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Die Gartenkunst — 2.1900

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Encke, Fritz: Gartenstudien aus Frankreich, [1]
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Glum, Friedrich: Über die Anlage von Tennisplätzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0192

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180

DIE GARTENKUNST

II, 10

Laubhallen umrahmtes, bald in blendender Helle liegendes,
bald im Spiele grünlicher Lichter gemütlich anmutendes
Werk der Skulptur in Verbindung mit den abwechslungs-
vollsten Wasserkünsten. Die Mannigfaltigkeit der Garten-
teile wird wesentlich durch geschicktes Anpassen an die
gegebenen Höhenverhältnisse erhöht. Rechts und links
von dem Hauptparterre in verschiedener Höhe liegen tiefere
Gartenteile mit verschieden gestalteten Parterres bedeckt.
Noch tiefer liegt auf der einen Seite das Orangerie-
Parterre, auf der anderen Seite das Neptunsbecken. Vor
dem Wasserparterre fügt sich in der Achse das um viele
Meter tiefer liegende Latonabecken ein. Von hier fällt das
Gelände bis zu dem Apollo-Becken,und hieran schliefst
sich der ebene Kanal. Der Höhenunterschied zwischen
dem Wasserparterre und dem Kanal beträgt etwa 20 Meter.
Wie vielgestaltig gleichartige Gegenstände ausgebildet
wurden, zeigt die Betrachtung der zahlreichen Wasser-
becken. Neben runden, durch einen Springstrahl in ihrer
Form bestimmten Becken finden wir alle erdenklichen Zu-
sammenstellungen von Rechtecken und Kreis- wie Ellipsen-
bogen, wobei man die vorkommenden Ecken in der mannig-
fachsten Weise behandelte.*) Nicht minder reich an Ab-
wechslung sind die Parterregliederungen im Grofsen wie
deren Datailbehandlung. Ja, der ganze übrige Apparat der
französischen Gartenkunst, die Treppen und Brüstungsmauern,
die Hecken- und Treillage-Wände, die vielerlei Wasser-
künste, die plastischen Ausschmückungsgegenstände wie
Statuen, Statuengruppen, Vasen u. s. w., alles ist in den
Le Notre'schen Schöpfungen in der gröfsten Mannigfaltig-
keit angeordnet, welche absichtlich jede Wiederholung
meidet. Bs wäre auch gar nicht zu verstehen, wenn Le
Nötre bei seinem Reichtum an Ideen damit hätte kargen
wollen, da geistlose Wiederholung unvereinbar wäre mit
dem Hauptprinzip der barocken Kunst Ludwig XIV., dem
Streben nach malerischer Wirkung. (Fortsetzung folgt)

s

Sport- und Spielplätze.

Über die Anlage von Tennisplätzen.
Von Glum, Berlin.
(Hierzu 7 Abbildungen.)

Mehrfach an die Redaktion der Gartenkunst ergangene
Anfragen betreffend die Anlage von Lawn-Tennisplätzen
haben Veranlassung gegeben, auf diesem Gebiete gemachte
Erfahrungen zusammenzustellen und in gedrängter Kürze
hier wiederzugeben.**) Das Lawn-Tennis-Spiel hat sich
in den letzten Jahren weit über die Grenzen seines
englischen Vaterlandes hinaus verbreitet und fast alle
anderen Spiele, welche sonst noch von der eleganten
Welt als Gymnastik getrieben wurden, verdrängt. Das

*) Siehe Abbildung in der nächsten Nummer.

**) Ausführliches über die Anlage von Lawn-Tennisplätzen ist zu
rinden in: „Zeitschrift für bildende Gartenkunst", 1892, Seite 185, 1893, Seite
175. „Zeitschrift für Gartenbau und Gartenkunst", 1895, Seite 393 und
1898, Seite 97. D. Red.

Lawn-Tennis ist ein Sport, den sich wegen der erforder-
lichen teuren Spielgeräte nur die reicher mit Glücks-
gütern Gesegneten gestatten können. Der Tennisplatz
gehört deshalb mit Recht in den Park und in vornehmere
Gärten und wird dort auch neuerdings fast ausnahmslos
angetroffen. In gröfseren Städten hat er aufserdem den
ersten Rang auf den eleganten Sportplätzen erobert, mit
welchen spekulativ veranlagte Köpfe sich eine ergiebige
Einnahmequelle geschaffen haben.

Plan des Spielplatzes für 4 Personen

-r 23.80 -















N











4--6,40.->\







für 2 Personen



-23,50-.

<-G,10---> ?





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Zum Lawn-Tennis gehört zunächst ein gröfserer Platz,
der sogenannte Spielhof. Derselbe liegt wagerecht und ist
besonders sorgfältig zu planieren. Beistehende Zeich-
nungen geben die Dimensionen desselben an. welche die
Engländer als Norm aufgestellt haben und teilweise
uns befremdende Bruchteile von Metern aufweisen, weil
die englische Mafseinheit bekanntlich eine andere ist, als
das deutsche Meter. Der sonst so praktische Engländer
kennt nicht den Segen des Dezimalsystems.

Unwesentliche Abrundungen der Mafse, z. B. von
4,12 m auf 4,25 m sind statthaft.

Rings um den eigentlichen Spielhof herum ist noch
ein Spielraum notwendig, der je geräumiger desto besser
ist, mit 4 m Breite jedoch den allerhöchsten Anforderungen
genügt und gewöhnlich auf 2 m angesetzt wird.

Wie der Name besagt, wird Lawn-Tennis in seinem
Vaterlande auf dem Rasen (Lawn) gespielt. In Deutsch-
land tritt an Stelle des Rasens fast durchweg ein ebener
und mehr oder weniger fester Platz, der chaussiert, as-
phaltiert, cementiert oder einfach mit Lehm befestigt wird.
Kiesplätze sind unbrauchbar, weil der Pufs darauf aus-
gleiten kann.

In Deutschland gedeiht Gras nicht, wrenn es häufig
niedergetreten wird, im Gegensatz zu England. Es liegt
dies in der Verschiedenheit des Klima und der Boden-
verhältnisse, nicht etwa in der Grasart. Auf dem porösen,
durchlässigen Kalkboden Englands baut sich bei gröfserer
Luftfeuchtigkeit dasselbe Gras anders im Zellengewebe auf,
 
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