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DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 50 vom 11. Dezember 1932
schaftlichen Vorbildes mit und gibt einer zum
Kleinlichen neigenden Form einen tragenden,
weitenden Unterton und damit eine gewisse
Substanz. K.
Ostasiatische Kunst
Die Weihnachtsausstellung bei China-
B o h 1 k e n in Berlin vereinigt eine Fülle des
Interessanten aus allen Gebieten ostasiatischer
Kunst von der Frühzeit bis zum 18. Jahr-
hundert, vom kleinsten Objekt bis zu den
erlesensten Meisterwerken Östasiens. Neben
den kunstgewerblichen Arbeiten in Keramik,
Porzellan und Lack ist vor allem auf die Ge-
mälde und die schöne Kollektion der Plastiken
in Stein, Holz und Bronze hinzuweisen, die
gleichermaßen dem Sammler wie dem Kunst-
liebhaber neue Aspekte weist.
Auktionsvorberichte
Gemälde neuer Meister
Berlin, Vorb. 14. Dez.
Die nächste Versteigerung des Inter-
nationalen Kunst- und Auktions-
hauses bringt neben umfangreichen Bestän-
den an Mobiliar, Plastik, Kunstgewerbe und
Teppichen eine ausgezeichnete Sammlung
neuerer Gemälde zum Ausgebot, aus der beson-
ders Namen wie Adam, Koekkoek, Lesser Ury,
Fromentin, Eckenbrecher, H. Herrmann, Sle-
vogt u. a. hervorstechen.
Schmuck, Golddosen
Berlin, Vorb. 17. Dez.
Hermann Ball und Paul Graupe
versteigern am 17. Dezember Kostbarkeiten
aus einer fürstlichen Schatzkammer. Es han-
delt sich um eine umfangreiche Sammlung von
ungewöhnlich schönen und wertvollen Ob-
jekten. Darunter befinden sich viele wert-
volle Perl- und Brillantschmuckstücke, z. T.
mit Steinen von beträchtlicher, nicht oft vor-
kommender Größe und Schönheit der Farben;
ferner viele Preziosen aus Gold und Edel-
steinen und schließlich etwa 30 Gold-Emaille-
Dosen von hervorragender Qualität aus der
Louis XV- und Louis XVI-Zeit, von denen
viele von den ersten Pariser Meistern der Zeit
stammen.
Münzen
Frankfurt a. M„ Vorb. 14. Dez.
Adolph E. Cahn versteigert am vor-
stehenden Datum den siebenten Teil des fürst-
lich fürstenbergischen Münzkabinetts zu
Donaueschingen. Dieser Teil umfaßt die Ge-
biete Lothringen, der französischen Feodalen,
der Merowinger und Karolinger sowie der
französischen Könige bis inkl. Franz I. Wie
stets orientiert ein ausgezeichnet mit Licht-
drucktafeln ausgestatteter Katalog über das
Material. Von den insgesamt 1563 Nrn. des
Katalogs heben wir den kleinen Taler von
Anthonius. (Kat. Nr. 135) rückseitig mit dem
lothringischen Wappenschild auf Mantel her-
vor. Nicht weniger selten ist der große Taler
der Abtei Gorze von 1608 (Kat. Nr. 286),
ebenso eine große Rarität Kat. Nr. 302 Sankt-
Mihiel, Plaque. Die Vorderseite zeigt den
Herzog Robert in schwerer Bewaffnung auf
einem Turnierpferd, rückseitig Blumenkreuz
in Vierpaß. Von diesem Exemplar ist nur noch
ein zerbrochenes Stück im Museum Bar-le-Duc
bekannt. Es ist uns aus Platzraum unmöglich,
alle großen Seltenheiten in dieser ausgezeich-
neten Sammlung hier anzuführen. Wir be-
schränken uns darauf, 2 Unica noch zu nennen,
und zwar die beiden Goldsolidus von Uzes von
Karl dem Großen (Kat. Nr. 1198/99), mit dem
Karolusmonogramm, rückseitig einen liegenden
Krummstab.
van Roemerswaele, eine „Vision des heiligen
Antonius“ von Murillo, eine interessante „Dorf-
hochzeit“ von A. van Ostade u. a. Es folgen
Werke neuerer, meist belgischer Maler und
Antiquitäten verschiedenster Art.
Porzellane,
Kunstge werbe
München, Vorb. 14./15. Dez.
Am 14. und 15. Dezember findet bei Hugo
H e 1 b i n g eine Versteigerung statt, die eine
bedeutende Porzellansammlung aus westdeut-
schem Privatbesitz, sowie altes Kunstgewerbe,
Gemälde und Handzeichnungen alter Meister
aus deutschem Adels- und Privatbesitz umfaßt.
Den Hauptbestand der Porzellansammlung bil-
den die Gefäße, an erster Stelle stehen die
Meißener Geschirre aus der Blütezeit der Ma-
nufaktur um 1730 mit den Goldchinesen oder
den bunten Chinesenbildern in der Art Herolds.
Gemäß dem Entstehungsort der Sammlung
wurden auch die in der Rheingegend gelegenen
Fabriken liebevoll berücksichtigt. Frankenthal
ist mit einem außer¬
ordentlich schön gemal-
ten Kaffee- und Teeser-
vice mitWatteau-Szenen
und mit verschiedenen
Geschirren ebenso
glücklich vertreten wie
Höchst mit einigen sel-
tenen Gefäßformen mit
ausgezeichneter Fein-
malerei und dem rei-
zenden Rokokowand-
Ührchen. Von Nymphen¬
burg, Ludwigsburg und
Fulda sind einige cha¬
rakteristische Proben
vorhanden; von der
Figurenplastik nennen
wir neben einigen Mei-
ßener frühen Modellen
und einer Kaminuhr m
Goldbronzemontierung
eine seltene, nicht bei
Hofmann aufgeführte
Frankenthaler Schäfer-
gruppe, Modell von Lanz
und ein Paar Ludwigs¬
burger Musikanten. Im
Anschluß gelangt eine
kleine Kollektion ost-
asiatischer Keramik des
17. und 18. Jahrhunderts
zum Aufruf. Unter den
Möbeln und Einrich¬
tungsgegenständen sind neben einer kölnischen
Eichenholzkredenz mit reichster Intarsia und
einem großen Schweizer Bufett von 1634, hüb-
sche Kommoden, Vitrinen, Schränke, Sofas und
Stühle vom ausgehenden Barock bis zur Bieder-
meierzeit zu erwähnen. Die dekorativen Ge-
mälde der niederländischen Schulen überwiegen
bei weitem, unter den altdeutschen Bildern ist
eine Kreuzigung des Meisters von St. Leon-
hardt (Salzburg um 1470), das früheste.
Gemälde
Brüssel, Vorb. 16./17. Dez.
Die Versteigerung der Galerie Fievez
in Brüssel vom 11.112. Dezember weist sehr
wichtige Bestände an Gemälden alter Meister
auf. Mit Landschaften sind vertreten Jan
Breugel, Frans Francken, C. Dekker, Pieter
Molijn, van Goyen, A. Bloemaert, mit Bildnis-
sen Pieter Breugel d. J., Largilliere, de Grebber,
Simon de Vos u. a. Daneben verzeichnet man eine
Geburt Christi von Elsheimer, einige frühe
Heiligendarstellungen des späten 15. Jahr-
hunderts, ein Geldwechslerbild von Marinus
Antiquitäten
Wien, Vorb. 15.—17. Dez.
Das Wiener Dorotheum bringt vom
15.—17.' Dezember Gemälde alter Meister,
Miniaturen, Graphik, Glas, Porzellan, Silber
und Metallarbeiten aus verschiedenem Besitz
zur Versteigerung. Besondere Beachtung ver-
dienen die schönen Sammlungen von Porzellan
und altem Zinn.
Gemälde,
Kunstgewerbe
Stockholm, Vorb. 14.—16. Dez.
Der Katalog Nr. 287, dessen Erscheinen mit
dem fünfzigjährigen Bestehen der Firma
H. Bukowski in Stockholm zusammenfällt,
zeigt für die Tage vom 14.—16. Dezember ein
Auktionsmaterial von besonders schöner Quali-
tät an. Unter den Gemälden findet man eine
Reihe repräsentativer alter schwedischer Bild-
nisse, daneben gute Niederländer, deren Haupt-
stück die große, hier abgebildete Landschaft
von Jacob van Ruisdael bildet, die schon in der
Versteigerung Dünn 1828 in London auftauchte
und in der gesamten Literatur bekannt ist.
Es folgt Mobiliar des 17. und 18. Jahrhunderts
und reiche Bestände an kunstgewerblichen Ar-
beiten, vor allem Silber, Porzellan, Glas, Ost-
asiatica u. a.
Alte Gemälde
Paris, Vorb. 14. Dez.
Die Sammlung M. d ’ E s t a i 11 e u r , die am
14. Dezember im Hotel Drouot durch
Me Ader und die Experten MM. F e r a 1,
C a t r o u x und Max-Kann versteigert wird,
umfaßt schöne Bestände an Gemälden alter
Meister. Der Katalog nennt Arbeiten von
Boucher, Coypel, Gillot, Isabey, Leprince,
J. van Ruisdael, Landschaft
103,7 : 125 cm — Kat .-Nr. 90
Versteigerung — Vente — Sale:
H Bukowski, Stockholm, 14.—16. Dezember 1932
Mignard, Moreau, Oudry, Pannini, van Loo
oder deren nächster Umgebung.
Sam ml ungJulesStrauss
Paris, Vorb. 15. Dez.
Die modernen Gemälde der Sammlung Ju-
les Strauss, die am 15. Dezember in der Ga-
lerie Georges Petit durch Mcs H. B a u -
doin und A. Bellier sowie die Experten J. Hes-
sel und E. Bignou aufgelöst wird, umfassen
eine Anzahl der berühmtesten Werke des fran-
zösischen Impressionismus. Wir erinnern nur
an die lange Serie der Gemälde Renoirs, deren
berühmtestes das 1882 entstandene Bildnis
Richard Wagners ist, an die „Dormeuse“ von
Courbet, die Reihe der Arbeiten von Degas, an
zwei oft ausgestellte Gemälde von Delacroix,
die „Mademoiselle Rose“ von 1824 und die
Kreuzigung von 1853, an Manets „Portrait de
Berthe Morisot au manchon“, das 1868—69 ent-
standen ist, an verschiedene Landschaften Mo-
nets aus den achtziger Jahren und einige Land-
schaften von Sisley. Man darf den Ergebnissen
dieser 85 wirklich auserwählte Nummern um-
fassenden V ersteigerung mit Interesse ent-
gegensehen.
Gobelins
London, Vorb. 15. Dez.
Die aus einer namhaften kontinentalen
Sammlung stammenden Textilien, die
Mitte Dezember bei Christie’s zur Ver-
steigerung gelangen, sind von einer Qualität,
wie sie heute auf dem Markt nur selten noch
anzutreffen ist. Neben italienischen, flämi-
schen und französischen Stickereien des
16. Jahrhunderts, setzt sich die Sammlung
hauptsächlich aus erlesenen, teilweise unter-
einander zyklisch verbundenen Brüsseler und
Liller Gobelins des 18. Jahrhunderts zusam-
men; ein Paar ausgezeichneter Aubussons und
eine Serie von Gobelins aus der Manufaktur
in Soho ergänzen die Sammlung nach der
französischen und der englischen Seite hin. —
Außerdem kommen im Laufe der gleichen Ver-
steigerung englische und französische Por-
zellanfiguren aus verschiedenem Privat-
besitz, sowie eine beträchtliche Anzahl
Möbel, vorwiegend gute englische Stücke
des 17. und 18. Jahrhunderts, zum Ausgebot.
Englisches Mobiliar
London, Vorb. 16. Dez.
Die Sotheby - Auktion vom 16. Dezember
vereinigt außer kunstgewerblichen Arbeiten
verschiedener Art mit interessanten Stücken
ein hervorragend schönes Material englischer
Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts, neben wert-
vollen Einzelstücken ganze Sitzmöbelgarnituren
und Sessel mit alten Bezügen.
Auktionsnachberichte
Sammlung
George Blumenthal
Paris, Nachb. 1.—2. Dez.
(Vorb. in Nr. 47, S. 3)
Die seit langem mit größter Spannung er-
wartete Auktion der Sammlung George Blu-
menthal, die von Mes B i g n o n und Ader
sowie den Experten MM. Feral, Catroux,
Rousseau, Mannheim und Pape in der
Galerie Georges Petit durchgeführt
wurde, übertraf mit einem Gesamtergebnis von
etwa 8 340 000 fr. die an sich nicht niedrigen
Schätzungen der Sachverständigen um über
dreiviertel Millionen. Ein außerordentlicher
Erfolg der französischen Kunst des Dixhui-
tieme wie des Pariser Marktes! Die ersten
großen Preise der Versteigerung wurden bei
Literatur
Bücher
J. Denuce: Inventare von Kunstsammlungen zu
Antwerpen im 16. und 17. Jahrhundert. (Quel-
len zur Geschichte der flämischen Kunst,
Bd. II.) Verlag „De S i k k e 1“, Kruis-
hofstraat 223, Antwerpen, 1932.
Die Bedeutung Antwerpens im 16. und
17. Jahrhundert als Kunststadt rechtfertigt ohne
weiteres die Herausgabe dieses stattlichen Ban-
des, dessen Bedeutung als Beitrag zur Geschichte
des Sammelwesens gleichbedeutend neben dem
lokalgeschichtlichen und historiographischen Wert
steht. Mit außerordentlichem Fleiß hat der
Antwerpener Stadtarchivar alle mit dem Be-
stehen von Kunstsammlungen in Verbindung zu
bringende Protokolle und Inventare zusammen-
gestellt, nur um unwesentliche Längen ■— vor
allem was die allgemeine Beschreibung der
Innenausstattungen und des künstlerischen
Hausrats betrifft — gekürzt, so daß hier ein
wichtiges Quellenbuch für die Herkunft der aus
Antwerpen stammenden Gemälde geschaffen ist.
Ein Verdienst, das auch kaum dadurch geschmä-
lert wird, daß der Abdruck der bereits früher
von van den Branden im „Archievenblad“
publizierten Inventare ohne Korrektur an Hand
der Originale erfolgte, was bei verschiedenen
Künstlernamen leicht zu falschen Deutungen
Anlaß gibt. Das sehr kritische Register, das
Herrn Dr. Ludwig Burchard verdankt wird,
stellt hier manches richtig. D.
L. B. Powell, Jacob Epstein. Verlag Chap-
man & Hall, London 1932.
Powell widmet dem Schaffen des russisch-pol-
nischen Bildhauers, der innerhalb der heutigen
englischen Kunst eine führende Stellung einzu-
nehmen scheint, ein ebenso enthusiastisches wie
liebevoll gearbeitetes Buch. Epstein selbst würde
auf dem Kontinent vermutlich nie die ungewöhn-
liche Geltung errungen haben, die ihm das eng-
lische Publikum zollt. Ohne eine gewisse
plastische Ausdruckskraft, ohne ein bemerkens-
wertes künstlerisches Temperament zu verkennen,
können wir doch in Epsteins Arbeiten ein bis zur
Imitation gehendes Archäologisieren, einen bis
ins Panoptikum reichenden, unfruchtbaren Na-
turalismus und ein unangenehm genialisches
Gebaren, das sich oft genug billiger Wirkungs-
mittel bedient, nicht übersehen. Kein Gestalter,
sondern ein wendiger Interpret, der von Ägypten
bis Rodin zu Hause ist.
Paul Giemen, Kunst und Künstler in Not. Ver-
lag E. A. Seemann, Leipzig 1932.
In Form eines Dreigesprächs, das zwischen
einem Kunstfreund, einem Professor und einem
Maler geführt wird, unternimmt es der Bonner
Ordinarius für Kunstgeschichte, die problemati-
sche Stellung des Künstlers in der heutigen Ge-
sellschaft und die Ursachen seiner wirtschaft-
lichen Not zu untersuchen. Zwar werden alle
Punkte, die in diesen Fragenkomplex gehören, zur
Sprache gebracht. Leider aber verhindert die
traditionelle Betrachtungsweise C.’s eine tiefere
Einsicht in das behandelte Problem und gelangt
deshalb auch zu keiner Klärung der angeschnitte-
nen Fragen. Der Maler, der in diesem Gespräch
kaum zu Wort kommt, weil ihm Professor und
Kunstfreund abwechselnd die Leviten lesen,
dürfte wohl keinen Anspruch erheben, als Typus
eines heutigen Künstlers genommen zu werden.
Erich Mendelsohn, Der schöpferische Sinn der
Krise. Verlag Bruno Cassirer, Berlin
1932.
Dem Büchlein liegt ein Vortrag zugrunde, den
M. im Mai 1931 auf dem Kongreß des Interna-
tionalen Verbandes für kulturelle Zusammen-
arbeit in Zürich gehalten hat. Man darf dem Ver-
lag danken, daß er ihn einer breiteren Öffent-
lichkeit zugänglich macht. M. findet im Verlauf
dieser klar aufgebauten, pointierten Rede Formu-
lierungen, die eine Reihe von Erscheinungen,
welche heute im Brennpunkt des Interesses
stehen, schlaglichthaft beleuchten und ins rechte
Verhältnis rücken. Nicht alle dieser etwas apho-
ristischen Formeln, auf die M. die Disziplinen
und politischen Bewegungen unserer Zeit zu brin-
gen sucht, sind glücklich und hiebfest, nicht
immer überwindet der sehr formalistisch ange-
legte Vortrag die Gefahr klangvoller Verein-
fachung komplizierter Fragen. Aber er bleibt
durchaus lesenswert und verdient, daß man sich
mit ihm auseinandersetzt.
Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld: Die Um-
segelung Asiens und Europas auf der „Vega“.
Verlag Brockhaus, Leipzig.
Es entspricht bestimmt einem Bedürfnis,
daß dies seit langer Zeit vergriffene Werk
über die erste Umsegelung der alten Welt
wieder neu herausgebracht ist, Auch heute
noch werden wir von der eindringlichen
Schilderungskunst Nordenskiöld bewegt, und un-
willkürlich erwacht bei Durchblätterung des in-
struktiv bebilderten Buches in einem die vage
Sehnsucht, anstatt das Buch zu rezensieren,
selbst solch eine Reise antreten zu können.
Drucktechnisch sind leider nicht alle Möglich-
keiten ausgeschöpft worden, die dem heutigen
Geschmack und technischen Können entsprechen.
g-
Theodor Zink, Deutsche Volkskunst, Die Pfalz,
mit 231 Abbildungen, Delphin-Verlag, München.
Dieser reich bebilderte Band der bekannten
Serie führt uns in die Pfalz, in ein Gebiet also,
in dem Geist und Temperament der deutschen Art
sich aufs Glücklichste mischen. Ohne weiteres
sieht man dieses in den mit heiterem Sinn und
viel Gefühl für schwungvolle Linie geformten
Gegenständen dortiger Volkskunst. Das Buch ist
ein Baedecker im besten Sinne des Wortes und
reizt, zu reisen und selbst zu sehen. E.
Ernst Polaczek, Volkskunst im Elsaß, mit 200 Bil-
dern, Delphin-Verlag, München.
Deutlich sieht man an Hand vorzüglich ge-
lungener Abbildungen die bereits erdseitigere
Kunst dieses Landstrichs gegenüber der der Pfalz.
Alles steht mit festeren Füßen auf der Erde, die
Figuren schauen derber drein, die Zierrate weisen
nicht mehr die vom Traubensaft beschwingte Linie
auf, kurz, wir haben es hier mit einem sehr seß-
haften, etwas schwerblütigen, mit viel Raum-
gefühl begabten Menschenschlag zu tun. deren
Kunst sehr fest, und Einflüssen nicht leicht zu-
gänglich, in der Landschaft wurzelt. S.
Kataloge
Von kleineren, aber inhaltlich interessanten
Katalogen, die in letzter Zeit erschienen sind,
ist zunächst allgemein zu sagen, daß durchweg in
erheblichem Umfange auf die Wirtschaftslage
Rücksicht genommen worden ist. Nicht nur land-
läufiges Material, sondern auch seltene und ge-
suchte Werke sind jedenfalls jetzt wesentlich
billiger zu haben, als noch vor einiger Zeit. Ob
diese billigen Preise allerdings andauern werden,
erscheint bei der wiederansteigenden Nachfrage
durchaus nicht sicher.
Moderne deutsche Erstausgaben und Pressen-
drucke zeigt Hanns Wolff, München 2, Für-
stenstraße 22, im Katalog 14 an. — Eine Spezial-
sammlung von Werken Slevogts und Liebermanns
wird in dem Verzeichnis 68—69 von P. H. B e y e r
& Sohn, Leipzig, angeboten. Viele Sammler
wird gerade jetzt nach dem Tode Slevogts diese
Liste zur Ergänzung von Lücken im Slevogtwerk
interessant sein. — Adolf Weigels Mittei-
lungen für Bücherfreunde (Nr. 67) führen wieder
viele Raritäten an, vor allem seltene Schmäh-
schriften, eine vollständige Reihe der Veröffent-
lichungen des Leipziger Bibliophilen Abends und
anderes mehr. Den Bibliophilen wird dieses Heft
durch einen Artikel von Hobrecker über Hose-
mann und die Fortsetzung der Conrad Ferdinand
Meyer-Bibliographie besonders wertvoll sein. —
Ferdinand Schöningh zeigt im Antiqua-
riatskatalog 283 Auswahl aus dem Lager und
Neuerwerbungen an. Hier stehen Bücher aus
allen Gebieten alphabetisch geordnet, aber sach-
lich in buntem Durcheinander. Doch lohnt es
sich, den reichhaltigen Katalog gründlich zu stu-
dieren. — Dem immer mehr gepflegten Gebiet der
Kulturgeschichte ist ein ausgezeichnet bearbeite-
ter Katalog von A. Späth, München, gewidmet.
Der Interessent wird, dank der guten Einteilung,
das, was er brauchen kann, leicht auffinden kön-
nen. — Ein Sonderheft über Sprachwissenschaft
zeigt die Neuerwerbungen des Antiquariats
„Der Bücherwur m“ an. — Gilhofer &
Ranschburg haben in einem kleinen Ver-
zeichnis interessante Bücher aus allen Gebieten
zusammengestellt (Katalog 244); darunter ist
auch ein Exemplar von dem berühmten Oeuvre
grave des Watteau von 1735. — Alte medizini-
sche Bücher bringt das Bulletin Nr. 21 von H. W.
Belmore Rom. — Leo S. Olschki setzt in
Nr. 101 seines Bulletin Mensuel seine Katalog-
reihe fort. — Der Bibliofilo Nr. 71 von C. E.
Rappaport, Luzern, bringt Bücher aus allen
Gebieten, darunter auch den Straßburger Ptole-
mäus-Druck von Schott von 1513 und viele andere
seltene und kostbare Bücher.
Zum Schluß sei noch auf einige interessante
und inhaltlich reiche Autographenkataloge ver-
wiesen, und zwar auf die Kataloge von J. A-
Stargardt (Nr. 334) und David Salomon
(Nr. 85).
Einen schönen Lagerkatalog illustrierter
Bücher hat Joseph Baer&Co. soeben heraus-
gebracht. Das reiche Material ist nach den Her-
kunftsländern geordnet. Die wertvollsten Stücke
finden wir unter den Büchern französischer Her-
kunft, so u. a. die „Liaisons dangereuses“ in
dem ersten illustrierten Druck in alten roten
Maroquinbänden; in eben solchen Einbänden eine
Sammlung der Werke von Dorat mit den berühm-
ten Illustrationen in einem Exemplar aus der
Bibliothek von Eugen Beauharnais. Geradezu
begeisternd ist das Exemplar der Contes et Nou-
velles von Lafontaine in der Ausgabe von 176z
mit 17 unterdrückten Illustrationen außer den
üblichen und in einem wunderbaren zeitgenös-
sischen Maroquinband von Deröme.
„Reformation und Gegenreforma-
tion“ nennt sich Katalog Nr. 45 des Antiquariat^
K. Andre in Prag. Wir finden große
heiten wie den Chrysopassus, sowie andere Schn
ten von Eck. Reich vertreten ist auch Erasm
von Rotterdam. Eines der seltensten Werke uo
die Hussiten und Waldenser ist der
mützer Druck von 1501 (Nr. 73 d. K.). In Deuts
land dürften die unter Nr. 77—88 aufgefuhr
Schriften von J. Kraus kaum im Handel
kommen. Recht umfangreich ist auch die
der Lutherschriften (Nr. 92—113). Der ube ,
lieh gedruckte Katalog ist hübsch illustriert
mit großer Sorgfalt bearbeitet.
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 50 vom 11. Dezember 1932
schaftlichen Vorbildes mit und gibt einer zum
Kleinlichen neigenden Form einen tragenden,
weitenden Unterton und damit eine gewisse
Substanz. K.
Ostasiatische Kunst
Die Weihnachtsausstellung bei China-
B o h 1 k e n in Berlin vereinigt eine Fülle des
Interessanten aus allen Gebieten ostasiatischer
Kunst von der Frühzeit bis zum 18. Jahr-
hundert, vom kleinsten Objekt bis zu den
erlesensten Meisterwerken Östasiens. Neben
den kunstgewerblichen Arbeiten in Keramik,
Porzellan und Lack ist vor allem auf die Ge-
mälde und die schöne Kollektion der Plastiken
in Stein, Holz und Bronze hinzuweisen, die
gleichermaßen dem Sammler wie dem Kunst-
liebhaber neue Aspekte weist.
Auktionsvorberichte
Gemälde neuer Meister
Berlin, Vorb. 14. Dez.
Die nächste Versteigerung des Inter-
nationalen Kunst- und Auktions-
hauses bringt neben umfangreichen Bestän-
den an Mobiliar, Plastik, Kunstgewerbe und
Teppichen eine ausgezeichnete Sammlung
neuerer Gemälde zum Ausgebot, aus der beson-
ders Namen wie Adam, Koekkoek, Lesser Ury,
Fromentin, Eckenbrecher, H. Herrmann, Sle-
vogt u. a. hervorstechen.
Schmuck, Golddosen
Berlin, Vorb. 17. Dez.
Hermann Ball und Paul Graupe
versteigern am 17. Dezember Kostbarkeiten
aus einer fürstlichen Schatzkammer. Es han-
delt sich um eine umfangreiche Sammlung von
ungewöhnlich schönen und wertvollen Ob-
jekten. Darunter befinden sich viele wert-
volle Perl- und Brillantschmuckstücke, z. T.
mit Steinen von beträchtlicher, nicht oft vor-
kommender Größe und Schönheit der Farben;
ferner viele Preziosen aus Gold und Edel-
steinen und schließlich etwa 30 Gold-Emaille-
Dosen von hervorragender Qualität aus der
Louis XV- und Louis XVI-Zeit, von denen
viele von den ersten Pariser Meistern der Zeit
stammen.
Münzen
Frankfurt a. M„ Vorb. 14. Dez.
Adolph E. Cahn versteigert am vor-
stehenden Datum den siebenten Teil des fürst-
lich fürstenbergischen Münzkabinetts zu
Donaueschingen. Dieser Teil umfaßt die Ge-
biete Lothringen, der französischen Feodalen,
der Merowinger und Karolinger sowie der
französischen Könige bis inkl. Franz I. Wie
stets orientiert ein ausgezeichnet mit Licht-
drucktafeln ausgestatteter Katalog über das
Material. Von den insgesamt 1563 Nrn. des
Katalogs heben wir den kleinen Taler von
Anthonius. (Kat. Nr. 135) rückseitig mit dem
lothringischen Wappenschild auf Mantel her-
vor. Nicht weniger selten ist der große Taler
der Abtei Gorze von 1608 (Kat. Nr. 286),
ebenso eine große Rarität Kat. Nr. 302 Sankt-
Mihiel, Plaque. Die Vorderseite zeigt den
Herzog Robert in schwerer Bewaffnung auf
einem Turnierpferd, rückseitig Blumenkreuz
in Vierpaß. Von diesem Exemplar ist nur noch
ein zerbrochenes Stück im Museum Bar-le-Duc
bekannt. Es ist uns aus Platzraum unmöglich,
alle großen Seltenheiten in dieser ausgezeich-
neten Sammlung hier anzuführen. Wir be-
schränken uns darauf, 2 Unica noch zu nennen,
und zwar die beiden Goldsolidus von Uzes von
Karl dem Großen (Kat. Nr. 1198/99), mit dem
Karolusmonogramm, rückseitig einen liegenden
Krummstab.
van Roemerswaele, eine „Vision des heiligen
Antonius“ von Murillo, eine interessante „Dorf-
hochzeit“ von A. van Ostade u. a. Es folgen
Werke neuerer, meist belgischer Maler und
Antiquitäten verschiedenster Art.
Porzellane,
Kunstge werbe
München, Vorb. 14./15. Dez.
Am 14. und 15. Dezember findet bei Hugo
H e 1 b i n g eine Versteigerung statt, die eine
bedeutende Porzellansammlung aus westdeut-
schem Privatbesitz, sowie altes Kunstgewerbe,
Gemälde und Handzeichnungen alter Meister
aus deutschem Adels- und Privatbesitz umfaßt.
Den Hauptbestand der Porzellansammlung bil-
den die Gefäße, an erster Stelle stehen die
Meißener Geschirre aus der Blütezeit der Ma-
nufaktur um 1730 mit den Goldchinesen oder
den bunten Chinesenbildern in der Art Herolds.
Gemäß dem Entstehungsort der Sammlung
wurden auch die in der Rheingegend gelegenen
Fabriken liebevoll berücksichtigt. Frankenthal
ist mit einem außer¬
ordentlich schön gemal-
ten Kaffee- und Teeser-
vice mitWatteau-Szenen
und mit verschiedenen
Geschirren ebenso
glücklich vertreten wie
Höchst mit einigen sel-
tenen Gefäßformen mit
ausgezeichneter Fein-
malerei und dem rei-
zenden Rokokowand-
Ührchen. Von Nymphen¬
burg, Ludwigsburg und
Fulda sind einige cha¬
rakteristische Proben
vorhanden; von der
Figurenplastik nennen
wir neben einigen Mei-
ßener frühen Modellen
und einer Kaminuhr m
Goldbronzemontierung
eine seltene, nicht bei
Hofmann aufgeführte
Frankenthaler Schäfer-
gruppe, Modell von Lanz
und ein Paar Ludwigs¬
burger Musikanten. Im
Anschluß gelangt eine
kleine Kollektion ost-
asiatischer Keramik des
17. und 18. Jahrhunderts
zum Aufruf. Unter den
Möbeln und Einrich¬
tungsgegenständen sind neben einer kölnischen
Eichenholzkredenz mit reichster Intarsia und
einem großen Schweizer Bufett von 1634, hüb-
sche Kommoden, Vitrinen, Schränke, Sofas und
Stühle vom ausgehenden Barock bis zur Bieder-
meierzeit zu erwähnen. Die dekorativen Ge-
mälde der niederländischen Schulen überwiegen
bei weitem, unter den altdeutschen Bildern ist
eine Kreuzigung des Meisters von St. Leon-
hardt (Salzburg um 1470), das früheste.
Gemälde
Brüssel, Vorb. 16./17. Dez.
Die Versteigerung der Galerie Fievez
in Brüssel vom 11.112. Dezember weist sehr
wichtige Bestände an Gemälden alter Meister
auf. Mit Landschaften sind vertreten Jan
Breugel, Frans Francken, C. Dekker, Pieter
Molijn, van Goyen, A. Bloemaert, mit Bildnis-
sen Pieter Breugel d. J., Largilliere, de Grebber,
Simon de Vos u. a. Daneben verzeichnet man eine
Geburt Christi von Elsheimer, einige frühe
Heiligendarstellungen des späten 15. Jahr-
hunderts, ein Geldwechslerbild von Marinus
Antiquitäten
Wien, Vorb. 15.—17. Dez.
Das Wiener Dorotheum bringt vom
15.—17.' Dezember Gemälde alter Meister,
Miniaturen, Graphik, Glas, Porzellan, Silber
und Metallarbeiten aus verschiedenem Besitz
zur Versteigerung. Besondere Beachtung ver-
dienen die schönen Sammlungen von Porzellan
und altem Zinn.
Gemälde,
Kunstgewerbe
Stockholm, Vorb. 14.—16. Dez.
Der Katalog Nr. 287, dessen Erscheinen mit
dem fünfzigjährigen Bestehen der Firma
H. Bukowski in Stockholm zusammenfällt,
zeigt für die Tage vom 14.—16. Dezember ein
Auktionsmaterial von besonders schöner Quali-
tät an. Unter den Gemälden findet man eine
Reihe repräsentativer alter schwedischer Bild-
nisse, daneben gute Niederländer, deren Haupt-
stück die große, hier abgebildete Landschaft
von Jacob van Ruisdael bildet, die schon in der
Versteigerung Dünn 1828 in London auftauchte
und in der gesamten Literatur bekannt ist.
Es folgt Mobiliar des 17. und 18. Jahrhunderts
und reiche Bestände an kunstgewerblichen Ar-
beiten, vor allem Silber, Porzellan, Glas, Ost-
asiatica u. a.
Alte Gemälde
Paris, Vorb. 14. Dez.
Die Sammlung M. d ’ E s t a i 11 e u r , die am
14. Dezember im Hotel Drouot durch
Me Ader und die Experten MM. F e r a 1,
C a t r o u x und Max-Kann versteigert wird,
umfaßt schöne Bestände an Gemälden alter
Meister. Der Katalog nennt Arbeiten von
Boucher, Coypel, Gillot, Isabey, Leprince,
J. van Ruisdael, Landschaft
103,7 : 125 cm — Kat .-Nr. 90
Versteigerung — Vente — Sale:
H Bukowski, Stockholm, 14.—16. Dezember 1932
Mignard, Moreau, Oudry, Pannini, van Loo
oder deren nächster Umgebung.
Sam ml ungJulesStrauss
Paris, Vorb. 15. Dez.
Die modernen Gemälde der Sammlung Ju-
les Strauss, die am 15. Dezember in der Ga-
lerie Georges Petit durch Mcs H. B a u -
doin und A. Bellier sowie die Experten J. Hes-
sel und E. Bignou aufgelöst wird, umfassen
eine Anzahl der berühmtesten Werke des fran-
zösischen Impressionismus. Wir erinnern nur
an die lange Serie der Gemälde Renoirs, deren
berühmtestes das 1882 entstandene Bildnis
Richard Wagners ist, an die „Dormeuse“ von
Courbet, die Reihe der Arbeiten von Degas, an
zwei oft ausgestellte Gemälde von Delacroix,
die „Mademoiselle Rose“ von 1824 und die
Kreuzigung von 1853, an Manets „Portrait de
Berthe Morisot au manchon“, das 1868—69 ent-
standen ist, an verschiedene Landschaften Mo-
nets aus den achtziger Jahren und einige Land-
schaften von Sisley. Man darf den Ergebnissen
dieser 85 wirklich auserwählte Nummern um-
fassenden V ersteigerung mit Interesse ent-
gegensehen.
Gobelins
London, Vorb. 15. Dez.
Die aus einer namhaften kontinentalen
Sammlung stammenden Textilien, die
Mitte Dezember bei Christie’s zur Ver-
steigerung gelangen, sind von einer Qualität,
wie sie heute auf dem Markt nur selten noch
anzutreffen ist. Neben italienischen, flämi-
schen und französischen Stickereien des
16. Jahrhunderts, setzt sich die Sammlung
hauptsächlich aus erlesenen, teilweise unter-
einander zyklisch verbundenen Brüsseler und
Liller Gobelins des 18. Jahrhunderts zusam-
men; ein Paar ausgezeichneter Aubussons und
eine Serie von Gobelins aus der Manufaktur
in Soho ergänzen die Sammlung nach der
französischen und der englischen Seite hin. —
Außerdem kommen im Laufe der gleichen Ver-
steigerung englische und französische Por-
zellanfiguren aus verschiedenem Privat-
besitz, sowie eine beträchtliche Anzahl
Möbel, vorwiegend gute englische Stücke
des 17. und 18. Jahrhunderts, zum Ausgebot.
Englisches Mobiliar
London, Vorb. 16. Dez.
Die Sotheby - Auktion vom 16. Dezember
vereinigt außer kunstgewerblichen Arbeiten
verschiedener Art mit interessanten Stücken
ein hervorragend schönes Material englischer
Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts, neben wert-
vollen Einzelstücken ganze Sitzmöbelgarnituren
und Sessel mit alten Bezügen.
Auktionsnachberichte
Sammlung
George Blumenthal
Paris, Nachb. 1.—2. Dez.
(Vorb. in Nr. 47, S. 3)
Die seit langem mit größter Spannung er-
wartete Auktion der Sammlung George Blu-
menthal, die von Mes B i g n o n und Ader
sowie den Experten MM. Feral, Catroux,
Rousseau, Mannheim und Pape in der
Galerie Georges Petit durchgeführt
wurde, übertraf mit einem Gesamtergebnis von
etwa 8 340 000 fr. die an sich nicht niedrigen
Schätzungen der Sachverständigen um über
dreiviertel Millionen. Ein außerordentlicher
Erfolg der französischen Kunst des Dixhui-
tieme wie des Pariser Marktes! Die ersten
großen Preise der Versteigerung wurden bei
Literatur
Bücher
J. Denuce: Inventare von Kunstsammlungen zu
Antwerpen im 16. und 17. Jahrhundert. (Quel-
len zur Geschichte der flämischen Kunst,
Bd. II.) Verlag „De S i k k e 1“, Kruis-
hofstraat 223, Antwerpen, 1932.
Die Bedeutung Antwerpens im 16. und
17. Jahrhundert als Kunststadt rechtfertigt ohne
weiteres die Herausgabe dieses stattlichen Ban-
des, dessen Bedeutung als Beitrag zur Geschichte
des Sammelwesens gleichbedeutend neben dem
lokalgeschichtlichen und historiographischen Wert
steht. Mit außerordentlichem Fleiß hat der
Antwerpener Stadtarchivar alle mit dem Be-
stehen von Kunstsammlungen in Verbindung zu
bringende Protokolle und Inventare zusammen-
gestellt, nur um unwesentliche Längen ■— vor
allem was die allgemeine Beschreibung der
Innenausstattungen und des künstlerischen
Hausrats betrifft — gekürzt, so daß hier ein
wichtiges Quellenbuch für die Herkunft der aus
Antwerpen stammenden Gemälde geschaffen ist.
Ein Verdienst, das auch kaum dadurch geschmä-
lert wird, daß der Abdruck der bereits früher
von van den Branden im „Archievenblad“
publizierten Inventare ohne Korrektur an Hand
der Originale erfolgte, was bei verschiedenen
Künstlernamen leicht zu falschen Deutungen
Anlaß gibt. Das sehr kritische Register, das
Herrn Dr. Ludwig Burchard verdankt wird,
stellt hier manches richtig. D.
L. B. Powell, Jacob Epstein. Verlag Chap-
man & Hall, London 1932.
Powell widmet dem Schaffen des russisch-pol-
nischen Bildhauers, der innerhalb der heutigen
englischen Kunst eine führende Stellung einzu-
nehmen scheint, ein ebenso enthusiastisches wie
liebevoll gearbeitetes Buch. Epstein selbst würde
auf dem Kontinent vermutlich nie die ungewöhn-
liche Geltung errungen haben, die ihm das eng-
lische Publikum zollt. Ohne eine gewisse
plastische Ausdruckskraft, ohne ein bemerkens-
wertes künstlerisches Temperament zu verkennen,
können wir doch in Epsteins Arbeiten ein bis zur
Imitation gehendes Archäologisieren, einen bis
ins Panoptikum reichenden, unfruchtbaren Na-
turalismus und ein unangenehm genialisches
Gebaren, das sich oft genug billiger Wirkungs-
mittel bedient, nicht übersehen. Kein Gestalter,
sondern ein wendiger Interpret, der von Ägypten
bis Rodin zu Hause ist.
Paul Giemen, Kunst und Künstler in Not. Ver-
lag E. A. Seemann, Leipzig 1932.
In Form eines Dreigesprächs, das zwischen
einem Kunstfreund, einem Professor und einem
Maler geführt wird, unternimmt es der Bonner
Ordinarius für Kunstgeschichte, die problemati-
sche Stellung des Künstlers in der heutigen Ge-
sellschaft und die Ursachen seiner wirtschaft-
lichen Not zu untersuchen. Zwar werden alle
Punkte, die in diesen Fragenkomplex gehören, zur
Sprache gebracht. Leider aber verhindert die
traditionelle Betrachtungsweise C.’s eine tiefere
Einsicht in das behandelte Problem und gelangt
deshalb auch zu keiner Klärung der angeschnitte-
nen Fragen. Der Maler, der in diesem Gespräch
kaum zu Wort kommt, weil ihm Professor und
Kunstfreund abwechselnd die Leviten lesen,
dürfte wohl keinen Anspruch erheben, als Typus
eines heutigen Künstlers genommen zu werden.
Erich Mendelsohn, Der schöpferische Sinn der
Krise. Verlag Bruno Cassirer, Berlin
1932.
Dem Büchlein liegt ein Vortrag zugrunde, den
M. im Mai 1931 auf dem Kongreß des Interna-
tionalen Verbandes für kulturelle Zusammen-
arbeit in Zürich gehalten hat. Man darf dem Ver-
lag danken, daß er ihn einer breiteren Öffent-
lichkeit zugänglich macht. M. findet im Verlauf
dieser klar aufgebauten, pointierten Rede Formu-
lierungen, die eine Reihe von Erscheinungen,
welche heute im Brennpunkt des Interesses
stehen, schlaglichthaft beleuchten und ins rechte
Verhältnis rücken. Nicht alle dieser etwas apho-
ristischen Formeln, auf die M. die Disziplinen
und politischen Bewegungen unserer Zeit zu brin-
gen sucht, sind glücklich und hiebfest, nicht
immer überwindet der sehr formalistisch ange-
legte Vortrag die Gefahr klangvoller Verein-
fachung komplizierter Fragen. Aber er bleibt
durchaus lesenswert und verdient, daß man sich
mit ihm auseinandersetzt.
Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld: Die Um-
segelung Asiens und Europas auf der „Vega“.
Verlag Brockhaus, Leipzig.
Es entspricht bestimmt einem Bedürfnis,
daß dies seit langer Zeit vergriffene Werk
über die erste Umsegelung der alten Welt
wieder neu herausgebracht ist, Auch heute
noch werden wir von der eindringlichen
Schilderungskunst Nordenskiöld bewegt, und un-
willkürlich erwacht bei Durchblätterung des in-
struktiv bebilderten Buches in einem die vage
Sehnsucht, anstatt das Buch zu rezensieren,
selbst solch eine Reise antreten zu können.
Drucktechnisch sind leider nicht alle Möglich-
keiten ausgeschöpft worden, die dem heutigen
Geschmack und technischen Können entsprechen.
g-
Theodor Zink, Deutsche Volkskunst, Die Pfalz,
mit 231 Abbildungen, Delphin-Verlag, München.
Dieser reich bebilderte Band der bekannten
Serie führt uns in die Pfalz, in ein Gebiet also,
in dem Geist und Temperament der deutschen Art
sich aufs Glücklichste mischen. Ohne weiteres
sieht man dieses in den mit heiterem Sinn und
viel Gefühl für schwungvolle Linie geformten
Gegenständen dortiger Volkskunst. Das Buch ist
ein Baedecker im besten Sinne des Wortes und
reizt, zu reisen und selbst zu sehen. E.
Ernst Polaczek, Volkskunst im Elsaß, mit 200 Bil-
dern, Delphin-Verlag, München.
Deutlich sieht man an Hand vorzüglich ge-
lungener Abbildungen die bereits erdseitigere
Kunst dieses Landstrichs gegenüber der der Pfalz.
Alles steht mit festeren Füßen auf der Erde, die
Figuren schauen derber drein, die Zierrate weisen
nicht mehr die vom Traubensaft beschwingte Linie
auf, kurz, wir haben es hier mit einem sehr seß-
haften, etwas schwerblütigen, mit viel Raum-
gefühl begabten Menschenschlag zu tun. deren
Kunst sehr fest, und Einflüssen nicht leicht zu-
gänglich, in der Landschaft wurzelt. S.
Kataloge
Von kleineren, aber inhaltlich interessanten
Katalogen, die in letzter Zeit erschienen sind,
ist zunächst allgemein zu sagen, daß durchweg in
erheblichem Umfange auf die Wirtschaftslage
Rücksicht genommen worden ist. Nicht nur land-
läufiges Material, sondern auch seltene und ge-
suchte Werke sind jedenfalls jetzt wesentlich
billiger zu haben, als noch vor einiger Zeit. Ob
diese billigen Preise allerdings andauern werden,
erscheint bei der wiederansteigenden Nachfrage
durchaus nicht sicher.
Moderne deutsche Erstausgaben und Pressen-
drucke zeigt Hanns Wolff, München 2, Für-
stenstraße 22, im Katalog 14 an. — Eine Spezial-
sammlung von Werken Slevogts und Liebermanns
wird in dem Verzeichnis 68—69 von P. H. B e y e r
& Sohn, Leipzig, angeboten. Viele Sammler
wird gerade jetzt nach dem Tode Slevogts diese
Liste zur Ergänzung von Lücken im Slevogtwerk
interessant sein. — Adolf Weigels Mittei-
lungen für Bücherfreunde (Nr. 67) führen wieder
viele Raritäten an, vor allem seltene Schmäh-
schriften, eine vollständige Reihe der Veröffent-
lichungen des Leipziger Bibliophilen Abends und
anderes mehr. Den Bibliophilen wird dieses Heft
durch einen Artikel von Hobrecker über Hose-
mann und die Fortsetzung der Conrad Ferdinand
Meyer-Bibliographie besonders wertvoll sein. —
Ferdinand Schöningh zeigt im Antiqua-
riatskatalog 283 Auswahl aus dem Lager und
Neuerwerbungen an. Hier stehen Bücher aus
allen Gebieten alphabetisch geordnet, aber sach-
lich in buntem Durcheinander. Doch lohnt es
sich, den reichhaltigen Katalog gründlich zu stu-
dieren. — Dem immer mehr gepflegten Gebiet der
Kulturgeschichte ist ein ausgezeichnet bearbeite-
ter Katalog von A. Späth, München, gewidmet.
Der Interessent wird, dank der guten Einteilung,
das, was er brauchen kann, leicht auffinden kön-
nen. — Ein Sonderheft über Sprachwissenschaft
zeigt die Neuerwerbungen des Antiquariats
„Der Bücherwur m“ an. — Gilhofer &
Ranschburg haben in einem kleinen Ver-
zeichnis interessante Bücher aus allen Gebieten
zusammengestellt (Katalog 244); darunter ist
auch ein Exemplar von dem berühmten Oeuvre
grave des Watteau von 1735. — Alte medizini-
sche Bücher bringt das Bulletin Nr. 21 von H. W.
Belmore Rom. — Leo S. Olschki setzt in
Nr. 101 seines Bulletin Mensuel seine Katalog-
reihe fort. — Der Bibliofilo Nr. 71 von C. E.
Rappaport, Luzern, bringt Bücher aus allen
Gebieten, darunter auch den Straßburger Ptole-
mäus-Druck von Schott von 1513 und viele andere
seltene und kostbare Bücher.
Zum Schluß sei noch auf einige interessante
und inhaltlich reiche Autographenkataloge ver-
wiesen, und zwar auf die Kataloge von J. A-
Stargardt (Nr. 334) und David Salomon
(Nr. 85).
Einen schönen Lagerkatalog illustrierter
Bücher hat Joseph Baer&Co. soeben heraus-
gebracht. Das reiche Material ist nach den Her-
kunftsländern geordnet. Die wertvollsten Stücke
finden wir unter den Büchern französischer Her-
kunft, so u. a. die „Liaisons dangereuses“ in
dem ersten illustrierten Druck in alten roten
Maroquinbänden; in eben solchen Einbänden eine
Sammlung der Werke von Dorat mit den berühm-
ten Illustrationen in einem Exemplar aus der
Bibliothek von Eugen Beauharnais. Geradezu
begeisternd ist das Exemplar der Contes et Nou-
velles von Lafontaine in der Ausgabe von 176z
mit 17 unterdrückten Illustrationen außer den
üblichen und in einem wunderbaren zeitgenös-
sischen Maroquinband von Deröme.
„Reformation und Gegenreforma-
tion“ nennt sich Katalog Nr. 45 des Antiquariat^
K. Andre in Prag. Wir finden große
heiten wie den Chrysopassus, sowie andere Schn
ten von Eck. Reich vertreten ist auch Erasm
von Rotterdam. Eines der seltensten Werke uo
die Hussiten und Waldenser ist der
mützer Druck von 1501 (Nr. 73 d. K.). In Deuts
land dürften die unter Nr. 77—88 aufgefuhr
Schriften von J. Kraus kaum im Handel
kommen. Recht umfangreich ist auch die
der Lutherschriften (Nr. 92—113). Der ube ,
lieh gedruckte Katalog ist hübsch illustriert
mit großer Sorgfalt bearbeitet.