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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 47 (20. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0269
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20.NOVEMBER 1932

VI. .1 A H KGANG. Nr. 47

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DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM-BIBLOGRAPHIKON
Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

Nachlaß
Dr. James Simon
Die Versteigerung des Nachlasses von Dr.
James Simon durch Rudolph Lepke in
Berlin am 29. November beschließt äußer-
lich das Kapitel eines Sammlerdaseins, dessen
hohe ethische Momente in der Geschichte des
neueren Berliner Sammelwesens eine wesent-
liche Rolle gespielt haben. Bedeutet doch dieser
umfänglich kleine künstlerische Nachlaß nur
den Rest eines enormen Kunstbesitzes, der bis
auf einen kleinen Teil — jene niederländischen
Bilder, deren sich Simon vor einigen Jahren
durch eine Auktion in Amsterdam begeben
mußte — längst zum festen Bestand der Ber-
liner Museen gehört: als Geschenk dieses
selbstlosen und bescheidenen Mäzens be-
wundert man im Kaiser Friedrich-Museum
nicht nur seine ganze, vielseitige Sammlung
älterer italienischer Kunst, die 1904 anläßlich
der Eröffnung dieses Museums von ihm ge-
stiftet wurde, sondern auch im Deutschen
Museum die geschlossen in eigenen Räumen
zur Aufstellung gelangte Sammlung altdeut-
scher Kunst, die der Sammler in einem Augen-
blick der Öffentlichkeit überwies, als er selbst
sich von den Perlen seiner Niederländer-Samm-
lung trennen mußte. Neben diesen Stiftungen,
die Simon als ebenso großzügigen wie fein-
sinnigen und kenntnisreichen Sammler zeigten,
ist sein Name mit der Geschichte der Berliner
Museen als Initiator der ägyptischen Aus-
grabungen, die Berlins populärste Museums-
schätze, die Köpfe der Königinnen Teje und
Nofretete zutage brachten, und als Förderer
der Deutschen Orientgesellschaft unlösbar ver-
bunden. Geh. Rat M. J. Friedländer und
Prof. Rob. Zahn erweisen in den Vorreden des
Nachlaßkataloges dem vor wenigen Monaten
verstorbenen größten Mäzen der Berliner
Museen eine Würdigung, die gleichzeitig den
Wert der jetzt zur Auktion gelangenden
Kunstwerke hervorhebt.
Die Gemälde des Nachlasses gehören —
bis auf wenige später erworbene Arbeiten des
18. Jahrhunderts — dem bevorzugten Sammel-
gebiet Simons, der niederländischen Schule an.
An der Spitze stehen das köstliche Christus-
bildchen des Joos van Cleve (Abbildung
Seite 2) und eine frische, malerisch reizvolle
Madonna von Rubens (Abbildung Seite 2)
Von den Niederländern des 17. Jahrhunderts
stechen besonders eine Flußlandschaft von
Jakob van Ruisdael, das Kabinettstück des
Bildnisses von Rembrandts Mutter von Dou,
ein hervorragend schöner Jan Bapt. Weenix
und die Reihe herrlicher Stilleben von Jan Fyt,
W. v. Aelst, Frans Snyders, F. van Eykens,
N. van Gelder, A. Bosschaert und Clara Peeters
hervor. Dazu kommen nun einige überraschend
schöne Gemälde des Dixhuitieme: die char-
mante Groteske des „Affen als Maler“ von
Chardin, ein lebendiges Künstlerbildnis von
Duplessis, das „Liebespaar“ des Venezianers
Maggiotto und ein skizzenhaft sprühendes Ge-
mälde von Giambattista Tiepolo.


Lucas Cranach d. Ä., Bildnis Johann Friedrichs d. Großmütigen von Sachsen
36 : 24 cm — Sign., dat. 1528
Versteigerung von 90 Gemälden alter Meister aus einer fürstlichen Sammlung Mitteldeutschlands bei
H. Ball und P. Graupe, Berlin, 10. Dezember 1932

Zwei wenig gepflegten Gebieten hatte der
Sammler seine besondere Aufmerksamkeit ge-
schenkt: der Miniatur und dem Wachsrelief.
Beide sind hier im Nachlaß in reichem Aus-
maß und schönster Qualität vertreten. Findet
man doch unter den Miniaturbild-
nissen Arbeiten, die mit Wahrscheinlichkeit
auf Hans Holbein und Bronzino bestimmt wer-
den dürfen, Stücke von der Hand des Frans
Floris und Antonis Mor oder in der Art von
Meistern wie Terborch, Cranach, Lefebre,
Moroni, Corneille de Lyon, Largilliere und
Füger. — Bei den W achsporträtreliefs
ist Dr. Verres die Feststellung geglückt, daß
zwei Bildnisse Ludwigs XIV. und des Dauphins
als Arbeiten von Ch. CI. Dubut angesprochen
werden dürfen. Die meisten anderen Arbeiten
dieser Gattung sind Werke des italienischen
Cinquecento, die Wachsbüste eines Kindes so-
gar eine Quattrocento-Schöpfung.
Zu den festgeschlossenen Einzelgruppen
des Simonschen Besitzes zählen auch die
Bronzestatuetten. Wenngleich der
größte Teil dieser Kollektion schon seit Jahr-
zehnten eine besondere Zierde der italienischen
Abteilung des Kaiser Friedrich-Museums
bildet, so finden sich auch im Nachlaß noch
eine Anzahl von Werken, die künstlerisch wie
wissenschaftlich höchstes Interesse verdienen
und auf Namen wie Duquesnoy, Francesco
Bertos, Grupello, Giambologna, G. Campagna,
Roccatagliata u. a. bestimmt werden konnten.
Bei den Textilien ragen einige fran-
zösische, venezianische und deutsche Wand-
behänge und Antependien des 16. und 17. Jahr-
hunderts, insbesondere aber eine Reihe vorder-
asiatischer Teppiche des 17.—18. Jahrhunderts
hervor.
Der Sammlung des antiken Gold-
schmuckes hat Prof. Zahn und Fräulein
Dr. B. Segall die wissenschaftliche Würdigung
zuteil werden lassen: gehören doch diese Werke
griechischer, etruskischer und römischer
Künstler neben den Beständen der Sammlung
F. L. von Gans zum Besten, was Berlin an
Arbeiten dieser Art beherbergt. Wir bilden
auf Seite 3 einige der wesentlichsten
Stücke ab.

Neuere Gemälde
Berlin, Vorb., 22. Nov.
Mit der Wohnungsversteigerung Kurfür-
stendamm 210, die Rud. Elsas am 22. No-
vember durchführt, und die ein besonders
schönes Material an Möbeln, Einrichtungs-
gegenständen und kunstgewerblichen Arbeiten
umfaßt, gelangt auch eine bedeutende Samm-
lung neuerer Gemälde auf den Markt. Wir
heben insbesondere hervor eine schöne Land-
schaft von Courbet, ein wichtiges früher hol-
ländisches Interieur von Liebermann, mehrere
Gemälde von Israels, von denen wir die „Frau
mit dem Kinde“ auf Seite 3 abbilden,
eine 1891 datierte Schwarzwaldlandschaft von
Thoma (Abbildung Seite 3), ein bekann-
tes Bildnis Paul Heyses von Lenbach, einen
„Garten in Aibling“ von Sperl und charakte-
ristische Werke von Leistikow, Zügel, Ribot,
Hengeler, Trübner, Th. Hagen, Orlik u. a.

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