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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0072

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99

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

100

lieh des Figürlichen als Goldschmiedearbeit
erhalten." Diese Worte eines bedeutenden
Archäologen mögen die kunsthistorische Be-
deutung unseres Schreinaltärchen ins rechte
Licht rücken.157)

Derselbe Schatz birgt noch einige andere
Schreinaltärchen mit getriebener Arbeit: das
Adeloldus-Portatile (21x21x5,7 cm) mit
Porphyrstein. Die Seitenflächen sind mit Ala-
baster und mit getriebenen Silberstreifen be-
deckt. Um das Jahr 1100. — Ein zweites
Altärchen (30,4 X 16,4 X 10,7 cm) ebenfalls mit
Porphyrstein und Füfsen, zeigt auf der Deck-
platte gravierte und niellierte Evangelisten-
Gestalten und Svmbole, an den Seiten die in

altärchen (18,5 X 11 X 7,5 cm) mit sehr kleiner
Altarplatte (verde antico) in der Sammlung
Schnütgen (Köln) zu erwähnen, das ohne
figuralen Schmuck nur mit getriebenen Orna-
menten und Inschriften verziert ist; eine
norddeutsche Arbeit um 1200 (Abb. 9).

Auch von den Schreintragaltären mit
gravierten und niellierten Metallplatten
hat sich eine kleine Anzahl Monumente er-
halten. Da ist zunächst ein Tragaltar (21,5 X
13,5 c»/) im (früheren) Nonnenkloster zu Lette
in Westfalen, eine schlichte Arbeit des XII. Jahrh.,
vielleicht entstanden in der nahegelegenen
Prämonstratenser-Abtei Klarholz. Der Holz-
kern (mit vorstehendem Deckel und Boden)

Abb. 9. Sammlung

Silberblech getriebenen Figuren Christi, der
Apostel und einiger anderer Heiligen; getrennt
sind sie durch kleine Säulchen aus Kristall.
XII. Jh. — Das dritte Portatile (19,3X11,9
X 6,8 cm) mit rötlich braunem Marmorstein
in schmaler Silberumrahmung hat ebenfalls
getriebene Apostelfiguren an den Seitenwänden.
Um 1100. Die untere Decke dieses Altär-
chens zeigt dieselbe Verzierung und Technik
wie die bereits erwähnten tafelförmigen Altär-
chen Spitzer und im Nationalmuseum zu
München, nämlich das Agnus Dei und die
vier Kardinaltugenden in Medaillons, es
dürfte wohl in Süddeutschland entstanden
sein.158) — Endlich ist noch ein Schrein-

167) Neumann, Reliquienschatz des Hauses
Braunschweig. Lüneburg. S. 129.

15«) Neu mann a. a. O. S. 126, 136, 138.

Schnütgen, Köln.

ist mit vergoldetem Kupferblech überzogen,
worauf unter Rundarkaden die auf Regen-
bogen sitzenden Apostel eingraviert sind.1C0)
Da ist ferner das kastenförmige Altärchen
im Domschatze zu Hildesheim (25X15X
10 cm). Im Innern ist es mit roter Seide
ausgestattet, auf den Seitenflächen sieht man
das letzte Abendmahl, die Fufswaschung
(Abb. 10), die Szene zu Emaus, den Donator
und acht Brustbilder von Aposteln, auf dem
Deckel mit Porphyr die Hand Gottes oben,
das Agnus Dei unten, die Evangelisten mit
geöffneten Büchern und Nimben. Die Figuren
sind in Gravierung und Niello ausgeführt,

169) Vergl. »Katalog der Düsseldorfer Ausstellung«
Nr. 1700.

I6°) Ludorff, »Bau- und Kunstdenkmäler von
Westfalen«. Kreis Wiedenbrück (1901), Taf. 19.
 
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