2
DIE \V E L T K U N S T
Jahrg. VI, Nr. 23 vom 5.
mehr das Vollständigkeitsideal europäischer
Museen im Darstellen der menschlichen Kultur-
entwicklung verfolgt, und damit die Ölgemälde
aus dem XIX. Jahrhundert, welche offenbar
die zu einem Museum unbedingt notwendige
„Gemäldegalerie“ darstellen sollen, schmerzlos
ihrer Bestimmung zuführt.
Die beachtenswertesten Ansätze einer neuen
Entwicklung des türkischen Musealwesens gibt
sich in einer Reihe von Neugründungen kund,
die durch die Städte Konya, Adana, Antalya,
Brussa, Sivas, Edirne (Adrianopel), Bergama,
Kaysari, Amasya, Tokat und Afiyon-Karahis-
sar bezeichnet werden. Es trafen da die plan-
mäßig verfolgte Pflege nationaler Eigenart
und die Aufhebung der Klöster glücklich zu-
sammen. Einerseits begann man nun in er-
höhtem Maße den Erzeugnissen der islami-
schen, im besonderen der seldschukischen und
osmanischen Kunst Beachtung zu schenken, an-
drerseits floß dem Staate der Kunstbesitz der
religiösen Institute zu, der eine entsprechende
Verwahrung verlangte. Von ausländischen
Gelehrten hatte für die Erforschung türki-
scher Kunst Heinrich Glück (Wien) am nach-
drücklichsten gearbeitet, wie er auch durch
Ausarbeitung eines Planes für Denkmalschutz
tätig war, über dessen Schicksal jedoch nichts
bekannt ist. Die neu erstehenden Museen
kennzeichnet ein ungemein fruchtbarer Cha-
rakter, der darin gelegen ist, daß diese Insti-
tutionen im allgemeinen im Sinne von Hei-
matmuseen anzusehen sind. Sie umfassen in
erster Linie einen Besitz, der nicht zu einem
bestimmten Zwecke zusammengebracht wor-
den ist, sondern ihnen aus ihrem Ort und der
näheren Umgebung zukam, so daß diese
Kunstwerke durch ihr Zeugnis für das betref-
fende Gemeinwesen eine weitaus lebendigere
Bedeutung haben als solche in Musealanstal-
ten, die vom Anfang an als wissenschaftliche
Institute gedacht sind. Diese Lebendigkeit
wird noch dadurch erhöht, daß die Museen
größtenteils noch keiner Aufstellung unter-
worfen wurden, sondern ihre Schätze in Form
eines gut betreuten Magazins vereinigen,
wobei aber trotz des unmittelbaren Nebenein-
anders alle Stücke sichtbar und genießbar
sind. Merkwürdig bleibt, daß man beim Be-
such dieser Museen trotz der erwähnten
Fülle nie den Eindruck der ermüdenden Über-
fülle hat, der so oft in einem systematisch ge-
ordneten Raum eines europäischen Museums
das Nahekommen des Besuchers an die ge-
zeigten Gegenstände verhindert. Als Museal-
bauten wurden zumeist frühere Kultgebäude
verwendet, wie in Konya das Kloster des 1925
in der ganzen Türkei aufgehobenen Derwisch-
ordens und in Brussa seit 1930 die Medrese
der Jeschil-dschami, die als Bauform schon
eine ausgezeichnete Gestaltung für ihre
Zwecke zeigt. Es sind dies Fälle (vgl. die
vorhin erwähnten in Istanbul), in denen die
auch in Europa des öfteren angewandte Ver-
wertung eines historischen Bauwerks als Mu-
seum (Paris: Musee Clunv, Berlin: Märkisches
Museum, Wien: Österreichische Galerie) vor-
liegt, hier aber nicht als besondere Ausnah-
men, sondern fast durchgehends.
An der Spitze der staatlichen Musealver-
waltung steht Dr. Hamit Ziibevr Bev, der auch
Direktor des neugegründeten Ethnogranhi-
schen Museums in Ankara ist. In dessen Bau
hat man viel von der Bauform einer Medrese
übernommen, obwohl andrerseits hier die
Orientierung der Räume leider nicht mehr auf
den Hof zu vorgenommen wurde. Die An-
ordnung in diesem Museum ist eine klare und
übersichtliche, die Aufstellung der einzelnen
Haben Sie schon die
„WE.LTKUN ST“
abonniert ?
Abteilungen ist noch nicht vollendet. Sicher ist,
daß beispielsweise dieses Museum als Ganzes
nicht den bedeutsamen Gehalt haben wird, von
dem man in den Museen der kleinen Städte
so wirkungsvoll überzeugt wird. Die anderen
Sammlungen Ankaras bestehen aus den depo-
nierten Stücken auf der Burg und den Ob-
jekten des Freilichtmuseums beim Augusteum,
jenem Tempel, dessen Wände das Monumen-
tum Ancyranum tragen, ein Geschichtsdoku-
ment, das vor Mommsen von Ogier Ghiselin
Inhalt Nr. 2 3
Dr. Kurt Blauensteiner:
Türkische Museen (m. 3 Abb.).1, 2
Dr. S t. Poglayen-Neuwall:
Sechs moderne Künstler.• • • 2
Auktionsvorberichte (m. 2 Abb.). 2
Auktionskalender. 3
Ausstellungen der Woche. 4
Preisberichte — Kunst im Rundfunk .... 4
Literatur . 4
Auktionsnachberichte. 5
Die Sammlung- Benda (.m. Abb.). 5
Moskauer Chronik. 5
Kunst der Gegenwart aus Düsseldorfer Privat-
besitz . 5
N a c h r i c h t e n v o n ü b e r a 1 1. 6
Unter ’ Kollegen. 6
Hugo Helbing, Berlin
Lützowufer 5
4. BIS 3 0. J U N I
AUSSTELLUNG
Graphik von Max Slevogt
Seltene Einzelblätter
und Mappenwerke
Busbequius (dem ersten historisch interessier-
ten Europäer der neueren Zeit im Orient) ver-
öffentlicht wurde. Bezüglich der notwendigen
Erhaltung dieses Denkmals müßte man auf
die wichtige Frage des Denkmalschutzes in
der Türkei zu sprechen kommen, die viel In-
teressantes zur Erörterung böte, und deren
volle Aktualität einem etwa bei einem Be-
such von Iznik (Nicaea) angesichts der osma-
nischen Bauten besonders klar wird. Die
Skulpturen beim Augusteum in Ankara um-
fassen außer griechisch-römischen vor allem
hettitische Plastiken aus Boghazköi, Hüvük und
Karkemisch, denen sicher mit der Zeit bei dem
stark erwachten Interesse türkischer Kreise
Sechs
moderne Künstler
Kunstsalon Würthle, Wien
Sechs bekannte, in ihrem Wesen grundver-
schiedene Künstler haben sich bei Würthle zu
einer in ihrer individuellen Abgestimmtheit
überaus [wirksamen Aquarellausstellung zu-
sammengefunden. Wohl der interessanteste
Kopf ist Graf A. Wickenburg (ein Gra-
zer). Neben einigen Blättern, meist Blumen-
und Maskenstilleben, die noch als Ausläufer
Vermeil-Toilette-Spiegel, Louis XVI
Sign. „Kirstein fait 1790 a Strasbourg“
Versteigerung — Vente — Sale: Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 21. Juni 1932
an dieser Kunst eine gebührende Verwah-
rungsart geschaffen werden wird. Die Er-
gänzung nach der keramischen Seite zu diesen
Skulpturen findet man gleichfalls im Ethno-
graphischen Museum.
Für alle diese Museen sind Führer bzw.
Kataloge, soweit sie nicht schon erschienen
sind, in Ausarbeitung begriffen; außerdem
kann man sich kurz in den Städteführern,
welche beispielsweise über Edirne und Kaysari
existieren, unterrichten, während man über
das gesamte Musealwesen in den Zeitschriften,
herausgegeben vom Unterrichtsministerium,
auf dem Laufenden gehalten wird.
Man sieht aus dieser kurzen Skizzierung
der gegenwärtigen Lage
musealer Institute in
der Türkei, daß deren
nächste Entwicklung
hohes Interesse bean-
sprucht. Und zwar
nicht nur deshalb, weil
wir hier Museen im
Entstehen begriffen
sehen, deren reicher In¬
halt sie zu Bewahrern
und Erschließern wert-
vollen Kunstgutes ma-
chen wird, sondern auch
vom Standpunkt euro-
päischen Musealwesens
aus. Wir haben bei uns
auf diesem Gebiet die
verschiedensten Pro-
bleme auftauchen sehen,
von denen man nicht mit
Unrecht sagt, daff sie
Zeichen eines krisen-
haften Stadiums seien,
Hier, auf türkischem
Gebiet, bietet sich hin-
sichtlich vieler solcher Fragen für jeden, der
sich die Stellung des Museums in der heutigen
Zeit angelegen sein läßt, eine Menge anregen-
den Studienmaterials, das unter Berücksichti-
gung der anderen Verhältnisse auch für uns
wertvolle Aufschlüsse geben kann.
des Expressionismus erscheinen — ein schönes
Beispiel dafür ist die „Spanische Loge“ — und
bisweilen in Komposition und Farbengebung
unruhig wirken, sind von ihm einzelne im-
pressionistisch breit gemalte, duftig zarte
Anemonenstilleben zu sehen, die durch ihre
farbige Beschwingtheit bestricken.
Ungemein reizvoll sind die sensiblen Land-
schaften von Sergius P a u s e r, sein „Nizza“
mit seinem Wechsel von zarten grauen und
rosa Tönen oder sein „Seefriedhof“ mit den
pittoresken Silhouetten der Grabkreuze gegen
den im Hintergrund verdämmernden, matt-
blauen See.
Als Bildnismaler dominiert Dobrowsky
mit einem eindrucksvollen Mädchenkopf. Die
stärkste Persönlichkeit unter den ausstellenden
Wiener Künstlern, bringt er eine Reihe von
Landschaften und auch ein Blumenbild, in
denen gewagte Farbenkombinationen harmo-
nisch ausklingen.
Izmir (Smyrna), Neues Museum (Garten)
Auktionsöorberichte
M.& R. STORA
38 Bis BOULEVARD HAUSSMA1^
PABIS -
GOTHIQUE
■i
RENAISSANCE
Durch ihre besondere koloristische Schönt
zeichnen sich auch die farbensatten Blätter '
Franz Lerch aus. Durch einfache Mittel, w
die Gegenüberstellung himbeerfarbiger Fisch
häuser und kornblumenblauer Boote, erzielt
die wirksamsten farbigen Effekte. Ungevvöh
lieh reich in der Stufung der Farben ist
Ausschnitt aus dem Lago Maggiore. In d
Vorherrschen silbrigen Grundtones erinne
das Bild aus Ragusa an das Venedig Guard
Daß Huber etwas kann, wenn er a
seine Mätzchen verzichtet und seine Sucht, a g
meisterlich zu wirken, überwindet, zeigt a
ganz famos gemalte, schlichte Aquarell el” ß
Ölwaldes auf Korfu. Dieses Blatt beweist, da
es für Hubers Kunst nur einen und einen S® ,
einfachen Weg gibt, und zwar den unmitt
baren, engsten Anschlusses an die Nat '
unter Verzicht auf jegliches Stilisieren. ,,
Verwickelter liegt der Fall bei Z ü 10 _ '
der eine unleugbare kunstgewerbliche t>
gabung besitzt und sich in seinen Graphik
seit Jahren auf einen Bauernstil festgelegt h® ’
der sich in Buch- und Ansichtskartengraph1^
reizvoll auswirkt, aber in größerem Forrfa '
und gar, wie hier, in Monumentalformat übe
tragen, absurd erscheint.
Die Grotesken von Herzmanofs k U
Orlando gehören in ein anderes Kapitel, d
der malenden Dichter. Die Fäden dieser u
zünftigen Schilderungen des Absonderlich® J
die mitunter nicht ohne einen gewissen P® .
sönlichen Charme sind, reichen von TöpD
und W. Busch bis Heinrich Kley.
Dr. St. Poglayen-Neu*8
Alte und neuere Meistet
Düsseldorf, Vorb. 11.
Am 11. Juni wird durch das Kun®^
Auktionshaus Stern im Park-Hotel
Düsseldorf eine Sammlung von Gemälden t
Versteigerung gebracht, unter denen slcJi
neben sehr guten Werken neuer Meister,
erlesene alte Meister befinden. Ein Teil t
Gemälde entstammt der Sammlung einer al1 s
rheinischen Adelsfamilie. Eine Reihe besonnt
qualitätvoller Landschaften und Figurenböj,
niederländischer Meister, die wundervolle ,,Vjg
ländische Stadt“ von Sebastian Vrancx, J
tonige .„Flußlandschaft“ von Jan Wils
das Bild „Vor der Stadt“ von Joris van 1
Hagen, ferner „Der Zecher“ des Hollän®®,-
Mathäus Stomer und das qualitätvolle ,,Herr
bildnis“ des Jan de Bray machen die San-
lung zu einer Fundgrube wertvoller und t
sprechender Bilder. Auch die frühe deuttp
Malerei ist auf der Versteigerung mit dem p
ner Barthel Bruyn durch das treffliche ßH
eines Donators (Abbildung in Nr- ti
würdig vertreten, die altitalienische Mal®j;
mit einer „Heiligen Familie“ des InnocenZ0^
Imola. Eines der- vorzüglichsten Stücke ?
Auktion ist das Gemälde „Der Flötenspi®*^
von Jacob Jordaens. Von den bedeute!’■
neueren deutschen und französischen Meis1 f
wie Böcklin, Feuerbach, Trübner, Sperl, Li®°<ef
mann, Corinth, J. F. Millet, Pissarro ’'y®I'cjjl'
wichtige Bilder zur Versteigerung gebrf^
Dazu kommen Spitzenwerke der heimis®rf
rheinischen Malerei, wie das „Selbstpo’. gIi''
von Hasenclever, das wundervolle „StiH®Pv/
des Joh. W. Preyer, die „Rheinlandschaft
O. Achenbach.
Nachlaß von Radowitz
Berlin, Vorb. 8./9. JUI1‘
Mit der Versteigerung des Nachlasses
von Radowitz, Kielganstr. 3, durch Arth
Scheduikat am 8. und 9. Juni kommt ®‘
vielfältiges, in langen Jahrzehnten zusamm® j
gebrachtes Ensemble von antiken Möbeln
qualitätvollen kunstgewerblichen Arbeiten
Verkauf. Bei dem Mobiliar finden .
einerseits eine Reihe bedeutender südlich^
Arbeiten wie das Florentiner Schlafzimrf
oder der schöne spanische Kabinettschrank dj.
Schildpatteinlagen und Bronzen um 1"^,
andererseits beste Stücke süddeutscher Bar0®,,
Möbelkunst, Sekretäre, Kommoden, Kabin®
schrank, Münzschränkchen usw. Von
kunstgewerblichen Beständen sind vor all® ,
die Serie süddeutscher Scheiben des 16. 1,1(
17. Jahrhunderts, eine Reihe interessant
Reliefs derselben Epochen und die gewicht’®,
und einzigartig schöne Sammlung al],
Spitzen und Brokate mit erlesenen Ein06
stücken hervorzuheben.
Innenausstattung ,j
Essen, Vorb. 7.—l®- ‘jgl’
Durch Math. Lempertz (Köln)
vom 7.—16. Juni die gesamten
des bekannten Essener EinrichtungS“ tjc’’
A. Eick Söhne versteigert. Es handel
um. ein vielseitiges und schönes Mater’’’- gk
Einzelmöbeln und Zimmereinrichtungen,
gewerblichen Arbeiten aller Art und D®
tionsstoffen.
DIE \V E L T K U N S T
Jahrg. VI, Nr. 23 vom 5.
mehr das Vollständigkeitsideal europäischer
Museen im Darstellen der menschlichen Kultur-
entwicklung verfolgt, und damit die Ölgemälde
aus dem XIX. Jahrhundert, welche offenbar
die zu einem Museum unbedingt notwendige
„Gemäldegalerie“ darstellen sollen, schmerzlos
ihrer Bestimmung zuführt.
Die beachtenswertesten Ansätze einer neuen
Entwicklung des türkischen Musealwesens gibt
sich in einer Reihe von Neugründungen kund,
die durch die Städte Konya, Adana, Antalya,
Brussa, Sivas, Edirne (Adrianopel), Bergama,
Kaysari, Amasya, Tokat und Afiyon-Karahis-
sar bezeichnet werden. Es trafen da die plan-
mäßig verfolgte Pflege nationaler Eigenart
und die Aufhebung der Klöster glücklich zu-
sammen. Einerseits begann man nun in er-
höhtem Maße den Erzeugnissen der islami-
schen, im besonderen der seldschukischen und
osmanischen Kunst Beachtung zu schenken, an-
drerseits floß dem Staate der Kunstbesitz der
religiösen Institute zu, der eine entsprechende
Verwahrung verlangte. Von ausländischen
Gelehrten hatte für die Erforschung türki-
scher Kunst Heinrich Glück (Wien) am nach-
drücklichsten gearbeitet, wie er auch durch
Ausarbeitung eines Planes für Denkmalschutz
tätig war, über dessen Schicksal jedoch nichts
bekannt ist. Die neu erstehenden Museen
kennzeichnet ein ungemein fruchtbarer Cha-
rakter, der darin gelegen ist, daß diese Insti-
tutionen im allgemeinen im Sinne von Hei-
matmuseen anzusehen sind. Sie umfassen in
erster Linie einen Besitz, der nicht zu einem
bestimmten Zwecke zusammengebracht wor-
den ist, sondern ihnen aus ihrem Ort und der
näheren Umgebung zukam, so daß diese
Kunstwerke durch ihr Zeugnis für das betref-
fende Gemeinwesen eine weitaus lebendigere
Bedeutung haben als solche in Musealanstal-
ten, die vom Anfang an als wissenschaftliche
Institute gedacht sind. Diese Lebendigkeit
wird noch dadurch erhöht, daß die Museen
größtenteils noch keiner Aufstellung unter-
worfen wurden, sondern ihre Schätze in Form
eines gut betreuten Magazins vereinigen,
wobei aber trotz des unmittelbaren Nebenein-
anders alle Stücke sichtbar und genießbar
sind. Merkwürdig bleibt, daß man beim Be-
such dieser Museen trotz der erwähnten
Fülle nie den Eindruck der ermüdenden Über-
fülle hat, der so oft in einem systematisch ge-
ordneten Raum eines europäischen Museums
das Nahekommen des Besuchers an die ge-
zeigten Gegenstände verhindert. Als Museal-
bauten wurden zumeist frühere Kultgebäude
verwendet, wie in Konya das Kloster des 1925
in der ganzen Türkei aufgehobenen Derwisch-
ordens und in Brussa seit 1930 die Medrese
der Jeschil-dschami, die als Bauform schon
eine ausgezeichnete Gestaltung für ihre
Zwecke zeigt. Es sind dies Fälle (vgl. die
vorhin erwähnten in Istanbul), in denen die
auch in Europa des öfteren angewandte Ver-
wertung eines historischen Bauwerks als Mu-
seum (Paris: Musee Clunv, Berlin: Märkisches
Museum, Wien: Österreichische Galerie) vor-
liegt, hier aber nicht als besondere Ausnah-
men, sondern fast durchgehends.
An der Spitze der staatlichen Musealver-
waltung steht Dr. Hamit Ziibevr Bev, der auch
Direktor des neugegründeten Ethnogranhi-
schen Museums in Ankara ist. In dessen Bau
hat man viel von der Bauform einer Medrese
übernommen, obwohl andrerseits hier die
Orientierung der Räume leider nicht mehr auf
den Hof zu vorgenommen wurde. Die An-
ordnung in diesem Museum ist eine klare und
übersichtliche, die Aufstellung der einzelnen
Haben Sie schon die
„WE.LTKUN ST“
abonniert ?
Abteilungen ist noch nicht vollendet. Sicher ist,
daß beispielsweise dieses Museum als Ganzes
nicht den bedeutsamen Gehalt haben wird, von
dem man in den Museen der kleinen Städte
so wirkungsvoll überzeugt wird. Die anderen
Sammlungen Ankaras bestehen aus den depo-
nierten Stücken auf der Burg und den Ob-
jekten des Freilichtmuseums beim Augusteum,
jenem Tempel, dessen Wände das Monumen-
tum Ancyranum tragen, ein Geschichtsdoku-
ment, das vor Mommsen von Ogier Ghiselin
Inhalt Nr. 2 3
Dr. Kurt Blauensteiner:
Türkische Museen (m. 3 Abb.).1, 2
Dr. S t. Poglayen-Neuwall:
Sechs moderne Künstler.• • • 2
Auktionsvorberichte (m. 2 Abb.). 2
Auktionskalender. 3
Ausstellungen der Woche. 4
Preisberichte — Kunst im Rundfunk .... 4
Literatur . 4
Auktionsnachberichte. 5
Die Sammlung- Benda (.m. Abb.). 5
Moskauer Chronik. 5
Kunst der Gegenwart aus Düsseldorfer Privat-
besitz . 5
N a c h r i c h t e n v o n ü b e r a 1 1. 6
Unter ’ Kollegen. 6
Hugo Helbing, Berlin
Lützowufer 5
4. BIS 3 0. J U N I
AUSSTELLUNG
Graphik von Max Slevogt
Seltene Einzelblätter
und Mappenwerke
Busbequius (dem ersten historisch interessier-
ten Europäer der neueren Zeit im Orient) ver-
öffentlicht wurde. Bezüglich der notwendigen
Erhaltung dieses Denkmals müßte man auf
die wichtige Frage des Denkmalschutzes in
der Türkei zu sprechen kommen, die viel In-
teressantes zur Erörterung böte, und deren
volle Aktualität einem etwa bei einem Be-
such von Iznik (Nicaea) angesichts der osma-
nischen Bauten besonders klar wird. Die
Skulpturen beim Augusteum in Ankara um-
fassen außer griechisch-römischen vor allem
hettitische Plastiken aus Boghazköi, Hüvük und
Karkemisch, denen sicher mit der Zeit bei dem
stark erwachten Interesse türkischer Kreise
Sechs
moderne Künstler
Kunstsalon Würthle, Wien
Sechs bekannte, in ihrem Wesen grundver-
schiedene Künstler haben sich bei Würthle zu
einer in ihrer individuellen Abgestimmtheit
überaus [wirksamen Aquarellausstellung zu-
sammengefunden. Wohl der interessanteste
Kopf ist Graf A. Wickenburg (ein Gra-
zer). Neben einigen Blättern, meist Blumen-
und Maskenstilleben, die noch als Ausläufer
Vermeil-Toilette-Spiegel, Louis XVI
Sign. „Kirstein fait 1790 a Strasbourg“
Versteigerung — Vente — Sale: Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 21. Juni 1932
an dieser Kunst eine gebührende Verwah-
rungsart geschaffen werden wird. Die Er-
gänzung nach der keramischen Seite zu diesen
Skulpturen findet man gleichfalls im Ethno-
graphischen Museum.
Für alle diese Museen sind Führer bzw.
Kataloge, soweit sie nicht schon erschienen
sind, in Ausarbeitung begriffen; außerdem
kann man sich kurz in den Städteführern,
welche beispielsweise über Edirne und Kaysari
existieren, unterrichten, während man über
das gesamte Musealwesen in den Zeitschriften,
herausgegeben vom Unterrichtsministerium,
auf dem Laufenden gehalten wird.
Man sieht aus dieser kurzen Skizzierung
der gegenwärtigen Lage
musealer Institute in
der Türkei, daß deren
nächste Entwicklung
hohes Interesse bean-
sprucht. Und zwar
nicht nur deshalb, weil
wir hier Museen im
Entstehen begriffen
sehen, deren reicher In¬
halt sie zu Bewahrern
und Erschließern wert-
vollen Kunstgutes ma-
chen wird, sondern auch
vom Standpunkt euro-
päischen Musealwesens
aus. Wir haben bei uns
auf diesem Gebiet die
verschiedensten Pro-
bleme auftauchen sehen,
von denen man nicht mit
Unrecht sagt, daff sie
Zeichen eines krisen-
haften Stadiums seien,
Hier, auf türkischem
Gebiet, bietet sich hin-
sichtlich vieler solcher Fragen für jeden, der
sich die Stellung des Museums in der heutigen
Zeit angelegen sein läßt, eine Menge anregen-
den Studienmaterials, das unter Berücksichti-
gung der anderen Verhältnisse auch für uns
wertvolle Aufschlüsse geben kann.
des Expressionismus erscheinen — ein schönes
Beispiel dafür ist die „Spanische Loge“ — und
bisweilen in Komposition und Farbengebung
unruhig wirken, sind von ihm einzelne im-
pressionistisch breit gemalte, duftig zarte
Anemonenstilleben zu sehen, die durch ihre
farbige Beschwingtheit bestricken.
Ungemein reizvoll sind die sensiblen Land-
schaften von Sergius P a u s e r, sein „Nizza“
mit seinem Wechsel von zarten grauen und
rosa Tönen oder sein „Seefriedhof“ mit den
pittoresken Silhouetten der Grabkreuze gegen
den im Hintergrund verdämmernden, matt-
blauen See.
Als Bildnismaler dominiert Dobrowsky
mit einem eindrucksvollen Mädchenkopf. Die
stärkste Persönlichkeit unter den ausstellenden
Wiener Künstlern, bringt er eine Reihe von
Landschaften und auch ein Blumenbild, in
denen gewagte Farbenkombinationen harmo-
nisch ausklingen.
Izmir (Smyrna), Neues Museum (Garten)
Auktionsöorberichte
M.& R. STORA
38 Bis BOULEVARD HAUSSMA1^
PABIS -
GOTHIQUE
■i
RENAISSANCE
Durch ihre besondere koloristische Schönt
zeichnen sich auch die farbensatten Blätter '
Franz Lerch aus. Durch einfache Mittel, w
die Gegenüberstellung himbeerfarbiger Fisch
häuser und kornblumenblauer Boote, erzielt
die wirksamsten farbigen Effekte. Ungevvöh
lieh reich in der Stufung der Farben ist
Ausschnitt aus dem Lago Maggiore. In d
Vorherrschen silbrigen Grundtones erinne
das Bild aus Ragusa an das Venedig Guard
Daß Huber etwas kann, wenn er a
seine Mätzchen verzichtet und seine Sucht, a g
meisterlich zu wirken, überwindet, zeigt a
ganz famos gemalte, schlichte Aquarell el” ß
Ölwaldes auf Korfu. Dieses Blatt beweist, da
es für Hubers Kunst nur einen und einen S® ,
einfachen Weg gibt, und zwar den unmitt
baren, engsten Anschlusses an die Nat '
unter Verzicht auf jegliches Stilisieren. ,,
Verwickelter liegt der Fall bei Z ü 10 _ '
der eine unleugbare kunstgewerbliche t>
gabung besitzt und sich in seinen Graphik
seit Jahren auf einen Bauernstil festgelegt h® ’
der sich in Buch- und Ansichtskartengraph1^
reizvoll auswirkt, aber in größerem Forrfa '
und gar, wie hier, in Monumentalformat übe
tragen, absurd erscheint.
Die Grotesken von Herzmanofs k U
Orlando gehören in ein anderes Kapitel, d
der malenden Dichter. Die Fäden dieser u
zünftigen Schilderungen des Absonderlich® J
die mitunter nicht ohne einen gewissen P® .
sönlichen Charme sind, reichen von TöpD
und W. Busch bis Heinrich Kley.
Dr. St. Poglayen-Neu*8
Alte und neuere Meistet
Düsseldorf, Vorb. 11.
Am 11. Juni wird durch das Kun®^
Auktionshaus Stern im Park-Hotel
Düsseldorf eine Sammlung von Gemälden t
Versteigerung gebracht, unter denen slcJi
neben sehr guten Werken neuer Meister,
erlesene alte Meister befinden. Ein Teil t
Gemälde entstammt der Sammlung einer al1 s
rheinischen Adelsfamilie. Eine Reihe besonnt
qualitätvoller Landschaften und Figurenböj,
niederländischer Meister, die wundervolle ,,Vjg
ländische Stadt“ von Sebastian Vrancx, J
tonige .„Flußlandschaft“ von Jan Wils
das Bild „Vor der Stadt“ von Joris van 1
Hagen, ferner „Der Zecher“ des Hollän®®,-
Mathäus Stomer und das qualitätvolle ,,Herr
bildnis“ des Jan de Bray machen die San-
lung zu einer Fundgrube wertvoller und t
sprechender Bilder. Auch die frühe deuttp
Malerei ist auf der Versteigerung mit dem p
ner Barthel Bruyn durch das treffliche ßH
eines Donators (Abbildung in Nr- ti
würdig vertreten, die altitalienische Mal®j;
mit einer „Heiligen Familie“ des InnocenZ0^
Imola. Eines der- vorzüglichsten Stücke ?
Auktion ist das Gemälde „Der Flötenspi®*^
von Jacob Jordaens. Von den bedeute!’■
neueren deutschen und französischen Meis1 f
wie Böcklin, Feuerbach, Trübner, Sperl, Li®°<ef
mann, Corinth, J. F. Millet, Pissarro ’'y®I'cjjl'
wichtige Bilder zur Versteigerung gebrf^
Dazu kommen Spitzenwerke der heimis®rf
rheinischen Malerei, wie das „Selbstpo’. gIi''
von Hasenclever, das wundervolle „StiH®Pv/
des Joh. W. Preyer, die „Rheinlandschaft
O. Achenbach.
Nachlaß von Radowitz
Berlin, Vorb. 8./9. JUI1‘
Mit der Versteigerung des Nachlasses
von Radowitz, Kielganstr. 3, durch Arth
Scheduikat am 8. und 9. Juni kommt ®‘
vielfältiges, in langen Jahrzehnten zusamm® j
gebrachtes Ensemble von antiken Möbeln
qualitätvollen kunstgewerblichen Arbeiten
Verkauf. Bei dem Mobiliar finden .
einerseits eine Reihe bedeutender südlich^
Arbeiten wie das Florentiner Schlafzimrf
oder der schöne spanische Kabinettschrank dj.
Schildpatteinlagen und Bronzen um 1"^,
andererseits beste Stücke süddeutscher Bar0®,,
Möbelkunst, Sekretäre, Kommoden, Kabin®
schrank, Münzschränkchen usw. Von
kunstgewerblichen Beständen sind vor all® ,
die Serie süddeutscher Scheiben des 16. 1,1(
17. Jahrhunderts, eine Reihe interessant
Reliefs derselben Epochen und die gewicht’®,
und einzigartig schöne Sammlung al],
Spitzen und Brokate mit erlesenen Ein06
stücken hervorzuheben.
Innenausstattung ,j
Essen, Vorb. 7.—l®- ‘jgl’
Durch Math. Lempertz (Köln)
vom 7.—16. Juni die gesamten
des bekannten Essener EinrichtungS“ tjc’’
A. Eick Söhne versteigert. Es handel
um. ein vielseitiges und schönes Mater’’’- gk
Einzelmöbeln und Zimmereinrichtungen,
gewerblichen Arbeiten aller Art und D®
tionsstoffen.