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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Prill, Joseph: Die neue Pfarrkirche in Langenberg (Rheinl.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0018

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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oben gekröpft; über demselben dienen Nischen
zur Erleichterung wie zur Verzierung der Mauer
und die mittlere von ihnen zur Aufnahme einer
Statue des Kirchenpatrons, des hl. Erzengels
Michael.

Die Dachausbauten am Turmhelm sind in
dieser Form erst in den Plan aufgenommen
worden, als man sich nachträglich zur Anbrin-
gung einer Uhr entschlofs. Wegen der niedrigen
Lage der Kirche mufsten die Zifferblätter mög-
lich hoch angebracht werden. Es sei noch er-
wähnt, dafs die Last des Glockenstuhles allein auf
den fast undurchbrochenen Seitenmauern ruhtund
auch beim Schwingen
nur diese, und zwar in
ihrer Längen rieh tung,
in Anspruch nimmt.

Bezüglich des Mate-
rials sei noch bemerkt,
dafs der Bau in guten
Ringofenziegeln sorg-
fältig ausgeführt ist, die
Kanten der Mauern u.
Strebepfeiler sind in
Blendziegeln herge-
stellt, die Einfassungen
der Fenstergewände
in Formziegeln. Ge-
simse, Abdeckungen,
Mafswerke, auch im
Innern die Pfeiler,
Dienste und Rippen
sind — weil Werkstein
zu teuer geworden
wäre — aus Stampf-
beton hergestellt und
haben sich gut bewährt. Im allgemeinen
kann man die Anwendung eines künstlichen
Steines statt des Natursteines nicht empfehlen,
denn letzterer ist immer vornehmerund edler;
wo aber die Anwendung desselben durch die
Verhältnisse unmöglich gemacht ist, habe ich
kein Bedenken, zu dem Kunststein, der in
neuester Zeit ebenso fest wie schön hergestellt
wird, meine Zuflucht zu nehmen. Freilich darf
er nur für Stücke in Anwendung kommen, die
nach Richtscheit und Zirkel gebildet sind, nicht
für freies Ornament, das unbedingt, und wäre
es nur die einfachste Kreuzblume, aus natür-
lichem Stein gearbeitet sein soll. Die Kreuz-
blume auf dem Portalgiebel z. B. ist denn auch
von natürlichem Sandstein.

Abb. 5. Querschnitt.

Von der Innenausstattung der Kirche möchte
ich nur den Bilderzyklus der Fenster kurz er-
wähnen. Während die Fenster des Oberschiffes
und die Seitenfenster des Chores hauptsächlich
als Lichtspender behandelt sind, haben jene
des Chorschlusses und der Querarme wie auch
die der Seitenschiffe reicheren Bilderschmuck
erhalten, die letztgenannten dreiteiligen aller-
dings nur in der mittleren Abteilung. Hier
ist in dem Seitenchörchen der Epistel- (Männer-)
seite der gute Hirt, gegenüber die unbefleckte
Empfängnis dargestellt. Die vier Fenster im
Seitenschiff enthalten einerseits Vertreter der
Stände: die hl. Joseph,
Heinrich, Franziskus,
Engelbert, anderseits
des Frauenberufs und
der Lebensalter: Agnes,
Ursula,Elisabeth,Anna.
Zugleich sind diese Fi-
guren mit den acht
Seligkeiten in Bezie-
hung gesetzt, wie auch
noch lokale Gründe die
Wahl beeinflufst haben.
Im Querschiff ist Jesus
in der Erniedrigung
und Erhöhung der Ge-
genstand. Das eine der
grofsen Fenster enthält
als Hauptbild Christus
am Kreuze und dar-
unter drei kleine
Bilder aus dem Lei-
den, das andere die
Auferstehung und drei
kleinere, in denen die Glorie des Verherr-
lichten kund wird. Die drei Fenster des Chor-
schlusses endlich sind dem Kirchenpatron, dem
hl. Michael, gewidmet und stellen ihn dar: in
der Mitte als Kämpfer Gottes und Besieger
des Drachen, rechts davon (vom Altar aus ge-
rechnet) als Beschützer der Kirche, links als
Führer der Seelen beim Gericht. In den grofsen
Dreipässen darüber sind mit Beziehung auf
die Hauptbilder und durch Engelgruppen in
entsprechender Darstellung mit ihnen in Ver-
bindung gesetzt — in der Mitte Gott Vater
als Weltherrscher, rechts der Gottessohn als
Herr der Kirche, links der hl. Geist als Spen-
der der Gnade.
Eisen. Joieph Prill.
 
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