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18. DEZEMBER 1932

VI. JAHRGANG, Nr. 51/52


ART^WORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT LMONDErfsAKIS
DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

D I E

Erscheint jeden Sonntag im Welt kunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
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Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM-BI BLOGRAPHIKON
Inh. Dr. Hans Wertheim Alt© Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

Die neuen
Dürerzeichnungen der Albertina

Im Rahmen der vom Verein der Museums-
freunde veranstalteten Vorträge führte der
Direktor der Albertina, Hofrat Professor D r.
Alfred Stix, die neuerworbenen Dürer-
zeichnungen der Albertina zum ersten Male
einem größeren Publikum vor. Mit ihnen
kehren vermutlich Blätter, die zum ursprüng-
lichen Stock der Dürerzeichnungen des Her-
zogs Albert von Sachsen-Teschen gehörten
und nach seinem Tode widerrechtlich ver-

Der Feiertage halber sind wir außerstande
gesetzt, am 25. Dezember eine Nummer heraus-
zugeben. Wir sehen uns daher gezwungen,
die heutige Nummer als Doppelnummer 51
und 52 erscheinen zu lassen.
Der neue VII. Jahrgang der WELTKUNST
beginnt mit Nr. 1 vom 1. Januar 1933.
WELTKUNST-VERLAG

äußert wurden, wieder an ihren ursprünglichen
Platz zurück. Sie bedeuten für die heutige
Albertina eine hervorragende Bereicherung, da
sie zu der immerhin größten Dürersammlung
ganz gesicherte Stücke von ausgesuchter
künstlerischer Qualität hinzufügen und die
Weltgeltung der Dürersammlung der Albertina
noch erhöhen.
Das früheste Blatt ist ein doppelseitiges
Studienblatt, dessen Vorderseite Studien nach
Dürers linker Hand — eine Blume haltend und
zur Feige geballt — darstellt (Abbildung

S. 2). Sie geht über das frühe Selbstbild-
nis von 1484 der Albertina weit hinaus und
besitzt die gleiche eindringliche Charakteri-

Albrecht Dürer, Handstudie zum Nürnberger
Bildnis Maximilians. 1519
Neuerwerbung der Albertina, Wien


sierung, die im Erlanger Selbstbildnis das erste
Mal zutage tritt. Die Zeichnung atmet noch
die ganze künstlerische Intensität gotischen

Fühlens und Schauens. In unruhigem Duktus
umfährt die Feder die Konturen der Hand des
Künstlers, die bei seinen Zeitgenossen als aus-
gesprochen schön galt. In unerbittlichem
Realismus bringt die noch kalligraphische Mo-
dellierung die einzelnen Falten und Fältchen
zur Darstellung. Sie ist ein glänzendes Bei-
spiel für Dürers frühen Zeichenstil, der in der
Unsumme von Einzelheiten und Zufälligkeiten
dem Wesen der Dinge nachspürt und in den
reifen Werken das Allgemeingültige, den
„Canon“ herauszuarbeiten versucht. Die späte-
ren Zeichnungen nach seinen Händen weisen
eine vielleicht formvollendetere Wiedergabe
auf, — die Hand selbst hat durch die manuelle
künstlerische Arbeit ihre Schönheit eingebüßt,
ist aber dafür um so ausdrucksvoller geworden
— aber die frische Unmittelbarkeit, gepaart
mit starkem Gefühl, weisen mehr die frühen
Blätter auf. Die Zeichnung läßt sich durch die
Zusammenhänge mit dem Pariser Selbstbildnis
und dem in einer Kopie in Darmstadt er-
haltenen Jünglingsporträt, das auf der Rück-
seite der Zeichnung aufscheint, auf das Jahr
1493 fixieren. Die Rückseite scheint außerdem
nicht Modellzeichnungen, sondern gelegentliche
flüchtige Studien festzuhalten, wie besonders
ein deutsches junges Mädchen, das in der
ganzen Frische und dem Frohsinn seiner ge-
sunden Jugend erfaßt ist.
Einen willkommenen Zuwachs zu den schon
vorhandenen Studien zum Rosenkranzfest, das
Dürer anläßlich seines zweiten Aufenthalts in
Venedig im Jahre 1506 für die kleine Kirche
des Fondaco dei Tedesci gemalt hat, bilden
zwei weitere Blätter, Studien zu den Händen
der Madonna und des heiligen Dominikus.
Gegenüber den früheren weisen sie eine andere
Technik und Art auf. Die Hand wird in breit-
zeichnendem Pinsel auf graues Papier ge-
bracht, Weißhöhungen vollenden die weiche,
meisterhafte Modellierung. Der Tropfen Ex-
pressionismus der frühen Blätter ist gewichen
und hat künstlerischem Forscherinteresse


Albrecht Dürer
Handstudien zur „Maria mit dem Wickelkind“. 1520
Neuerwerbung der Albertina, Wien

Platz gemacht. Im Zusammenhang mit den
Proportionsstudien und dem Streben nach Maß
und Ordnung in der menschlichen Gestalt, das
in den konstruierten Figuren seinen Nieder-
schlag findet, interessiert ihn jetzt der innere
Bau. Die Gelenke sind klar geschieden, die
Innenmodellierung nicht mehr kalligraphisch,
sondern plastisch durchgeführt. Bezeichnender-

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