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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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159

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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markiert, namentlich auch diejenige hinsichtlich der
mittelalterlichen Seidenmanufaktur in Deutschland, für
die manche gemischte (Leinenkette mit Seidenein-
schlag) Stoffe des XIII. Jahrh. besonders wegen ihrer
charakteristischen Musterungen und derben Bindung zu
sprechen scheinen. — Über diese wie über manche
andere Frage darf wohl von der so mächtig ange-
regten Forschung (in Verbindung mit den Orient-
reisenden) weitere Aufklärung erwartet werden, nament-
lich von dem Prachtwerke Lessings: ,,Die Gewebe-
sammlung des Königl. Kunstgewerbemuseums zu
Berlin" (vergl. diese Zeitschr. Bd. XIII, Sp. 349—351);
6 von den 10 Bilderheften liegen bereits vor, und
grofse Hoffnungen dürfen dem Textbande entgegen-
gebracht werden, dessen baldiges Erscheinen von der
gröisten Wichtigkeit ist. Schnütgen.

Die Patrozinien der Kirchen und Kapellen
im Erzbistum Köln. Ein Beitrag zur Ge-
schichte des religiösen Lebens und der kirchlichen
Organisation in den Rheinlanden. Von Leonard
Korth. Düsseldorf 1904. Verlag von Karl Korth.
(Preis brosch. Mk. 3,50, geb. Mk. 4,20.)
Im Unterschiede von den beiden Nachbarspren-
geln Münster und Paderborn, die den beiden i geist-
lichen Historikern Tibus und Kampschulte recht gute
Darstellungen ihrer Kirchenpatrozinien usw. längst
verdanken, fehlte es dem Erzbistum bisher an einer
entsprechenden Zusammenstellung. Sie zu besorgen
war wohl keiner mehr berufen als Korth, und an
Übersichtlichkeit, Knappheit, Vollständigkeit, Zuver-
lässigkeit leistet seine (allmählich schreiendes Be-
dürfnis gewordene) Einführungsarbeit das Erreich-
bare. Bei viel mäfsigerem Umfange (nur 280 Seiten)
bietet sie viel mehr als ihre nachbarlichen Vorläufer,
die hinsichtlich des Alters und der Kompliziertheit
des Forschungsmaterials weit hinter ihr zurückbleiben.
In alphabetischer Reihenfolge erscheinen die 180
Heiligen (denen von dem Titel der göttlichen Ge-
heimnisse, bzw. der Leidenswerkzeuge nur das hl.
Kreuz beigesellt ist), mit deren Lebensdaten, Re-
liquienstätten, Kultus in gröfseren Typen bekannt ge-
macht wird, während .Quellen und Literatur- in
kleinerem Druck folgen, die Angabe der Patrozinien
wieder in gröfserem Satz den einzelnen Artikel
schlieist. — Ein enormes, durchaus selbständiges
Wissen ist in diesen Notizen niedergelegt, die kriti-
schen Sinn mit konservativer Neigung in musterhafter
Weise gepaart zeigen, und die Literaturnachweise
sind von erschöpfender Vollständigkeit. Hagiologie und
Geschichte der Reliquienverehrung feiern hier wahre
Triumphe und die Verbindungen mancher Orte unter-
einander erscheinen vielfach in neuer Beleuchtung.
— Das Büchlein, dessen I. Anhang der Kalender
unbeweglicher Feste in der Erzdiözese Köln um das
Jahr 1500, sowie nach dem Proprium von 1894 bildet,
dessen II. Anhang ein alphabetisches Verzeichnis
der(raehr als 1500 Kirchen und Kapellen) gibt, ist daher
ein Unterweisungs- und Nachschlagewerk in erster
Linie für den Klerus, von dem wohl keiner es wird
entbehren wollen, ein Hilfsmittel ersten Ranges für
weitere Studien. Diese wird zunächst und zumeist
der Verfasser selber fortsetzen wollen, der sein Büch-

lein eine „bescheidene Vorarbeit" nennt, und wie grofs
mag der Kreis derjenigen sein, die ihm die schnelle
Weiterführung erleichtern möchten! In ihr wird der
Verfasser, der den so mancherlei Kenntnisse erfor-
dernden Stoff am meisten beherrscht, zu manchen
Beigaben sich entschlielsen, die auf die ältesten Grün-
dungen, den Wechsel der Titel und auf vieles andere
sich beziehen. Möge nun zwischen der I. Auflage,
die in kürzester Zeit vergriffen sein wird, und der
II. die Frist sich nicht zu sehr ausdehnen, infolge
der leicht allzu kritisch gespitzten Feder des Ver-
fassers ! __________ Schnütgen.

Hundert Meister der Gegenwart. In
den 5 Schlulslieferungen (XV—XXI) derselben ist
die Berliner und MUnchener je mit einem
weiteren, dem IV., Hefte vertreten, während die
letzten Hefte ohne Rücksicht auf die Gemeinsamkeit
des Ortes zusammengesetzt sind, indem sie in An-
spruch genommen werden von v. Gebhardt,
Vautier. Munthe, Fehr, Jernberg; — Het-
terich, Horowitz, Passini, Strathmann
O. Achenbach; — Harburger, Corinth,
Graf, Pettenkofen, Steinhausen; — Böck-
lin, Klinger, Klimt, Heine, Kolbe. Da-
mit ist die Titelzahl erreicht, und dafs bei der Aus-
wahl Objektivität und Urteil gewaltet haben, wird
wohl kaum bezweifelt werden. — Den Höhepunkt
photochromischer Leistung bezeichnen das Stilleben
von Harburger, Wiener Kinder von Graf, Am Golf
von Neapel von O. Achenbach, der holländische
Kanal von Munthe, das Seestück von v. Petersen,
wahre Musterbilder von Farbenpracht und Abtönung.
— Wenn hinsichtlich der farbentreuen Wiedergabe
ihrer Gemälde manche Künstler selbst rhre höchste
Anerkennung dem Verleger aussprachen, dann darf
er in seinem dem Schlufsheft beigegebenen „Geleits-
wort' getrost der Befriedigung und Zuversicht Aus-
druck geben, diesen Erfolg mit dem des Buchdrucks
vergleichend. — Der Verzicht auf das weitere Er-
scheinen der ungemein ansprechenden Sammlung
wird ihm wie den Lesern erleichtert durch eine Art von
Fortsetzung, die unter dem Titel: Meister der
Farbe- auf die ausgezeichnetsten Künstler in allen
Kulturländern Europas ausgedehnt, in derselben Gröfse
und Ausführung bereits zu erscheinen begonnen hat.
Die beiden ersten Hefte sind in dem laufenden Jahr-
gang dieser Zeitschrift, Sp. 27, besprochen; die seit-
dem erschienenen Hefte III, IV und V zeigen wieder-
um eine sehr grofse Mannigfaltigkeit in der farblichen
Auffassung, aber dieselbe Bravour in deren Wieder-
gabe. Unter den 18 Tafeln bilden Genrebilder und
Landschaften den Hauptbestand, Porträts nur ver-
einzelte Erscheinungen, und die Auswahl frappiert
durch die Verschiedenheit der Farbentüne, -Stimmun-
gen, -Effekte, denen der Dreifarbendruck in gleichem
Mafse gerecht wird. Auf diesem Wege ist es
möglich, in seinem Zimmer sich vertraut zu machen
mit den Eigenarten der modernen Malerei in den
verschiedenen Meistern, Schulen, Ländern: eine ge-
waltige Errungenschaft! — Von «Alte Meister"
desselben Verlages (vergl. Bd. XVI. Sp. 316) ist der
IV. Jahrgang (Tafel 121—160) erschienen, über den
hier demnächst berichtet werden soll. Schultern.
 
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