Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 2.1900

DOI Artikel:
Peters, M.: Der Kaiser Wilhelm-Hain zu Dortmund
DOI Artikel:
Usteri, Alfred: Berberis nervosa Pursh
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
124 DIE GARTENKUNST II, 7

Passen wir noch einmal die Gesamtwirkung des Parkes
ins Auge, so müssen wir sagen, dafs die Lage desselben
von grofsartig weitgehenden Ideen geleitet worden ist,
so dass der Hain je länger je mehr ein Anziehungspunkt
für alle Naturliebhaber und ein Lehrmittel für Fachleute
bilden könnte, wenn — leider mufs es an dieser Stelle
gesagt sein — die Pflege der Anlage in dem Sinne des
Gartenkünstlers, von dem der Entwurf herrührt, gehand-
habt würde!

Bs liegt dem Verfasser ferne, sich ein endgültiges
Urteil hierüber erlauben zu wollen, doch sei es ihm ge-
stattet, kurz die „Verbesserungen" der leitenden Hand an-
zuführen. Das erste, was dem Besucher auffällt, ist wohl,
dafs das regelmäfsigo Bassin, dessen vornehme Formen,
um sie besser hervorzuheben, von Cement hergestellt sind,
stets nur halb voll ist, so dafs die Figur ganz verloren
geht. Dazu kommen kleine unschöne Schwanenhäuschen
und zum Schutz gegen die Schwäne Va m hohe Maschen-
netze um die Blumenbeete. Die bei der Anlage, wie stets
üblich, enger gepflanzten Gruppen werden jährlich, statt
zu lichten, noch überfüllt mit leicht wachsenden Sträuchern,
hauptsächlich Syringen, so dafs die anderen Blütensträucher
wie Deutzien, Ribes, Weigelien, Spiraeen etc. erdrückt und
fast wirkungslos gemacht werden. Die weiten Durchsichten,
auf die, wie schon oben gesagt, berechtigterweise ein
grofses Gewicht im Entwurf gelegt wurde, werden einge-
fafst und sogar unterbrochen von Kastanienpflanzungen,
die sich natürlich an diesem freien bevorzugten Platz so
stark entwickeln werden, dafs in einigen Jahren die Grund-
idee verwischt sein wird.

Ist es doch auch für den weniger geübten Fachmann
oft ungemein schwer, hier die Spreu von dem Weizen zu
trennen, um nicht dem Schöpfer der Anlage die Schuld
beizumessen, auch mag sich der nicht künstlerisch vor-
gebildete Laie und Fachmann nur schwer in die Idee einer
Neuanlage hineindenken können, weshalb es wohl zu
wünschen wäre, dafs der anlegende Gartenkünstler einige
Jahre hindurch die Pflege oder doch die oberste Leitung
derselben behielte!

Gehölze.

Berberis nervosa Pursh.

Von A. Usteri, Landschaftsgiirtner, Zürich.

Diese in europäischen Gärten noch wenig bekannte,
zur Untergattung Mahonie gehörige Berberitze des westlichen
Nordamerika stellt im Gegensatz zu B. Aquifolium Pursh
eine vor allen übrigen ihres Geschlechtes leicht zu unter-
scheidende Art dar. Nur mit der asiatischen Berberis
nepalensis Spreng, hat sie in den Blättern einige Ähn-
lichkeit; aber schon der Habitus belehrt uns, dafs wir es
hier mit einer sehr distinkten Species zu thun habon.
Merkwürdig ist, dafs Verwechslungen in früheren Jahren
trotz dieser Thatsache nicht zu den Seltenheiten gehörten.

Ich lasse die Namen, die auf unsere Pflanze bis heute schon
angewendet wurden, folgen:

Berberis nervosa Pursh fl. Am. sept. I, p. 219. 1814. tab. 5

z. Teil (nur die Blätter, die Blüten der Pursh'schen

Exemplare gehören B. Aquifolium an).
Mahonia nervosa Nutt., gen. Am. 1, p. 212. 1818.
Mahonia glumacea DC. Prodr. I, p. 109. 1821.
Mahonia glumacea DC. nervosa Lavall. Arb. Segrez. 1877.
Berberis glumacea Spreng, syst, veget. II. p. 120. 1825.
Berberis pinnata Buch, in Banks, herb, ex DC. syst. II, 1821

Die bekanntesten, auf den Strauch angewendeten deut-
schen Bezeichnungen sind folgende: Mahonie mit genervten
Blättern, starkadrige Berberitze, spelzige Mahonie. Die
Engländer haben die Bezeichnungen Nerved-leaved Mahonia;
strong-nerved Berbery, glumaceous Berbery eingeführt,
während bei den Franzosen der etwas langatmige Name
epine-vinette ä grosses nervures beliebt ist.

Der Speciesname nervosa bezieht sich auf die an der
Unterseite der Blätter stark vorspringenden Adern, während
der Beiname glumacea von den spelzenartigen Schuppen
am Grunde der Blütentrauben abzuleiten ist.

Die Heimat der Pflanze ist das Flufsgebiet des Columbia-
stromes und die Vancover Insel, sowie Kalifornien, wo-
selbst sie in schattigen Kieferwäldern das Unterholz
bildet. Die Entdeckung verdanken wir Menzies.

Zur Abgrenzung von anderen Arten dürfte folgende
gedrängte Beschreibung genügen:

Ein niedriger, immergrüner Strauch, der in der Heimat
selten bis 1 m hoch wird. Stengel kürzer als die Blätter,
nämlich höchstens 2—3 cm, stielrund, grün oder rötlich.
Blätter mit (5—) 6—8 Jochen unpaarig gefiedert, bis 35 cm
lang, das unterste Blättchenpaar von der Blattstielinsertion
weit entfernt. Blattspindel stielrund, rötlich, an den Blätt-
chen-Insertionen artikuliert und verdickt, an der Basis
jederseits mit einem Zahn versehen. Blättchen breit-
lanzettförmig, jederseits mit 7 — 9 grofsen Zähnen ver-
sehen, an der Basis gestutzt, am Ende spitz, 3,5 cm lang,
1,5 cm breit, beiderseits matt, unterseits heller als ober-
seits, das endständige gestielt, 7 nervig, die seitlichen sitzend.
3—5 nervig. Schuppen zahlreich, blattartig-trockenhäutig,
ausdauernd, länglich-lanzettförmig, zugespitzt, eingerollt,
bis 3 cm lang, meist so lang als die Blütenstiele.

Blüten in endständigen. 7,5 — 10 cm langen, zu 1—3
zusammenstehenden Trauben angeordnet. Deckblättchen
eiförmig, stumpf, kürzer als die 5 mm langen Stielchen.
Blüte hellgelb. Sepalen stumpf, die äufseren kleiner als
die inneren, oft rötlich. Honigblättor am Grunde 2 drüsig,
am Ende gekerbt oder ungekerbt. Filamente 2zähnig.
Fruchtknoten eiförmig, am Ende verschmälert, ca. 4 Eichen
enthaltend (nach E. Köhne). Blütezeit in der Heimat im
Oktober, bei uns im Mai und Juni.

Beere kugelig, 6—8 cm lang, schwarz, klein, beduftet
und sauer.

Dieser Art sollen nach Citerne (Berberidees et Erythros-
permees 1893) Kalkoxalatkrystalle, welche bei anderen Maho-
nien häufig auftreten, fehlen. Auch schreibt ihr derselbe
Autor ein Mark zu, dessen Zellen nie verholzen, eine
Eigenschaft, die sonst bei keiner Mahonie angetroffen wird.
 
Annotationen