181
1903.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.
182
an den Schmalseiten der Tumba des Bischofs
Thilo von Trotha zu Merseburg,-j-1514.
Die graziösen Weihrauch-Engel dort zeigen, wie
die Platte des Bischofs Johann von Lasphe, die
gleiche, mehr im Sinne der fränkischen Spät-
gotik gehaltene Modellierung im Gegensatz zu
der mehr abgeklärten im Renaissance-Sinn
etwas vom Pathos des Veit Stofs klingt in
dieser Formengebung nach, wogegen die Art
der Kopf-Charakteristik durchaus an Wohlge-
muthsche Typen erinnert.
Die Bedeutung der Platte des Bi-
schofs Johannes ist damit kunstge-
schichtlich gegeben. Sie gehört nicht
Abb. 7. Johann von Heringen.
ruhigeren Gewandbehandlung (Stein). Die Er-
klärung für diese formalen Verschiedenheiten
ist gegeben durch die Annahme, dafs hier die
Hand eines Sohnes von Peter Vischer und
zwar höchst wahrscheinlich die des Johannes
Vischer, einsetzt, der seine Ausbildung bei
einem Holzschnitzer Frankens genossen haben
mufs. In der Gewandstilisierung zeigt sich
deutlich das Nachwirken der Holzplastik, sogar
zu den hervorragenden, aber beachtens-
werten Werken der Vischerschen Hütte
und zwar zeigt sich in ihr eine Künst-
lerhand, die mehr und stärker als Peter
Vischer selbst von der fränkischen zeit-
genössischen Kunst, sei es nun von
Riemenschneider, Stofs oder Kraft be-
einflufst ist und dem allgemeinen Ge-
schmack der Zeit nicht so energisch
1903.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.
182
an den Schmalseiten der Tumba des Bischofs
Thilo von Trotha zu Merseburg,-j-1514.
Die graziösen Weihrauch-Engel dort zeigen, wie
die Platte des Bischofs Johann von Lasphe, die
gleiche, mehr im Sinne der fränkischen Spät-
gotik gehaltene Modellierung im Gegensatz zu
der mehr abgeklärten im Renaissance-Sinn
etwas vom Pathos des Veit Stofs klingt in
dieser Formengebung nach, wogegen die Art
der Kopf-Charakteristik durchaus an Wohlge-
muthsche Typen erinnert.
Die Bedeutung der Platte des Bi-
schofs Johannes ist damit kunstge-
schichtlich gegeben. Sie gehört nicht
Abb. 7. Johann von Heringen.
ruhigeren Gewandbehandlung (Stein). Die Er-
klärung für diese formalen Verschiedenheiten
ist gegeben durch die Annahme, dafs hier die
Hand eines Sohnes von Peter Vischer und
zwar höchst wahrscheinlich die des Johannes
Vischer, einsetzt, der seine Ausbildung bei
einem Holzschnitzer Frankens genossen haben
mufs. In der Gewandstilisierung zeigt sich
deutlich das Nachwirken der Holzplastik, sogar
zu den hervorragenden, aber beachtens-
werten Werken der Vischerschen Hütte
und zwar zeigt sich in ihr eine Künst-
lerhand, die mehr und stärker als Peter
Vischer selbst von der fränkischen zeit-
genössischen Kunst, sei es nun von
Riemenschneider, Stofs oder Kraft be-
einflufst ist und dem allgemeinen Ge-
schmack der Zeit nicht so energisch