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Nachrichten von
Überall
*
F.
F.
Verka^
Ankauf
ihre Aeste
die Masten
Säulen der
der fallen-
Und
und
sind
eine
Geh. Rat Theodor Wiegand ist als Nach-
folger des auf den Berliner Lehrstuhl für
klassische Archäologie berufenen Prof. Gerhard
Rodenwaldt zum kommissarischen Präsidenten
des Archäologischen Instituts des Deutschen
Reichs ernannt worden.
Jahrg. VI, Nr. 47 vom 20, November
Bil-
er-
im-
Bassermann-Jordans
Vermächtnis
Vorlesungstätigkeit im
Courtauld-Institute
Gesicht Claude Lorrains, das in dem
seines Biographen Sandrart über-
ist, sieht aus wie das Gesicht eines
etwas chaotisch im Ausdruck viel¬
über Rubens und van Dyck, Georges D u t -
h u i t über Byzantinische Kunst, Prof. Paul
Ganz über Holbein sprechen. Aus Deutsch-
land war im Oktober Prof. Kümmel ein-
geladen worden, Amerika durch Prof. Paul
Sachs vertreten, über dessen Ausführungen
hier später noch berichtet wird.
und Stefano della Bella festgehalten: ruhend,
sind sie seltsam
feier statt, bei der Roselius spricht und Prof.
Dr. Georg B i e r m a n n, der Biograph der
Malerin, die Gedächtnisrede hält. Anschlie-
ßend spricht Prof. Biermann am nächsten
Abend im Club zu Bremen über das Thema
„Worpswede, Sinn und Schicksal einer Land-
schaft“, wobei ein wesentlicher Teil der Aus-
führungen dem Werk und Schaffen der Paula
Modersohn gewidmet ist.
und das Archäologische Seminar. Nicht ver-
gessen sind auch die Staatsgemäldegalerien.
Das Kultusministerium hat die Stiftung ange-
nommen und wird zum Gedächtnis des Ver-
storbenen eine Bronzetafel mit dem Bildnis
Bassermann-Jordans in der Vorhalle des Nat.-
Museums anbringen lassen.
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Arnold Seligmann, der Seniorchef der
bekannten gleichnamigen Pariser Kunsthand-
lung, ist gestorben. Mit ihm geht eine Ge-
Paula-Modersohn-Gedenkfeier
Anläßlich des heutigen 25jährigen Todes-
tages von Paula Modersohn-Becker findet in
der Böttcherstraße in Bremen, wo
Ludwig Roselius der Künstlerin ein eigenes
kleines Museum gewidmet hat, eine Gedenk-
DIE WELTKUNST
KUNSTHAUS MALMEDE
Nach dem letzten Willen des am 9. Okt.
d. J. verstorbenen Kunsthistorikers Prof. Dr.
von Bassermann-Jordan fallen dessen wert-
volle Sammlungen dem Bayerischen Staate zu.
Die große Uhrensammlung erhält das B. Nat.-
Museum. Ferner sind bedacht die Antiken-,
Münzen- und Graphische Sammlung, das
Museum für Völkerkunde, das Theatermuseum
Lorenz Strauch, Doppelporträt. 1587
Aus süddeutschem Adelsbesitz
Versteigerung — Vente — Sale:
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 3. Dezember 1932
Landschaft aufgehen
Fast nie aber sind
Architekturen von
nach einem unmittel-
Vorbild gemalt worden, sie sind Ge-
einer Phantasie, und sie stehen auf dem
der Landschaft wie von einem natür-
Zauber erschaffen, sie gleichen den
Personalien
Salomon Reinach, eine der prominente-
sten Erscheinungen der französischen Kunst-
wissenschaft, ist in Paris gestorben. Wir
bringen in der nächsten Nummer aus-
führlichen Bericht über das Wirken dieses Ge-
lehrten aus der Feder einer seiner Schülerin-
nen.
Die Sammlung Hobrecker
Die hübsche Sammlung deutscher Kinder-
bücher, die Karl Hobrecker zusammengebracht
hat, ist jetzt, wie berichtet wird, als Geschenk
in den Besitz des Instituts für Völ-
kerpädagogik übergegangen. Hobrecker
selbst wird zu seinen Büchern von Berlin nach
Mainz übersiedeln und dort seine bibliogra-
phische Arbeit fortsetzen. Wenn man diesen
Vorfall zum Anlaß genommen hat, den Berliner
Bibliotheken, d. h. also doch wohl präziser ge-
faßt, der Preußischen Staatsbibliothek einen
Vorwurf daraus zu machen, daß sie sich diese
Spezialsammlung entgehen ließ, so muß darauf
doch erwidert werden. Hobrecker hatte an
seine Schenkungsofferte die Bedingung ge-
knüpft, daß ihm zeitlebens die Fortsetzung
seiner Arbeiten in der Sammlung garantiert
würde. Diese einzige Bedingung bedeutet
aber eine so erhebliche Störung eines geord-
neten Bibliotheksbetriebes, daß sicher daran
eben allein schon auch eine schenkungsweise
Übernahme durch jede größere öffentliche'
Bibliothek scheitern mußte. Schließlich wird
ein erheblicher Teil der von Hobrecker ge-
sammelten Kinderbücher in der Staatsbiblio-
thek ohnedies vorhanden sein, und weiterhin
ist schließlich das ganze Gebiet bei allem Reiz
doch nicht von so hoher allgemeinwissenschaft-
licher Bedeutung, daß die Gründung einer Son-
derabteilung, wie es etwa mit den Dokumenten
der Sammlung Darmstädter geschehen ist, zu
rechtfertigen wäre. Dagegen ist die Sammlung
jedesfalls an einer so geeigneten Stelle, wie es
das Institut für Völkerpädagogik darstellt,
sicherlich gut und richtig untergebracht.
A. Y.
stalt des Pariser Kunsthandels dahin, die nicht
zuletzt dazu beitrug, Paris als Zentrum einen
internationalen Namen auch über die Kriegs-
zeit hinaus zu erhalten. Als Berater bedeuten-
der amerikanischer Sammler hat er an dem
Aufbau der großen amerikanischen Privat-
sammlungen stärksten Anteil gehabt.
*
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Das Courtauld-Institute, das neue
kunstgeschichtliche Seminar der Londoner
Universität, über dessen Ziele und Grundlagen
an dieser Stelle vor einigen Monaten berichtet
wurde, hat zum Oktober mit dem Lehrbetrieb
begonnen. Als ordentliche Lehrkräfte wirken
an ihm Prof. Constable und Mr. Mann,
der bisher an der Wallace Collection tätig war.
Außerdem ist noch eine ganze Reihe anderer
Wissenschaftler zu Vorlesungen herangezogen
worden: Prof. Dickie (Architektur¬
geschichte), Mr. Yetts (Ostasiatische Kunst)
usw., aus Museumskreisen u. a. Hind, P o p -
ham, Rackham. Unterscheidend gegen-
über deutschen Vorlesungsverzeichnissen ist
vor allem die geringe Stundenzahl, in denen
die einzelnen Themen abgehandelt werden, so
sind z. B. den folgenden Gebieten je 6 Stunden
gewidmet: „Mittelalterliche Skulptur“, „Leo-
nardo und Michelangelo“, „Italienische Malerei
des Cinquecento“.
Ergänzend treten Vorträge ausländischer
Gelehrter hinzu: Prof. Cammaerts wird
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
o m : G. ,Rei"b”nd
- Zuschriften
A propos...
Schiffe
Segelschiffe natürlich. Der hartstirnige’
dickbauchige Kohlendampfer, der sich eig6®
sinnig durch den Ozean schraubt, und
schwimmende Luxushotel, das wie eine Sti'a'
ßenbahn die Schiffahrtslinien entlangrollt, si®
lediglich verkehrstechnische Erscheinung611’
Radziwill malt sie in giftig metallischen F®1’
Den; seine spitzpinselige Akribie unterschlag1'
dem Reeder kein Schräubchen und keine Nie16’
Segelschiffe hingegen: schmiegsame, federnde,
an den Elementen und im Widerspiel zu ihnen
geformte, organisch-struktive Kunstgebilde,
die das kühne Spiel wagen, den Wind, ihren
natürlichen Feind, als Antrieb zu nutz6®'
Früher Kampfwagen versehentlicher Weh-
entdecker, Korsaren und wehrhafter Kaufleute,
heute Sinnbild letzter, romantischer Flügel-
schläge. Bruegel malte das heroische Segel-
schiff, Lurgat dichtet ihm einen beschwingt6®
Epilog.
Segelboote am Ufer, wie sie Dürer, Va®
Gogh und Braque gesehen, Segelschiffe vor
Anker, wie sie Willem van de Velde, Goy6®
------ i,
koi»'
Ihr
Bug
das
Tau-
Claude Lorrain
Zur 150. Wiederkehr seines Todes-
tages am 23. November 1932
Die Erde und das Meer, die Sonne und der
Wind, der mythische Mensch und die antike
Kunst — dies w-aren die Medien, durch welche
die Werke des Claude Lorrain von Anfang bis
zum Ende inspiriert worden sind. Dies alles
wurde in der Seele eines Menschen gesam-
melt, die so sehr in sich ausgeglichen war,
daß sie es vermochte, die sichtbare Natur als
Einheit von Weltenschöpfung und von Men-
schenwerk zu fühlen und zu bilden.
Das
Porträt
liefert
Hirten:
leicht, aber von einer solch großen inneren
Ruhe erfüllt, daß man zu spüren glaubt, wie
sich jede Erregung dieser Seele ins Idyllische
wandeln mußte, gleich einem
Chaos, das zur Ruhe kam.
So weit also — vom Idyll bis
zum Chaos —■ ist der Bogen
gespannt über dem Werk
dieses Meisters, vom Men¬
schenschicksal reicht er hin
bis zum Naturereignis dank
einer heroischen Kraft der
Zusammenschau der schein¬
bar größten Unterschieden-
heit. Denn das, was man
das Heroische nennt, ist bei
Claude Lorrain — weit inner¬
licher als bei seinem Zeitge-
nossen Poussin — ein unbe¬
fangenes Gefühl von1 durch-
gehender Größe, das Mensch
und Natur als untrennbar
empfindet und sie zu einem
grandiosen Bild paradiesi¬
scher Schöpfung eint.
Wie das, was auf den
dern Claude Lorrains
scheint, thematisch fast
mer sagenhaft ist, so ist die
Natur, in der sich diese my¬
thischen Geschehnisse voll-
ziehen, fast immer märchen¬
haft. Zwischen beiden — der
Sage vom Menschengeschick
und dem Märchen vom Leben
der Natur — steht versöh¬
nend und bindend die antike
Welt von Tempeln und Pa¬
lästen, von Säulen und
Ruinen, als Sinnbild mensch-
licher Schöpfung, die, vor
langer Zeit selbst schon zur
Mythe geworden, in dem noch
lebendigen Mythus der süd¬
lichen
durfte.
diese
Claude
baren
bürten
Boden
liehen
Traumbildern einer Fata morgana und sind so
wenig existent, daß man glaubt, sie müßten
in Licht und Luft verfließen, wenn man sie
näher betrachtet.
Amor und Psyche, Jakob und Rahel,
Europa, Akis und Galathee — sind das noch
Menschen oder sind es Götter bereits ?
der Schäfer und die Schäferin, die Kühe
die Rinder, die Ziegen und die Schafe —
das noch sterbliche Wesen, die einstmals
kurze Zeit auf dieser Erde lebten oder sind es
nicht, in den Augen dieses Meisters, unsterb-
liche Sinnbilder des allumfassenden Lebens?
Wie die Stämme der Bäume und
und Zweige, so bewegen sich auch
und Rahen der Schiffe, und die
Tempel schwanken unter der Last
den Architrave und sinken Stein hinter Stein
in die weiche Erde zurück. Über allem aber
waltet die Güte des Göttlichen: im Licht des
südlichen Himmels erscheint sie ebenso, wie
sie im Wind, der die Blätter der Bäume be-
wegt und die Wellen des Meeres kräuselt,
einem ängstlichen Ohr geheimnisvoll spürbar
wird.
Dr. Curt Gravenkamp (Frankfurt)
bewegt, fahrtbereit und
mender Abenteuer voll.
Leib ist Fliehen, ihr
elastischer Ansprung,
zierliche Filigran ihres
Werks scharfliniges Streit-
gerüst. In Fahrt werden si6
zum enteilenden Pfeil, der
Backhuyzensche Seenot und
Turnersches Abendrot schnur-
stracks durchquert und die
Inseln des Rabelais, die Kü-
sten Ophirs und Liliputs an-
steuert. Flatternde Möven
begleiten die zeitlose Fahrt
ins Unbetretene, Walfische
spielen Springbrunnen ar®
Horizont, und im Kielwasser
folgt sprungbereit die Ge-
fahr.
Betörende Nautik! Geheim-
nisvolle Welt zwischen Back-
bord und Steuerbord, auf-
steigend bis zum Traumnetz
der Takelage, eingespannt in
das wogende Rund des end-
lich-unendlichen Blickfeldes-
Man fährt aus, um Kaffee
gegen Getreide einzuwech-
seln, und begegnet unterwegs
dem Klabautermann und der
Seeschlange. Der Wind ist
keine atmosphärische Bewe-
gung, sondern ein leibhafti-
ger Blasegeist, das Wasser
kein H2O, sondern ein tücki-
sches Schlinggespenst. My-
thos umdräut das wellen-
pflügende Bauwerk, und in
der Luft liegt das Klage-
geschrei abgeschiedener Frei-
beuterseelen oder des vorn
Steuermann verprügelten
Schiffsjungen.
Die segelnde Literatur hat
es in sich. Sie ist eine
Entführung, ein Delphinritt
Die Fahrten ins Blaue der
Ein drittes Museum in der
Münchener Residenz
Wir haben unlängst berichtet, daß außer
dem Residenzmuseum auch ein Teil des
Theatermuseums in dem weiträumigen Bau des
Wittelsbacher Schlosses untergebracht worden
ist. Nunmehr wird auch das Ägyptologische
Seminar, das bisher in derUniversität sehr unter
Raummangel litt, dorthin verlegt, wodurch Ge-
legenheit geboten ist, es mit der ägyptischen
Abteilung des Museums für antike Kleinkunst
zu vereinen. Die Eröffnung findet kommen-
des Frühjahr statt. Die in der Neuen Staats-
galerie am Königsplatz dadurch frei werden-
den Räume werden für die Zwecke dieser
Sammlung herangezogen.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B2 Lützow 4739
ganymedische
in die Weite.
Reichsbahn mit vorbestelltem Mittagessen
und garantierter Rückfahrt kommen da nicht
mit. Der Jugendliche fährt mit Kapitän Mai"'
ryat, der geistig Halbwüchsige mit Jack Lon-
don, der reife Mann mit Joseph Conrad und de®
Weise mit Ringelnatz. Der Mann am Steuer
und der Wind in den Segeln sorgen für ab-
laufende Bewegung, Taifun und Piraten fü®
erregende Komplikationen, und die Abwesen-
heit von Frauen auf den Planken, die die W61t
bedeuten, schaltet Banalitäten aus. Segel-
schiffe sind Kunstträger. Conrad ist mit ihnen
in die Weltliteratur, Feininger in die Kunst-
geschichte gesegelt. Rimbaud und Ringelnatz
haben sich durch Einführung des Alkohols i®
die maritime Dichtung Verdienste erworb6®'
Ihnen zu Ehren erfand man jene Flaschen, dr6
entzückende, mühselig hineinpraktizierte M1'
niaturschiffchen liebevoll umspannen.
Mit Heinrich Hausers „Letzten Segelschif-
fen“ entschwinden unsere Hoffnungen, jem®1'
breitbeinig auf schwankendem Deck zu steh6®’
die Kreuzrah vierkant brassen, das Großmai’^'
segel reffen, den Sturmklüver hissen zu sehe®
und das Ölzeug von innen her mit Rum doP
pelt abzudichten. Nie werden wir vor d6®
Winde kreuzen, die Schoten wegfieren und ®'
Peilung nehmen. Vordersteven, Gangsp1
Spieren, Rahnocken und Püttings werden u®
ewig hinreißende, aber gestaltlose
bleiben. Das Ankerspill ist auf immer h6
untergelassen, Brigg und Schoner finden sl%
als Brennholz wieder. Nichts bleibt uns ®.
Joseph Conrad und Ringelnatz im Bücherre^j
als das Schiffsmodell auf der Kommode ®®
der steife Grog neben der Schreibmaschi®
An ihn wollen wir uns halten. S i m p 1e,c
Direktion: Fritz-Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch, für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. — Red. Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / R
Wien : Dr. St. Poglayen-Neuwall — PariserBüro: 8, rue de Varenne. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — zusenru.Lgs,
an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des ver
auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksen
abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
Nachrichten von
Überall
*
F.
F.
Verka^
Ankauf
ihre Aeste
die Masten
Säulen der
der fallen-
Und
und
sind
eine
Geh. Rat Theodor Wiegand ist als Nach-
folger des auf den Berliner Lehrstuhl für
klassische Archäologie berufenen Prof. Gerhard
Rodenwaldt zum kommissarischen Präsidenten
des Archäologischen Instituts des Deutschen
Reichs ernannt worden.
Jahrg. VI, Nr. 47 vom 20, November
Bil-
er-
im-
Bassermann-Jordans
Vermächtnis
Vorlesungstätigkeit im
Courtauld-Institute
Gesicht Claude Lorrains, das in dem
seines Biographen Sandrart über-
ist, sieht aus wie das Gesicht eines
etwas chaotisch im Ausdruck viel¬
über Rubens und van Dyck, Georges D u t -
h u i t über Byzantinische Kunst, Prof. Paul
Ganz über Holbein sprechen. Aus Deutsch-
land war im Oktober Prof. Kümmel ein-
geladen worden, Amerika durch Prof. Paul
Sachs vertreten, über dessen Ausführungen
hier später noch berichtet wird.
und Stefano della Bella festgehalten: ruhend,
sind sie seltsam
feier statt, bei der Roselius spricht und Prof.
Dr. Georg B i e r m a n n, der Biograph der
Malerin, die Gedächtnisrede hält. Anschlie-
ßend spricht Prof. Biermann am nächsten
Abend im Club zu Bremen über das Thema
„Worpswede, Sinn und Schicksal einer Land-
schaft“, wobei ein wesentlicher Teil der Aus-
führungen dem Werk und Schaffen der Paula
Modersohn gewidmet ist.
und das Archäologische Seminar. Nicht ver-
gessen sind auch die Staatsgemäldegalerien.
Das Kultusministerium hat die Stiftung ange-
nommen und wird zum Gedächtnis des Ver-
storbenen eine Bronzetafel mit dem Bildnis
Bassermann-Jordans in der Vorhalle des Nat.-
Museums anbringen lassen.
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Arnold Seligmann, der Seniorchef der
bekannten gleichnamigen Pariser Kunsthand-
lung, ist gestorben. Mit ihm geht eine Ge-
Paula-Modersohn-Gedenkfeier
Anläßlich des heutigen 25jährigen Todes-
tages von Paula Modersohn-Becker findet in
der Böttcherstraße in Bremen, wo
Ludwig Roselius der Künstlerin ein eigenes
kleines Museum gewidmet hat, eine Gedenk-
DIE WELTKUNST
KUNSTHAUS MALMEDE
Nach dem letzten Willen des am 9. Okt.
d. J. verstorbenen Kunsthistorikers Prof. Dr.
von Bassermann-Jordan fallen dessen wert-
volle Sammlungen dem Bayerischen Staate zu.
Die große Uhrensammlung erhält das B. Nat.-
Museum. Ferner sind bedacht die Antiken-,
Münzen- und Graphische Sammlung, das
Museum für Völkerkunde, das Theatermuseum
Lorenz Strauch, Doppelporträt. 1587
Aus süddeutschem Adelsbesitz
Versteigerung — Vente — Sale:
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 3. Dezember 1932
Landschaft aufgehen
Fast nie aber sind
Architekturen von
nach einem unmittel-
Vorbild gemalt worden, sie sind Ge-
einer Phantasie, und sie stehen auf dem
der Landschaft wie von einem natür-
Zauber erschaffen, sie gleichen den
Personalien
Salomon Reinach, eine der prominente-
sten Erscheinungen der französischen Kunst-
wissenschaft, ist in Paris gestorben. Wir
bringen in der nächsten Nummer aus-
führlichen Bericht über das Wirken dieses Ge-
lehrten aus der Feder einer seiner Schülerin-
nen.
Die Sammlung Hobrecker
Die hübsche Sammlung deutscher Kinder-
bücher, die Karl Hobrecker zusammengebracht
hat, ist jetzt, wie berichtet wird, als Geschenk
in den Besitz des Instituts für Völ-
kerpädagogik übergegangen. Hobrecker
selbst wird zu seinen Büchern von Berlin nach
Mainz übersiedeln und dort seine bibliogra-
phische Arbeit fortsetzen. Wenn man diesen
Vorfall zum Anlaß genommen hat, den Berliner
Bibliotheken, d. h. also doch wohl präziser ge-
faßt, der Preußischen Staatsbibliothek einen
Vorwurf daraus zu machen, daß sie sich diese
Spezialsammlung entgehen ließ, so muß darauf
doch erwidert werden. Hobrecker hatte an
seine Schenkungsofferte die Bedingung ge-
knüpft, daß ihm zeitlebens die Fortsetzung
seiner Arbeiten in der Sammlung garantiert
würde. Diese einzige Bedingung bedeutet
aber eine so erhebliche Störung eines geord-
neten Bibliotheksbetriebes, daß sicher daran
eben allein schon auch eine schenkungsweise
Übernahme durch jede größere öffentliche'
Bibliothek scheitern mußte. Schließlich wird
ein erheblicher Teil der von Hobrecker ge-
sammelten Kinderbücher in der Staatsbiblio-
thek ohnedies vorhanden sein, und weiterhin
ist schließlich das ganze Gebiet bei allem Reiz
doch nicht von so hoher allgemeinwissenschaft-
licher Bedeutung, daß die Gründung einer Son-
derabteilung, wie es etwa mit den Dokumenten
der Sammlung Darmstädter geschehen ist, zu
rechtfertigen wäre. Dagegen ist die Sammlung
jedesfalls an einer so geeigneten Stelle, wie es
das Institut für Völkerpädagogik darstellt,
sicherlich gut und richtig untergebracht.
A. Y.
stalt des Pariser Kunsthandels dahin, die nicht
zuletzt dazu beitrug, Paris als Zentrum einen
internationalen Namen auch über die Kriegs-
zeit hinaus zu erhalten. Als Berater bedeuten-
der amerikanischer Sammler hat er an dem
Aufbau der großen amerikanischen Privat-
sammlungen stärksten Anteil gehabt.
*
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Das Courtauld-Institute, das neue
kunstgeschichtliche Seminar der Londoner
Universität, über dessen Ziele und Grundlagen
an dieser Stelle vor einigen Monaten berichtet
wurde, hat zum Oktober mit dem Lehrbetrieb
begonnen. Als ordentliche Lehrkräfte wirken
an ihm Prof. Constable und Mr. Mann,
der bisher an der Wallace Collection tätig war.
Außerdem ist noch eine ganze Reihe anderer
Wissenschaftler zu Vorlesungen herangezogen
worden: Prof. Dickie (Architektur¬
geschichte), Mr. Yetts (Ostasiatische Kunst)
usw., aus Museumskreisen u. a. Hind, P o p -
ham, Rackham. Unterscheidend gegen-
über deutschen Vorlesungsverzeichnissen ist
vor allem die geringe Stundenzahl, in denen
die einzelnen Themen abgehandelt werden, so
sind z. B. den folgenden Gebieten je 6 Stunden
gewidmet: „Mittelalterliche Skulptur“, „Leo-
nardo und Michelangelo“, „Italienische Malerei
des Cinquecento“.
Ergänzend treten Vorträge ausländischer
Gelehrter hinzu: Prof. Cammaerts wird
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
o m : G. ,Rei"b”nd
- Zuschriften
A propos...
Schiffe
Segelschiffe natürlich. Der hartstirnige’
dickbauchige Kohlendampfer, der sich eig6®
sinnig durch den Ozean schraubt, und
schwimmende Luxushotel, das wie eine Sti'a'
ßenbahn die Schiffahrtslinien entlangrollt, si®
lediglich verkehrstechnische Erscheinung611’
Radziwill malt sie in giftig metallischen F®1’
Den; seine spitzpinselige Akribie unterschlag1'
dem Reeder kein Schräubchen und keine Nie16’
Segelschiffe hingegen: schmiegsame, federnde,
an den Elementen und im Widerspiel zu ihnen
geformte, organisch-struktive Kunstgebilde,
die das kühne Spiel wagen, den Wind, ihren
natürlichen Feind, als Antrieb zu nutz6®'
Früher Kampfwagen versehentlicher Weh-
entdecker, Korsaren und wehrhafter Kaufleute,
heute Sinnbild letzter, romantischer Flügel-
schläge. Bruegel malte das heroische Segel-
schiff, Lurgat dichtet ihm einen beschwingt6®
Epilog.
Segelboote am Ufer, wie sie Dürer, Va®
Gogh und Braque gesehen, Segelschiffe vor
Anker, wie sie Willem van de Velde, Goy6®
------ i,
koi»'
Ihr
Bug
das
Tau-
Claude Lorrain
Zur 150. Wiederkehr seines Todes-
tages am 23. November 1932
Die Erde und das Meer, die Sonne und der
Wind, der mythische Mensch und die antike
Kunst — dies w-aren die Medien, durch welche
die Werke des Claude Lorrain von Anfang bis
zum Ende inspiriert worden sind. Dies alles
wurde in der Seele eines Menschen gesam-
melt, die so sehr in sich ausgeglichen war,
daß sie es vermochte, die sichtbare Natur als
Einheit von Weltenschöpfung und von Men-
schenwerk zu fühlen und zu bilden.
Das
Porträt
liefert
Hirten:
leicht, aber von einer solch großen inneren
Ruhe erfüllt, daß man zu spüren glaubt, wie
sich jede Erregung dieser Seele ins Idyllische
wandeln mußte, gleich einem
Chaos, das zur Ruhe kam.
So weit also — vom Idyll bis
zum Chaos —■ ist der Bogen
gespannt über dem Werk
dieses Meisters, vom Men¬
schenschicksal reicht er hin
bis zum Naturereignis dank
einer heroischen Kraft der
Zusammenschau der schein¬
bar größten Unterschieden-
heit. Denn das, was man
das Heroische nennt, ist bei
Claude Lorrain — weit inner¬
licher als bei seinem Zeitge-
nossen Poussin — ein unbe¬
fangenes Gefühl von1 durch-
gehender Größe, das Mensch
und Natur als untrennbar
empfindet und sie zu einem
grandiosen Bild paradiesi¬
scher Schöpfung eint.
Wie das, was auf den
dern Claude Lorrains
scheint, thematisch fast
mer sagenhaft ist, so ist die
Natur, in der sich diese my¬
thischen Geschehnisse voll-
ziehen, fast immer märchen¬
haft. Zwischen beiden — der
Sage vom Menschengeschick
und dem Märchen vom Leben
der Natur — steht versöh¬
nend und bindend die antike
Welt von Tempeln und Pa¬
lästen, von Säulen und
Ruinen, als Sinnbild mensch-
licher Schöpfung, die, vor
langer Zeit selbst schon zur
Mythe geworden, in dem noch
lebendigen Mythus der süd¬
lichen
durfte.
diese
Claude
baren
bürten
Boden
liehen
Traumbildern einer Fata morgana und sind so
wenig existent, daß man glaubt, sie müßten
in Licht und Luft verfließen, wenn man sie
näher betrachtet.
Amor und Psyche, Jakob und Rahel,
Europa, Akis und Galathee — sind das noch
Menschen oder sind es Götter bereits ?
der Schäfer und die Schäferin, die Kühe
die Rinder, die Ziegen und die Schafe —
das noch sterbliche Wesen, die einstmals
kurze Zeit auf dieser Erde lebten oder sind es
nicht, in den Augen dieses Meisters, unsterb-
liche Sinnbilder des allumfassenden Lebens?
Wie die Stämme der Bäume und
und Zweige, so bewegen sich auch
und Rahen der Schiffe, und die
Tempel schwanken unter der Last
den Architrave und sinken Stein hinter Stein
in die weiche Erde zurück. Über allem aber
waltet die Güte des Göttlichen: im Licht des
südlichen Himmels erscheint sie ebenso, wie
sie im Wind, der die Blätter der Bäume be-
wegt und die Wellen des Meeres kräuselt,
einem ängstlichen Ohr geheimnisvoll spürbar
wird.
Dr. Curt Gravenkamp (Frankfurt)
bewegt, fahrtbereit und
mender Abenteuer voll.
Leib ist Fliehen, ihr
elastischer Ansprung,
zierliche Filigran ihres
Werks scharfliniges Streit-
gerüst. In Fahrt werden si6
zum enteilenden Pfeil, der
Backhuyzensche Seenot und
Turnersches Abendrot schnur-
stracks durchquert und die
Inseln des Rabelais, die Kü-
sten Ophirs und Liliputs an-
steuert. Flatternde Möven
begleiten die zeitlose Fahrt
ins Unbetretene, Walfische
spielen Springbrunnen ar®
Horizont, und im Kielwasser
folgt sprungbereit die Ge-
fahr.
Betörende Nautik! Geheim-
nisvolle Welt zwischen Back-
bord und Steuerbord, auf-
steigend bis zum Traumnetz
der Takelage, eingespannt in
das wogende Rund des end-
lich-unendlichen Blickfeldes-
Man fährt aus, um Kaffee
gegen Getreide einzuwech-
seln, und begegnet unterwegs
dem Klabautermann und der
Seeschlange. Der Wind ist
keine atmosphärische Bewe-
gung, sondern ein leibhafti-
ger Blasegeist, das Wasser
kein H2O, sondern ein tücki-
sches Schlinggespenst. My-
thos umdräut das wellen-
pflügende Bauwerk, und in
der Luft liegt das Klage-
geschrei abgeschiedener Frei-
beuterseelen oder des vorn
Steuermann verprügelten
Schiffsjungen.
Die segelnde Literatur hat
es in sich. Sie ist eine
Entführung, ein Delphinritt
Die Fahrten ins Blaue der
Ein drittes Museum in der
Münchener Residenz
Wir haben unlängst berichtet, daß außer
dem Residenzmuseum auch ein Teil des
Theatermuseums in dem weiträumigen Bau des
Wittelsbacher Schlosses untergebracht worden
ist. Nunmehr wird auch das Ägyptologische
Seminar, das bisher in derUniversität sehr unter
Raummangel litt, dorthin verlegt, wodurch Ge-
legenheit geboten ist, es mit der ägyptischen
Abteilung des Museums für antike Kleinkunst
zu vereinen. Die Eröffnung findet kommen-
des Frühjahr statt. Die in der Neuen Staats-
galerie am Königsplatz dadurch frei werden-
den Räume werden für die Zwecke dieser
Sammlung herangezogen.
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B2 Lützow 4739
ganymedische
in die Weite.
Reichsbahn mit vorbestelltem Mittagessen
und garantierter Rückfahrt kommen da nicht
mit. Der Jugendliche fährt mit Kapitän Mai"'
ryat, der geistig Halbwüchsige mit Jack Lon-
don, der reife Mann mit Joseph Conrad und de®
Weise mit Ringelnatz. Der Mann am Steuer
und der Wind in den Segeln sorgen für ab-
laufende Bewegung, Taifun und Piraten fü®
erregende Komplikationen, und die Abwesen-
heit von Frauen auf den Planken, die die W61t
bedeuten, schaltet Banalitäten aus. Segel-
schiffe sind Kunstträger. Conrad ist mit ihnen
in die Weltliteratur, Feininger in die Kunst-
geschichte gesegelt. Rimbaud und Ringelnatz
haben sich durch Einführung des Alkohols i®
die maritime Dichtung Verdienste erworb6®'
Ihnen zu Ehren erfand man jene Flaschen, dr6
entzückende, mühselig hineinpraktizierte M1'
niaturschiffchen liebevoll umspannen.
Mit Heinrich Hausers „Letzten Segelschif-
fen“ entschwinden unsere Hoffnungen, jem®1'
breitbeinig auf schwankendem Deck zu steh6®’
die Kreuzrah vierkant brassen, das Großmai’^'
segel reffen, den Sturmklüver hissen zu sehe®
und das Ölzeug von innen her mit Rum doP
pelt abzudichten. Nie werden wir vor d6®
Winde kreuzen, die Schoten wegfieren und ®'
Peilung nehmen. Vordersteven, Gangsp1
Spieren, Rahnocken und Püttings werden u®
ewig hinreißende, aber gestaltlose
bleiben. Das Ankerspill ist auf immer h6
untergelassen, Brigg und Schoner finden sl%
als Brennholz wieder. Nichts bleibt uns ®.
Joseph Conrad und Ringelnatz im Bücherre^j
als das Schiffsmodell auf der Kommode ®®
der steife Grog neben der Schreibmaschi®
An ihn wollen wir uns halten. S i m p 1e,c
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