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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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383

1901, — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

384

auch die Fähigkeit, die oft recht dunklen Andeutun-
gen zu fassen und zu verstehen. — Wenn schon die
früheren Werke des Verfassers diese ungewöhnlichen
Eigenschaften erkennen ließen, dann erst recht sein
neuestes Werk, das eine unglaubliche Zahl von Zi-
taten aus vielfach recht entlegenen, kaum geahnten
Quellen bringt, die sich hier zu einem interessanten
Ganzen zusammensetzen. Bezeichnend für den Um-
fang dieses Materials ist das sorgfältig durchgeführte
Orts-, Namen- und Sachregister, das 49 Seiten
umfaßt und die Benutzung des Buches wesentlich
erleichtert. Begreiflicherweise fehlt es nämlich bei
einem solchen Forschungsbilde nicht an Linien und
Zügen, die in keinem unmittelbaren Zusammenhange
mit dem Hauptthema stehen, dadurch erscheint aber
hier die Kontinuität des durchgeführten Nachweises
nicht gestört; beständig werden die Fäden fort-
gesponnen ohne besondere Absätze und ausgeprägte
Gliederungen, so daß es dem Beweismaterial an be-
ständigem Zuwachs nicht fehlt; allerdings wird für
den nur flüchtigen Leser die Übersichtlichkeit durch
die langen Anmerkungen nicht unerheblich erschwert.
Für diese Mühe entschädigt die_ Hervorkehrung der
fortgesetzten Beziehungen unter den Völkern, die den
geistigen und materiellen Austausch bis in die ältesten
Zeiten sichern, so daß jene Erschwerung minder emp-
funden wird. Die hierbei einbezogenen kulturhisto-
rischen Betrachtungen sind nicht selten ebenso fesselnd
wie der Text. — Die an den Leser gestellte Anforde-
rung war übrigens dem Verfasser nicht entgangen,
weshalb er seine Weise des Vorgehens schon in der
Einleitung mit den Worten begründet: rBei der
nachstehenden Untersuchung werden wir wohl zum
öftern genötigt sein, auch Geringfügigem, oft der
Beachtung kaum Wertem unsere Aufmerksamkeit zu-
zuwenden und selbst solche Erscheinungen nicht
außer acht zu lassen, die auf den ersten Blick kaum
ihre Bedeutung für die Kunst und deren Forderungen
erkennen lassen. Denn auch auf dem hier betretenen
Forschungsfelde sind es mitunter unbedeutende Dinge,
die Licht und Klarheit in das vermeintlich unaufhell-
bare Dunkel der Frage bringen". — Mit dem klassi-
schen Altertum, namentlich seinen Dichtern, ist der
Verfasser überaus vertraut, so daß es ihm gelingt,
ihnen zahlreiche, bisher unbeachtet gebliebene Bei-
träge zur Lösung seiner Frage zu entnehmen; wo
Solches auch nicht Gewißheit schafft, weckt es doch
Vermutungen, die neue Fährten eröffnen. Für deren
Verständnis ist auch das Vorwort von Wichtigkeit,
das sofort mitten in die Forschung versetzt, wo selbst
die höhere japanische Kunst mit unsern mittelalter-
lichen Stilerzeugnissen in der Theorie wie in der
Technik auf gleicher Grundlage angelegt erscheint.
Bei dem gebotenen Reichtume akademischer Erörte-
rungen und praktischer Winke dürfte es im Rahmen
eines einfachen Referates schwer sein, auf das Ein-
zelne einzugehen. — Daß das vorliegende Buch des
unermüdlichen Verfassers auch für außerkünstlerische
Kreise des Lehrreichen und Interessanten vieles
bietet, soll ihm als besonderer Vorzug nachgerühmt
sein. Scbnütgen.

Handbuch der Malerei. Ein Ratgeber und
Führer für angehende Künstler und Dilettanten von

K. Raupp. IV. verb. und verm. Auflage Mit 54
in den Text gedruckten Abbildungen und 9 Tafeln.
J. J. Weber, Leipzig 1904. (Preis geb. 3 Mk.)
Dieses praktische, vornehmlich über Technik und
Material unterweisende Büchlein behandelt in der
ersten Hälfte das Zeichnen und die Ölmalerei, in der
zweiten das Pastell (nach Piglhein), das Aquarell
(von Bartels), die Temperamalerei (von Petersen),
die neue Raffaelische Farbstifttechnik (vom Verfassen;
über die Fächermalerei informiert Ebersberger, über
Linienperspektive Dehn, über den photographischen
Apparat und seine Verwendung für malerische Zwecke
Frank. Zahlreiche Abbildungen erläutern die prak-
tischen Unterweisungen und Ratschläge. D.

Von des Lebens Pilgerfahrt. Gedichte aus
dem Nachlasse von Dr. Wilhelm Sterneberg.
Herausgegeben von Leo Tepe van Heemsteden.
Mit Bildnis des Verfassers. II. Aufl. Verlag der
Pallotiner'inLimburga.d.Lahn. 1905. (Pr. 2,70 Mk.)
In ansprechender Form erscheinen hier zum zweiten
Male die ernsten und inhaltreichen Gedichte eines
geistvollen, frommen Arztes, der neben seinem Berufe
die Wissenschaft und die Dichtkunst pflegte. Was er
in der Natur beobachtete, in der Volksseele be-
lauschte, in seinen Studien erkannte, in seinem Ge-
müte empfand, floß ihm wie von selber in die Feder
zu gebundener Form, und für die sichere Handhabung
derselben zeugen namentlich die zahlreichen Sonnette,
wie die Übertragungen aus dem Englischen. Der
umfassende Gedankenkreis, in den der Verfasser die
Leser hineinzieht, wird durch die einfache, aber an-
mutige Sprache noch erbaulicher und gewinnender.
__________ G.

Altfränkische Bilder 1905 mit erläuterndem
Text von Dr. Th. Henner. H. Stürtz, Würzburg.
Dieser originelle, festbegründete Kalender beginnt
sein II. Jahrzehnt mit einem nach Ausstattung
wie Inhalt gleich empfehlenswerten Hefte, dem nur
hinsichtlich der Einfassungsbordüren mehr Überein-
stimmung mit dem sonstigen Schmuck, auch mehr
Mannigfaltigkeit zu wünschen wäre. — Baudenkmäler
des Mittelalters und der Renaissance wechseln mit
Skulpturen und Gemälden; letztere bestehen in Por-
träts, namentlich aber in den vorzüglichen Farben-
drucken Tiepoloscher Altarbilder, die Vorder- und Rück-
seite des Umschlags aufs vornehmste verzieren. G

Geschichte des Reich klaraklosters in Mainz.
Nach ungedruckten und seither unbenutzten Quellen
dargestellt von Dr. H. Sehr o he. Kirchheim,
Mainz 1904. (Preis 1,50 Mk.)
Das Klarissenkloster der Konventualen in Mainz
1272 gegründet, wurde 1781 durch den Kurfürsten
Friedrich Karl aufgehoben, der die reichen Einkünfte
der Universität überwies. Von ihm ist nur noch die
frühgotische turmlose Kirche erhalten, wie die Inventur
von 1659 und von 1781. Nachdem der Verfasser
über die Wohltäter, Insassen, Organisation, Besitzver-
hältnisse usw. die mannigfaltigsten Notizen mit Mühe
gesammelt hat, entnimmt er den Inventuren eine Fülle
interessanter Angaben, die auch in kunstgeschicht-
licher Beziehung von Wichtigkeit sind. R.
 
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