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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0076

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1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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personell. Auch der Sockel ist mit nielliertem
Silberblech ornamentiert. Das Monument
stammt aus Italien und zeigt eine seltene Fein-
heit der Ausführung.166)

Zum Schlufs dieser langen Aufzählung
kehren wir noch einmal nach Deutschland
zurück, wo noch ein hervorragendes Monument
zu erwähnen ist: der Tragaltar der Heiligen
Felix und ßlasius in dem Franziskaner-
kloster zu Paderborn, hervorragend durch
seinen Schmuck. Der Holzkern (31 X 19 X
11,5 cm) ist nämlich an den Seitenflächen
mit kupfervergoldeten, ausgeschnittenen und
gravierten Platten bedeckt, die in einheitlicher
Darstellung — ohne von Säulchen unterbrochen

Paulus, Blasius und Felix. Die Arbeit stammt
aus derselben Zeit, wo Theophilus-Rogkerus
in seinem berühmten Traktate auch der durch-
j brochenen oder ausgeschnittenen Arbeit ein
eigenes Kapitel widmet. Der Paderborner und
Eichstätter Altar sind wohl die einzigen, welche
durch das opus interrasile, wie der Presbyter
Theophilus es nennt, ihre Ausstattung erhalten
haben. — Neuestens hat v. Falke dieses Porta-
tile dem Rogkerus-Theophilus (um 1118) selbst
zugeschrieben; ich gedenke an einer andern
Stelle auf das Monument zurückzukommen,
mir scheint es in Paderborn selbst entstanden
zu sein.167) (Forts, folgt)

Roma. Beda Kleinschmidt, O.F.M.

Abb. 13. Tragaltar im Domschatze zu Modena.

zu werden — das]Martyrium der Heiligen Felix
und Blasius in sehr anschaulicher, fast derber
Weise, zur Anschauung bringen. Es sind
wildbewegte Szenen, welche eine vortrefflich
zeichnerische Hand verraten, vielleicht die-
selbe, die das Abdinghofer Evangeliar (jetzt
in der Landesbibliothek zu Kassel) ausmalte;
denn unser Tragaltar stammt aus der Benedik-
tiner-Abtei Abdinghof, der Stiftung Bischofs
Meinwerk (y 1036), für welche er auch die
Gebeine des hl. Felix erwarb. Den (jetzt ent-
fernten) Stein umgibt eine gravierte Metallplatte
mit den Brustbildern der Heiligen Petrus und

166) Abbild. «Annales arch eologiques« XII,
115. Laib und Sc h w a r z, Taf. XII l. Viollet
le Duc, >Dictionnaite du mobilier< I, 10. — Über
mittelalterliche Tragaltäre im Schatze der Peterskirche
in Rom siehe Mtlntz e Frot h ingh a m, »II tesoro
della basilica di S. Pietro« (Roma 1883) p. 106,
ferner: Barbier de Montault, »Oeuvres comp].«
I, 312 f. Inventar v. J. 1547.

167) Abbild. Ludorff, Kreis Paderborn, Taf.
72—84. Ebendas. S. 107 Abbild, aus dem Abding-
hofer Evangeliar. Renard, »Düsseldorfer Kunst-
ausstellung« S. 20, Katalog, Abb. 39. »Deutsche
Schmelzarbeiten« S. M f. Taf. 12—14.

Marlene sah auf seiner Durchreise (um 1700) in
Abdinghofi" noch drei Altäre, von denen einer als
durch Papst Gregor (I. ?) konsekriert angesehen wurde.
Marlene, »De antiquis Ecclesiae ritibus« 1. II. c. 17;
ed. cit. col. 812. — Theophilus (Ausgabe Hg,
S. 280 c. 71) schreibt: „Lege den (Kupfer-)Streifen
auf den Ainbos und schlage mit dem Eisen alle
Gründe durch. Wenn alle Gründe durchgestofsen
sind, so arbeite sie mit feinen Feilen bis zu den Um-
rissen gänzlich aus. Nach diesem vergolde und po-
liere den Streifen. Auf dieselbe Weise werden Tafeln
und Silberleisten auf Büchern . . . gemacht. Auch
macht man die Streifen auf Kupfer und graviert sie.
Sie dienen zu den Bändern der gemalten Stuhle,
Sessel und Betten. Auch werden die Bücher der
Armen damit geschmückt." Über erhaltene Monu-
mente in dieser Technik vergl. Schnütgen in den
»Bonner Jahrbüchern« LXXX1V (1887) 143 f.
 
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