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Die Gartenkunst — 2.1900

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Heicke, C.: Weiteres über die Herstellung von Gartenmodellen
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Weiss, A.: Praktische Wegeinfassungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0139

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II, 7 DIE GARTENKUNST 127

Punkten kleine Nägel so tief ein, dafs die Köpfe die ge-
naue Höhe des Terrains an den betreffenden Stellen
markieren. Man verteilt alsdann die Modelliermasse so
über das Ganze, dafs die Nagelköpfe genau in der Ober-
fläche liegen, und zieht später die Nägel vorsichtig wieder
ganz heraus. Auf diese Weise läfst sich ein Modell her-
stellen, dessen Erhobungen und Senkungen sehr genau
dem Plane entsprechen. Je genauer die hölzernen Quer-
profile gearbeitet sind und je sorgfältiger durch die auf-
genagelten Brettchen (Etiketten) die Form des Modells vor-
gebildet ist, desto dünner kann die aufzubringende Schicht
Plastilin sein, so dafs man selbst grofse Modelle mit einer
verhältnismäfsig geringen Menge Plastilin bilden kann.
Um die Modelliermasse möglichst ohne Verluste nachher
wieder zum Zwecke späterer anderweitiger Verwendung
von der Unterlage abnehmen zu können, empfiehlt es sich,
die letztere vor dem Aufbringen des Plastilins mit Pergament-
pauspapier zu bedecken; sonst kommt es leicht vor, dafs
kleine Spähne und Splitter das Plastilin verunreinigen.

Was nun den Umstand anbetrifft, dafs man Plastilin
nicht färben kann, so ist das meines Erachtens nicht von
Bedeutung. In den meisten Fällen hat das Modell einer
Anlage den Zweck, dem Gartenkünstler bezw. dem Auftrag-
geber ein klares Bild der beabsichtigten Bodengestaltung
zu geben. Dazu bedarf es im allgemeinen nicht der Farbe.
Will man aber nicht gern auf dieselbe verzichten, so läfst
hier sich auch darin Rat schaffen. Die Wegeflächen des
Modells bestreut man mit einem gelben oder grauen Sand
und drückt denselben leicht an. Es bleibt dann soviel an
der Masse haften, dafs die Wege sich recht gut abheben.
Um die Rasenflächen grün zu färben, habe ich Versuche
mit getrocknetem und gefärbtem Moos gemacht, die
recht gut ausgefallen sind. Ich habe hellgrünes Moos
genommen, dasselbe möglichst fein zerrieben, über die
Rasenfläche gestreut und ebenfalls leicht angedrückt; der
Erfolg war ein recht befriedigender. Dieses Moos hatte
ich ursprünglich dazu benutzen wollen, um daraus Bäume
und Strauchgruppen zu formen. Ich hatte damit aber
keinen Erfolg; die ganze Geschiebte sah mit den Moos-
bäumchen mehr wie eine Spielerei aus und erinnerte stark
an einen Christgarten, wie man ihn unter dem Weihnachts-
baum für die Kinder herzustellen pflegt. Die Darstellung
des Baumschlages wird überhaupt bei allen Modellen, einerlei
aus welchem Material, eine besondere Schwierigkeit bilden.
Wer sehr geschickt im Modellieren ist, wird dieselben zwar
aus Plastilin noch besser zu formen imstande sein, als aus
Gips; aber es gehört immer schon eine grofse Gewandtheit
und Fertigkeit dazu und lieber soll man ganz darauf ver-
zichten, als sich dadurch die Wirkung des Modelles vor-
derben. Unzweifelhaft werden die Coniferenzweige an dem
Enckeschen Modell nicht wesentlich besser ausgesehen
haben, als bei mir die Moosbüschel. Wasserflächen kann
man in solchen farbigen Modellen durch eingelassene Glas-
platten darstellen, wobei selbstverständlich die Ufer über
das Glas übergreifen müssen. Felsen lassen sich durch
kleine Gesteinbrocken sehr naturgetreu nachahmen. Natür-
lich läfst sich, wenn man ein solches farbiges Modell ge-
bildet hat, das dazu benutzte Plastilin nicht mehr ander-

weitig gebrauchen; denn die verschiedenen Materialien
lassen sich gröfstenteils nicht wieder aus der Masse ent-
fernen und dieselbe wird dadurch derartig verunreinigt,
dafs sie nicht mehr zu verwenden ist.

Praktische Wegeeinfassungen.

Von Weifs, Stadtobergärtner, Berlin.

(Mit 3 Abbildungen.)

Ein wichtiges Kapitel auf dem Gebiete des städtischen
bezw. öffentlichen Gartenwesens ist dasjenige der Wege-
einfassungen, die zum Schutze der Anlagen in Anwendung
kommen. Zunächst wird man den Zweck, dem diese Ein-
fassungen dienen sollen, bei Aufstellung derselben zu
berücksichtigen haben.

In erster Linie seien hier diejenigen Einfassungen er-
wähnt, welche die Rasenkanten als solche zu schützen
haben und durch die vermieden werden soll, dafs die
Wegegrenzen, seien diese nun gerade oder geschwungen,
durch Abtreten der Kanten an einzelnen Stellen zu un-
schönen Linien gestaltet werden. Diese Art wird in allen
Privatgärten vorwiegend sein und werden hierzu mit Vor-
liebe Steine oder Bandeisen, welche längs der Wegekanten
genau der vorgeschriebenen Linie entsprechend aufgestellt
werden, verwendet. Je woniger sichtbar derartige Hilfs-
mittel sind, um so besser ist das Aussehen, um so weniger
unangenehm wird deren Wirkung für das Auge sein.

Eine andere Art hat den Zweck, das Publikum zu
hindern, den Rasen bezw. die Anlagen zu betreten. Diese
Einfriedigungen werden in allen öffentlichen oder auch
nur zeitweise der Öffentlichkeit dienenden Gärten, soweit
selbstverständlich ein starker Verkehr oder mangelhafte
Aufsicht es erheischt, zur Anwendung kommen müssen;
sie sind leider eine bittere Notwendigkeit. Da das Betreten
der Anlagen durch Menschen verhütet werden soll, so ist
eine gewisse Festigkeit und Gröfse dor Einfassung geboten,
die, weil in die Augen fallend, an und für sich kein be-
sonders schönes Ansehen gewährt, deren häfsliche Wirkung
aber gemildert werden kann, wenn dieselbe so niedrig und
unscheinbar als möglich vorgesehen wird.

Eine dritte Art von Wegeeinfassungen sind die Gitter,
welche den Zweck verfolgen, nicht nur die Menschen,
sondern auch die Hunde von den Anlagen fern zu halten.
Dementsprechend mufs die Höhe derselben 0,8 m und
mehr bemessen. Ob deren Aussehen und Wirkung schön
ist, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls müssen überall
dort, wo man in den städtischen, dem freien Verkehr zu-
gängigen Anlagen viel Sorgfalt und Mühe auf die Her-
stellung sogenannter Teppichbeete verwendet, diese auch
gegen die Zerstörungswut der Hunde geschützt sein.

In der Stadt Berlin besteht nur für die grofsen Park-
anlagen die Vorschrift, dafs Hunde an der Leine geführt
werden müssen; für alle Schmuckplätze und Promenaden
besteht diese Verfügung nicht. Man kann denn auch all-
täglich beobachten, wie die Rasenplätze den Hunden als
willkommene Tummelplätze dienen und wie diese durch
Scharren und Kratzen der Hunde verwüstet werden. Die
 
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