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Die Gartenkunst — 2.1900

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Usteri, Alfred: Berberis nervosa Pursh
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Ahlisch, L.: Cypripedium speetabile Sw.
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Beithner, K.: Zur Frage: "Ist die Anlage großsartiger Friedhöfe erstrebenswert?"
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0137

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DIE OAKTENKUNST

125

Die erste Einführung in Europa bewerkstelligte Douglas
im Jahr 1822. Dieser Forscher sandte um jene Zeit
Samen an die Kgl. Gartenbaugesellschaft in London.

Trotzdem die Pflanze schon so lange in unseren Kul-
turen eingeführt ist, finden wir sie in den Gärten äufserst
selten. Daran mag vor allem die außerordentliche Träg-
wüchsigkeit schuld sein. Auch der Umstand, dafs sie
(nach Van Houtte in Flore des Serres 1846) im Gegensatz
zu den übrigen Mahonien in Heideerde kultiviert werden
mufs, hat jedenfalls nicht zu ihrer Ausbreitung beigetragen.
Dazu kommt die Empfindlichkeit gegen den Schnitt. Es
scheint, dafs die Pflanze nie im stände ist, aus Seiten-
knospen wieder auszutreiben.

Als eine gute Eigenschaft verdient dagegen die Un-
empfindlichkeit gegen Frost hervorgehoben zu werden.
Auch sollen sich die Beeren länger am Strauch halten,
als bei allen übrigen Arten.

Da die Pflanze keine Ausläufer macht und das
Schneiden von Stecklingen nur selten gestattet, so ist man
auf die Anzucht aus Samen angewiesen. Diese Methode
lieferte aber, wie ich mich an den in meiner Baumschule
ausgeführton Aussaaten überzeugen konnte, sehr gute
Resultate.

Die allgemeine Volksgunst wird sich unser Schützling
wohl schwer erwerben, wohl aber verdient er im Garten
jedes Gehölzliebhabers einen Platz.

Stauden.

Cypripedium spectabile Sw.

Mit Recht kann diese Freiland-Orchidee unter ihren
Stammverwandten den ersten Platz behaupten, sowohl
in dekorativer als auch in blumistischer Hinsicht. Ihre
Heimat ist Canada und Carolina. ■ Sie ähnelt unserem
heimischen C. Calceolus L., hält unsere Winter ganz gut
aus und gedeiht am besten im Halbschatten in einem
Gemisch von Moorerde, Lehm und etwas scharfen Sand.
Die Blumenstiele erreichen eine Höhe bis 50 cm. — Noch
schöner gedeiht C. spectabile, wenn man es als Topfpflanze
behandelt. Zu diesem Zweck pflanzt man es im September
in geräumige Töpfe in die erwähnte Erdmischung mit
guter Scherbenunterlage und überwintert es bei recht
mäfsigem Giefsen im Kalthause unter der Stellage. Sobald
sich im Frühjahr die Triebe zeigen, bringt man es nahe
ans Licht bei reichlicher Lüftung — möglichst in einen
kalten Mistbeetkasten, worin man es bis zur Blüte kultivieren
kann. Das Laub sowohl wie die Blütenstiele und Blumen
werden bei der Topfkultur bedeutend kräftiger und schöner
und erreichen eine Höhe bis zu einem Meter. Die auf
diese Weise gezogenen Pflanzen lassen sich zu ver-
schiedenen Dekorationszwocken verwenden. Die Petalen
dieses schönen Frauenschuhes sind weifs, die Sepalen
bauchig, oberhalb schön gerötet und nach vorn gefurcht.
Nach der Blüte giefst man wieder mäfsig, bis das Laub

abgestorben ist, und werden die Pflanzen dann wieder im
Kalthaus überwintert. Das viele Verpflanzen lieben sie
nicht, was wohl manchem Leser zweifelhaft erscheinen
mag, doch kann ich dies aus eigener Erfahrung behaupten;
selbst ein alter Spezialist, der vorzügliche Schaupflanzen
besafs, versicherte mir, dafs seine Pflanzen in 10 Jahren
noch nicht verpflanzt, sondern die Töpfe derselben nach
dem Austreiben im Frühling nur mit altem verrotteten
Kuhdünger belegt, worden waren.

Mögen diese Zeilen dazu beitragen, dafs diese alte
vernachlässigte Erdorchidee wieder mehr Liebhaber finde,
denn ihre Kultur ist wirklich lohnend.

L. Ahlisch, Berlin.

Verschiedenes.

Zur Frage: „Ist die Anlage grofsartiger Friedhöfe
erstrebenswert?"

Von K. Beithner, Städt. Garteninspektor in Bonn.

Sobald man die raschen Städteentwickelungon verfolgt,
wird man gewahr, dafs dem regen Baubetrieb seitens der
Privaten die prächtigsten Gärten und freien Plätze des
Erwerbes wegen geopfert werden. Mit der Abnahme dieser
und zunehmender Ausdehnung der Städte, insbesondere
der Strafsenzüge, können aber die Verwaltungen durch
Schaffung von öffentlichen Garten-Anlagen und freien Plätzen
entweder aus Terrain-, Geldmangel oder Kurzsichtigkeit
nicht entsprechend Hand in Hand gehen. Am allerwenig-
sten werden sie in der Nähe von bestehenden oder neu
projektierten Friedhöfen noch besondere gröfsere Plätze
oder Gartenanlagen anlegen; unbedingt erforderliche, wie
etwa Marktplätze etc. sind natürlich ausgenommen. Selbst
dann, wenn die neuen Friedhöfe aus sanitären Gründen
weit von den Häusern der Stadt angelegt werden, dauert
es oft kaum ein halbes Menschenalter, so sind solche von
industriereichen oder sich rasch entwickelnden aufblühen-
den Städten und Ortschaften bald wieder mitten im Häuser-
meer. Eine Wohlthat ist dann der freie Friedhof, der nun
Anlagen und Plätze ersetzen mufs. Er kann es thatsäch-
lich, sobald er einen anlagenmäfsigen, parkartigen Charakter
trägt. Ob regelmäfsig oder unregelmäfsig, ob grofs oder
klein, die Hauptsache ist, dafs er gediegen angelegt ist
und er auch wirklich abgerundete Spaziergänge aufweist,
nicht nur Wege, auf denen man nicht weifs, wohin und
woher, oder auf welchen das Ziel immer wieder die Grenz-
mauer ist. Solange die Friedhöfe noch frei liegen, werden
sie in den Städten sowie auf dem Lande an Sonn- und
Feiertagen vielfach von Leidtragenden oder Spaziergängern
teils aus Bedürfnis, teils zur wirklichen Erholung besucht.
Es ist gewifs nicht einerlei, ob sie dabei auf den Fried-
höfen durch den Anblick von Grabfeldern, bedeckt mit
Kreuzen und einseitig, trübstimmenden Coniferen-Anpflanz-
ungen, ein unbehagliches, ödes Gefühl empfinden, oder ob
sie statt dessen durch schönen gärtnerischen Schmuck
 
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