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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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S51

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

352

Geschichte und Bedeutung der Dresdener Galerie
bekannt, deren glänzende und doch wohlfeile Ver-
öffentlichung gewiß manchem Kenner der herrlichen
Originale sehr erwünscht ist. ü.

DieCertosa von Pavia, von Luca Beltrami.

Mit 72 Abbildungen und 12 Tafeln. Ulrico Hoepli,

Mailand. (Preis 3 lire.)
Unter den spätmittelalterlichen Klosteranlagen
Italiens nimmt hinsichtlich der Giöße und Eleganz der
Bauten, wie der Einheitlichkeit und Erhaltung ihrer
glänzenden Ausstattung die Certosa bei Pavia den
ersten Rang ein. Deswegen ist sie auch, obwohl nur
ein vereinzeltes, einsames Denkmal das bevorzugte
Ziel der Kunstfreunde. Die Geschichte wie ihrer Ent-
stehung, d. h. der Entwürfe und ihrer Ausführung,
so ihrer Schicksale, namentlich auch ihre allmählich
entstandene Ausstattung werden der Unbestimmtheit,
die sie vielfach umgab, vollkommen enthoben. Was
das Kloster seit der ersten Aufhebung 1782 erlebte,
an Beeinträchtigungen wie Herstellungen erfuhr, wird
im letzten (X.) Kapitel geschildert, das den I. ge-
schichtlichen Teil zum Abschluß bringt. —
Der II., viel kürzere Teil enthält die Beschrei-
bung der Kirche, ihrer äußeren Erscheinung wie
inneren Einrichtung, ferner des Klosters und seiner
Höfe, so daß derselbe mit den viel zahlreicheren Ab-
bildungen des I. Teiles einen vortrefflichen Führer
abgibt. Überall merkt man ihm die höchste Ver-
trautheit an mit allen das herrliche Denkmal be-
treffenden Fragen, und seine gehobene Sprache paßt
zu den erhebenden Gedanken, zu denen die Be-
trachtung der Anlage jeden Kunstfreund in ganz be-
sonderem Maße anregt. A.

Die Kunstgeschichte des XIX. Jahrhun-
derts. Von Max Schmid, Aachen. I.Band:
Mit 262 Abbild, im Text und 10 Farbendrucktafeln.
E. A. Seemann. Leipzig 1904.
Als eine Art von Fortsetzung, vielmehr Abschluß
des Springerschen Handbuches präsentiert sich diese neue
Kunstgeschichte; sie ist auf 3 Bände berechnet, von
denen der I. die Romantik und die verschie-
denen Formen des neuen K lassi zis m us um-
faßt, der II. die Neubelebung der Renaissance und
der verwandten Stilformen, der III. die Befreiung von
der Altmeisterkunst und das Wesen der neuzeitlichen
Kunst schildern soll.

Weit in das XVIII. Jahrh. zurück erstrecken sich
die Einflüsse auf die Gestaltung der Kunst beim Be-
ginn des XIX. Jahrh.; Rokoko und Zopf sind daran
beteiligt, daher auch die Antike wie die Natur, an
die beide sich anlehnten; daneben liefen die An-
regungen, die aus der vaterländischen Sympathie sich
ergaben, wie sie in der Gotik Ausdruck fanden.
Mit der Kunst der romanischen Länder bis 1789, von
der Frankreich (das Pantheon, Greuze, Houdon etc.)
im Vordergrunde steht, Italien (Tiepolo, Canova etc.)
und Spanien (Goya etc.) folgen, beschäftigt sich daher
das I. Kapitel; das II. mit der Kunst der germa-
nischen Länder: England (Kent u. Gibbs, Hogarth,
Reynolds, Gainsborough etc.), sodann Deutschland
(Pöppelmann, Schlüter etc. Graff, Mengs etc.). — Die

französische Kunst in der Zeit der Revolution und
des ersten Kaiserreichs (1789—1815) wird im III.
Kapitel dargestellt, und zwar die Baukunst, wie sie
namentlich das Odeontheater, den Are de triomphe,
die Madeleine-Kirche, den kleinen Triumphbogen etc.,
mit den Empire-Möbeln geschaffen hat, die Malerei
und Plastik, wie sie besonders durch David, Prud'hon,
Gerard, Gros etc., sowie durch Chaudet, Bosio etc.
vertreten sind. — Der deutsche Neuklassizismus —
IV. Kapitel — hat in der Baukunst das Marmor-
palais, das Brandenburger Tor, das Mausoleum in
Charlottenburg, die Bauakademie, das Gotische Haus
in Wörlitz, die evangelische Kirche in Karlsruhe usw.
geschaffen, in der Malerei Carstens, Koch etc., in der
Bildnerei Dannecker, Schadow, Thorwaldsen. — Die
englische Kunst — V. Kapitel —hat in der Aichi-
tektur vornehmlich das Bankgebäude, das Britische Mu-
seum, das Parlamentsgebäude etc. entstehen sehen, in
der Malerei Lawrence, Etty, Wilkie, Leslie, Constable
Turner als Hauptvertreter, in der Bildnerei: Gibson,
Bailey etc. — Die französische und belgische Kunst
(1815— 18481 VI. K apitel, weist als charakteristische
Bauwerke auf: den Nordbahnhof zu Paris, die Kirche
St. Vincent-de Paul, die Klotildenkirche etc. etc , als
Hauptmaler: Gericault, Delacroix, Ingres, Flandrin
Delaroche, Vernet etc. — Wappers, De Biefve, Gallait,
Leys, Wiertz etc., als Hauptbildhauer Pradier, D'An-
gers, Rüde; — Simonis, van Kessels usw. — Das
VII. Kapitel ist der deutschen Kunst (1815—1850)
gewidmet; hier ragen in der Baukunst hervor:
Schinkel, Klenze, Gärtner, Stüler, Strack usw., in der
Malerei: Runge, Cornelius, Overbeck, Veit, Steinle,
Führich, Schnorr von Karolsfeld, Schadow, Bende-
mann, Lessing, Schirmer, Rethel, Meyerheim, Kaul-
bach, von Schwind, Richter, Genelli, Rottmann,
Preller; in der Bildnerei: Tieck, Rauch, Drake, Riet-
schel, Schwanthaler. — Alle diese verschiedenen Rich-
tungen und ihre sie vertretenden, vorstehend nur
spitzenweise herausgegriffenen Künstler, die sich
teilweise nicht genau mit der Zeitgrenze decken,
werden vom Verfasser, der die deutschen besonders
berücksichtigt, nach ihrer Entwicklung, also hinsicht-
lich der Einflüsse, die sie empfangen und ausgeübt
haben, behandelt, und unverkennbar ist das hier sich
betätigende Streben nach Objektivität. Diese ist nicht
leicht, da die heutigen, zumeist naturalistischen Kunst-
anschauungen sich gern in den Vordergrund drängen
gegenüber Bestrebungen, die von ganz anderen Grund-
sätzen ausgingen. Um die Ziele kann es sich nur
handeln, die jeder Künstler, sei es mehr selbständig,
sei es mehr im Banne seiner Schulung und Richtung,
erstrebt hat, und der Kritik unterliegen Art und Er-
folge seines Schaffens nur in diesem Rahmen. Diesen
Maßstab legt der Verfasser an, und seine Urteile sind
durchweg unbefangen geschöpft und klar formuliert,
so daß man ihnen öfters sich anschließen kann. —
Die Sprache, in der sie geboten werden, ist frisch
und gewandt, wie gerade dieses Thema sie verlangt;
die Illustrationen, vorzüglich reproduziert, sind mit
großer Geschicklichkeit ausgesucht, und von ihnen
eigentlich nur zwei zu beanstanden, nämlich die beiden
Maja's von Goya, die doch der Familientisch ganz
ausschließt. K,
 
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