Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

DOI Artikel:
Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

16

Ein tafelförmiger Tragaltar mit gravierter
Metallbekleidung findet sich ferner im Ken-
sington-Museum zu London und im Hall-
Museum zu Brüssel, wohin ersteres aus
Hildes heim, letzteres aus Köln gelangte.
Das Hildesheimer Altärchen (38 X 23 X 2 cm)
mit Porphyrstein ist von einer vergoldeten
Kupferplatte mit Szenen aus dem Leben Jesu
(Geburt, Kreuzigung, Himmelfahrt) und mit
zahlreichen Heiligen u. a. Godehard, Michael,
Benno, Vinzenz verziert, während an der Rück-
seite die Kreuzigung eingraviert ist. Gott
Vater hält das Kreuz mit dem Gekreuzigten in
seinen Händen, aus seinem Munde geht die
Taube des Hl. Geistes hervor und vermittelt so
die Verbindung zwischen Vater und Sohn, zu
seiner Seite rechts Petrus und Pankratius, links
Paulus und Bonifacius,
und zu Fiifsen des Ge-
kreuzigten in kleinen
Medaillons die Brust-
bilder der Soldaten
Simplicius und Fausti-
nus. Aus dem Ende des
XII. Jahrh. 90)

Der Brüsseler Altar
(29 X 18 cm), zuerst
durch Heideloff wei-
tern Kreisen bekannt
gemacht, mit einem ge-
äderten Stein u. kupfer-
vergoldeter Umklei-
dungzeigtin den Ecken
die an Altären seltene Darstellung der vier
nackten, Urnen ausgiefsenden Männer mit den
Beischriften: Euphrates, Geon, Phyon, Tigris.
An den Langseiten sieht man Seraphim mit
ausgebreiteten Händen, an den Schmalseiten
Engel, welche Wasser ausgiefsen. Heideloff
hielt dieses Werk mit ausgeprägt romanischem
Laubwerk für eine karolingische Arbeit.91) —
Belgien besitzt noch ein schlichtes Altärchen
mit rotem Marmorstein und verzierendem Laub-
werk sowie den vier Evangelisten in den
Ecken auf vorgoldetem Kupferblech in dem
Kirchenschatze zu Tongern (12,7X9,5 cm).
Aus dem Anfang des XIII. Jahrh.92) — In

Abb.

*°) Abb.The South Kensington-Museum, »Examples
of the Works of art«. (London 1880) No. 10, 1873.

81) Heideloff, »Ornamentik des Mittelalters«
(Nürnberg 1853) Lief. VIII, 3.

•*) Reusens, »Archeologie« I, 434; Thys,
»Notre Dame ä Tongres« (1866) 107.

Deutschland finden sich romanische tafelförmige
Portatilia mit gravierter Metallbekleidung in
der „Reichen Kapelle" zu München (23 X 16
X 2 cm), aus Bamberg, grünlicher Porphyrstein
in Holzrahmen mit silbervergoldeter Einfassung,
neben dem Stein eingraviert: die Kreuzigung,
die Madonna, zwanzig Brustbilder von Heiligen,
um 1200 mit der Inschrift: Omnes isti sancti
qui sunt huc inscripti illorum sancluatium est
Ate,93) in St. Emmeran zu Regensburg ein
Porphyr in Holzeinfassung mit vergoldetem
Silberblech laut Inschrift vom Bischof Konrad
im Jahre 1189 konsekriert,94) in der Kathe-
drale zu Metz (25 X 20 X 3,5 cm) mit Achat-
platte und Silbereinfassung, worauf die gravierte
und niellierte Halbfigur Christi und die vier
Evangelistensymbole, der Längsstreifen mit
Ochs und Löwe, in der
Mitte wohl das Lamm
ist verloren gegangen,
und romanisches Laub-
ornament, an den Sei-
ten gestanzte Metall-
streifen mit Sirenen,
Kranichen und tan-
zenden Figuren, um,
1200,9B) (Abb. 1), -
im „Weifenschatze" ein
Portatile (24,5 X 22
X 3 cm) mit Berg-
kristall und sechs auf
Silberblech gravierten
Heiligen und geprefs-
ten Rankenornamenten (XI. Jahrh.) — sowie
ein anderes (33 X 24 X 3,2 cm) mit Achat-
stein in zwei Silberrahmen, welche mit
achtzehn teils gravierten, teils gestanzten Fi-
guren verziert sind, eine vortreffliche (süd-
slavische?) Arbeit des XIII. Jahrh.96) End-
lich ist noch das schöne Altärchen aus Öt-
tingen im bischöflichen Museum zu Augs-
burg (34 X 25 X 2,6 cm) zu erwähnen. Der
Stein ist von getriebener Arbeit umgeben, (ab-

93) Hefner-Alteneck, »Trachten« (2. Aufl.),
Taf. 100. Sighart, »Geschichte der bildenden
Künste in Bayern« I, 260.

'*) H. von Walderdorf, »Regensburg in Ver-
gangenheit und Gegenwart« (1890) 354. Die Jahres-
zahl scheint späterhin zugefügt, das Altfirchen jünger zu
sein. Vergl. Janner, »Bischöfe von Regensburg« II
(1885) 204.

•') »Bulletin de la societf d'archeologie de la
Moselle« VI (1863) 82, 137, 178.

•«) Naumann, a. a. O. S. 142, 168.

Tragaltar im Domschatze zu Metz.
 
Annotationen