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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 49 (4. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0284
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DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 49 vom 4. Dezember 193"

den Anbruch einer neuen Zeit, eines Schön-
heitsgefühles, das sein Ideal in dem gleich-
mäßig durchgebildeten Körper des Sportlers
sieht.
Böttger
Zum 250 jährigen
Geburtstag
Die Dresdener Staatliche Porzellan-Samm-
lung des Johanneums hat anläßlich des zwei-
hundertfünfzigsten Geburtstages von Johann
Friedrich Böttger erstmalig eine Gesamtaus-
stellung des Böttger-Porzellans und Steinzeug
sowie Fayencen, die Böttger seit 1708 in
Dresden hergestellt hat, ermöglicht.
Die Schau, die größtenteils aus den über-
aus reichen Beständen, die schon zur Zeit
König August des Starken im Johanneum
vereinigt wurden, zusammengestellt ist,
beweist zum erstenmal wirklich über-
zeugend die geniale Schöpferkraft Bött-
gers.
Noch nie ist wohl auch der Reiz des
warmen Tons seines gelblichen Porzel-
lans, der für dasselbe so charakteristisch
und einzig ist, dem Beschauer so über-
mittelt worden. Die reichste technische
wie künstlerische Ausbildung auf Grund
der gegebenen Möglichkeit zeigt ebenso
das Böttgersteinzeug, bei dem Böttger
selbst dessen Fehler ästhetisch zu nutzen
verstand. Eine Überraschung bildet hier
die wohl auch von ihm erfundene wunder-
voll tiefschwarze Glasur.
Daneben befinden sich, in einer Extra-
vitrine ausgestellt, zwei wahre Juwelen.
Es sind die von Dinglinger, dem Hof-
goldschmied des Königs, aufs feinste
montierte Vasen (s. Abb. S. 3), die durch
geschickte Anwendung des Schliffs so-
wie der Technik des Schneidens ganz
hervorragende Leistungen darstellen.
Erstaunlich ist bei dem Steinzeug wie
bei dem Porzellan auch, daß Böttger, der
nach seiner Erfindung nur noch zehn
Jahre gelebt hat, sich jeder Technik
selbst bei dem so schwierigen Porzellan
in allen nur möglichen Arten der gegen-
ständlichen w'ie künstlerischen Aus-
nutzung bediente.
Diese Gedenkausstellung zeigt ein
Ruhmesblatt des deutschen Könnens im
allgemeinen, der deutschen Keramik
im besonderen, das nicht zu seinen ge-
ringsten gehört. Nie wieder hat die
Keramik in so kurzer Zeit so vieles ge-
leistet. Fast alles schuf Böttger schon selbst.
Daneben manches freilich zu kühn, zu gewagt,
doch ist ihm selbst dabei z. B. der bisher kaum
gesehene große Willkomm für den König bei
seinen Besuchen in Meißen in Form eines
Schlüssels vortrefflich gelungen.
Den Beschluß der Ausstellung bilden dann
Dokumente und Probestücke und anderes, was
mit der Geschichte der Erfindung Böttgers zu-
sammenhängt. Sie tragen dazu bei, das Bild
lebendig zu gestalten.
Es ist zu hoffen, daß die Ausstellung später
in der Hauptsache als ein Ehrenmal für
Böttger bestehen bleibt und nicht wieder die
einzelnen Stücke durch die ungünstige alte
Placierung versteckt und in den Hintergrund
gedrängt werden. Z.
Auktionsvorberichte
Gemälde, Kunst-
gewerbe, Mobiliar
Berlin, Vorb., 7. Dez.
Dr. Günther Deneke versteigert aus ver-
schiedenem Berliner und auswärtigem Privat-
besitz eine Reihe von Gemälden alter und neuer
Meister, worunter ein großes Gesellschafts-
stück von Rombouts, eine „Verführung Petri“
von Vallentin de Boulonge und gute hollän-
dische Landschaften und Stilleben des 17. und
18. Jahrh. hervorzuheben sind.
Von modernen Meistem ist ein besonders
schöner Hans Thoma vorhanden, der St. Blasien
darstellt, ferner Werke von Kaufmann, Voltz,
Defregger (s. Abb. oben), Willmann, Spitz-
weg u. a. m.
Einige große Gobelins des 16. und Anfang
17. Jahrh., sowie antike Perserteppiche werden
viel Beachtung finden.
An Möbeln sind norddeutsche Intarsia-
möbel des 18. Jahrh. sowie antike und Stil-
möbel aus den Epochen des Spätbarock bis
Biedermeier zahlreich in guter Qualität vor-
handen. Ferner Antiquitäten — Miniaturen —
und modernes Kunstgewerbe aller Art. Zum
Schluß kommt noch eine Anzahl wertvoller
Bücher, die größtenteils der Handbibliothek
eines verstorbenen Sammlers entstammen, dar-
unter aber gelangen auch einige Reformations-
drucke und Inkunabeln, zum Ausruf.
Gemälde, Mobiliar
Berlin, Vorb. 9. Dez.
Fritz B. Davidsohn wird mit dieser Ver-
steigerung den Nachlaß Kappel Stülerstr. 6

zur Auflösung bringen. Von den Gemälden er-
wähnen wir solche von Ekwall, Friedländer,
Teschendorff, sowie C. G. Stürmer mit einem
Biwack der Kosaken auf dem Schloßhof Berlin
1813. Sodann kommen noch Bücher, Klein-
kunst und Porzellan unter den Hammer.
Gemälde
alter Meister
Berlin, Vorb. 10. Dez.
Neben 90 Gemälden, die einer fürst-
lichen Sammlung Mitteldeutsch-
lands entstammen, bringen die Firmen Her-
mann Ball und Paul Graupe am 10. Dezem-
ber einen umfangreichen Bestand an Bildern
und Kunstgewerbe zur Versteigerung. Tinto-
retto, Cranach d. Ä. (s. Abb. Nr. 47) und der

Monogrammist J. S. sind mit trefflichen Män-
nerbildnissen vertreten, Cranach außerdem mit
einer „Vermählung der Hl. Katharina“ und
einem „Hl. Christophorus“. Den breitesten
Raum nehmen die niederländischen Schulen des
17. Jahrhunderts ein. Hier sind vor allem
einige charakteristische Landschaften Jan van
Goyens, Stadtansichten von Jan van der Hey-
den und Jan ten Compe, sehr schöne Seestücke
von Salomon van Ruisdael, Jan van de Capelle
und Willem van Diest, stimmungsvolle Winter-
bilder von Hendrik Avercamp, Aert van der
Neer und Isaac van Ostade, Interieurs von Jan
van Noort und Brekelenkam, sowie schließlich
Gesellschaftsstücke von Palamedesz und J. van
der Lamen zu nennen. Besonders möchten wir
auf eine meisterhafte Vedute von Hubert Ro-
bert (s. Abb. Nr. 48), auf ein Triptychon von
Isenbrant, auf zwei römische Ansichten von
Pannini und auf eine kleine „Verkündigung“
von Giulio Romano hinweisen. Der kunstge-
werbliche Teil der Auktion umfaßt Möbel, Sil-
ber, Porzellan, Textilien und Schmuck, letzteren
aus Berliner Privatbesitz.
Gemälde, Antiquitäten,
Mobiliar
Aachen, Vorb. 9.—10. Dez.
In der kommenden Versteigerung wird das
Kunstauktionshaus Creutzer vorm. Lem-
pertz in Aachen Mobiliar, Porzellane, Fa-
yencen, Bronzen und Silberarbeiten aus rheini-
schem Adels- und Privatbesitz ausrufen. Gleich-
zeitig damit wird der II. Teil der Gemälde-
Sammlung N. Dauphin-Luxembourg, worunter
viele Qualitätsstücke sich befinden, versteigert.
Der Katalog umfaßt insgesamt 650 Nummern.
Bücher,
Handzeichnungen,
Gemälde, Plastik u. a.
Berlin, Vorb. 12.—13. Dez.
Die kommende Versteigerung bei Max
Perl bringt außerordentlich vielseitiges
Material auf den Markt, in der Hauptsache
jedoch Bücher, ferner Handzeichnungen, die
zum Teil der Eremitage entstammen, Graphik,
Gemälde, Plastik, Miniaturen und zum Schluß
japanische und chinesische Farbenholzschnitte.
Von den Büchern seien der Ariost, 1773, die
berühmte Enziklopädie von Diderot, Denis und
D’Alembert in der großen Pariser Originalaus-
gabe wie verschiedene kostbare Judaica ge-


Franz Defregger, Kopf eines jungen Bauernmädchens
Holz, 37 : 27 cm — Kat. Nr. 59
Versteigerung — Vente — Sale:
Dr. G. Deneke, Berlin, 7. Dezember 1932

PAUL GLASER
KUNSTHANDLUNG

BERLIN W 9, BELLEVUESTR. 16
(HOTEL ESPLANADE) FERNSPRECHER: LÜTZOW4667

ANTIQUITÄTEN
SPEZIALITÄT
ANTIKES SILBER

nannt. Handzeichnungen und Graphik, Ge-
mälde und Plastik von Künstlern des 16. bis
18. Jahrhunderts schließen sich an. Künstler
wie Bassano, Beham, Berghem, Burgkmair,
Cambiaso, Rembrandt usw. sind mit Arbeiten
vertreten. Unter den modernen Plastiken ver-
dient die unten abgebildete Bronze hervorge-
hoben zu werden. Von lebenden Malern sei
noch Ringelnatz genannt. Die Sinaica sind
nette kleine Weihnachtsgeschenke.
Bücher
Hamburg, Vorb. 13.—14. Dez.
Das Buch - und Kunstantiquariat
Harry Hirsch bringt nunmehr den 2. Teil
der Bibliothek der herzoglichen Schlösser
Augustenburg und Grafenstein gleichzeitig
mit Beiträgen aus anderem Besitz zur Auf-
lösung. Die Bibliothek umfaßt Altertums-
wissenschaft, Enzyklopädien, Biographien, Geo-
graphie, Geschichte und Kulturgeschichte, fer-
ner deutsche und französische Literatur,
Naturwissenschaften und philosophische Werke.
Münzen
München, Vorb. 5.—9. Dez.
Zwei bedeutende Münzsammlungen wird die
Fa. Otto Helbing Nachf. in der bevorstehenden
Versteigerung zur Auflösung bringen. Der
erste Teil umfaßt die Sammlung des Fürst-
lich F ü r s t e n b e r g i s c h e n Münz-
kabinetts Donaueschingen, und
zwar Münzen und Medaillen von West-
falen, Niederrhein, Hessen und
Nachbargebiete. Aus den fast vollstän-
digen Folgen heben wir den Moritz-Taler von
1625 (Kat. Nr. 206) hervor. Zu den großen
Seltenheiten gehört der Goldgulden Maximi-
lian I. (Kat. Nr. 325), der wahrscheinlich ein
Unikum sein wird, sehr schön der Dukat von
1653, Theodor Adolf v. d. Recke (Kat. Nr. 366).
Noch nie im Handel vorgekommen ist der
Taler von 1617 Christian und Wolrad IV. (Kat.
Nr. 590), der dem größten Interesse begegnen
dürfte. Von den großen Seltenheiten erwähnen
wir noch die 1535 geprägte Porträtmedaille
Philipp d. Großmütige (Kat. Nr. 1115), sowie
den Goldgulden von 1511 (Kat. Nr. 1116). Aus
den hessischen Nachbargebieten die Doppel-
talerklippe von 1597 Philipp IV. (Kat.
Nr. 1346), die wiederum ein Unikum der Samm-
lung darstellt. Aus Friedberg den Goldgulden
von 1620, Konrad Löw zu Steinfurt (Kat.
Nr. 1395), das einzig bekannte Exemplar dieses
Goldguldens. Nicht weniger beachtenswert ist
der Guldentaler von 1572, von dem lediglich
aus der Sammlung Finger-Rumpf ein einziges
Exemplar im Handel gewesen ist.
Daran schließt sich der zweite Teil, nämlich
eine bedeutende Sammlung antiker Mün-
zen, von denen wir von den römischen den
Aureus Faustina Augusta (Kat. Nr. 256/257)
hervorheben, sowie von den griechischen Mün-
zen das Goldstück von Tarentum, eine aller-
größte Seltenheit (Kat. Nr. 411) mit dem Kopf
der Aphrodite, ebenso die Silbermünze von
Rhegium (Kat. Nr. 488) mit der Löwenmaske
sowie rückseitig dem Apollokopf, von Sicilia
aus Gelas die Silbermünze von 466/413 v. Chr.
(Kat. Nr. 499) mit der Darstellung des Stieres
mit dem Menschenkopf auf der Vorderseite,
Quadriga auf der Rückseite. Von größter
Seltenheit und besonders guter Erhaltung ist
die Silbermünze aus Macedonien des chalcidi-
schen Bundes von 392 (Nr. 566) mit dem Apollo-
kopf, Rückseite der Lyra. Beide Sammlungen
sind in den gut illustrierten Katalogen über-
sichtlich geordnet.
Gemälde, Aquarelle,
Zei chnungen
Paris, Vorb. 9. Dez.
Die Sammlung Marcel Guerin, die Me.
A. Bellier unter den Hammer bringt, ent-
hält ausgezeichnetes Material der französischen
Kunst des 19. Jahrhunderts. Sehr reizvoll eine
Studie von Degas, (Katalog Nr. 15) zu dem
bekannten Gemälde „Danseuse remettänt son
chausson“, ebenso interessant eine Jockeistudie
von dem gleichen Meister (Kat. Nr. 14). Fer-
ner sind zu nennen farbige Zeichnungen von
Forain, Ingres, Manet, Renoir, Rodin. Beson-
ders hervorzuheben das farbige Blatt von
Toulouse-Lautrec „Yvette Guilbert saluant“

(Kat. Nr. 77). Von Degas sind noch die Ge-
mälde „Porträt einer Frau“ sowie das äußerst
lebendige Porträt von Ottoz besonders zu er*
wähnen. Daran an schließen sich Plastiken
von Rodin, und Barye. Erwähnenswert wäre
noch eine schöne Montmartre-Gouache von
Utrillo (Kat Nr. 171).
Sammlung
Charles Pacquement
Paris, Vorb. 12. Dez.
Die Versteigerung der Collection Charles
Pacquement aurch die Galerie Georges
Petit ist ein Ereignis für den Freund moder-
ner französischer Kunst. Es kommt selten vor,
daß eine derart hochwertige und erlesene
Sammlung, die unverkennbar den Stempel einer
klaren und auf das Wesentliche in der Kunst
gerichteten Persönlichkeit trägt, geschlossen
zum Ausgebot gelangt. Der Katalog, ein auf-
schlußreicher Querschnitt durch die letzten
60 Jahre französischer Kunst, ist infolge seiner
qualitätvollen Zusammensetzung ein beredtes
Zeugnis der Schöpfungen eines Landes, das bis
heute die unbestrittene Führung in der Malerei
und Plastik inne hat. Von Cezanne über Derain
bis Braque, von Renoir über Matisse bis Utrillo,
von van Gogh (s. Abb. Nr. 48) über Bonnard


A. Maillol, Stellender weiblicher Akt
Bronze-Kat. Nr. 771
Versteigerung — Vente — Sale:
Max Perl, Berlin, 12.—13. Dezember 1932
bis Segonzac erscheinen hier die Besten dieser
an Meistern so reichen Schule. Neben Pu vis de
Chavannes, Degas, Forain, Denis, Dufresne und
der Laurencin lernen wir ausgezeichnete Werke
der De La Fresnaye, Marquet, Laprade, Flan-
drin, Valatton und Vuillard kennen. Die Plastik
ist durch einige ausgesuchte Arbeiten von Ro-
din, Maillol, ijespiau und Matisse würdig ver-
treten.

MARGRAF&CO
GMBH
ANTIQU ITÄTE N
B E LLEVU ESTR. 6
BERLIN W9-TELEFON LOTZOW1148
 
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