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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Arntz, Ludwig: Die Wiederherstellung der ehemaligen Stiftskirche zu Schwarz-Rheindorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0135

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205

1904.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

206

Denkmalpflege, die einstige Stiftskirche zu
Schwarz-Rheindorf in dem damaligen Zustande
zeichnerisch aufgenommen zu haben. Seiner
Anregung ist es auch gewifs zu verdanken, dafs
die Augen der rheinischen Kunstfreunde auf
das hülflose Kleinod deutscher Baukunst hin-
gelenkt wurden und die ersten Schritte ge-
schahen, um dem drohenden Verfalle nach
Möglichkeit vorzubeugen. Zunächst ward ver-
sucht, den Baubestand dadurch zu sichern,
dafs man zwei Anker in der Oberkirche ein-
zog und der freigelegten Schildmauer des nörd-
lichen Anbaues einen kräftigen Pfeiler in
Bruchsteinmauerwerk vorlegte, welcher gleich-
zeitig die Übermauerung eines zerrissenen Gurt-
bogens in Fufsbodenhöhe der Oberkirche auf-
fangen sollte. Den Anstofs zu weiterer In-
standsetzung gab in den Jahren 1827-1828 die
Erneuerung der Grabstätte des Gründers. In
den Jahren 1830—1832 kam zur Ausführung
die Herstellung des massiven Treppenaufganges
zur Oberkirche, welche einen neuen Platten-
fufsboden erhielt, eine Ergänzung der Gesimse
an Schiff, Chor, Galerie und Turm, eine Aus-
besserung der Dächer und des äufseren Ver-
putzes. Die achteckige Öffnung in der Vierung
der Unterkirche erhielt eine Einfriedigung;
die Wände und Gewölbe in der Oberkirche
wurden neu getüncht und schliefslich daselbst
ein neuer Hauptaltar aus Eichenholz aufge-
stellt. Am 18. Oktober 1832 wurde die Ober-
kirche als Pfarrkirche neu geweiht, während
die Unterkirche noch der Nutzniefsung des
Pächters Bröhl überlassen blieb. Nachdem im
Jahre 1846 in der Unterkirche die ersten
Spuren mittelalterlicher Bemalung aufgedeckt,
und zuerst von Andreas Simon untersucht
worden waren, erfolgte die Freilegung der ur-
sprünglichen Wand- und Gewölbebemalung
durch den Universitäts-Zeichenlehrer Hohe,
welcher später auch die Ergänzung der Umrifs-
linien und der Lokalfarben vornahm. Die
damit eingeleitete Instandsetzung der Unter-
kirche wurde in den Jahren 1861—1865 be-
werkstelligt Die Bauarbeiten umfafsten im
besonderen neben der Ausbesserung des Mauer-
werkes: die Freilegung der achteckigen Öffnung
in der Vierung, die Ausführung eines Zement-
estrichs auf Ziegelpflaster, sowie eine umfang-

reiche Erneuerung des inneren Verputzes. Der
damals noch vorhandene Putz in den Kreuz-
armen und im Chor wurde auf eine Höhe von
etwa 2 m und im Langschiff in der ganzen
Höhe abgeschlagen und erneuert, wie auch an
den Gewölben des Langschiffes. Inwieweit
vorher eine Untersuchung des damals noch er-
erhaltenen Putzgrundes auf ornamentalen oder
tektonischen Wandschmuck stattgefunden hat,
ist wohl nicht mehr mit Sicherheit festzustellen.
Man hat offenbar damals nur auf die Erhaltung
des figürlichen Wand-und Gewölbeschmuckes
besonderen Wert gelegt, welcher neu konturiert
und übermalt wurde. Es bleibt jedenfalls zu
bedauern, dafs als Ersatz des beschädigten
Malgrundes ein sehr minderwertiger, nicht halt-
barer Putzauftrag beschafft wurde, auf welchem
die Umrisse der Zeichnung und die nachweis-
baren Lokal töne ergänzt worden sind.

Im Chore der Oberkirche wurde etwas
später, im Jahre 1868, die figürliche Malerei
auf Anregung des Professors aus'm Werth auf-
gedeckt und im Jahre 1875 durch den Archi-
tekten Lambris und den Maler Wirth instand-
gesetzt.

Die baulichen Mafsnahmen, welche im Laufe
des XIX. Jahrh. zur Sicherung des Kirchen-
gebäudes angeordnet worden sind, haben sich
teils als unzureichend, teils als nachteilig er-
wiesen. Tiefgreifende Bauschäden machten
sich mehr und mehr bemerkbar und erheischten
eine gründliche Abhülfe. Diese Notlage ver-
anlafste zunächst eine photogrametrische Auf-
nahme durch die königliche Mefsbildanstalt in
Berlin. Sodann wurde auf Grund eingehender
Untersuchungen des Baubestandes im Herbste
1896 für die Wiederherstellung der Pfarrkirche
ein bezüglicher Entwurf und Kostenanschlag
aufgestellt.

Mit den geplanten Bauarbeiten konnte
jedoch erst im Frühjahr 1902 begonnen wer-
den, nachdem die erforderlichen Baumittel be-
reit gestellt waren. Zu diesem steuerte die
Gemeinde 10000 Mk., die Provinzialverwaltung
16000 Mk. bei, während der Staat, als Eigen-
tümer und Bauherr, für die verbleibenden
Baukosten und Bauleitungskosten aufkam.

(Schlufs fol(;t.)
Köln. Ludwig Arntz.
 
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