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DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 22 vom 29. Ma^

von Uel>eitoll



Aus dem Kunstleben Polens

Ankauf

Theodor Fischer — 70. Geburtstag
Am 28. Mai beging Geheimrat Theodor
Fischer in München, einer der einflußreichsten
Vertreter der älteren Architektengeneration,
den 70. Geburtstag. Er kommt von Wallot und
Gabriel von Seidl her und schlug namentlich
im Kirchenbau neue Wege ein. Hier sind die
evangelische Garnisonkirche in Ulm und die
Erlöserkirche in München zu nennen, von
Profanbauten die Universität in Jena, das
Kunstgebäude in Stuttgart, das Landesmuseum
in Kassel sowie eine Anzahl Münchener

Neben Größen wie Veit, Rethel, Schwind,
Steinle, Moritz Oppenheim u. a. treten beson-
ders stark Viktor Müller, Otto Scholderer und
Louis Eysen in Erscheinung. Ihnen folgt die
— oft als Cronberger — bezeichnete Maler-
gruppe, deren wichtigste Vertreter Dielmann,
Burger, Burnitz, Rumpf und Schreyer sind.
Ihnen nahe stand A. Goebel. Thoma, Trübner
und der „letzte religiöse Romantiker'
hausen führen weiter. Nach ihnen
Boehle und Altheim, um nur die
greifen, deren Namen weit über
hinaus Ruf erlangten. Den Schluß
lebenden Frankfurter Maler und
die mit ihren besten Namen und Werken ver-
treten, die Ausstellung zu einem würdigen
Ganzen runden, das in seiner Art eine Huldi-
gung an Frankfurts größten Sohn darstellt.
A. 0.

Künstlers sein Leben und Wirken in persön-
lichen Erinnerungen schildern. —■
Der Preis der Stadt Warschau 1932 für das
beste plastische Kunstwerk ist dem hervor-
ragenden Bildhauer Ksavery Durickowski zu-
erkannt worden, dessen Personalschau vor
kurzem in Warschau stattgefunden hat.
P. Ett.

Juryfreie
Im Haus der Juryfreien in Berlin präsen-
tieren sich diesen Monat, neben einer Gedächt-
nisschau für E. Fischer-Coerlin (1853—1932)
eine Handvoll junge Leute, die aber alle nicht
recht zu überzeugen vermögen. Leo Breuer
schließt sich in Ölbildern, nur trockener und
härter, an Dix an, in Aquarellen versucht er
der Manier George Grosz’ eine neue kolori-
stische Note zu geben. Erich Geiselers Pla-
stiken fehlt die innere Überzeugung zu ihrer
äußerlich starken Bewegtheit. Else Meidner
malt ganz verschwommene Köpfe und Land-
schaften ohne Gefühl fürs Malerische, Lesser
Ury in siebenter Potenz. Im letzten Raum
hängen aufdringliche abstrakte Malereien (ein
Namenschild ist dabei nirgends zu finden), die
wohl durch ihre Ungeschlachtheit im ersten
Augenblick fesseln, aber in ihrem Wert über
Klebearbeiten von Vierjährigen nicht hinaus-
gehen. Symptomatisch für unsere Zeit sind
die technisch zwar belanglosen, aber inhaltlich
fesselnden „Hungerfantasien“ Hans J. Kali-
manns.
Im allgemeinen wäre bei allen diesen Künst-
lern etwas mehr Selbstkritik am Platze, und
auch die Ausstellungsleitung dürfte bei der-
artigem Material nicht darauf ausgehen, Aus-
stellungen „um jeden Preis“ zu veranstalten.
F. E.

Ein Verleger der Schinkel-Zeit
Die Staatliche Kunstbibliothek
in Berlin veranstaltet in ihrem Lesesaal bis
Ende Juli eine Ausstellung „Ludwig Wilhelm
Wittich, ein Berliner Verleger der Schinkel-
zeit“, auf der alle künstlerischen Verlagswerke
des vor 100 Jahren Verstorbenen gezeigt
werden.

•“ Stein-
erscheinen
herauszu-
Frankfurt
bilden die
Bildhauer,

James Simon -f-
Am 23. Mai verstarb mit James Simon, der
im letzten Jahre seinen 80. Geburtstag be-
gehen konnte (vgl. „Weltkunst“ V, Nr. 38),
einer der bedeutendsten deutschen Sammler
und der größte Mäzen der Berliner Museen.
Als Sammler entwicklungsgeschichtlich der
Aera Wilhelm von Bodes angehörend, bildete
sein eigener Kunstbesitz eine Parallele und
Ergänzung der sammlerischen Bestrebungen
des Berliner Kaiser-Friedrich-Museums, dem
er auch nach und nach — bis auf die Galerie
niederländischer Gemälde, die unter dem
Druck wirtschaftlicher Verhältnisse 1928 in
Amsterdam versteigert werden mußte — seine
gesamten Kunstwerke zur Verfügung stellte.
Die 1904 gestiftete einzigartige Sammlung
italienischer Renaissance-Bronzen im Kaiser-
Friedrich-Museum wie die geschlossen in drei
Räumen des Deutschen Museums aufgestellte
Stiftung hauptsächlich deutscher Bildwerke
des Mittelalters werden den Namen dieses
großzügigen und persönlich immer hinter der
Sache selbst zurücktretenden Mäzens ebenso in
die Zukunft tragen wie die Er-
innerung an die Ermöglichung der
Ausgrabungen, denen die Berliner
Museen Hauptstücke wie die
Köpfe der Königinnen Teje und
Nofretete verdanken.

Hundert Jahre
Frankfurter Kunst 1832—1932
Unter diesem Titel hat der Frankfurter
Kunstverein zusammen mit der kunstliebenden
Bürgerschaft, den bildenden Künstlern und-
dank besonderer Beihilfe der Stadtverwaltung
für das Goethejahr eine Ausstellung von be-
deutendem Inhalt (der Katalog nennt 382
Werke) im Monat Mai eröffnen können. Sie
knüpft in erweitertem Maße an frühere, ver-
wandte Veranstaltungen an und verstärkt
durch ihr Niveau, die zeitliche Abänderung
und manche neue Bereicherung den Wert der
Frankfurter für die deutsche Kunst dieses
Zeitabschnitts.

Auch dieses Mal sind die „Ber-
liner Kunstwochen“ ohne eine be-
sondere Veranstaltung für die
bildende Kunst geblieben. Und
gerade solche täte not. Man wende
nicht ein, daß Berlin eine Goethe-
Ausstellung und die „Große Ber-
liner“ habe. Solche Ausstellung
muß etwas Besonderes sein, muß
über den üblichen Rahmen weit
hinaus gehen! Die Goethe-Aus-
stellung ist zwar eine solche. Die
Gegenwartskunst bleibt aber un-
berücksichtigt! Und gerade sie
sollte bei so bedeutenden Wochen
nicht vergessen werden, wo so viele
für Kunst interessierte Deutsche,
so viele Ausländer nach Berlin
kommen. Die Kenntnis der „Großen
Berliner“ vermittelt ja nicht ein-
mal die Höhe der Berliner Kunst,
da in ihr die typischsten Vertreter
der Berliner Kunst fehlen. Diese
große Zahl mittlerer und kleiner
Talente gibt höchstens ein falsches
Bild der Kunst der Haupt-
stadt. — Da das Versäumte für
diese „Berliner Kunstwochen“ nicht
mehr nachzuholen ist, bereite
man mit um so größerer Sorg-
falt für das nächste Jahr eine solche Aus-
stellung vor, die sehr gut in den Räumen der
Akademie am Pariser Platz stattfinden könnte;
die traditionelle Kunstausstellung müßte dann
wie in diesem Jahr wieder in den Herbst ver-
legt werden. Es würde sich dann darum han-
deln, einmal die besten und schönsten Werke
lebender Künstler zusammenzutragen, um dem
Auslande und dem deutschen Publikum mit
einer machtvollen Kundgebung die Größe und
Vielgestalt deutscher Kunst vor Augen zu
führen und dadurch neue Freunde für sie zu
gewinnen. Die Zeit ist günstig. Diese Aus-
stellung könnte der Anfang einer neuen Ver-
bindung zwischen Kunst und Publikum sein,
zu der die Presse allerdings in vermittelnder
Form viel beitragen müßte und könnte!
Franz Linde

Stadt sind in wundervoll ausgestatteten Räu-
men veranschaulicht: die Bürgerstube, die
Küche, die Wirtsstube, Volkstrachten, römi-
sche Funde, Kaufläden und kirchliche Kunst.
Dieses von Grund auf umgestaltete Museum
ist ein Werk des bekannten Münchener Bau-
künstlers Professor Franz Zell, dem wir u. a.
auch das Holzschnitzermuseum in Oberammer-
gau, das Volkskunstmuseum in Kaufbeuren
und das Stadtmuseum in Rothenburg o./T. ver-
danken. F.

Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins,
Antiquitäten

Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. v o n S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erschein_
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften -sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim W'eltkunst-Verlag. Inseratent»
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche \era"y 1»
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H.. Berlin

Niederländische Holzschnitte
für Holland
Es ist zu dem Bericht über die Boerner-
sche Auktion vom 2.—4. Mai nachzuträgen,
daß die Mehrzahl der niederländischen Holz-

Wiedereröffnung des
Heimatmuseums in Rosenheim
Von den mannigfachen bayerischen Städte-
typen sind die Innstädte Rosenheim, Passau
und Wasserburg die eigenartigsten. Sie haben
ihr südlich anmutendes Gepräge durch den
Einfluß italienischer Bauformen erhalten, der
durch den Schiffahrtsverkehr auf dem Inn
übermittelt wurde. Bei Rosenheim kommen
noch zwei Faktoren dazu: die Innbrücke (erst-
mals von den Römern im Verlauf der Salz-
straße Salzburg—Augsburg erbaut) und das
Salz, für das die Stadt den Umschlageplatz
bildete. Wer die Geschichte Rosenheims in
einem Museum verkörpern will, muß die drei
Faktoren herausstellen: Schiffsverkehr, Brücke
und Salz. In dem neu eröffneten Museum,
das 17 Räume in dem malerischen Mittertor
füllt, ist dies in mustergültiger Form ge-
schehen. Aber auch das kirchliche und bür-
gerliche Leben dieser einst so bedeutsamen

schnitte, die aus der alten Sammlung des {
sers Rudolf in Prag kamen, von Herrn $
N. Beets in Amsterdam gekauft w01'VL,,i
sind. Wie verlautet, sind diese Blätter
ihm in holländischem Auftrag erworben ,
den, doch ist es uns zur Zeit noch nicht
kannt, in welches holländische Museum sie »
langt sind.

Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Brücken. Von Fischers bedeutungsvoller
Tätigkeit als Städtebauer, deren Grundsätze
er auch als Schriftsteller niedergelegt hat,
zeugen der Generalbebauungsplan von Mün-
chen, die Umgestaltung des Stadtinnern von
Stuttgart und Erweiterungspläne mehrerer
bayerischer Städte. Fischer, der in Schwein-
furt geboren ist, wirkte seit 1893 als städti-
scher Architekt in München und wurde 1901
Honorarprofessor an der dortigen Technischen
Hochschule, an die er, im gleichen Jahr als
Ordinarius an die Technische Hochschule in
Stuttgart berufen, 1908 wieder zurückkehrte;
1929 wurde er emeritiert. Er ist Ehrendoktor
der Philosophie und Dr.-Ing. e. h. Eine Dar-
stellung seines Schaffens hat jetzt Prof. Hans
Karlinger-Aachen unter dem Titel „Theodor
Fischer, ein deutscher Baumeister“ bei Call-
wey in München veröffentlicht.

„Berliner Kunstwochen"
ohne bildende Kunst

Rembrandt, Jesus unter den Schriftgelehrten —■ Jesus parmi les docteurs
Federzeichnung — Dessin ä la plume — Pen and ink drawing, 19 : 31 cm — Coll. W. Esdaile, Ch. Haviland, G. Haviland — Kat. Nr. 96
Versteigerung — Vente — Sale:
Me M. Ader, MM. Feral, Catroux, Leman, Pape, Schoeller, Feuardent, Rousseau, Paris, Galerie Georges Petit, 2.—3. Juni 1932

— Du glaubst also, daß sie dich liebt-
du Beweise ?
— Ja, sie hat sich einen Revolver .

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739

Der polnische Maler und Graphiker Leon
Wycz olkowski (geb. 1852 in Warschau)
feiert heuer seinen achtzigsten Geburtstag.
Wyczolkowski, einst ein Schüler Adolf Wagners
in München, war seit 1895 an der Kunstakademie
in Krakau tätig und ist 1929 endgültig nach
Posen übergesiedelt. Er gehörte zu den frühe-
sten polnischen Freilichtmalern, und seine
sonnendurchleuchteten Motive aus der Ukraine
— „Krebsfang“, „Rübenernte“ u. a. — wirkten
seinerzeit in der polnischen Malerei als Ereig-
nis. In späteren Jahren befaßte sich W., dessen
Schaffen überhaupt sehr vielseitig ist, viel mit
Graphik, besonders mit Originalsteindruck, den
er meisterhaft beherrscht, und seine zahl-
reichen lithographischen Mappen, darunter
auch eine sehr pittoreske „Danziger Mappe“,
gehörten in der Vorkriegszeit zu den Glanz-
stücken der neueren polnischen Graphik.
Außer einer in Posen arrangierten Jubiläums-
schau von Werken Wyczolkowskis, welcher eine
zweite in Warschau folgen soll, ist eine Fest-
schrift in Posen erschienen, herausgegeben von
Dr. Stefan Papee, in der Freunde und
Verehrer des noch in voller Kraft stehenden

ihrer selbst willen da, sondern L
Institut für die Benutzer.
auch unvermeidlicherweise maiAjf
die Staatsbibliothek benutzen,
den sie nicht bestimmt ist,
mancher ärgerliche Mißbrf”4
vorkommen, immer ist und bl®y
die Staatsbibliothek das Bü® y
reservoir der ernsthaft arbeite1?^
Gelehrten. Die wirtschaft!1 j-
Situation macht gerade
schaffenden Forschern und Sc^ef'
stellern heute so viel zu schafU
daß die fruchtlose Aufwend'^,,
von Zeit und Fahrgeld für si®
heblich mehr ins Gewicht fällt’<j|
der Beamte und auch der Bi
theksbesucher sich vorzust® Ji
vermag. Vielleicht sieht sich
diese Erwägung die Direktion 4
Staatsbibliothek veranlaßt,
Vorschlag einer wohl wolle11
Prüfung zu unterziehen.
Th. Champion ))r
Der bayerische Staat erwarb von jjS
Champion das Gemälde „Winter“, „jji
Stadt Düsseldorf vom selben Künstler das y
„Nach Sonnenuntergang“. Anläßlich
großen Champion-Ausstellung in der GaJ® ji
Flechtheim brachte die „Weltkunst jjt
ihrer Ausgabe vom 29. November 1931
Wiedergabe einer Wand seiner Bilder.
George Grosz geht nach Ameri^
IW
George Grosz, der bekannte deutsche 2®y
ner und Kämpfer, hat eine Berufung als seii'
re^u^^it^Nev^^rire^Khmstsdiul^^rfn1^
UNTER KOLLEGE*

Kleine Anfrage
an die Preußische Staatsbibliot^6
Die Preußische Staatsbibliothek kommt
einer ganz besonderen Liberalität ihren
Suchern entgegen, denn sie gestattet, was,
so großen Bibliotheken sonst durchaus 111 »,
üblich zu sein pflegt, daß der Benutzer ®1
liehene Bücher mit nach Hause nehmen j
Die Folge davon ist aber, daß ständig ®*().
große Anzahl der meist benutzten v/1S“.3f
schaftlichen Literatur ausgeliehen ist und
man mit ziemlicher Sicherheit darauf recN1 n
kann, Leihzettel mit dem Vermerk „verlieh®-;
zurück zu bekommen. In solchen Fälle11 y
es vor allem für den in größ®L
Entfernung von der Staatsbib111
thek wohnenden Benutzer hö® J
unangenehm, vergeblich Zeit ü.g,
Geld für den Besuch der St»a,ej
bibliothek umsonst aufgewe11].,
zu haben. Wäre es nicht mög!1./
daß die Staatsbibliothek aus d1
Reserve herausgeht und das Sys* ef
der telephonischen Geheimnum1^ j
aufgibt, damit der Benutzer
der Leihstelle oder im Lesesaal
rufen und feststellen kann, ob a
bestellten Bücher auch tatsäch* j,
für ihn bereitliegen? Schließ1
ist die Staatsbibliothek nicht

KUNSTHAUS MALMED^
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
 
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