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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1902, [32]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0238

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377

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

378

56. Standfigur des hl. Johannes Bap-
tist (Katalog Nr. 540), 45,5 cm hoch, voll-
rund in Silber getrieben, das, bis auf die
Fleischteile und das Buchinnere, vergoldet ist.
Der achteckige Sockel ist mit ausgeschnittenen,
abwechselnd grün und rot emaillierten Maß-
werkblenden versehen. Die Füße sind vor-
trefflich model-
liert; das zot-
tige Kamelfell
wird von der in

geschicktester
Fältung über die
linke Schulter
gezogenen, über
den rechten Un-
terarm im Zip-
fel herabfallen-
den, reich und
harmonisch ge-
gliederten Toga
so weit ver-
hüllt , daß es
nur unten und
oben zum Vor-
schein kommt.
Das ernste edle
Haupt ist mit
dem dichten ge-
wellten Haar ge-
trieben, wäh-
rend der in ge-
drehten Zöpfen
geordnete Bart
frei herunter-
fällt. Der streng
durchgeführte

hochgotische
Charakter weist
der vornehmen
Figur das erste
Viertel des XV. Jahrh. als Ursprungszeit zu

Schuppenornament löst das Untergewand von
dem festanliegenden Überwurf, der in schwerer
Draperie fast bis zu den Knien die hiera-
tische, mit Buch und Schlüssel versehene Figur
umgibt. Der schwere rundliche typische Kopf
mit seinem kurzen schweren Krollbart hat die
große Tonsur, der Rücken ein Türchen zum

Verschluß der
Reliquien. Kurz
nach 1400 dürf-
te dieses, ohne
Zweifel westfä-
lische Produkt
zu datieren sein.

57. Standfigur des hl. Apostels Petrus,

(Katalog Nr. 541),
aus der Apostelserie im Münsterschen Dom-
schatz, 44,5 cm hoch, ist gleichfalls vollrund
in Silber gehämmert, das, bis auf die Hände
und Schlüssel, vergoldet ist. Der achteckige
Sockel hat in fünf Feldern ein ausgespartes
Maßwerkmotiv, in den drei übrigen die Mi-
nuskelinschrift scs -petr' - aph -. Ein gepunztes

Hiermit
schließt unsere,
hervorragenden
undlehrreichen,
aber weniger be-
achteten Einzel-
objekten der
kunsthistori-
schen Ausstel-
lung in Düssel-
dorf 1902 ge-
widmete Be-
schreibung. Vor-
nehmlich Klein-
kunstgegenstän-
de der Gold-
schmiede - Ab-
teilung umfas-
send, hat sie auf
die größeren
Schaustücke,
namentlich die
überaus glanz-
volle Reihe der
Schreine ver-
zichtet, weil das
neue, sehr gründliche und an Ergebnissen
überreiche, hier daher aufs wärmste empfohlene
Prachtwerk: „Deutsche Schmelzarbeiten
des Mittelalters", herausgegeben von
Otto von Falke und Heinrich Frauberger,
mit 130 Lichtdrucktafeln, 25 farbigen Tafeln
und 55 Textabbildungen (Frankfurt, Joseph
Baer & Co. — Heinrich Keller) darüber ge-
naueste Auskunft gibt, das übrigens auch meh-
rere der hier behandelten Edelmetall- und
Stickereiobjekte aufgenommen hat. Schnütgen.
 
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