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Die Gartenkunst — 2.1900

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Koopmann, Karl: Begründung des Schnittes der Gehölze aus ihrem natürlichen Aufbau, [1]
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Encke, Fritz; Wieck, Hans: Über Herstellung von Modellen für Gartenanlagen: Zwei Vorträge, gehalten im Verein deutscher Gartenkünstler am 12. März 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0104

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92 DIE GARTENKUNST II, B

erreicht bezw. überschritten ist, um darauf in absteigender
Linie an Wuchskraft und Bliitenreichtuni zu verlieren und
zu altern. Wer diesen Zeitpunkt des Alterns abwartet,
wird mit der Nachhilfe durch Schnitt oder Verjüngung
etwas spät kommen; er wird dann oft sehr energisch ein-
greifen müssen und die Folge hiervon ist event. ein Wied er-
anfangen von vorne oder doch ein Ausfall an Blüten
auf ein oder mehrere Jahre. — Unsere Aufgabe ist daher, den
Strauch, namentlich einen Strauch in bevorzugter Stellung
im einzelnen zu beobachten. Während ein energischer
Schnitt in den ersten Jahren — schwaches Holz ganz kurz,
stärkeres Holz auf die Hälfte, das stärkste auf 3/4 seiner
Länge — die Formgebung ohne besondere Rücksicht-
nahme auf Blüte wesentlich unterstützt, wird nach Verlauf
von einigen Jahren nur Unschönes, oder vielmehr Störendes
in der Form beseitigt. Durch jeden weiteren Schnitt und
zumal durch Stutzen wird die Blüte beeinträchtigt.
Sobald aber nach weiteren 2—17 Jahren ein allseitig üppiger
Flor eingetreten ist, mufs dieser erhalten werden; solches
geschieht der Hauptsache nach wieder durch Hinein-
greifen in das Innere des Busches, wenn er auch
stachelt und kratzt. Das ältere, lebensmüdere Holz
wird beseitigt, wodurch das zu dicht stehende gelüftet,
gelichtet und blühfähiger gemacht wird: aus dem kurz
geschnittenen alten Holz entsteht neues Leben, der Ersatz,
die Verjüngung, welche die Erhaltung des Flors für weitere
Jahre sichert. — Selbstverständlich kann dabei stets das
Störende aus dem Busch gleichzeitig entfernt werden;
dichte, viel verzweigte oder gar hexenbesenartig verdichtete
Bildungen taugen weder für Form noch Blüte und werden
daher entfernt, um aus ihren Basalaugen kräftigen Ersatz
zu erzielen. Gefällige Form, Anpassung an die Umgebung
liegt ferner in der Hand des geschickten Züchters, und
damit ist unsere Aufgabe im wesentlichen erledigt. Aus-
schneiden, Zurücksetzen, Stutzen — jedes zur
rechten Zeit und am gehörigen Ort, wo es not thut.

(SclüuCs folgt)

Plastische Darstellung
gartenkünstlerischer Entwürfe.

Über Herstellung von Modellen für Gartenanlagen.

Zwei Vorträge, gehalten im Verein deutscher Gartenkiinstler
am 12. März 1900.

1. Vortrag des Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Eneke, Potsdam.

Die Frage, ob Modelle von Gartenanlagen wünschens-
wert sind, ist entschieden zu bejahen. Jedenfalls bieten
Grundpläne nur eine unvollkommene Darstellung dessen,
was der Gartenkünstler auf einem Gelände auszuführen
beabsichtigt. Der Grundplan zeigt die Verteilung von
Wasser, Grasflächen und Gehölzmassen, die Anordung
der Gebäude, Wege, Blumenbeete u. dergl. Dabei ist die
Angabe der Pflanzung nicht immer anschaulich für den
Nichtgärtner. Entweder wird der Grundrifs der jungen
Pflanzung dargestellt, dann wirken die gröfseren Gehölz-
niassen, wie sie etwa eine Wegekreuzung umgeben können,
nicht einheitlich, sondern sie erscheinen zerstückelt;

oder die Gruppenzeichnung zeigt die Horizontalprojektion
ausgewachsener Baumkronen, dann wird die Wege-
zeichnung zum grofsen Teile verdeckt. Gewöhnlich wählt
man einen Mittelweg, der die Mängel beider Darstellungs-
weisen zu vermeiden sucht. Der Grundplan läfst aber
immer eine übersichtliche, deutliche Darstellung der
Höhenverhältnisse vermissen. Eingeschriebene Höhenzahlen
geben kein Bild der Höhenlage, Horizontalkurven sind nur
dem leicht verständlich, der sich einmal näher damit ab-
gegeben hat. In einem welligen Gelände ist aber die
Beachtung und geschickte Ausnutzung der Höhenverhält-
nisse eine Hauptsache. Wegelinien, welche auf dem
Grundplan unschön aussehen, sind oft notwendig, um
richtiges Gefälle zu erhalten. Überschneidungen der Ge-
bäudelinien durch Terrassenlinien, welche zu vermeiden
sind, erkennt man gar nicht im Grundplane. Zeichnerische
Mittel zur Höhendarstellung sind Profile, Bergschattierungen
und perspektivische Bilder. Infolge des allgemeinen Ver-
ständnisses für Landkarten sind Höhenpläne, mit Bergstrichen
oder Tusche schattiert, für den Gebildeten anschaulich;
aber auf einem derartigen Bergplane fehlt die plastisch
aussehende Wiedergabe der Gehölz- und Waldmassen.
Ein Profil giebt für Bodenoberfläche und Bepflanzung zu-
sammen ein zutreffendes Bild, aber es ist eben nur das
Bild einer Linie, eines Schnittes. Selbst ein perspektivisches
Bild, welches wirkungsvoll die Höhenverhältnisse, Pflanzung,
Gebäude u. s. w. zeigt, umfafst eben nur so viel vom
Gelände, als von einem Standpunkte aus zu ersehen ist.
Ein gutes Modell kann allen geschilderten Bedürfnissen
gerecht werden. Es wird allerdings nötig sein, dafs es
dem Bauherrn ein schönes Bild seiner zukünftigen Be-
sitzung giebt, das ihn für die geplante Gartenschöpfung
einnimmt.

Die Mafsstäbe, in welchen Modelle für Gärten ange-
fertigt werden können, schwanken von 1 :50 bis 1 :1000.
Modelle in kleinem Mafsstäbe bedürfen keiner plastischen
Wiedergabe von Pflanzung und Gebäuden. Es genügt viel-
mehr die zeichnerische Darstellung. Sind die Höhenunter-
schiede nicht allzu grofs, so ist bei derartigen Modellen
eine etwa IVafache bis 2fache Überhöhung der Höhen zu-
lässig. Die Wahl übertriebener Höhenmafsstäbe hat inso-
fern eine Berechtigung, als die Verschiedenheit der Höhen-
lagen deutlicher erscheint, und weil dem menschlichen
Auge in der Wirklichkeit die Höhen stärker in die Augen
fallen, als die sich stark verkürzenden wagerechten Flächen.
Bei überhöhtem Mafsstäbe dürfen Gebäude, Bäume u. dergl.
nicht plastisch dargestellt werden.

Als Material für Modelle sind gebräuchlich Gips, Holz
mit Spachtel, Plastilin, Pappe, Thon. Gipsmodelle sind sehr
schwer, Thon wird rissig. Der Baumschlag sowie Gebäude
werden bei Gipsmodellen aus Gips hergestellt, bei Pappe-
und Holzmodellen kann man sich auch anderen Materiales
bedienen; Moos, Zweige von Nadelhölzern, besonders Cha-
maecyparis sphaeroidea sind dafür geeignet.

Der Gang der Herstellungsarbeiten ist folgender:
1. Grund und Boden. Es wird entweder ein Plan mit
Horizontalkurven oder mit zahlreichen Profilen zu Grunde
gelegt. Im letzteren Kalle schneidet man die einzelnen
 
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