Jahrg, VI, Nr. 41 vom 9, Oktober
6
Nachrichten von Überall
x
auf
1. Novem-
des
Cassirer, Berlin, 20. Oktober 1932
Verka11^
Ankauf
Herbst ari-
den Früh-
zanne Valadon statt; am 1. November eine
Ausstellung jugoslawischer Kunst; am 15. No-
vember stellt Louis Charlot aus und am 15. De-
zember Beitram y Masses.
ge-
By.
Ein Missale aus der Schule
Fra Angelicos
Die Züricher Auktion des Mailänder Anti-
quariats Ulrico Hoepli am 14. Oktober,
über die an dieser Stelle in Nr. 39 ausführlich
berichtet wurde, enthält als Hauptstück ein
Missale ad usum romanum (Nr. 30), das nach
den neuesten Feststellungen von Prof. Pietro
T o e s c a , dem besten Kenner der italienischen
Buchmalerei, von einem Meister aus dem
nächsten Umkreis des Fra Angelico illustriert
wurde. Besonders in der wundervollen Kreuzi-
gung, die wir in der vorhergehenden Nummer
abbildeten, erkennt Toesca die Hand eines
Meisters, der qualitätsmäßig höher als Zanobi
Strozzi steht und stilistisch Fra Angelico nahe-
kommt. Die ganze Illuminierung des Werkes,
auch die kleineren Miniaturen, erweist sich als
ein Hauptwerk Florentiner Buchmalerei, das
mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Schule
des Klosters San Marco hervorgegangen ist.
Raub einer Pisanello-Medailie
Im Bargello in Florenz wurde dieser
Tage eine der wertvollsten Medaillen von
Pisanello gestohlen. Es handelt sich um die
Das Bauhaus in Berlin
Das kürzlich in Dessau geschlossene Bau-
haus wird noch im Laufe dieses Monats unter
der Leitung von Mies van der Rohe in
Berlin wiedereröffnet werden. Der Ort, an
dem sich das neue Bauhaus befinden soll, ist
Pariser Ausstellungen
Die Kunstsaison beginnt in etwas flauer
Stimmung. Viele Privatgalerien, darunter auch
sehr bekannte, sind nicht geneigt, so früh wie
gewöhnlich ihre Räume zu öffnen. Auch haben
so manche Künstler ihre für den
gesagten Spezialausstellungen
ling verschoben.
Der Herbstsalon wird
her eröffnet werden. Es ist
DIE WELT KUNST
in massivem Gold gegossene, etwa 10 cm im
Durchmesser große Medaille mit dem
Bildnis Johannes VII. Paläologus und einer
griechischen Inschrift auf der Vorderseite, mit
Reiterdarstellung auf der Rückseite. Der Dieb-
stahl dieses in einer Vitrine auf bewahrten
Meisterwerks scheint mit Hilfe eines Nach-
schlüssels vollzogen worden zu sein. Bis jetzt
fehlt jede Spur von dem Täter. h.
noch nicht bekanntgegeben, dagegen soll H1'
dem Unterricht bereits am 18. Oktober
gönnen werden.
Murillo, Der heilige Antonius von Padua
Leinwand, 62 : 52 cm — Nachlaß Geh. Rat Frenkel, Berlin — Kat. Nr.J27
Versteigerung — Vente ■— Sale : P. C
Das Legat Turner
Der englische Maler Turner hatte bei
seinem Tode 1851 seinen gesamten Nachlaß,
der aus etwa 19 000 Gemälden, Zeichnungen
und Skizzen bestand, der Londoner National
Gallery vermacht. Da diese enorme Menge
weder hier noch in der Täte Gallery ausgestellt
werden konnte, waren die Bestände des Legats
Turner bis jetzt magaziniert. Neuerdings
wurde nun beschlossen, diesen gesamten Nach-
laß der graphischen Abteilung des British
Museum zu überweisen, die ihn katalogisieren
und den Besuchern zur Besichtigung zugäng-
lich machen wird. B.
na le Gruppe von einigen zwanzig Architekten
Sowjetrußland im September einen Besuch ab-
gestattet und in Moskau eine Sitzung abgehal-
ten. Es handelte sich vorwiegend um franzö-
sische Architekten — darunter einige bekannte
Namen, wie D. Alb. Agache, Raymond Fischer,
G. H. Pingusson — mit einem kleinen Ein-
schlag von Vertretern anderer Länder, so u. a.
des Ungarn Joseph Wago, dessen Entwurf des
Palasts des Völkerbundes in Genf seinerzeit
den ersten Preis errungen hat. Als Thema der
Sitzung welche in der „Gesellschaft für kultu-
relle Verbindung mit dem Auslande (WOKS)
stattfand und einen sehr lebhaften Verlauf
nahm, war das Problem des Formalismus und
Rationalismus in der zeitgenössischen Archi-
tektur gewählt worden, das von einer Reihe
namhafter Architekten beleuchtet wurde und
in einem Meinungsaustausch seinen Abschluß
fand. Verlesen wurden derartige Exposes von
Frantz Jourdain (Paris), Prof. Josef
Eloffmann und Oberbaurat Karl E h n
(Wien), A. Boeken (Holland) u. a., worauf
ein spezieller Vortrag die Anwesenden mit den
Tendenzen der neuen Sowjetarchitektur be-
kannt machte.
Neuerwerbungen des Rotter-
damer Museums
Der soeben erschienene Jahresbericht
Rotterdamer Museums verzeichnet als wich-
tigste Neuerwerbung des Jahres 1931 Boschs
„Verlorenen Sohn“ der ehemaligen Sammlung
Figdor-Wien (vgl. unsere frühere Notiz „Welt-
kunst“, Jg. V, Nr. 33 und Abb. in Jg. IV,
Nr. 35). Dazu gesellen sich eine schöne Land-
schaft von Jodocus de Momper, Zeichnungen
von Buytewech und C. Vroom (Slg. Hofstede
de Groot), Jan de Bray und Simon de Vlieger,
Gemälde neuerer Meister (van Gogh, Jan
Toorop, Pyke Koch), Skulpturen von Georg
Kolbe und Rene Iche.
Als Leihgaben wurden dem Museum zur
Verfügung gestellt ein Damenbildnis van
Dycks um 1625, der bedeutende Nicolaes Maes
der Sammlung Rathenau, die beiden Gesell-
schaftsbilder von J. F. de Troy aus der ehern.
Sammlung Huldschinsky-Berlin und Arbeiten
von Pieter Aertsen (Slg. Bennigsen), J. Vrel
und Simon de Vlieger (Slg. Lugt).
Zum zwanzigjährigen Jubiläum
der Deutschen Bücherei
Die Deutsche Bücherei in Leipzig, die am
3. Oktober dieses Jahres ihr zwanzigjähriges
Bestehen feierte, hat die eigenartige Aufgabe,
das deutschsprachige Schrifttum der ganzen
Welt vollständig zu sammeln. Erst durch die
Tätigkeit der Deutschen Bücherei ist die Man-
nigfaltigkeit des deutschen Anteils an dem Ge-
samtschrifttum der Welt erkannt worden.
Überdies hat sich die Deutsche Bücherei zum
Ziel gesetzt, das neu erscheinende deutsche
Schrifttum der Öffentlichkeit bekanntzugeben.
Von den dreizehn laufenden Bibliographien, die
diesem Zwecke dienen, ist die wichtigste die
seit Anfang 1931 erscheinende „Deutsche Na-
tional-Bibliographie“, die in zwei Reihen die
Neuerscheinungen des Buchhandels und außer-
halb des Buchhandels (also z. B. der Behörden)
verzeichnet. Sie ist daher zum unentbehrlichen
Hilfsmittel aller Bibliotheken und aller auf
aktuelle Vollständigkeit bedachten Arbeit ge-
worden und zwar um so mehr, als ihre Ein-
teilung in 24 Fachgruppen die Möglichkeit lau-
fender, schneller und zuverlässiger Orientie-
rung gibt. Diese Orientierung verschafften
sich außerdem im letzten Jahr rund 6000 Aus-
kunftsuchende persönlich bei der „Bibliogra-
phischen Auskunftsstelle“, die die Deutsche
Bücherei in der Lage war, sich auszubauen.
Die Deutsche Bücherei wird gegenüber den
Bibliotheken des Reiches, der Einzelstaaten,
der Städte, die aus öffentlichen Mitteln unter-
halten werden, von der Gesamtheit des Volkes
getragen. Die Vermehrung ihrer Bestände
(jährlich rund 70 000 Bände) verdankt sie der
kostenlosen Zusendung der Verleger und aller
amtlichen und privaten Stellen, die Schriften
herausgeben. Schon 1848, als während der Ta-
gung des Frankfurter Parlaments der Plan
gefaßt worden war, eine deutsche Reichsbiblio-
thek zu gründen, hatten bereits eine Anzahl
von Buchhändlern ihre Verlagsveröffentlichun-
gen gestiftet. Doch ist es damals bei dem Pro-
jekt der Reichsbibliothek geblieben und erst
1912 hat eine neue Generation den großen Ge-
danken. einer Zentralbibliothek zu aller Nutzen
glücklich verwirklichen können.
Die Verwaltungskosten werden zu je zwei
Fünfteln vom Reich und von Sachsen, zu einem
Fünftel von der Stadt Leipzig aufgebracht. Der
Gesamtbestand der Deutschen Bücherei beträgt
heute 1 025 000 Bände, eine Zahl, bei der natür-
lich auch alle kleineren und kleinen Einzeldrucke
mit inbegriffen sind. Der Gesamtwert der im
Jahre 1931 erworbenen Werke ist mit etwa
350 000 Mark anzusetzen. Nur 20 000 Mark
mußten für Bücheranschaffungen aufgewandt
werden, alles übrige wurde geschenkt.
Die in jeder Hinsicht mit allen Bequemlich-
keiten für den Benutzer ausgestattete Biblio-
thek wurde im letzten Jahre von fast einer
halben Million Besuchern in Anspruch
nommen.
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möb^’
Antiquitäten
am
noch nicht be-
kannt, ob er spärlicher beschickt werden wird,
als im vergangenen Jahre, wo die Zahl der
ausgestellten Kunstwerke viel kleiner als ge-
wöhnlich war. Zwei Spezialausstellungen wer-
den diesmal im Rahmen des Herbstsalons
stattfinden — von Pierre Laprade und von
Jacqueline Marval.
Die Galerie Charpentier veranstaltet
eine interessante Ausstellung von moderner
Landschaftsmalerei, die topographisch grup-
piert werden soll: jeder Teilnehmer soll im
Bild diejenige Landschaft Frankreichs wieder-
geben, die er von seinem persönlich-künstleri-
schen Standpunkt als besonders schön, inter-
essant oder charakteristisch empfindet. Nach
dieser Ausstellung sollen Werke von Bouchor,
Fougerat, de Lambert vor die Öffentlichkeit
kommen.
Bei Georges Petit findet vom 15. bis
31. Oktober eine Spezialausstellung von Su-
Moskauer Chronik
Auf Initiative der Pariser Zeitschrift
„L’Architecture d’aujourd’hui“ und dessen
Herausgeber Andre B 1 o c hat eine internatio-
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
A propos.-.
Der Redakteur
Jeder Redakteur war einmal etwas Bessere5,
Ein Lyriker, ein Trinker, ein Schriftsteller, 6111
Nichtstuer, ein Kunsthistoriker. Jeder Redak'
teur ist ein verhinderter Usurpator, ein
stürzter Ikarus, ein uneingelöstes Verspreche11,
Der feste Posten, den er jahrelang ersehnte»
nun hat er ihn, nun hat der Posten ihn. M1
tausend Fäden an den Redaktionstisch vet'
haftet, ein, Richter wider Willen, ein Gerichte'
ter durch eigenen Willen, träumt der Redakteur
zwischen zwei Telefongesprächen und eine1
Gehaltskürzung von Romanen, die er 1116
schreiben, von unabhängigen Zeitungen, die el
nie gründen wird.
Jeder Redakteur hat von seinem Publik11111
die denkbar schlechteste Meinung. Das Publ1'
kum denkt über ihn nicht besser, und so em'
steht jener innige Kontakt, der die Grundlage
jeder Publizistik ist. Jeder Redakteur verac«'
tet sein Blatt aufs tiefste. Gleichzeitig kein1*'
er kein anderes, das höher zu stellen wäre.
Verhältnis eines Redakteurs zu seiner Zeitung
ist keines, sondern eine legitime Ehe mit a*
ihren flüchtigen Glücksmomenten und all ihr6’1
langandauernden Leidensperioden.
Das Niveau einer Zeitung ist ein unerklä1'
liches Übereinkommen, das sich aus tause«®
guten Vorsätzen, tausend Resignationen
tausend Rücksichten, also etwa dreitausend
Punkten, zusammensetzt. Jeder neuangestellte
Redakteur leistet sich selbst einen heiligen E1®'
das Niveau des ihm anvertrauten Blattes
heben. Er läßt bald ab von dieser Sisyph«5',
arbeit und ist froh, wenn es nicht noch weite1
sinkt. Das Niveau ist stärker als der Stärkst^
Die leisesten Anzeichen einer Niveauerhöhm1®
rufen eine empörte Flut jener mit Recht
beliebten Stimmen aus dem Leserkreis herv°\
Langjährige Abonnenten verbieten sich auf da’
entschiedenste eine Einmischung in ihre E®
lange.
Rotstift, Schere und Papierkorb sind d1
Waffen des Redakteurs. Der Rotstift kündig
Beiträgen aus fremden Federn blutige Feh1®
an, der Papierkorb ist ihr Massengrab. D16
Hoffnungen, die vertrauensvolle Autoren ihre111
Manuskript mitgaben, erbleichen jäh, wenn da’
funkelnde Tigerauge des Redakteurs auf s®'
fällt. Der Redakteur ist ein Sieb, ein Filt®1'
Er reinigt den trüben Strom der Manuskript®^’
die sich über einen Schreibtisch ergießen, leit11
die Abwässer in besagten Papierkorb und b®
hält nur ein dünnes, lauteres Bächlein zurüc ■»
das dann lieblich plätschernd die Spalten d
betreffenden Weltblattes füllt. Längere E1®
Sendungen betrachtet der Redakteur als P®1.
sönliche Kränkung. Er liest sie gar nicht od
mit Ingrimm und amputiert ihnen, wenn er 5
schon nehmen muß, bedenkenlos die leben
wichtigsten Glieder und Organe weg. Es 1
ein Akt verspäteter Rache an den, Rotstift®1 x
welche einst die eigenen journalistischen A®
fange grausam verstümmelten. Dem Aut° '
der einen Riesen einsandte, lächelt im Bel®®
exemplar ein fröhlicher Zwerg entgegen. V
meist in die erste Empörung das Klingeln d '
Gerichtsvollziehers tönt, sind Regreßansprüü1
selten. „
Manche Redakteure geben es auf, selbst/
schreiben, und beschränken sich auf den kü1
zenden Rotstift. Manche aber können a®
jetzt die Tinte nicht halten und schreiben ihjg
Zeitungen von der ersten bis zur letzten Z®L
selbst. Sehr beliebt ist der selbsttätige F®
federhalter, der, während der Redakteur frL.
stückt, einen Leitartikel auf das Papier bri«®
Die Unterhaltung mit Redakteuren wird te
nisch dadurch ungemein erschwert, daß di®'
Leute in Kürzungen, Spalten und Schlag?®1;
denken. Der Gedankengang eines Redakte
ist ein ständiger Umbruch. ,et
Dem Autor, der einsendet, erscheint $
Redakteur wie ein richtender Gott. Er
nicht, ist nur ein bescheidener Halbgott. 1
eigentliche Gott ist der Verleger oder Verlag
leiter, der aus einem tieferen Wissen um ,)
Geschäftsbilanz jene ehernen Direkt1/
schöpft, vor denen sich Feuilleton und P°Ixe-
demütig beugen. Der natürliche Feind des
dakteurs ist das Inserat. Es engt seinen /j/-
kungsraum ein, durchkreuzt seine Schlade-
pläne und bildet doch letzten Endes die g,
währ für eine regelmäßige Gehaltszahl ji
Schlecht besoldete Redakteure bestreiten
Zigarrenbedarf aus dem Rückporto der Ei«0 .^-
düngen. Gut besoldete Redakteure nehme« ® jj.
ßere Vorschüsse als ihre kleineren Koll®®jas
Der Traum des politischen Redakteurs 10 /je'
Außenministerium, die Sehnsucht des Fed g >
tonisten das Kultusministerium. S i m P '
Soeben erschienen:
Katalog 81
BIBLIOTHECA
GEOGRAPHICA et ASTRONOMICA
Auswahl aus dem Gebiete der Geschichte /
Kultur-, Kunst- und Naturgeschichte
In Vorbereitung:
Katalog 79
MUSIK / THEATER
RUDOLPH HÖNISCH
Buchhandlung und Antiquariat
LEIPZIG S 3, GUSTAV FREYTAGSTR. 40
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
p ReinbE’^L
Direktion: Fritz -Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch, für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. — Red. Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / Rom: 'j* .ften sihö
Wien : Dr. St. Poglayen-Neuwall — PariserBüro: 8, rue de Varenne. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — .S^L. Verlad9’
an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis ^.jpksenduD£’
auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der ku
abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
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Nachrichten von Überall
x
auf
1. Novem-
des
Cassirer, Berlin, 20. Oktober 1932
Verka11^
Ankauf
Herbst ari-
den Früh-
zanne Valadon statt; am 1. November eine
Ausstellung jugoslawischer Kunst; am 15. No-
vember stellt Louis Charlot aus und am 15. De-
zember Beitram y Masses.
ge-
By.
Ein Missale aus der Schule
Fra Angelicos
Die Züricher Auktion des Mailänder Anti-
quariats Ulrico Hoepli am 14. Oktober,
über die an dieser Stelle in Nr. 39 ausführlich
berichtet wurde, enthält als Hauptstück ein
Missale ad usum romanum (Nr. 30), das nach
den neuesten Feststellungen von Prof. Pietro
T o e s c a , dem besten Kenner der italienischen
Buchmalerei, von einem Meister aus dem
nächsten Umkreis des Fra Angelico illustriert
wurde. Besonders in der wundervollen Kreuzi-
gung, die wir in der vorhergehenden Nummer
abbildeten, erkennt Toesca die Hand eines
Meisters, der qualitätsmäßig höher als Zanobi
Strozzi steht und stilistisch Fra Angelico nahe-
kommt. Die ganze Illuminierung des Werkes,
auch die kleineren Miniaturen, erweist sich als
ein Hauptwerk Florentiner Buchmalerei, das
mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Schule
des Klosters San Marco hervorgegangen ist.
Raub einer Pisanello-Medailie
Im Bargello in Florenz wurde dieser
Tage eine der wertvollsten Medaillen von
Pisanello gestohlen. Es handelt sich um die
Das Bauhaus in Berlin
Das kürzlich in Dessau geschlossene Bau-
haus wird noch im Laufe dieses Monats unter
der Leitung von Mies van der Rohe in
Berlin wiedereröffnet werden. Der Ort, an
dem sich das neue Bauhaus befinden soll, ist
Pariser Ausstellungen
Die Kunstsaison beginnt in etwas flauer
Stimmung. Viele Privatgalerien, darunter auch
sehr bekannte, sind nicht geneigt, so früh wie
gewöhnlich ihre Räume zu öffnen. Auch haben
so manche Künstler ihre für den
gesagten Spezialausstellungen
ling verschoben.
Der Herbstsalon wird
her eröffnet werden. Es ist
DIE WELT KUNST
in massivem Gold gegossene, etwa 10 cm im
Durchmesser große Medaille mit dem
Bildnis Johannes VII. Paläologus und einer
griechischen Inschrift auf der Vorderseite, mit
Reiterdarstellung auf der Rückseite. Der Dieb-
stahl dieses in einer Vitrine auf bewahrten
Meisterwerks scheint mit Hilfe eines Nach-
schlüssels vollzogen worden zu sein. Bis jetzt
fehlt jede Spur von dem Täter. h.
noch nicht bekanntgegeben, dagegen soll H1'
dem Unterricht bereits am 18. Oktober
gönnen werden.
Murillo, Der heilige Antonius von Padua
Leinwand, 62 : 52 cm — Nachlaß Geh. Rat Frenkel, Berlin — Kat. Nr.J27
Versteigerung — Vente ■— Sale : P. C
Das Legat Turner
Der englische Maler Turner hatte bei
seinem Tode 1851 seinen gesamten Nachlaß,
der aus etwa 19 000 Gemälden, Zeichnungen
und Skizzen bestand, der Londoner National
Gallery vermacht. Da diese enorme Menge
weder hier noch in der Täte Gallery ausgestellt
werden konnte, waren die Bestände des Legats
Turner bis jetzt magaziniert. Neuerdings
wurde nun beschlossen, diesen gesamten Nach-
laß der graphischen Abteilung des British
Museum zu überweisen, die ihn katalogisieren
und den Besuchern zur Besichtigung zugäng-
lich machen wird. B.
na le Gruppe von einigen zwanzig Architekten
Sowjetrußland im September einen Besuch ab-
gestattet und in Moskau eine Sitzung abgehal-
ten. Es handelte sich vorwiegend um franzö-
sische Architekten — darunter einige bekannte
Namen, wie D. Alb. Agache, Raymond Fischer,
G. H. Pingusson — mit einem kleinen Ein-
schlag von Vertretern anderer Länder, so u. a.
des Ungarn Joseph Wago, dessen Entwurf des
Palasts des Völkerbundes in Genf seinerzeit
den ersten Preis errungen hat. Als Thema der
Sitzung welche in der „Gesellschaft für kultu-
relle Verbindung mit dem Auslande (WOKS)
stattfand und einen sehr lebhaften Verlauf
nahm, war das Problem des Formalismus und
Rationalismus in der zeitgenössischen Archi-
tektur gewählt worden, das von einer Reihe
namhafter Architekten beleuchtet wurde und
in einem Meinungsaustausch seinen Abschluß
fand. Verlesen wurden derartige Exposes von
Frantz Jourdain (Paris), Prof. Josef
Eloffmann und Oberbaurat Karl E h n
(Wien), A. Boeken (Holland) u. a., worauf
ein spezieller Vortrag die Anwesenden mit den
Tendenzen der neuen Sowjetarchitektur be-
kannt machte.
Neuerwerbungen des Rotter-
damer Museums
Der soeben erschienene Jahresbericht
Rotterdamer Museums verzeichnet als wich-
tigste Neuerwerbung des Jahres 1931 Boschs
„Verlorenen Sohn“ der ehemaligen Sammlung
Figdor-Wien (vgl. unsere frühere Notiz „Welt-
kunst“, Jg. V, Nr. 33 und Abb. in Jg. IV,
Nr. 35). Dazu gesellen sich eine schöne Land-
schaft von Jodocus de Momper, Zeichnungen
von Buytewech und C. Vroom (Slg. Hofstede
de Groot), Jan de Bray und Simon de Vlieger,
Gemälde neuerer Meister (van Gogh, Jan
Toorop, Pyke Koch), Skulpturen von Georg
Kolbe und Rene Iche.
Als Leihgaben wurden dem Museum zur
Verfügung gestellt ein Damenbildnis van
Dycks um 1625, der bedeutende Nicolaes Maes
der Sammlung Rathenau, die beiden Gesell-
schaftsbilder von J. F. de Troy aus der ehern.
Sammlung Huldschinsky-Berlin und Arbeiten
von Pieter Aertsen (Slg. Bennigsen), J. Vrel
und Simon de Vlieger (Slg. Lugt).
Zum zwanzigjährigen Jubiläum
der Deutschen Bücherei
Die Deutsche Bücherei in Leipzig, die am
3. Oktober dieses Jahres ihr zwanzigjähriges
Bestehen feierte, hat die eigenartige Aufgabe,
das deutschsprachige Schrifttum der ganzen
Welt vollständig zu sammeln. Erst durch die
Tätigkeit der Deutschen Bücherei ist die Man-
nigfaltigkeit des deutschen Anteils an dem Ge-
samtschrifttum der Welt erkannt worden.
Überdies hat sich die Deutsche Bücherei zum
Ziel gesetzt, das neu erscheinende deutsche
Schrifttum der Öffentlichkeit bekanntzugeben.
Von den dreizehn laufenden Bibliographien, die
diesem Zwecke dienen, ist die wichtigste die
seit Anfang 1931 erscheinende „Deutsche Na-
tional-Bibliographie“, die in zwei Reihen die
Neuerscheinungen des Buchhandels und außer-
halb des Buchhandels (also z. B. der Behörden)
verzeichnet. Sie ist daher zum unentbehrlichen
Hilfsmittel aller Bibliotheken und aller auf
aktuelle Vollständigkeit bedachten Arbeit ge-
worden und zwar um so mehr, als ihre Ein-
teilung in 24 Fachgruppen die Möglichkeit lau-
fender, schneller und zuverlässiger Orientie-
rung gibt. Diese Orientierung verschafften
sich außerdem im letzten Jahr rund 6000 Aus-
kunftsuchende persönlich bei der „Bibliogra-
phischen Auskunftsstelle“, die die Deutsche
Bücherei in der Lage war, sich auszubauen.
Die Deutsche Bücherei wird gegenüber den
Bibliotheken des Reiches, der Einzelstaaten,
der Städte, die aus öffentlichen Mitteln unter-
halten werden, von der Gesamtheit des Volkes
getragen. Die Vermehrung ihrer Bestände
(jährlich rund 70 000 Bände) verdankt sie der
kostenlosen Zusendung der Verleger und aller
amtlichen und privaten Stellen, die Schriften
herausgeben. Schon 1848, als während der Ta-
gung des Frankfurter Parlaments der Plan
gefaßt worden war, eine deutsche Reichsbiblio-
thek zu gründen, hatten bereits eine Anzahl
von Buchhändlern ihre Verlagsveröffentlichun-
gen gestiftet. Doch ist es damals bei dem Pro-
jekt der Reichsbibliothek geblieben und erst
1912 hat eine neue Generation den großen Ge-
danken. einer Zentralbibliothek zu aller Nutzen
glücklich verwirklichen können.
Die Verwaltungskosten werden zu je zwei
Fünfteln vom Reich und von Sachsen, zu einem
Fünftel von der Stadt Leipzig aufgebracht. Der
Gesamtbestand der Deutschen Bücherei beträgt
heute 1 025 000 Bände, eine Zahl, bei der natür-
lich auch alle kleineren und kleinen Einzeldrucke
mit inbegriffen sind. Der Gesamtwert der im
Jahre 1931 erworbenen Werke ist mit etwa
350 000 Mark anzusetzen. Nur 20 000 Mark
mußten für Bücheranschaffungen aufgewandt
werden, alles übrige wurde geschenkt.
Die in jeder Hinsicht mit allen Bequemlich-
keiten für den Benutzer ausgestattete Biblio-
thek wurde im letzten Jahre von fast einer
halben Million Besuchern in Anspruch
nommen.
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möb^’
Antiquitäten
am
noch nicht be-
kannt, ob er spärlicher beschickt werden wird,
als im vergangenen Jahre, wo die Zahl der
ausgestellten Kunstwerke viel kleiner als ge-
wöhnlich war. Zwei Spezialausstellungen wer-
den diesmal im Rahmen des Herbstsalons
stattfinden — von Pierre Laprade und von
Jacqueline Marval.
Die Galerie Charpentier veranstaltet
eine interessante Ausstellung von moderner
Landschaftsmalerei, die topographisch grup-
piert werden soll: jeder Teilnehmer soll im
Bild diejenige Landschaft Frankreichs wieder-
geben, die er von seinem persönlich-künstleri-
schen Standpunkt als besonders schön, inter-
essant oder charakteristisch empfindet. Nach
dieser Ausstellung sollen Werke von Bouchor,
Fougerat, de Lambert vor die Öffentlichkeit
kommen.
Bei Georges Petit findet vom 15. bis
31. Oktober eine Spezialausstellung von Su-
Moskauer Chronik
Auf Initiative der Pariser Zeitschrift
„L’Architecture d’aujourd’hui“ und dessen
Herausgeber Andre B 1 o c hat eine internatio-
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
A propos.-.
Der Redakteur
Jeder Redakteur war einmal etwas Bessere5,
Ein Lyriker, ein Trinker, ein Schriftsteller, 6111
Nichtstuer, ein Kunsthistoriker. Jeder Redak'
teur ist ein verhinderter Usurpator, ein
stürzter Ikarus, ein uneingelöstes Verspreche11,
Der feste Posten, den er jahrelang ersehnte»
nun hat er ihn, nun hat der Posten ihn. M1
tausend Fäden an den Redaktionstisch vet'
haftet, ein, Richter wider Willen, ein Gerichte'
ter durch eigenen Willen, träumt der Redakteur
zwischen zwei Telefongesprächen und eine1
Gehaltskürzung von Romanen, die er 1116
schreiben, von unabhängigen Zeitungen, die el
nie gründen wird.
Jeder Redakteur hat von seinem Publik11111
die denkbar schlechteste Meinung. Das Publ1'
kum denkt über ihn nicht besser, und so em'
steht jener innige Kontakt, der die Grundlage
jeder Publizistik ist. Jeder Redakteur verac«'
tet sein Blatt aufs tiefste. Gleichzeitig kein1*'
er kein anderes, das höher zu stellen wäre.
Verhältnis eines Redakteurs zu seiner Zeitung
ist keines, sondern eine legitime Ehe mit a*
ihren flüchtigen Glücksmomenten und all ihr6’1
langandauernden Leidensperioden.
Das Niveau einer Zeitung ist ein unerklä1'
liches Übereinkommen, das sich aus tause«®
guten Vorsätzen, tausend Resignationen
tausend Rücksichten, also etwa dreitausend
Punkten, zusammensetzt. Jeder neuangestellte
Redakteur leistet sich selbst einen heiligen E1®'
das Niveau des ihm anvertrauten Blattes
heben. Er läßt bald ab von dieser Sisyph«5',
arbeit und ist froh, wenn es nicht noch weite1
sinkt. Das Niveau ist stärker als der Stärkst^
Die leisesten Anzeichen einer Niveauerhöhm1®
rufen eine empörte Flut jener mit Recht
beliebten Stimmen aus dem Leserkreis herv°\
Langjährige Abonnenten verbieten sich auf da’
entschiedenste eine Einmischung in ihre E®
lange.
Rotstift, Schere und Papierkorb sind d1
Waffen des Redakteurs. Der Rotstift kündig
Beiträgen aus fremden Federn blutige Feh1®
an, der Papierkorb ist ihr Massengrab. D16
Hoffnungen, die vertrauensvolle Autoren ihre111
Manuskript mitgaben, erbleichen jäh, wenn da’
funkelnde Tigerauge des Redakteurs auf s®'
fällt. Der Redakteur ist ein Sieb, ein Filt®1'
Er reinigt den trüben Strom der Manuskript®^’
die sich über einen Schreibtisch ergießen, leit11
die Abwässer in besagten Papierkorb und b®
hält nur ein dünnes, lauteres Bächlein zurüc ■»
das dann lieblich plätschernd die Spalten d
betreffenden Weltblattes füllt. Längere E1®
Sendungen betrachtet der Redakteur als P®1.
sönliche Kränkung. Er liest sie gar nicht od
mit Ingrimm und amputiert ihnen, wenn er 5
schon nehmen muß, bedenkenlos die leben
wichtigsten Glieder und Organe weg. Es 1
ein Akt verspäteter Rache an den, Rotstift®1 x
welche einst die eigenen journalistischen A®
fange grausam verstümmelten. Dem Aut° '
der einen Riesen einsandte, lächelt im Bel®®
exemplar ein fröhlicher Zwerg entgegen. V
meist in die erste Empörung das Klingeln d '
Gerichtsvollziehers tönt, sind Regreßansprüü1
selten. „
Manche Redakteure geben es auf, selbst/
schreiben, und beschränken sich auf den kü1
zenden Rotstift. Manche aber können a®
jetzt die Tinte nicht halten und schreiben ihjg
Zeitungen von der ersten bis zur letzten Z®L
selbst. Sehr beliebt ist der selbsttätige F®
federhalter, der, während der Redakteur frL.
stückt, einen Leitartikel auf das Papier bri«®
Die Unterhaltung mit Redakteuren wird te
nisch dadurch ungemein erschwert, daß di®'
Leute in Kürzungen, Spalten und Schlag?®1;
denken. Der Gedankengang eines Redakte
ist ein ständiger Umbruch. ,et
Dem Autor, der einsendet, erscheint $
Redakteur wie ein richtender Gott. Er
nicht, ist nur ein bescheidener Halbgott. 1
eigentliche Gott ist der Verleger oder Verlag
leiter, der aus einem tieferen Wissen um ,)
Geschäftsbilanz jene ehernen Direkt1/
schöpft, vor denen sich Feuilleton und P°Ixe-
demütig beugen. Der natürliche Feind des
dakteurs ist das Inserat. Es engt seinen /j/-
kungsraum ein, durchkreuzt seine Schlade-
pläne und bildet doch letzten Endes die g,
währ für eine regelmäßige Gehaltszahl ji
Schlecht besoldete Redakteure bestreiten
Zigarrenbedarf aus dem Rückporto der Ei«0 .^-
düngen. Gut besoldete Redakteure nehme« ® jj.
ßere Vorschüsse als ihre kleineren Koll®®jas
Der Traum des politischen Redakteurs 10 /je'
Außenministerium, die Sehnsucht des Fed g >
tonisten das Kultusministerium. S i m P '
Soeben erschienen:
Katalog 81
BIBLIOTHECA
GEOGRAPHICA et ASTRONOMICA
Auswahl aus dem Gebiete der Geschichte /
Kultur-, Kunst- und Naturgeschichte
In Vorbereitung:
Katalog 79
MUSIK / THEATER
RUDOLPH HÖNISCH
Buchhandlung und Antiquariat
LEIPZIG S 3, GUSTAV FREYTAGSTR. 40
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
p ReinbE’^L
Direktion: Fritz -Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch, für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. — Red. Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / Rom: 'j* .ften sihö
Wien : Dr. St. Poglayen-Neuwall — PariserBüro: 8, rue de Varenne. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — .S^L. Verlad9’
an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis ^.jpksenduD£’
auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der ku
abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33