
Kreis.
Es handelte sich für die Staatsstellen darum,
das italienische Kunsthandwerk wiederum in
das internationale Geschäft einzuführen. Man
hat auf der diesjährigen Handwerksmesse viel
mehr internationale Umsätze zu verzeichnen
gehabt, als füglich bei der Krisenzeit und bei
der Qualität der italienischen Werkkunst zu
erwarten gewesen war. Aber wenn man ge-
nau hinsieht; es ist nur gekauft worden, was
außerhalb Italiens nicht oder nicht gleich gut
zu haben war und vor allem sind die wenigen
Dinge bevorzugt worden, die wirklich
italienisch waren: der deutsche Stil in italieni-
scher Nachahmung ist kommerziell kein Erfolg
gewesen. Natürlich nicht, denn ein inter-
nationaler Einkäufer versorgt sich im Original-
land und sucht nicht die obendrein teurere
ausländische Kopie.
Ugo Ojetti, immer noch der alles über-
schauende und sich nicht vom italienischen
Phrasengewirr verblenden lassende Kunst-
kritiker des Landes, hat der Werkkunst in
einem Generalangriff auf die Leiter des Hand-
werksamtes zugerufen, der deutsche Stil müsse
schnellstens aufgegeben werden: man käme
sonst zu einer Zweiteilung der italienischen
Werkkunst, der sinnlosen Imitation deutscher
Produktion und der ebenso unsinnigen Ko-
piererei alter Stile. Solange Italiens Werk-
kunst nicht sich auf sich selbst besänne,
die eigene Schöpfungskraft Wiedergewinne,
italienisch arbeite, sei es ausgeschlossen, daß
das Land als Werkkunst produzierend wieder
europäische Bedeutung erlange. Bäuerliche
Kunst ist weit gefragt gewesen. Ihr Korre-
spondent hatte im Handwerksamt schon seit
geraumer Zeit auf rustikale Drechslerarbeiten
bewunderswerter Formung aufmerksam ge-
macht. Man hatte geantwortet, es handele sich
doch nur um bäuerliche Arbeiten: die Hand-
werksmesse hat vollkommen bestätigt, was nur
natürlich war; gerade diese Gegenstände haben
einen Umsatz gehabt. Sie sind eigenartig,
schön, italienisch und nicht verfälscht. „Los
von dem deutschen Stil“, Befreiung von
dem deutschen Kunstsieg, der in dem
ganzen Mittelmeergebiet nunmehr festzustellen
ist und Besinnung auf die eigene Schöpferkraft,
das ist die Devise, welche nach den ersten
großen Proben der neuen Erzeugung gefunden
worden ist. Aber man kann nicht vergessen,
daß die Loslösung aus der Erstarrung eben
nur durch den deutschen Stil der Werkkunst
möglich geworden ist und wie auch immer die
Entwicklung weitergehen möge, die deutsche
Werkkunst wird mit ihrer selbständigen
Formung ihren Einfluß auf alle nachfolgende
südeuropäische Stilbildung behalten. G. R.
Manet-Ausstellung
im Berliner Kupferstichkabinett
Das Kupferstichkabinett der Berliner
Museen veranstaltet in seiner neueren Abtei-
lung eine Ausstellung des graphischen Werkes
von Edouard Manet, aus Anlaß des 100. Ge-
burtstages des Künstlers. Die Radierungen
und Lithographien 'des Pariser Meisters, von
denen das Museum einzelne Exemplare in herr-
lichen Probedrucken besitzt, sind dort zu einer
fesselnden Schau im Anschluß an die Goethe-
Ausstellung vereinigt.
Aus Band II der Serie ..Junge Kunst“
Paula Modersohn, Der alte Bredow. Um 1902