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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Arntz, Ludwig: Die Wiederherstellung der ehemaligen Stiftskirche zu Schwarz-Rheindorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0152

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233

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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Im besonderen hatte der vorgelegte dossierte
Pfeiler, welcher in Bruchsteinen in äufserst
schlechtem Verbände und mit grofsen inneren
Hohlräumen hergestellt war, seinen Zweck
gänzlich verfehlt; er hat sich im Gegenteil
als geradezu schadenbringend erwiesen, da er
zu einer' andauernden, etwa achtzigjährigen
Durchnässung der von ihm verdeckten Mauer-
teile, der inneren Schildmauern und Gurtbögen
des einstigen Kapellenbaues Veranlassung ge-
geben. Durch die in den neunziger Jahren
ausgeführte innere Ziegelblendmauer mit Luft-
schichtkonnte der bau-
liche Schaden nur ver-
deckt, aber der von
aufsen durchgreifenden
Feuchtigkeit keines-
wegs gesteuert werden.
Eine gründliche Ab-
hülfe konnte nur von

der Neuaufrichtung
eines Anbaues und
einer naturgemäfsen
Abstützung erwartet
werden, wie solche in
den wohlerhaltenen,
geschichtlichen Kon-
struktionsmarken deut-
lich vorgezeichnet war.
Diese traten nach dem
Abbruch des erwähn-
ten Pfeilers mit über-
zeugender Klarheit zu-
tage. Mafsgebend für
die Ausführung des
nördlichen Anbaues
waren: die freigeleg-
ten Grundmauern, die
Ansätze der abgebrochenen Quermauern, die vor-
handenen Schildbögen, Gurtbögen und Gewölbe-
zwickel, sowie endlich die vorspringende Giebel-
leiste, welche die Neigung des einstigen Daches
angab. Zusammenhängend mit diesem dreige-
schossigen Anbau ist der Umgang fortgeführt wor-
den, für den, aufser den Pfeilerfundamenten, der
gegebene Kämpfer des grofsen Bogens und der
Gerungsanschnitt des abgebrochenen Tonnen-
gewölbes bestimmend war. Einem neueren
Baubedürfnis entsprach die Anlage eines
Treppenflures, welcher die Unterkirche mit dem
im zweiten Geschofs befindlichen Kapellenraum
verbindet und eine bis zum Umgang, beziehent-

Abb. 8. Ansicht des sfldl. Treppenaufganges nach der Herstellung.

lieh bis zum dritten Geschofs des Anbaues
fortgeführte Wendeltreppe. Letzteres steht
aufserdem durch eine vorhandene, wieder frei-
gelegte Türöffnung mit der Oberkirche in un-
mittelbarer Verbindung. Dieser nördliche An-
bau gewann dadurch den Charakter einer Er-
weiterung, dafs der Umgang in gegebenem
Rahmen vergröfsert und drei neue abge-
schlossene Räume für den kirchlichen Gebrauch
gewonnen wurden. Es ist geplant, die abge-
schlossenen, gewölbten Räume im zweiten und
dritten Geschofs als heizbare Gerkammern
(Sakristeien) zur Auf-
nahme der kirchlichen
Geräte und Gewänder
einzurichten, für deren
Unterbringung ein ei-
gener Raum bisher
nicht vorhanden war.
Das kellerartige Ge-
wölbe im Unterge-
schofs kann als Samm-
lungsraum verwertet
werden; die ausge-
wechselten Architek-
turstücke, sowie zahl-
reiche bautechnische
Urkunden haben be-
reits darin ihre Auf-
stellung gefunden.

Der nördliche An-
bau kam in der Weise
zur Ausführung, dafs
zunächst die abgebro-
chenen Quermauern
bis etwa 7 m Höhe

wieder hochgeführt
wurden, um dann mit
dem Abbruch des besagten Pfeilers stückweise
vorzugehen. Die vollständige Beseitigung konnte
erst erfolgen, nachdem der im Scheitel abge-
stützte Gurtbogen in seiner ganzen Tiefe er-
gänzt worden war. Für die Mauertechnik war die
der Arnold'schen Bauzeit vorbildlich: Basalt-
bruchsteinwerk unter gleichzeitiger Verwendung
des Weiberner Tuffsteins bei der Schichtaus-
gleichung, bei allen schrägen Laibungen, bei
den Bögen der kleineren Öffnungen und den
Dach- und Traufgesimsen; dagegen ist zu den
Sockelquadern, den Ecken, den Stirnquadern
des grofsen Bogens, sowie den Sohlbänken und
Gurtgesimsen, als befriedigender Ersatz des
 
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