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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Prill, Joseph: Die neue Pfarrkirche in Langenberg (Rheinl.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0014

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

dem Mittelfenster das Gebläse einnimmt, und
der vordere Mittelraum in Verbindung mit der
vorgekragten Bühne noch ausgiebigen Raum
für die Sänger bietet. Der Zugang zur Orgel
geschieht durch einen dem Turm seitlich vor-
gelegten Treppenturm, der sowohl von aufsen
als auch von der Turmhalle aus betreten
werden kann; so ist auch durch das Türmchen
hindurch der Zugang zur Kirche möglich. Da-
mit aber nicht Unbefugte nach oben steigen
können, ist die Treppe durch eine ausgebogene
eiserne Gittertür abgeschlossen, die sich, ge-
öffnet, fest an die Rundung der Mauer anlegt und
so in keiner Weise den Durchgang behindert.
Das Schiff der Kirche zählt vier Joche, an die
sich das Querschiff anschliefst; zwischen diesem
und dem
Chorschlufs
ist noch ein
Joch einge-
schoben, das
in denSeiten-
räumen die
Nebenaltäre
aufnimmt.
Der Chor-/
räum erhebt
sich um vier
Stufen über
den Kirchen-
boden, drei
von diesen
liegen hinter

dem oben er- Abb- »■■ Grandrtai

wähnten Zwischenjoche, eine reicht bis zur Mitte
desselben und trägt die Kommunionbank. Es ist
dies eine erfahrungsgemäfs sehr praktische Ein-
richtung, eine breite (70 cm) Stufe vor der Knie-
bank des Kommuniongitters bietet einer zweiten
Reihe von Personen Raum zum Knien und hindert
jedes Drängen bis zur Kommunionbank selbst;
nur eine Stufe darf es aber sein, weil sonst
der erste Zweck wieder behindert, und ausser-
dem für ältere Leute das Steigen unnötig er-
schwert würde. Zwischen dieser Stufe und den
Vierungspfeilern bleibt noch genügend freier
Raum zum Durchgehen. In den Seitenkapellen
mufste der Abschlufs, um vor den Altären ge-
nügend Raum zu lassen, dem Rande der Stufe
näher gerückt werden; bei grofser Zahl der
Kommunizierenden, etwa bei einer Mission,
könnten aber auch diese Abschlüsse, vor denen
etwa 28 cm als Kniebank übrigbleiben, nö-

tigenfalls noch als Kommuniongitter benutzt
werden.

Den Altarraum einige Stufen höher zu legen,
ist in jüngster Zeit mit Recht wieder üblich
geworden, denn die gottesdienstlichen Ver-
richtungen wie der Altar selbst gewinnen da-
durch, auch wird für die Kirchenbesucher der
Blick auf den Altar freier; zu tadeln aber wäre
es, wenn man die Stufen unmittelbar vor die
Kommunionbank legen wollte.

In der schrägen Chorwand an der Epistel-
seite ist eine Piscina angebracht, deren Granit-
platte so breit ist, dafs sie als Kredenztisch
genügt und beim feierlichen Hochamt für den
Kelch vollkommen ausreichenden Platz bietet.
Die beiden Seitennischen enthalten flache

Kufen mit
Abflufsrohr,
die eine für
das von der
Händewasch-
ung bleiben-
de Wasser,
die andere,
unter Ver-
schlufs gehal-
tene, mit£
breiterer Öff-
nung, dient
als Sakrari-
um. Ein wei-
tes Tonröhr
geht durch
die Mauer bis
in den Erdboden hinein. Es ist jedenfalls diese, an
mittelalterliche Vorbilder anknüpfende Einrich-
tung besser, als dafs die Öffnung des Sakrariums
sich im Fufsboden befindet, jeder über dasselbe
hinschreitet, und beim Reinigen der Kirche das
schmutzige Wasser eindringen kann. Die mittel-
alterliche Piscina sollte wegen ihrer Zweck-
mäfsigkeit allgemein wieder aufgenommen
werden, um so mehr, als sie überdies auch den
einfachsten Kirchen Gelegenheit bietet, doch
wenigstens einen architektonischen Schmuck
anzubringen, der die aufgezwungene Armut
und Nüchternheit des Ganzen etwas mildert
und um so angenehmer wirkt, als er ganz
natürlich und ungesucht erscheint.

Neben dem Eingang zu der geräumigen
Sakristei ist die Chorwand von einem Fenster
durchbrochen, hinter dem, seitlich durch eine
niedrige Holzwand abgetrennt, sich in der
 
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