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Die Gartenkunst — 2.1900

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Freudemann, F.; Dittmer, ...: Die Siegesallee im Tiergarten zu Berlin
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Heicke, C.: Erfahrungen mit Strassenbäumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0098

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II, 5 DIE GARTENKUNST 85

von Bildhauer Schott, Otto I. von Professor Unger,
Otto II. von Professor Uphues und Albrecht II. von Bild-
hauer Boese geschaffen.

Unsere Aufgabe soll es vor allem sein, die Garten-
anlagen eingehend zu schildern, welche gewissermafsen
den Rahmen für die Kunstwerke bilden und dieselben erst
einheitlich zur Wirkung kommen lassen.

Die Sieges-Allee, welche in den Jahren 1870 und 1871
vom Gartendirektor Neide geschaffen, war ursprünglich
in verschiedener Breite angelegt, und zwar war die Strecke
von der Charlottenburger Chaussee bis zum Kemperplatz
bedeutend schmaler als diejenige von der genannten
Chaussee bis zum Königsplatz.

Hier hielt es der Schöpfer der Garten an lagen, der
Königliche Tiergarten-Direktor Geitner, für seine Aufgabe,
zunächst eine Änderung zu erstreben; er wufste Seine
Majestät den Kaiser zu bewegen, dem Vorschlage zuzu-
stimmen, dafs die Sieges-Allee in gleicher Breite vom
Königsplatz bis zum Kemperplatz derart ausgestaltet wurde,
dafs die Chaussee in ihrer ganzen Ausdehnung auf beiden
Seiten sowohl von einem Reitweg als auch von einer
Fufspromenade begleitet wird.

Auf diese Weise wurde es möglich, die 1 »enkmals-
gruppen auf jeder Seite in einer einzigen geraden Flucht
aufzustellen.

Jede Nische besteht nun aus einer halbrunden Marmor-
bank, welche die beiden Nebenfiguren trägt, während die
Hauptfigur auf einem erhöhten Sockel im Vordergrunde
steht. Diese Bank wird von einer beinahe drei Meter
hohen und ungefähr einen Meter breiten Hecke von Taxus
baccata eingefafst. die einen wundervollen Kontrast zu
dem weifsen Marmor bildet und den Kunstwerken im
Sommer wie auch im Winter einen gleichmäfsig immer-
grünen Schmuck verleiht. Die Nischen, welche vierzig
Meter von einander entfernt sind, werden wieder durch
niedrige Hecken von Taxus baccata in Höhe von einem
Meter mit einander verbunden, was aus dem Plan wie auch
dem Bilde zu ersehen ist.

Auf den Rasenflächen, die sich vor den niedrigen
Hecken längs des Fufsweges hinziehen, befinden sich die
Blumenparterres. Hier ist man bemüht gewesen, mit dem
Stil der Zeit mitzugehen und den einfachen geradlinigen
mehr geschwungene Formen folgen zu lassen, welche mit
Buxus eingefafst und im Grunde mit Epheu, Kvonymus,
Thymian ausgefüllt wurden.

Die Bepflanzung der Beete wird drei bis vier Male
gewechselt und prangen dieselben fortgesetzt im prächtigsten
Blumenflor. Bereits im November werden Zwiebeln gelegt,
welche dann im April in leuchtenden Farben die Parterres
schmücken. Darauf folgt eine abwechselnde Bepflanzung
mit Viola, Myosotis, Bellis etc. auf den verschiedenen
Beeten, welche später wieder durch Sommerblumen und
Stauden, wie Begonien, Pelargonien, Fuchsien, Digitalis.
Delphinium und andere abgelöst werden. Ende August,
Anfang September wird die Herbstpflanzung mit Astern
vorgenommen, die dann mit Chrysanthemum ausge-
wechselt werden, welche bis in den Oktober hinein stehen
bleiben.

Die Gurteiikxinsl,.

Diese Blumenparterros finden ihren Abschlufs durch
Beete, welche abwechselnd mit Rotdorn-, Mandelbäumchen,
Magnolien, hochstämmigen Fliedern, Schneebällen etc.
sowie gleichartigen Sträuchern bepflanzt sind und einen
Ubergang zu den hohen Hecken bilden sollen.

So ist das Bild, welches sich dem Beschauer bietet,
stets ein wechselndes und farbenreiches, das noch im
Frühjahr und Sommer durch die Blütenpracht des Hinter-
grundes von Zier- und Schmucksträuchern einen eigenen
Reiz erhält. Dieser Hintergrund hinter den Hecken ist in
interessanter Weise dergestalt bepflanzt, dafs stets eine
bestimmte Art von Blütensträuchern vorherrscht. So sehen
wir z. B. zwischen den Nischen von Otto I. und Otto II.
den Hintergrund in seiner ganzen Ausdehnung mit köst-
lichen gefüllten Schneebällen besetzt, während sich
zwischen Otto II. und Albrecht II. eine Wand von zartem
Flieder dem Auge darbietet. Auch Deutzia, Spiraeä,
Weigelia und Philadelphus finden in dieser Art Verwendung,
während eine Kollektion von Schattensträuchern im bunten
Wechsel mit Beerensträuchern, wie Symphoria, Ribes,
Sambucus, Philadelphus, Viburnum Lantana, Cornus, das
Ganze abschliefst.

Um ferner den Standbildern einen gleichmäfsigen
ruhigen Hintergrund zu geben, hat man hinter jeder
Nische im Halbkreise eine Anzahl von Kronenbäumen
aufgepflanzt und hierbei auf Farbe und Form des Blattes
besonders Rücksicht genommen, so dafs hinter jeder
Gruppe eine besondere Art gepflanzt ist. Es sind bei
einigen Nischen Acer Schwedleri, bei anderen Acer
Reitenbachii, sowie Acer Pseudoplatanus atropurpureus,
ferner Hippocastanum rubicunda, Quercus Robur und rubra,
Liriodendron Tulipifera verwendet worden.

Zum Schutze der Kunstwerke ist auf Befehl Seiner
Majestät des Kaisers auf beiden Seiten der Sieges-Allee
hinter den Hecken ein drei Meter hohes Gitter, von
Stacheldraht gefertigt, aufgestellt werden, das im Frühjahr
mit den verschiedensten Schlingpflanzen besetzt werden
soll; hier werden Kletterrosen, wohlriechender Wein,
Glycinen, Clematis etc. Verwendung finden. Ferner werden
bei eintretender Dunkelheit die Marmorbänke durch Ketten
abgeschlossen.

Sobald sämtliche Nischen, deren es zweiunddreifsig
werden, in ihrer künstlerischen Schönheit und in ihrem
reichen gärtnerischen Schmuck vollendet dastehen werden,
wird unsere Haupt- und Residenzstadt eine Sehenswürdig-
keit von ganz bedeutender Wirkung zu bieten haben, die
schon jetzt einen Sammelpunkt für alle kunstliebenden
Einwohner Berlins bildet.

Baumpflanzungen in Städten.

Erfahrungen mit Strassen bäumen.

Von Heicke, Stiidt. Garteninspektor in Aachen.

Mit Interesse habe ich die Mitteilung des Herrn
Gartendirektor Sc hoch über die Erfahrungen gelesen,
welche er in seinem Wirkungskreise Magdeburg — bei

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