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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Beissel, Stephan: Das Evangelienbuch des Kurfürsten Kuno von Falkenstein im Dome zu Trier (1380)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0110

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163

1907 — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

164

Das Evangelienbuch des Kurfürsten Kuno von Falkenstein im
Dome zu Trier (1380).

(Mit 4 Abbildungen.)
Domherr

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uno hatte sich als Domnerr um
das Erzbistum Mainz große Ver-
dienste erworben. Kurfürst Boe-
mund von Trier berief ihn darum
1361 zu sich, machte ihn zum Koadjutor und
ließ ihn zu seinem Nachfolger erwählen. Nach
dem Tode dieses Gönners erlangte Kuno sol-
ches Ansehen, daß das Kölner Kapitel ihn
zum Erzbischofe zu haben wünschte.. Kuno
verwaltete zwar eine
Zeit lang auch dies
dritte Kurfürstentum,
wollte aber den Trierer
Stuhl nicht verlassen.
Seine vorzüglichste
Wirksamkeit war frei-
lich jener Zeit ent-
sprechend eine kriege-
rische, aber auch in
politischer und in
kirchlicher Hinsicht
erwies er sich als
tüchtigen Leiter, in
Förderung von Wis-
senschaft und Kunst
als freigebigen Herrn.
Die Schatz Verzeich-
nisse des Trierer Do-
mes, besonders das
im großen Kopial-
buche1) dieses Domes
enthaltene vom Jahre
1428 führen eine sil-
berne Büste des hl.

Matthias auf, welche er anfertigen und mit
der Inschrift versehen ließ: Cuno archiepiscopus
Trevirensh nie fieri fecit. Ein Gegenstück zu
ihr wurde im Jahre 1380 durch die Testaments-
vollstrecker des Archidiakons des Domes,
Arnold von Saarbrücken, gegeben. Es stellte
die Halbfigur der hl. Helena dar, deren Krone
mit kostbaren Steinen geziert war. Das
Antlitz behielt die Farbe des Silbers, die
Gewänder waren vergoldet. Sie wog 114 Mark
und ruhte auf einem Fuß, den vier Engel trugen.



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Abbildung 1.

x) Kopialbuch Nr. 244, Trier 24, III S. 251. Vgl.
»Antiquitatum et annalium Trevirensium« libri XXV
auctoribus Browero et Masenio II (Leodii 1670)
pag. 241. a) Antiquitatum 1. c. 248.

Dann befahl Kuno, zwei wichtige Bücher
zu schreiben, eine Ausgabe der Gesta Trevi-
rorum mit Fortsetzungen, welche bis in seine
Zeit reichten2), und ein mit 150 Miniaturen
ausgestattetes Evangelienbuch in Folio, worin
alle Perikopen des Kirchenjahres sich finden,
das noch heute im Dome zu Trier ruht.

Sein erstes Blatt3) zeigt den Stifter thro-
nend zwischen zwei Adlern, die Füße auf
zwei Löwen setzend.
Der Zeichner hat sich
also nicht begnügt,
den Kurfürsten so dar-
zustellen, wie er und
seine Amtsgenossen
von Köln und Mainz
im XIV. Jahrh. auf
ihren Siegeln erschei-
nen. Er zeigt ihn so,
wie Kaiser Ludwig IV.
(t 1347) auf seinem
Majestätssiegel gege-
ben ist, begleitet von
zwei Adlern und zwei
Löwen. Schon Firme-
nich - Richartz 4) hat
darauf aufmerksam ge-
macht, wie lebens-
wahr die Figur Kunos
in der Miniatur uns ent-
gegentritt. Sie stimmt
in einer für jene Zeit
höchst auffallenden
Weise überein mit der
Beschreibung, welche die Limburger Chronik6)
von dem Kirchenfürsten gibt, indem sie sagt:

„Es was Her Chuno ein herlicher starcker Man,
woll proportionirt von Leib- und groß von allen Glie-
dern, er hatte ein groß Haubt midt einem strauben
(struppig), weiden und brunen Crullen (Krollen), ein
breidt Angesicht midt pusenden Backen, ein scharff
manliches Gesicht, einen bescheiden Mundt, die
Glefferen (Augenglieder) etzlicher Massen dicke, die
Nase breidt, midt geronnen Naßlocheren. Die Nase

3) Abb. im >Katalog der kunsthistorischen Aus-
stellung zu Düsseldorf« 1904. 2. Auflage. Palustre
et Barbier de Montault, »Le tresor de Treves«,
(Paris) pl. 18.

4) Diese Zeitschrift XVIII (1905) 3 f.

6) Hontheim, >Prodromus historiae Trevirensis«,
(Augustae Vindelicorum 1757) pag. 1087. Mon. Germ.
SS. ling. vernac. IV, 51.
 
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