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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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fällt. Die ersten 100 Seiten beschäftigen sich aus-
schliefslich mit den authentischen Werken des Meisters,
die um verschiedene Exemplare vermehrt sind. Die
folgenden 20 Seiten sind den Schulwerken, namentlich
denen des Schülers Paul, gewidmet. Auf 25 Seiten
kommt der Sohn des Meisters, Stanislaus, zur Geltung,
der, spätestens 1494 nach Krakau zurückgekehrt,
etwa 30 Jahre die Werkstatt des Vaters weiterführte
in emsigster Tätigkeit. Die Frage nach der Ab.
hängigkeit des alten Stofs von Wolgemut wird im
Sinne der Freiheit entschieden, im letzten (V.) Kapitel
eine Anzahl von Schnitzwerken, zum Teil auch abbild-
lich, vorgeführt, die dem Meister fälschlich zugewiesen
werden. Die gründliche Arbeit ist eine Ehrentafel
für einen der originellsten und kraftvollsten Künstler
des deutschen Mittelalters. G.

Bernardo Daddi von Georg Graf Vitzthum.

Mit sieben ganzseitigen Abbildungen in Autotypie.

Leipzig 1903, Hiersemann. (Preis 4,— Mk.)
Von einem Florentiner Maler Bernardo sind drei
signierte und datierte Werke bekannt. Der Verfasser
beweist durch eingehende Vergleichung, dafs dieser
Bernardo jener Daddi sei, dem Vasari den Fresken-
schmuck der Kapelle Pulci in S. Croce, sowie des
Tores S. Giorgio zu Florenz zuschreibt, und der 1347
zwei Zahlungen erhielt für das Altarbild des von
Orcagna errichteten Tabernakels in Or San Michele
zu Florenz. In Bernardo Daddis Werken werden
dann zwei Perioden unterschieden: eine erstere (1328
bis 1330), worin er aufser einer dreiteiligen AHartafel
der Uffizien auch jene Fresken gemalt und einerseits
sich an Giotto, anderseits an die Sienesen angeschlossen
habe, eine zweite (nach 1330 bis 1348), worin er
Andrea Pisano und Orcagna näher getreten sei, und
aus der neun wichtige Altartafeln erhalten seien. Die
Beziehungen des Meisters zu andern Malern seiner
Zeit und Gegend werden eingehend besprochen, wo-
bei freilich häufig aus Einzelheiten, welche sich aus
der verschiedenartigen Technik, aus Inhalt und Kom-
position der Bilder ergaben, allgemeine Schlüsse über
Stil und Typenbildung gezogen sind. Die klar dis-
ponierte und systematisch durchgeführte Anlage der
Arbeit ermöglichte es dem Verfasser, aus den un-
sicheren Grundlagen feste Anhaltspunkte zu gewinnen
und, auf sie weiterbauend, dankenswerte Ergebnisse
zu bieten. Die Abbildungen sind gut, der Preis mäfsig,
Das Ganze gereicht darum auch der rührigen Verlags-
handlung zur Empfehlung. S teph. Beissel.

Die Kunst de nkm ale des Königreiches
Bayern, I. Band des Regierungsbezirkes Ober-
bayern, sind seit unserer Anzeige in Bd. XV,
Sp. 92, um die Lieferungen XXII und XXIII:
Stadt- und Bezirksamt Mühldorf und Alt-
ötting: Zwei Bücher Text und zwei Atlashefte,
Tafel 251 bis 274, gewachsen, die von den Leitern
v. Bezold, Riehl, Hager unter Mitwirkung anderer
Gelehrter und Künstler bearbeitet sind. (München
1902 und 1903, Albert.)
Dank der längst bewährten Leitung nimmt das

bayerische Inventarisationswerk frischen Fortgang;

Reichtum und Vortrefflichkeit der teils in den Text
aufgenommenen, teils den glänzenden Folioatlas füllen-
den Abbildungen gehen Hand in Hand mit dem um-
fänglichen und zuverlässigen Text, der vor allem
auch eine Kunstgeschichte des Landes sein soll, hin-
sichtlich seiner Eigenart in Ursache und Wirkung, so
dals die lokalen Gesichtspunkte überall dominieren.

Mühldorf zählt gerade nicht zu den bevorzugten
Bezirken trotz seines Alters; aus der romanischen
Periode ist Hervorragendes nicht erhalten geblieben,
aus der Frühgotik der doppelgeschossige Zentralbau
einer Totenkapelle, desto reicher setzt das XV. Jahrh.
ein, aber die meisten spätgotischen Bauwerke haben
im XVII. und XVIII. Jahrh. groise Umgestaltungen
erfahren; die spätgotische Holzplastik weist zahl-
reiche, aber nicht gerade bedeutende Denkmäler auf,
die Steinplastik beschränkt sich vornehmlich auf
Grabmäler.

Altötting, zumeist von Hager mit offenbarer
Vorliebe behandelt, ist eine Perle unter den Bezirken
nicht so sehr, weil Architektur und Plastik, Malerei
und Goldschmiedekunst aus den letzten Jahrhunderten
des Mittelalters wie aus der Renaissance durch zahl-
reiche und charakteristische Denkmäler vertreten sind,
die zum Teil durch Künstler des Bezirkes ausgeführt,
allerlei Spezialitäten aufweisen, sondern namentlich
auch deswegen weil 1. die Gnadenkapelle in Alt-
ötting sich durch die eingehenden Untersuchungen
des Verfassers als ein gerade durch seine Einfach-
heit höchst merkwürdiger karolingischer Zentralbau
(Marienkapelle) herausgestellt hat, 2. den zwischen
der Salzach und dem Wöhr-See mehr als einen Kilo-
meter sich hinziehenden Kammrücken die Veste
Burghausen beherrscht, eine groise mittelalterliche
Befestigungsstadt, die fünf Kirchen umfalst, eine mäch-
tige Schlolsanlage mit spätgotischer Aulsen- und früh-
gotischer Innen-Kapelle, endlich den alten Mauerring
mit seinen Türmen, 3. das berühmte „Goldene
Rössel" der Altöttinger Schatzkammer, ein fran-
zösisches Emailwerk um 1400, zu den gröfsten Kost-
barkeiten der Welt zählt. — Mit grolsem Verständ-
nis geprüft, mit Liebe beschrieben, mit aller Sorg-
falt abgebildet, wecken diese eigenartigen Denkmäler,
wie manche anderen ein ganz besonderes Interesse.

Sehn üt gen.

Flugschriften des Schlesischen Muse-
ums für Kunstgewerbe und Altertümer wer-
den von dem Breslauer Verlag Trewendt & Granier
angemeldet, die als das I. Heft (zu 50 Pf.): Haus-
liehe Kunstpflege von Professor Dr. Kar) M as-
ner, Direktor des Schlesischen Museums, versenden,
einen im Kindergärtnerverein gehaltenen Vortrag. Von
dem Einftufs ausgehend, den die Frau auf die Aus-
stattung der Wohnung auszuüben pflegt, bietet er
eine ganze Reihe von sorgsamen Beobachtungen wie
praktischen Ratschlägen, die, gesund und verständig,
in die Empfehlung der Selbständigkeit, also der Indi-
vidualität, wie der Einfachheit ausklingen, und in deren
Voraussetzung: künstlerische Erziehung der eigenen
Persönlichkeit, wie der ihr anvertrauten Jugend, u.
 
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