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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Braun, Joseph: Die Stola des Erzbischofs Theoderich II. von Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0027

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27

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 1.

28

Die Stola des Erzbischofs Theodorich II. von Trier.

(Mit Abbildung.)

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' ?



|ei den Arbeiten, welche 1898 im
Dom zu Trier behufs Restauration
des Lettners und Schaffung eines
Eingangs in die frei-
gelegte und wieder eingewölbte
ältere Krypta statt hatten, ergab
sich die Nothwendigkeit, einige
der Gräber der Trierer Erz-
bischöfe zu öffnen. Das inter-
essanteste Stück, welches man
bei dieser Gelegenheit in den-
selben vorfand, waren die erheb-
lichen Reste einer Stola. Sie
wurden im Grabe Theodorichs II.
(t 1242) angetroffen. Leider ge-
langes mir beim Zustande der Stola
nicht, eine zur zinkographischen
Reproduktion geeignete Photo-
graphie derselben anzufertigen.

Die Farbe der Stola scheint
ursprünglich ein sattes Roth ge-
wesen zu sein, das indessen
durch den Einflufs der Feuchtig-
keit und des Moders in Braun
übergegangen ist. Das Ornat-
stück ist als Band hergestellt
und zwar stellt es, textil be-
trachtet, ein durch die Kette
gebildetes Köpergewebe dar, bei
dem die sehr kräftigen Kettenfä-
den auf der Oberseite allemal
zwei, auf der Unterseite einen
Einschlagfaden decken, also über
zwei Fäden des Einschlages her-
überspringen und vom dritten
gebunden werden.

Die Musterung sowohl der
Stola wie ihres Endstückes ist
in Gold ausgeführt, Die Gold-
fäden bestehen aus seidener
Seele, die von einer ungemein
kräftig vergoldeten Silberlan um-
sponnen ist. Das Dessin des
nach unten sich etwas erwei-
ternden Endansatzes stellt das
bei den Borden des XIII. lahrh. häufig vor-
kommende Flechtwerk dar, die Stola selbst
schmücken in sich wiederholender Folge
Szenen aus dem Leben Christi, die von

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Stola des hl. Bernulf.

Drei dieser Szenen: die Himmelfahrt, AS-
CENSUS IN GEL VM, die Frauen am Grabe,
TRES ■ M(a.riae) . iT(urae oder er?) A(d)
AfONVM(en)TV(m) und die Ab-
fahrt zur Vorhölle, DESC{&)-
N(u)S XR/{sti) AD I(n)EE-
ROS, sind relativ gut erhal-
ten. Weniger läfst sich das
von einer vierten behaupten,
welche Christus am Kreuz dar-
stellt. Eine fünfte ist nicht mehr
genügend erkennbar. Auf eine
nähere Beschreibung der Dar-
stellungen brauche ich nicht ein-
zugehen, da dieselben sich ganz
im Banne des Bilderkreises aus
der Entstehungszeit der Stola
halten und darum ikonographisch
nichts neues bieten. Das End-
stück der Stola ist mit langen
Fransen versehen.

Eine Abbildung des äufserst
beachtenswerthen Gewandstückes
findet sich in v. Wilmowsky's
Schrift »Die historisch - denk-
würdigen Grabstätten der Erz-
bischöfe im Dome zu Trier«
Tfl. 6 (vergl. S. 17). Es wird
hier irriger Weise Beomund II.
(t 1367) zugeschrieben, wäh-
rend es in der That volle fünf
Viertel Jahrhundert älter ist.

Die Abbildung, welche der
Verfasser von der Stola gibt,
beruht auf Skizzen, welche
er bei einer Eröffnung des
Grabes gelegentlich der von
1846—1852 vorgenommenen Re-
stauration des Domes angefertigt
hatte. Leider ist sie, wie durch
einen Vergleich derselben mit
dem Original erhellte, äufserst
fehlerhaft.

So ist z. B. die Inschrift TRES.
M . IT A MONVMTV bei
v. Wilmowsky in RESVR EX MONVM ver-
stümmelt. Beim „Abstieg zur Unterwelt" hat
v. Wilmowsky die Figur der Eva, die bei ihm
zwischen Adam und Christus steht, vollständig



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einer doppelreihigen Unterschrift begleitet sind. erfunden. Die Höllcnpforten, oder was das
 
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