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DIE WELTKUNST
Jahrg. VJ, Nr. 19 vom 8. Mai
Die liturgische Bibliothek des Herzogs von Parma
Stun-
Werke sind biblio-
Tnhalt Nr. 19
1/2
Große Kuiistiiuktioii in Zürich
am 26., 27. und 28. Mai 1932
Antikes Mobiliar, Schweizer-Stiche
Silber, frühes Limoges, Gemälde
Waffen, Antiquitäten
GALERIE FISCHER, LUZERN (SCHWEI^)
Jahren 1886/
Busch dann
2
4
4
4
Drucke des XV. und XVI. Jahrhunderts in der
Herzogi. Parmaschen Bibliothek in Schwarzau
am Steinfeld N. Oe., Wien, 2 Bände).
von
aber
der
noch
wor-
Ilexi quonia exaudiet Domi
nus vocem orationis mes.
Quiainclinauitaurefuämihi
& in diebus meis inuocabo
. und von den
gibt es nur in
großen Biblio-
einige wenige
und Trinker. Das
seiner malerischen
Eine der berühmtesten Privatbibliotheken
der Welt, die kostbarste Sammlung liturgischer
Drucke, die sich jemals in Privathand befunden
hat, wird am 30. M a i und 1. Juni im
Hotel Drouot durch M« M. Ader und
die Antiquare L. Giraud-Badin - Paris
Katalog auf Verlangen
Dieser geniale Graphiker steht dahinter,
wenn er seine Geschichten in Bildern zeichnet.
Alle Bildergeschichten sind zuerst gezeichnet,
dann kamen erst die Verse dazu. Auf der Aus-
stellung sieht man viele Originalmanuskripte
zu den bekannten Bildergeschichten. Im
Original sind es Feder- oder Pinselzeichnungen,
meistens leicht mit Aquarellfarben oder Bunt-
stiften getönt. Danach haben dann die Holz-
mit Kühen
und Ulrico Hoepli - Mailand versteigert
werden. Der mit äußerster Akribie gearbeitete
Katalog bringt in seinem Vorwort aus der be-
rufenen Feder des großen Bibliographen und
Bibliophilen Seymour de Ricci eine Übersicht
über die Entstehung und die Geschichte dieser
außerordentlichen Bibliothek. Bei dem Cha-
rakter der für den Gottesdienst bestimmten
Bücher aus der Frühzeit der Druckerkunst ist
es ohne weiteres verständlich, daß diese zu
dauernder Benutzung bestimmten Bücher aus
dem öffentlichen Besitz der Kirchen und
Klöster herauskamen, wenn sie unbrauchbar
geworden oder durch neue Auflagen ersetzt
waren. Infolgedessen gehören die wirklichen
Frühausgaben liturgischer Drucke zu den
großen Seltenheiten des Marktes und es gibt
wirklich nur drei oder vier große Sammler, die
bedeutende Kollektionen von solchen liturgi-
schen Werken zusammenbringen konnten.
Unter diesen nimmt zweifellos den ersten Platz
Karl Ludwig von Bourbon, Herzog von Parma,
ein, der von 1799—1883 gelebt hat, aber schon
1849 zugunsten seines. Sohnes Karl III. ab-
dankte. Er zog sich dann auf sein Schloß
Wisdrupp in Sachsen zurück, wo er sich ganz
seinen bibliophilen Neigungen widmen konnte.
Die Zeit der Kriege, Revolutionen und Säkula-
risationen war eine glückliche Zeit für die
Kunstsammler, denn Massen früher öffent-
lichen, hochwertigen Kunstgutes kam jetzt
vor allem aus den aufgelösten Klöstern in den
Handel. So konnte Karl Ludwig von Bourbon
nun wirklich zugreifen, um sein Interesse an
den liturgischen Drucken durch Erwerb prak-
tisch befriedigen zu können. Zur Zeit des
zweiten Kaiserreichs wurde seine Bibliothek
nach Paris gebracht, 1870 wanderte sie nach
Nizza und 1883 wurde sie endgültig nach
Schwarzau in Oesterreich verlegt. Der Enkel
des Begründers, der Herzog Robert von Parma,
starb 1907 und jetzt wurde die Bibliothek unter
die Erben geteilt. — Ein Vergleich mit den
früheren Katalogen zeigt, daß die jetzt zur
Versteigerung bestimmten 345 Werke den un-
geteilt gebliebenen, wirklichen Stamm der be-
rühmten Bibliothek bilden, und daß nur relativ
wenige wichtige Teile früher abgetrennt wor-
den sind. Bei der außerordentlichen Bedeutung
der Bibliothek dürfte es noch von Interesse
sein, die erwähnten früheren Kataloge zu
nennen. Die erste Beschreibung erschien 1878
von Anatole Ales (Bibliotheque liturgique, de-
scription des livres de liturgie imnrimes aux
XV. et XVI. siecles faisant partie de la biblio-
theque de S. A. R. Mgr. Charles Louis de Bour-
bon. comte de Villafranca. Paris Typographie
A. Hennuver) mit einem Supnlement aus dem
Jahre 1884. Die zweite Beschreibung stammt
von Hans Bohatta (Katalog der liturgischen
zeigt den große*1
und Druck. Also
zu fordernde Auf-
Herausgabe der
Busch in guten
Exemplare bekannt, während in dem vorliegen-
den überhaupt nur ein weißes Blatt am Schluß
zu fehlen scheint. — Ein Druck von Geofroy
Tory ist das zu Paris 1531 erschienene
denbuch (Abbildung unten), jede Seite
zeigt prachtvolle Renaissancebordüren, dazu
kommen 17 weitere große Holzschnitte.
Schneider die Bilder für den Druck geschnitten»
also das Original übersetzt und gehörig
schematisiert und vergröbert. Jeder Vergleicft
mit dem gedruckten Buch
Abstand zwischen Original
es bleibt die immer wieder
gäbe für die Zukunft:
Originalmanuskripte von
farbigen Lichtdrucken.
Joppe mit Pelzmütze. Von den Stilleben sind
besonders hervorzuheben: das Stilleben mit
dem toten Hahn, und als schönstes Stück das
herrliche Stilleben mit der goldenen Aschen-
schale, dem Buch und den Rosen.
Ende der siebziger Jahre, d. h. schon ab
etwa 1875, malte Busch viele junge Burschen
und Arbeiterinnen aus der Konservenfabrik
seines Bruders Gustav in Wolfenbüttel. Wäh-
rend er sonst nur Malpappe oder Malpapier
benutzt, bevorzugt er in dieser Zeit Holztafeln.
Diese Modelle sind alle in etwas kalter blau-
grüner Gesamttönung gehalten. Ebenso die
Genrebilder, die sich an diese Studien an-
schließen. Dabei scheint der Maler unbedingt
an Hals gedacht zu haben. Man merkt das
Vorbild. Am Anfang der achtziger Jahre ge-
wahrt man, wie der Künstler auf ganz ver-
schiedenen Wegen zu neuen Wirkungen vor-
stößt. Es gibt da Interieurs mit dickem, fetti-
gem Pinselauftrag, alles Braun in Braun. Dann
Gewitterlandschaften mit Windmühle. Sehr
forsch, sehr genial und breit gemalt mit groß-
artiger Sturm- und Regenstimmung. Nebenher
Landschaften in grau¬
violetter, weicher Ge¬
samttönung mit ge¬
wischten Kopfweiden
(Abbildung Seite 1),
Kühen und einer klei¬
nen Rückenfigur. Die
besten Stücke gemah-
nen in ihrer weichen
Tongebung beinahe an
Corot. Solche Land¬
schaften steigern sich
zu Fülle, Saftigkeit und
Frische in großen Land¬
schaften
um 1885.
In den
87 kommt
zu einem Selbstimpres¬
sionismus, der in der
deutschen Malerei ein¬
zigartig dasteht. Plötz¬
lich scheinen alle Ein¬
zelwege kraftvoll, klar,
hell, ganz helldurch-
lichtet in kleinen Land¬
schaften von höchster
Kraft zu kulminieren.
Saftige Wiesengründe,
alte Kopfweiden an
Wassertümpeln, sonnige
Waldwiesen — so
durchleuchtet wie Bil¬
der von Franzosen aus
denselben Jahren. Aber
im Vergleich zu den
deutschen Impressio¬
nisten — Liebermann,
Corinth, Slevogt, ein
Selbstimpressionismus
— 25 bis 30 Jahre vor¬
her!!
Mit Beginn der neun¬
ziger Jahre kommt
Busch noch einmal ganz
auf die geliebten alten
Niederländer zurück.
Er malt in vielen Varia¬
tionen Bauerndielen und
Stuben mit Rotjacken
und Blaujacken als Zecher
führt ihn aber am Ende
Entwicklung nochmals zu eigenen Werten ganz
besonderer Prägung: jetzt Mitte der neunziger
Jahre malt er Landschaften, in denen die
Wiesengründe und die Baumgruppen ganz
breit und forsch hingestrichen sind. Als
leuchtendes Licht setzt der Maler jeweils eine
Rotjacke in die Wiesengründe. Die merk-
würdigsten kleinen Stücke dieser Art sind mit
furiosen Pinselstrichen blaugrün und braun
hingeworfen, wirken sehr ornamental, ganz
eminent modern, wie ein vorausgenommener
Futurismus.
Die Ausstellung zeigt auch die eigentliche
Urbegabung des Künstlers: den Zeichner, den
genialen Graphiker. Eine große Auswahl aus
dem Gesamtwerk von ungefähr 1500—1700
Handzeichnungen und 30 Skizzenbüchern.
Alles rein formende Darstellungen des bilden-
den Künstlers, die nichts mit Karikatur zu
tun haben! Auch das unendlich abgehetzte
bestimmt, ein Druck der Mönche diese
Klosters von 1503, der auf dem Titel in gro߮1
Figur Christophorus mit dem Christuskiny^
• zeigt. — Eines der Unika der Sammlung jS^
auch das Dionale aus dem berühmten Cist®1^
cienserkloster zu Clairvaux (Nr. 304), ein
riser Druck von 1573.
kommen 17 weitere große Holzschnitte. Das
Exemplar hat breiten Rand und befindet sich
in einem prachtvollen Maroquinband mR
reichen Verzierungen. — In London gedruckt
ist das Hymnenbuch für Salisbury von 1511
(Nr. 232); es stammt aus den Pressen von
Wynand und Wynkyn de Worde, einem Schüler
und direkten Nachfolger des berühmten frühen
englischen Druckers William Caxton. Das
sonderbare Druckerzeichen Wynkyns findet
sich auf dem Titel und der letzten Seite. Von
diesem Druck gibt es noch ein zweites Exem'
plar im Britischen Museum. — Für die Kar-
thause zu Ferrara war das Missale (Nr. 293)
Man muß schon bis zur Auktion Mac-
Carthy, d. h. über 100 Jahre bis 1817 zurück-
gehen, um auf eine Versteigerung von Werken
dieser Art und solcher Bedeutung zu stoßen.
Die ganze christliche Welt erscheint mit ihrem
geistlich-literarischen Handwerkszeug. Wir
finden die frühesten Stundenbücher und Offi-
zien, Missale und Breviere, Graduale, Dionale,
Directorien, Psalterien und Prozessionale, aus.
allen Gebieten der christlichen Ökumene, von
Italien bis Skandinavien, von Spanien bis Eng-
land und mit den Werken aller großen geist-
lichen Orden. Es sind Werke dabei, die in
kleinster Auflage gedruckt sind, einzigartige
Pergamentdrucke und kostbare, wunderbare
alte Einbände. Fast 100
graphisch überhaupt
nur durch ihre Existenz
in der Parmabibliothek
bekannt
übrigen
wenigen
theken
Dubletten. Seymour de
Ricci bedauert nicht mit
Unrecht, daß sich kein
Mäzen gefunden hat,
der durch eine groß-
zügige Geste die Zer¬
streuung dieser wirk¬
lich homogenen Biblio-
thek verhindert hätte.
Auf einzelne Werke
einzugehen ist schlech-
terdings fast unmög¬
lich, denn es wäre dann
geradezu notwendig,
den Katalog der Reihe
nach hier zu wieder¬
holen. Übrigens sind
vor der Serie der eigent-
lichen liturgischen
Drucke noch 19 kost¬
bare liturgische Manu¬
skripte im Auktions-
katalog aufgeführt, die
ebenfalls aus der Biblio¬
thek des Herzogs
Parma stammen,
in den Katalogen
Bibliothek bisher
nicht beschrieben
den sind. Der Katalog
teilt sein Material nach
den Diözesen, für die
die liturgischen Drucke
bestimmt waren, ein.
Ohne wie gesagt auf
die Einzelstücke der
Sammlung weiter ein¬
zugehen, sollen nur
einige -wenige Stücke
zum Schluß kurz her¬
vorgehoben werden:
Zunächst das Legen¬
denbuch des Hl. Meyn-
rhad, ein Baseler Druck
von 1496 mit 21 pracht-
vollen Holzschnitten,
eine Veröffentlichung
von Sebastian Brant.
— In Kopenhagen
bei Paul Reff ist das Missale der Diözese
Drontheim zu Norwegen 1519 gedruckt, eine
Seltenheit ersten Ranges in einem wunder-
baren alten Einband mit reicher Verzierung.
Der Titel zeigt das Wappen des Bischofs von
Drontheim, Eric Walchendorff; von diesem
Buch sind nur weitere sechs unvollständige
Schlagwort vom „Karikaturenzeichner“ wird
durch diese Ausstellung gründlich widerlegt.
Glänzend ausgeführte Porträtzeichnungen gibt
es dort, Zeichnungen nach alten Frauen, in der
Qualität genau wie Menzel! Ferner Feder-
und Pinselzeichnungen mit großer Bravour
hingeworfen. Eine unendliche Fülle von Tier-
und Pflanzenzeichnungen, herrliche Land-
schaftsblätter mit Baumschlag usw.
Horae ad usum Romanum. Paris, Geofroy Tory, 1531
Die liturgische Bibliothek des Herzogs Robert von Parma — Kat. Nr. 201 ..
Versteigerung — Vente ■— Sale: Me M. Ader, MM. Giraud-Badin und Ulrico Hoep11
Paris, Hotel Drouot, 30. Mai — 1. Juni 1932
Inventar Schloss Manensee
(Comte de Pourtales)
M. Gen. v. II. Osterwald, Hannover
Wilhelm Busch, Porträt Dr. Otto Busch
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Hannover, Provinzialmuseum
Dr. Robert Dange r s :
Wilhelm Busch als Maler und Zeichner (ni.
2 Abbildungen)
JDie liturgische Bibliothek des Herzogs Robert
von Parma (mit 2 Abb.)
Auktionsvorberichte (m. Abb.)
Die Boerner-Versteigerungen in Leipzig . . .
Ausstellungen
Gemälde alter Meister
Ausstellungen der Woche
Auktionskalender
Kunst im Rundfunk
Nachrichten von überall
Unter Kollegen
DIE WELTKUNST
Jahrg. VJ, Nr. 19 vom 8. Mai
Die liturgische Bibliothek des Herzogs von Parma
Stun-
Werke sind biblio-
Tnhalt Nr. 19
1/2
Große Kuiistiiuktioii in Zürich
am 26., 27. und 28. Mai 1932
Antikes Mobiliar, Schweizer-Stiche
Silber, frühes Limoges, Gemälde
Waffen, Antiquitäten
GALERIE FISCHER, LUZERN (SCHWEI^)
Jahren 1886/
Busch dann
2
4
4
4
Drucke des XV. und XVI. Jahrhunderts in der
Herzogi. Parmaschen Bibliothek in Schwarzau
am Steinfeld N. Oe., Wien, 2 Bände).
von
aber
der
noch
wor-
Ilexi quonia exaudiet Domi
nus vocem orationis mes.
Quiainclinauitaurefuämihi
& in diebus meis inuocabo
. und von den
gibt es nur in
großen Biblio-
einige wenige
und Trinker. Das
seiner malerischen
Eine der berühmtesten Privatbibliotheken
der Welt, die kostbarste Sammlung liturgischer
Drucke, die sich jemals in Privathand befunden
hat, wird am 30. M a i und 1. Juni im
Hotel Drouot durch M« M. Ader und
die Antiquare L. Giraud-Badin - Paris
Katalog auf Verlangen
Dieser geniale Graphiker steht dahinter,
wenn er seine Geschichten in Bildern zeichnet.
Alle Bildergeschichten sind zuerst gezeichnet,
dann kamen erst die Verse dazu. Auf der Aus-
stellung sieht man viele Originalmanuskripte
zu den bekannten Bildergeschichten. Im
Original sind es Feder- oder Pinselzeichnungen,
meistens leicht mit Aquarellfarben oder Bunt-
stiften getönt. Danach haben dann die Holz-
mit Kühen
und Ulrico Hoepli - Mailand versteigert
werden. Der mit äußerster Akribie gearbeitete
Katalog bringt in seinem Vorwort aus der be-
rufenen Feder des großen Bibliographen und
Bibliophilen Seymour de Ricci eine Übersicht
über die Entstehung und die Geschichte dieser
außerordentlichen Bibliothek. Bei dem Cha-
rakter der für den Gottesdienst bestimmten
Bücher aus der Frühzeit der Druckerkunst ist
es ohne weiteres verständlich, daß diese zu
dauernder Benutzung bestimmten Bücher aus
dem öffentlichen Besitz der Kirchen und
Klöster herauskamen, wenn sie unbrauchbar
geworden oder durch neue Auflagen ersetzt
waren. Infolgedessen gehören die wirklichen
Frühausgaben liturgischer Drucke zu den
großen Seltenheiten des Marktes und es gibt
wirklich nur drei oder vier große Sammler, die
bedeutende Kollektionen von solchen liturgi-
schen Werken zusammenbringen konnten.
Unter diesen nimmt zweifellos den ersten Platz
Karl Ludwig von Bourbon, Herzog von Parma,
ein, der von 1799—1883 gelebt hat, aber schon
1849 zugunsten seines. Sohnes Karl III. ab-
dankte. Er zog sich dann auf sein Schloß
Wisdrupp in Sachsen zurück, wo er sich ganz
seinen bibliophilen Neigungen widmen konnte.
Die Zeit der Kriege, Revolutionen und Säkula-
risationen war eine glückliche Zeit für die
Kunstsammler, denn Massen früher öffent-
lichen, hochwertigen Kunstgutes kam jetzt
vor allem aus den aufgelösten Klöstern in den
Handel. So konnte Karl Ludwig von Bourbon
nun wirklich zugreifen, um sein Interesse an
den liturgischen Drucken durch Erwerb prak-
tisch befriedigen zu können. Zur Zeit des
zweiten Kaiserreichs wurde seine Bibliothek
nach Paris gebracht, 1870 wanderte sie nach
Nizza und 1883 wurde sie endgültig nach
Schwarzau in Oesterreich verlegt. Der Enkel
des Begründers, der Herzog Robert von Parma,
starb 1907 und jetzt wurde die Bibliothek unter
die Erben geteilt. — Ein Vergleich mit den
früheren Katalogen zeigt, daß die jetzt zur
Versteigerung bestimmten 345 Werke den un-
geteilt gebliebenen, wirklichen Stamm der be-
rühmten Bibliothek bilden, und daß nur relativ
wenige wichtige Teile früher abgetrennt wor-
den sind. Bei der außerordentlichen Bedeutung
der Bibliothek dürfte es noch von Interesse
sein, die erwähnten früheren Kataloge zu
nennen. Die erste Beschreibung erschien 1878
von Anatole Ales (Bibliotheque liturgique, de-
scription des livres de liturgie imnrimes aux
XV. et XVI. siecles faisant partie de la biblio-
theque de S. A. R. Mgr. Charles Louis de Bour-
bon. comte de Villafranca. Paris Typographie
A. Hennuver) mit einem Supnlement aus dem
Jahre 1884. Die zweite Beschreibung stammt
von Hans Bohatta (Katalog der liturgischen
zeigt den große*1
und Druck. Also
zu fordernde Auf-
Herausgabe der
Busch in guten
Exemplare bekannt, während in dem vorliegen-
den überhaupt nur ein weißes Blatt am Schluß
zu fehlen scheint. — Ein Druck von Geofroy
Tory ist das zu Paris 1531 erschienene
denbuch (Abbildung unten), jede Seite
zeigt prachtvolle Renaissancebordüren, dazu
kommen 17 weitere große Holzschnitte.
Schneider die Bilder für den Druck geschnitten»
also das Original übersetzt und gehörig
schematisiert und vergröbert. Jeder Vergleicft
mit dem gedruckten Buch
Abstand zwischen Original
es bleibt die immer wieder
gäbe für die Zukunft:
Originalmanuskripte von
farbigen Lichtdrucken.
Joppe mit Pelzmütze. Von den Stilleben sind
besonders hervorzuheben: das Stilleben mit
dem toten Hahn, und als schönstes Stück das
herrliche Stilleben mit der goldenen Aschen-
schale, dem Buch und den Rosen.
Ende der siebziger Jahre, d. h. schon ab
etwa 1875, malte Busch viele junge Burschen
und Arbeiterinnen aus der Konservenfabrik
seines Bruders Gustav in Wolfenbüttel. Wäh-
rend er sonst nur Malpappe oder Malpapier
benutzt, bevorzugt er in dieser Zeit Holztafeln.
Diese Modelle sind alle in etwas kalter blau-
grüner Gesamttönung gehalten. Ebenso die
Genrebilder, die sich an diese Studien an-
schließen. Dabei scheint der Maler unbedingt
an Hals gedacht zu haben. Man merkt das
Vorbild. Am Anfang der achtziger Jahre ge-
wahrt man, wie der Künstler auf ganz ver-
schiedenen Wegen zu neuen Wirkungen vor-
stößt. Es gibt da Interieurs mit dickem, fetti-
gem Pinselauftrag, alles Braun in Braun. Dann
Gewitterlandschaften mit Windmühle. Sehr
forsch, sehr genial und breit gemalt mit groß-
artiger Sturm- und Regenstimmung. Nebenher
Landschaften in grau¬
violetter, weicher Ge¬
samttönung mit ge¬
wischten Kopfweiden
(Abbildung Seite 1),
Kühen und einer klei¬
nen Rückenfigur. Die
besten Stücke gemah-
nen in ihrer weichen
Tongebung beinahe an
Corot. Solche Land¬
schaften steigern sich
zu Fülle, Saftigkeit und
Frische in großen Land¬
schaften
um 1885.
In den
87 kommt
zu einem Selbstimpres¬
sionismus, der in der
deutschen Malerei ein¬
zigartig dasteht. Plötz¬
lich scheinen alle Ein¬
zelwege kraftvoll, klar,
hell, ganz helldurch-
lichtet in kleinen Land¬
schaften von höchster
Kraft zu kulminieren.
Saftige Wiesengründe,
alte Kopfweiden an
Wassertümpeln, sonnige
Waldwiesen — so
durchleuchtet wie Bil¬
der von Franzosen aus
denselben Jahren. Aber
im Vergleich zu den
deutschen Impressio¬
nisten — Liebermann,
Corinth, Slevogt, ein
Selbstimpressionismus
— 25 bis 30 Jahre vor¬
her!!
Mit Beginn der neun¬
ziger Jahre kommt
Busch noch einmal ganz
auf die geliebten alten
Niederländer zurück.
Er malt in vielen Varia¬
tionen Bauerndielen und
Stuben mit Rotjacken
und Blaujacken als Zecher
führt ihn aber am Ende
Entwicklung nochmals zu eigenen Werten ganz
besonderer Prägung: jetzt Mitte der neunziger
Jahre malt er Landschaften, in denen die
Wiesengründe und die Baumgruppen ganz
breit und forsch hingestrichen sind. Als
leuchtendes Licht setzt der Maler jeweils eine
Rotjacke in die Wiesengründe. Die merk-
würdigsten kleinen Stücke dieser Art sind mit
furiosen Pinselstrichen blaugrün und braun
hingeworfen, wirken sehr ornamental, ganz
eminent modern, wie ein vorausgenommener
Futurismus.
Die Ausstellung zeigt auch die eigentliche
Urbegabung des Künstlers: den Zeichner, den
genialen Graphiker. Eine große Auswahl aus
dem Gesamtwerk von ungefähr 1500—1700
Handzeichnungen und 30 Skizzenbüchern.
Alles rein formende Darstellungen des bilden-
den Künstlers, die nichts mit Karikatur zu
tun haben! Auch das unendlich abgehetzte
bestimmt, ein Druck der Mönche diese
Klosters von 1503, der auf dem Titel in gro߮1
Figur Christophorus mit dem Christuskiny^
• zeigt. — Eines der Unika der Sammlung jS^
auch das Dionale aus dem berühmten Cist®1^
cienserkloster zu Clairvaux (Nr. 304), ein
riser Druck von 1573.
kommen 17 weitere große Holzschnitte. Das
Exemplar hat breiten Rand und befindet sich
in einem prachtvollen Maroquinband mR
reichen Verzierungen. — In London gedruckt
ist das Hymnenbuch für Salisbury von 1511
(Nr. 232); es stammt aus den Pressen von
Wynand und Wynkyn de Worde, einem Schüler
und direkten Nachfolger des berühmten frühen
englischen Druckers William Caxton. Das
sonderbare Druckerzeichen Wynkyns findet
sich auf dem Titel und der letzten Seite. Von
diesem Druck gibt es noch ein zweites Exem'
plar im Britischen Museum. — Für die Kar-
thause zu Ferrara war das Missale (Nr. 293)
Man muß schon bis zur Auktion Mac-
Carthy, d. h. über 100 Jahre bis 1817 zurück-
gehen, um auf eine Versteigerung von Werken
dieser Art und solcher Bedeutung zu stoßen.
Die ganze christliche Welt erscheint mit ihrem
geistlich-literarischen Handwerkszeug. Wir
finden die frühesten Stundenbücher und Offi-
zien, Missale und Breviere, Graduale, Dionale,
Directorien, Psalterien und Prozessionale, aus.
allen Gebieten der christlichen Ökumene, von
Italien bis Skandinavien, von Spanien bis Eng-
land und mit den Werken aller großen geist-
lichen Orden. Es sind Werke dabei, die in
kleinster Auflage gedruckt sind, einzigartige
Pergamentdrucke und kostbare, wunderbare
alte Einbände. Fast 100
graphisch überhaupt
nur durch ihre Existenz
in der Parmabibliothek
bekannt
übrigen
wenigen
theken
Dubletten. Seymour de
Ricci bedauert nicht mit
Unrecht, daß sich kein
Mäzen gefunden hat,
der durch eine groß-
zügige Geste die Zer¬
streuung dieser wirk¬
lich homogenen Biblio-
thek verhindert hätte.
Auf einzelne Werke
einzugehen ist schlech-
terdings fast unmög¬
lich, denn es wäre dann
geradezu notwendig,
den Katalog der Reihe
nach hier zu wieder¬
holen. Übrigens sind
vor der Serie der eigent-
lichen liturgischen
Drucke noch 19 kost¬
bare liturgische Manu¬
skripte im Auktions-
katalog aufgeführt, die
ebenfalls aus der Biblio¬
thek des Herzogs
Parma stammen,
in den Katalogen
Bibliothek bisher
nicht beschrieben
den sind. Der Katalog
teilt sein Material nach
den Diözesen, für die
die liturgischen Drucke
bestimmt waren, ein.
Ohne wie gesagt auf
die Einzelstücke der
Sammlung weiter ein¬
zugehen, sollen nur
einige -wenige Stücke
zum Schluß kurz her¬
vorgehoben werden:
Zunächst das Legen¬
denbuch des Hl. Meyn-
rhad, ein Baseler Druck
von 1496 mit 21 pracht-
vollen Holzschnitten,
eine Veröffentlichung
von Sebastian Brant.
— In Kopenhagen
bei Paul Reff ist das Missale der Diözese
Drontheim zu Norwegen 1519 gedruckt, eine
Seltenheit ersten Ranges in einem wunder-
baren alten Einband mit reicher Verzierung.
Der Titel zeigt das Wappen des Bischofs von
Drontheim, Eric Walchendorff; von diesem
Buch sind nur weitere sechs unvollständige
Schlagwort vom „Karikaturenzeichner“ wird
durch diese Ausstellung gründlich widerlegt.
Glänzend ausgeführte Porträtzeichnungen gibt
es dort, Zeichnungen nach alten Frauen, in der
Qualität genau wie Menzel! Ferner Feder-
und Pinselzeichnungen mit großer Bravour
hingeworfen. Eine unendliche Fülle von Tier-
und Pflanzenzeichnungen, herrliche Land-
schaftsblätter mit Baumschlag usw.
Horae ad usum Romanum. Paris, Geofroy Tory, 1531
Die liturgische Bibliothek des Herzogs Robert von Parma — Kat. Nr. 201 ..
Versteigerung — Vente ■— Sale: Me M. Ader, MM. Giraud-Badin und Ulrico Hoep11
Paris, Hotel Drouot, 30. Mai — 1. Juni 1932
Inventar Schloss Manensee
(Comte de Pourtales)
M. Gen. v. II. Osterwald, Hannover
Wilhelm Busch, Porträt Dr. Otto Busch
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Hannover, Provinzialmuseum
Dr. Robert Dange r s :
Wilhelm Busch als Maler und Zeichner (ni.
2 Abbildungen)
JDie liturgische Bibliothek des Herzogs Robert
von Parma (mit 2 Abb.)
Auktionsvorberichte (m. Abb.)
Die Boerner-Versteigerungen in Leipzig . . .
Ausstellungen
Gemälde alter Meister
Ausstellungen der Woche
Auktionskalender
Kunst im Rundfunk
Nachrichten von überall
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