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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 4.1888

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Lessing, Julius: Das Porzellangeschirr Sulkowski
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https://doi.org/10.11588/diglit.4087#0053

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Kunfigcmcrbcblült, 4. 3"^gang.

ZTo.

Das po^ellartgefdjtrr Sulfotpsft.

Port 3ulius Seffing.
fjicrju eine Eafel unb ^tret SIbbilbmtgen im Cejt.

SDa§ gormeugebiet be§ 5ßoräelIan§ ift, fett-
bem man ber Sunft be§ borigen gafjrt]unbert§
roieber ernftcjafte SBeadjtung fdrjenft, ein ©egem-
ftanb btelfacrjer Erörterung geroorben. Man
wirb ofjne roeitereS gttgeben, bafj srDtfdtjen bem
^DVäeüan unb bem 9?ofofo eine 2trt bon ©eifie§-
bermanbtfdjaft befielt; barüber Innau§ Ijat man
ertlärt, baf3 mir im ^orjeltait ben eigentlichen
Präger be§ 9toWo ju feljen Ijaben, bafc ferner
Pie <*)i«eftfd)en Elemente burdj ba§ ^or^ltan
m bie Sunft be§ borigen Safjrf)unbert§ f)metn-
getragen feien, fo baß ber 9?ofoloftil al§ eine

Siefe Säten fehlen teiber un§ alten; e§
ift eine fetjr fühlbare Surfe in unferer gadj-
litteratttr, bafj mir bon ber ©efct)id)te be§
SDieifjener $or5eIlan§ fo menig miffen; benn
toenn mir audj bon ©emper§ Sdtfidjt bieleg
'r)erunterftreid)en muffen, fo unterliegt e§ bod)
feinem ^Weifet, bafj um bie SOfitte be§ borigen
Sal;rfjunbert§ ba§ Sßorgetlan ber midjtigfte Zvä*
ger ber ®teinfitnft getoefen ift; bie beften
Gräfte ber Söilbrjauerlunft, meiere fict) fonft ber
Strbeit in Söronse ober Elfenbein gemibmet
fjatten, maren feit etma 1720 für bie 5)3oräeItan-

rt öon ^inefentum in ber europäiferjen Sunft manufafturen ttjatig unb blieben e§ bi§ sur 9?e-

ä" fißäetcrjnen fei, unb rein Geringerer al§

©ottfrieb ©emper Ijat behauptet, baf§ int £u-

jammenfjange mit ber Erfinbung be§ «por^ellanä

tn Bresben „bem llrftije atte§ 3opfe§" ba$

ciGentttdtje SRofofo geboren fei unb erft buret)

ct"e fcidt)ftfcf)e sßrinseffin unb bereit 5ßorsetIan-

9erät nactj S8erfaitte§ berpfTanat fei.

Sn biefer im Saljre 1863 bon ©emper

gefcrjrteBenen Beurteilung (@til II, 181) merben

atlerbingS bie Sßeäeictjnungeit 9Jofofo unb £üpf

g(eicf)tüertig gebrauetjt, unb im »eiteren S3er-

folg erfiefjt man, bajj <semper aud) ben 3roinger-

bau bon 1711 ju „einem nüd) naiben 3tococo-
ftil" rechnet.

Seit jenen (gemperfdjen 2lu§füljrungen
Ijaben mir gelernt bie Beäeidmung 9?o!o!o enger
ju faffen unb Ijaben im roefenttidjen bie llnter-
fdjeibungen angenommen, meldte 21. bon Qaijn
1873 in feiner grunblegenben Stbljanbtung über
Sfofofo unb gopf gegeben tjat (3eitfdjrift für
bitb. Sunft VIII). fjaljn trägt fjier feine Se-
benlen gegen bie ©emperfdje 2(nfid)t bon ber
Sutturaufgabe be§ SßorgellanS bor, aber e§
fehlen it)m bie feften Säten für bie Eutftefjung
ber eigentümlidjen SRo!olofd)ttörtel be§ Sfteifjener
^orjetlanS.

ffiuitjtgcwcrte&lcitt IV.

bolution; ebenfo Ijaben ttrir bie gefdjidteften
Drnamentiften, bie fäljigften Btumenmater in ben
^5orjeüanfabrifen ju fttdjen. ®ie mafjgebenbe
Sßeriobe, bie ber Entteidelung unb geftfteltung
ber gormen, fpielt fidt) aber in Sfteifjen ah,
alle übrigen gabrtfeu folgen tebiglidj ben bort-
rjer !ommenben Anregungen. S^fofe^n fefjlt
un§ mit ber ©efdjidjte ber 9Keif?ener 3Kanu-
foftur ein fetjr bebetttfameS Kapitel au§ ber
S?unftgefc£)id;te be§ 18. 8afjrl)unbert§.

®a§ Stuftaud^en einiger borpglidjer ©tüd'c
au§ ber mistigen Sßeriobe ber Sftanufaftur
üWifc^en 1730 unb 1740, unb bie Xüöglidjfeit
gerabe biefe (Stücfe ftilgefcfjid)tlid) nätjer ju be-
ftimmen, gtebt un§ S5eranfaffung auf bie §aupt-
frage näfjer einpgetjen, ob mir baä SKeifjener
^orseltan al§ ©djöpfer ober al§ eine ber Glitten
ber SJotofolunft artäitfeljen fjaben.

SBir muffen fjierbet bie Sßeäeidjnung SRofot'o
in bem engeren Sinne brauchen, entfpred;enb
bem @ttl Soui§ XV. in granlreidj, mir benlen
an bie Äunftformeu, mie fie am glänäenbften
bon bem granjofen 2Ketffonnter in feinen Drna-
mentftid}en bon 1723 an entmidelt ftnb: ein
fd)einbare§ Stufgeben alter Sonftruftton im alten
ordjiteltonifdjen Sinne, bie ©runbform gilt al«

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