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Die Gartenkunst — 2.1900

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Nauen, Joseph: Pariser Weltausstellung
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Fintelmann, Axel: Die großse allgemeine Gartenausstellung in Gleiwitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0208

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196

DIE GARTENKUNST

II, 11

Wasserfall zur Speisung desselben erhöht die lebhafte
Stimmung dieser Landschaft.

Die auf dem Lagenplane gegebenen Fernsichten sind
alle beibehalten und weiter ausgearbeitet, ebenso ist eine
neue durch den grofsen Wald nach der Landstrafse hin
geschaffen worden.

Bei der Wegeanlage ist hauptsächlich darauf gesehen,
die Wirtschaftswege so zu legen, dafs dieselben von den
Spaziergängern nicht betreten zu werden brauchen. Haupt-
eingang, Schlofs, Wirtschaftsgebäude und Gemüsegarten
sind durch eine groi'se Allee mit einander verbunden. Die
Umfahrtsallee, von der Südwestecke des Schlosses aus-
gehend, umgiebt das Parterre, ohne dasselbe zu berühren,
führt . dann zum See, vorher den Tennisplatz einrahmend,
folgt den Ufern des Sees, bald als Hohlweg, bald auf den
Uferhöhen stets neue bezaubernde Bilder eröffnend. Die
übrigen Alleen führen zu den verschiedenen Aussichts-
punkten des Parkes, ohne von dort aus gesehen zu werden.

Das an der Südseite gelegene Parterre ist vertieft und
von Balustraden umgeben. Es ist mehr lang wie breit
und zieht sich bis zu der Gehölzgruppe, in welcher der
Tennisplatz versteckt liegt. Das östliche Parterre von.
sehr grofsen Dimensionen ist mehr breit als lang und nur
auf drei Seiten mit Blumenschmuck versehen, während
die vierte Seite die Verbindung mit der grofsen weiter-
liegenden Rasenfläche herstellt. Die Bepflanzung ist sehr
von dem Geschmacke des Besitzers abhängig; ist aber
durch die Zeichnung als eine reiche vorbedingt.

(Die 4 mit zweiten Preisen ausgezeichneten Pläne
werden in der nächsten Nr. veröffentlicht werden. D. Red.)

Die groi'se allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Gleiwitz.

Der Oberschlesische Gartenbauverein zu Glei-
witz veranstaltete in der Zeit vom 8. bis 12, September
ebendaselbst eine Provinzial-Gartenbau-Ausstellung in den
Räumen und dem ausgedehnten Garten des Etablissements
„Neue Welt", die als eine äufserst gelungene bezeichnet
werden darf. Natürlich durften wir an eine solche, den
örtlichen und beschränkten Verhältnissen angepafste Aus-
stellung nicht denselben Mafsstab anlegen, wie wir es bei
derartigen Veranstaltungen in den gröfseren Verkehrs-
centren, wie Berlin, Hamburg, Leipzig, Dresden, Frank-
furt a. M.u. a. 0. gewöhnt sind. Wenn man aber berücksichtigt,
dafs die kohlenstaubgeschwängerte Luft der oberschlesischen
Gefilde und die von den wie Pilze der Erde ent-
wachsenen, prustenden und pfauchenden Feuerschloten in
die Nachbarschaft entsandten Rauch-Niederschläge der
freudigen Entwickelung pflanzlichen Lebens nicht zu unter-
schätzende Hindernisse bieten, dann durfte man sich der
Überzeugung nicht verschliefsen, dafs man in der Aus-
stellung Leistungen vor sich sah, die, wie der die Aus-
stellung eröffnende Vorsitzende des Ehren-Ausschusses,
Herr Oberbürgermeister Mentzel, durchaus treffend be-
merkte, den Beweis lieferten, „dafs Oberschlesien auch auf
diesem Niveau seinen Mann zu stellen in der Lage ist und

sich getrost mit Gartenbau-Ausstellungen anderer Provinzen
messen kann."

Die Seelen, die treibenden Kräfte dieser Ausstellung
waren die Herren Stadt-Garteninspektor Kynast-Gleiwitz,
zugleich Vorsitzender des Oberschlesischen Gartenbau-
Vereins und Landschaftsgärtner H a n i s c h - Kattowitz, u nter-
stützt von einer Corona hervorragender Fachleute und an-
gefeuert durch das rege, dem Unternehmen entgegen-
gebrachte Interesse seitens des Oberbürgermeisters Herrn
Mentzel-Gleiwitz, der auch der schönen Gartenkunst eine
würdige Stätte am Sitze seiner Thätigkeit zu bereiten eifrig
bemüht ist.

Die Gesamtanordnung der Ausstellung verriet nicht
nur wochenlang zuvor gutdurchdachte und festgelegte
Dispositionen, sondern auch eine gute, zweckentsprechende
Behandlung des in nur zu kurzer Zeit zu verarbeitenden
Materials, das, wie auf allen Ausstellungen, so auch hierin
drei Kategorien zerfällt und demgemäfs Unterkunft fand in
geschlossenen Räumen, in offenen Hallen und im freien
Grunde des Gartens.

Die Warm- und Kalthauspflanzen waren aufgestellt im
Konzertsaal, dessen Bühne in geschickter Weise in eine wasser-
triefende, blumengeschmückte Felsengrotte, belebt durch eine
kleine Teichanlage,umgewandelt war. Ein ansteigender, Felsen
überbrückender Steg führte zu ihr hinauf und gewährte dem
Spaziergänger einen angenehmen Ausblick auf die im
Grunde des Saales zu gröfseren und kleineren Gruppen
vereinigten Blütenpflanzen, umrahmt von hohen bis zur
Brüstung der Empore hinaufragenden Palmen, Dracaenen,
Musen u. a. Im Vordergrunde der Bühne und unterhalb
des genannten Steges, diesen zum Teil in decenter Weise
verdeckend, befand sich die Kaisergruppe, aus tadellosen
Palmen-Schaupflanzen der Kommerzienrat Caro sehen
Gärtnerei (Obergärtner Reh mann), Gleiwitz, aufgeführt.
Ihr schlössen sich an hervorragende Leistungen der Gärten
des Grafen Ballestrem-Plawniowitz (Obergärtner
Schubert), des Rittergutsbesitzers Hegenscheidt (Kunst-
gärtner Hahn), des Grafen von Welczek-Laband (Ober-
gärtner Nitsche), der A. Borsigschen Berg-und Hütten-
werke (Obergärtner Gruschka), der Gartenverwaltung von
Wiegschütz, Rittergutsbesitzer Dr. Max Hei mann u.a.m.

Die Beleuchtung war leider eine recht mangelhafte
und hatten unter diesem Übelstande ganz besonders die in
den oberen Zimmern und auf der Empore untergebrachten
teilweise vorzüglichen Bindereien von Carl Wenzel,
Zwiener, Ziegler, Friedrich Müller, Keil-Gleiwitz,
Schlieben & Frank-Ratibor, Dzemsky-Oppeln, Beu-
thener Blumen-Bazar u. a., sowie die reichhaltigen
Zusammenstellungen abgeschnittener Blumen, Gehölze,
Früchte, Sämereien etc. zu leiden.

In einer offenen, dem Konzertsaal nahe gelegenen Halle
und in dem Saale des Schiefshauses wurden die Früchte
des Gewächshauses, des Frühbeetes, des Ackers und des
Baumes — Melonen, Gurken, Kartoffeln, Obst u. a. über-
sichtlich zur Schau gestellt, lieblich anzuschauen und zu
längerer Betrachtung einladend. Zweckentsprechende
Unterkunft, die lange Reihe der Gemüse- und Kartoffel-
Sortimente angenehm unterbrechend, fanden hier auch eine
 
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