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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902, [26]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0118

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177

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

178

hat unsern Tagen nicht manchen Kelch ver-
macht, der in so hohem Mafse wie dieser für
die Nachbildung sich empfiehlt. — Die hinter
dem Kelch aufgestellte, weil seinen Gebrauch
teilende Patene mit vertiefter Fläche und auf
dem Rande ausgespartem Kreuzmedaillon, dessen
Form auf das Ende des XIV. Jahrh. hinweist,
gehört mithin nicht der Ursprungszeit des
Kelches an.

II. Diesen 19,3 cm hohen, silbervergoldeten
Kelch charakterisieren aufser seiner sorgfältigen
Technik ungewöhnliche Breite, grofse Einfach-
heit und gute Verhältnisse. Der Fufs hat ganz
schmale, flache Hohle, glatten, runden Trichter
und ringförmigen Schaft, dem vier Rosetten
unter- wie oberhalb
des mächtigen No-
dus ausgespart und

eingraviert sind.
Der letztere in Ana-
nasform zwölfteilig
gestaltet, erscheint
durch diese rippen-
förmig einschnei- *
elenden Gliederun
gen leichter, als sein
enormer Durchmes-
ser vermuten lassen
sollte, und bildet
ein das Auge sehr
befriedigendes Ge-
gengewicht gegen
die halbkugelför-
m'ge> Tganz 'glatte
Kuppa, die 16 rw im
Durchmesser hat,

bei einer Tiefe von nur 7 cm. — Denselben
wuchtigen Eindruck macht die dazu gehörige, mit
demselben eingravierten Kreuz verzierte Pa-
tene, 18,2 cm im Durchmesser, ungewöhnlich
dick und in derbem Vierpafs vertieft.

III. In den »Kunst- und Geschichtsdenk-
mälern Mecklenburgs« Bd. IV, S. 66 u. 67 hat
Schlie diesen Kelch der Stadtkirche von Bützow
veröffentlicht, der 17,5 cm hoch und in Silber
belassen ist bis auf die vier den Fufs verzieren-
^eni gegossenen Figürchen, die je in eine aus-
geschnittene und hinterlegte Nische gebettet
sind mit rundem Schlufs und Säulen- bezw.
Krabben-Einfassung. Die sitzende Gottesmutter
hat das nackte Kind gerade vor sich, in älterer
Reminiszenz, und die drei Könige füllen stehend
die anderen Nischen: der erste, ohne Krone,

mit dem eingravierten Spruchband Jasper fert
mirra, der zweite mit dem Spruchband tus -
melchior, der dritte, ebenfalls gekrönt, mit bal-
lasar aurum. Ein Wappenschildchen mit Fufs
und der Unterschrift///«-- hinrik »//^"bezeichnet
den Stifter. Der runde Schaft ist mit drei gestanz-
ten Drolerien : Tierleib mit weiblichem Kopf ge-
schmückt, der Knauf schematisch mit sechs klei-
neren Pasten, die birnförmige Kuppa auch im
Inneren nicht vergoldet. Die technische Ausfüh-
rung verrät keine besonders geübte Hand, so dafs
der Kelch näheres Interesse nur beansprucht
durch die originelle Art derFufsverzierung,dieauf
den Schlufs der hochgotischen Periode und auf
heimischen Ursprung hinweist. Schnutgen.

47. Spätgotische
A graffe e in er S t.
Sebastianusbru-
derschaft (Katal.
Nr. 3171).
In Silber ausge-
führt und teilweise
vergoldet hat dieser,
vom Niederrhein

kommende
Schützenschmuck
von 11 cm Durchm.
auf der Rückseite
die eingravierte Zahl
XXI, die vielleicht
auf dessen Ursprung
im Jahre 1521 zu
deuten ist. Der

Rand ist ausge-
kerbt und Petlstäbe
fassen den in verschnittenem Laubwerk be-
stehenden Rahmen ein, der sehr durch-
sichtig und doch hinreichend dicht, kühn ge-
worfen und doch mafsvoll wirkend, vergoldet
von der silbernen Hohle gut sich abhebt. Auf
dem durch Aufbucklung bewirkten und flinkier-
ten Hügelterrain stehen unter einem Voluten-
ornament in ausgesprochenen Renaissancefor-
men die gegossenen Standfigürchen des hl. Se-
bastianus, der hl. Katharina und des hl. Viktor.
— Als kunsthandwerkliche Leistung von
einem gewöhnlichen Silberschmiede des Nieder-
rheins ausgeführt, beweist dieses einfache und
doch so gefällige wie wirkungsvolle Schmuck-
stück, welche Fertigkeit die Werkstattstraditionen
den Meistern am Ende des Mittelalters beige-
bracht hatten. Schnütgen.
 
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