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Die Gartenkunst — 2.1900

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Janson, E. A.: Ästhetische Brife über Gartenkunst, [2]
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Ausstellungen
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0143

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II, 7 DIE GARTENKUNST 131

Von den zwei übrigbleibenden Künsten mufs ich der Bild-
hauerei die Krone zuerkennen, die Schwester unserer Garten-
kunst zu sein: Sie beide bilden ihre Kunstwerke nach Vor-
bildern aus der Natur, entlehnen ihre Bilder gleicherweise
Mustern, die ihnen der ewig grofse Meister über Kunst und
Schönheit gewiesen hat. Der Bildhauer ahmt die Menschen-
und Tierwelt, der Gartenkünstler Bilder aus der Pflanzenwelt
riach. Beide entsprechen dem göttlichen Drange im Menschen-
herzen nach Schönheit, ohne einen anderen Zweck zu erfüllen,
als das Menschenleben zu schmücken. Die Baukunst kann
von diesem idealen Standpunkte aus betrachtet nicht ihre nahe
Schwester sein; denn sie führt ihre Entstehung auf das
tierische Bedürfnis nach Schutz und Obdach zurück.

Ausstellungen.

Dem Geschäfts-Ausscliuls der Vorgärten- und Spezial-
kulturen-Ausstellung zu Liegnitz sind vom Herrn Land-
wirtschafts-Minister drei silberne und drei bronzene Staats-
medaillen zur Prämiierung überwiesen, ebenso stehen von der
schlesischen Landwirtschäfts-Kammer, sowie der Stadt Liegnitz)
von Vereinen und Gönnern des Gartenbaues namhafte Ehren-
resp. Geldpreise in sicherer Aussicht. Man hat es dem Lieg-
nitzer Gartenbau-Vereine von mancher Seite verübelt, sein
Programm zu eng begrenzt zu haben, welche Behauptung aber
beim Durchlesen des Programms von selbst widerlegt wird.
Allerdings ist man von der Überzeugung ausgegangen, dafs
sich auswärtige Gärtnereien mit dekorativen Gruppen im
gröfseren Mafsstabe nicht beteiligen werden, ebenso hat die
Beteiligung an der Binderei-Gruppe für auswärtige Geschäfte,
wie es sich seihst in Grofsstädten erwiesen hat, wenig Lohnen-
des. Dagegen steht den Spezialkulturen das Programm in
weitester Ausdehnung offen und zwar sind die Aufgaben so
bemessen, dals man nicht nötig hat, grofse Massen nach Lieg-
nitz zu bringen, um die einzelnen Kulturen zu zeigen. Lieg-
nitz und die weiteste Umgebung, ausgenommen Städte wie
Bunzlau und Moys bei Görlitz und vielleicht noch einige
wenige Orte, arbeiten nur für das Platzgeschäft und befassen
sich wenig oder garnicht mit Spezialkulturen, um so lohnender
ist also eine Beschickung der Ausstellung. Um den Spezialisten
aber endlich direkt Gelegenheit zugeben, mit den schlesischen
Gärtnern zu verkehren, wird gelegentlich der Ausstellung .1111
Montag, den 20. August er., ein schlesischer Gärtnerlag abge-
halten werden. An diesem Tage werden die Aussteller von
Spezialkulturen Gelegenheit finden, ihre Kulturen mit kurzen,
erläuternden Vorträgen den versammelten Gärtnern vorzuführen.
Inhaber von Spezialkulturen können sich dieserhalb schon jetzt
mit dem Geschäfts-Ausscliuls wegen Aufstellung der Tages-
ordnung in Verbindung setzen. Dafs der Gärtnertag zu dieser
der Zeit nach so günstig gelegenen Ausstellung sehr zahlreich
aus ganz Schlesien und den benachbarten Provinzen besucht
werden wird, unterliegt keinem Zweifel. Der Geschäfts-Aus-
schnfs ist bereits wegen Verkehrs-Erleichterung zum Besuch
des Gärtnertages mit der Eisenbahn-Direktion in Verbindung
getreten.

Liegnitz, den 8. Juni 1900. F. Stammler.

Vereinsberichte.

Verein deutscher Kartenkünstler.

Niederschrift der Sitzung vom 11. Juni.
Nach Eröffnung der Versammlung durch den ersten Vor-

sitzenden, Herrn Garteninspektor Pintelmann und nach
Genehmigung der Niederschrift vom 14. Mai findet die satzungs-
gemäfse Erledigung der neu aufgenommenen und angemeldeten
Mitglieder statt.

Der Schriftführer giebt hierauf bekannt, dafs nunmehr die
Eintragung des Vereins in das Vereinsregister beim Königlichen
Amtsgerichte zu Berlin vollzogen sei und der Verein dadurch
die Rechte einer juristischen Person erworben habe. Die
offizielle Bezeichnung des Vereins laute demgemäfs fortan
„V. D. G. Eingetragener Verei n. Sitz Berlin."

Alsdann werden mehrere von Herrn Nauen-Paris einge-
sandte Photographien unserer Abteilung auf der Weltausstel-
lung vorgelegt und dem Berichte gemäfs erläutert. Die deutsche
Planausstellung nimmt 2 Fenster des grofsen Palais de l'Horti-
culture, welches für die nichtfranzösischen Aussteller reserviert
und an der Seine gegenüber dem deutschen Hause gelegen
ist, in Anspruch. Deutschland war auch hier, wie in fast
allen übrigen Abteilungen der Weltausstellung, am ersten mit
seiner Einrichtung fertig. Die Mitte der Kollektivausstellung
nimmt Hamburg mit seinem Riesenmodell des Ohlsdorfer
Friedhofes ein und findet Herr Direktor Cordes, der geniale
Schöpfer dieses Kunstwerkes, gerechte Anerkennung nicht
allein seitens der Fachleute, sondern auch seitens der Laien.
Um dieses Modell herum sind die Aquarelle und Photographien
des Friedhofes gruppiert. An den die einzelnen Nischen
bildenden Wänden sind die Arbeiten der anderen Aussteller
in geschmackvoller Weise untergebracht. Im Anschlüsse hieran
wird der Katalog der deutschen Ausstellung in Paris vorge-
legt und auf die, das Kapitel „Gartenkunst" einleitende, aus der
Feder des Geh. Reg.-Rates Wittmack stammende Erläuterung
hingewiesen. Lebhaft wurde bedauert, dafs hierzu nicht
ein Fachmann unseres Sondergebietes zu Rate gezogen
worden sei.

Zur Vorlage gelangte sodann der Jahresbericht des unter
der erfolgreichen Leitung des Kgi. Gartenbau-Direktors Herrn
Siebert stehenden Gartenbau-Vereins zu Frankfurt a. M. und
wurde seitens des Vorsitzenden besonders auf die Thätigkeit
der dort bestehenden Friedhofs - Kommission hingewiesen,
welche die Ausschmückung von Grabstätten leitet und An-
regung giebt zur guten Instandhaltung derselben durch häufigere
Besichtigungen. Herr Vogeler bemerkt hierzu, dafs eine
solche Fürsorge in Berlin und Umgegend leider nicht angängig
sei, da durch Konsistorialbeschlul's eine jede Parochie das Recht
habe, Gewerbetreibende auf ihrem Friedhofe nicht zu dulden,
vielmehr alle Arbeiten — in diesem Falle selbstverständlich
zum Besten der Kirchenkasse — selbst ausführen zu lassen.
Ein längerer Meinungsaustausch entspinnt sich dann noch
über die seitens der Berliner Stadtsynode in Aussicht ge-
nommene Anlage eines Centralfriedhofes für den Westen
Berlins, deren Verwirklichung jedoch nach Herrn Vogeler an
dem Widerspruche der einzelnen Parochien, welche ihre Be-
gräbnisstätten nicht allein für sich abgegrenzt, sondern über-
haupt in geringerer Entfernung von Berlin angelegt haben
wollten, als gescheitert anzusehen sei.

In Bezug auf die diesjährige Hauptversammlung berichtet
der Vorsitzende, der einer Sitzung des Lokal-Komitees in Halle
beigewohnt hat, dafs alle Vorbereitungen im Gange seien
und binnen kurzem, greifbare Gestalt annehmend, veröffent-
licht werden würden. Seitens des Magistrats der Stadt Halle
sei in entgegenkommendster Weise die Aula einer Schule zum
Zwecke der Abhaltung der Versammlungen zur Verfügung ge-
stellt worden, doch dürfte zu erwägen sein, ob von der An-
nahme des Angebots nicht Abstand zu nehmen sei, da die
Aula 3 Treppen hoch gelegen sei. Dem Wunsche vieler Mit-
 
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