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Die Gartenkunst — 2.1900

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Marquardt, Kurt: Wistaria chinensis DC.
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Amelung, Heinrich: Empfehlenswerte heimische Erdorchideen und deren Verwendung in Parkanlagen: Vortrag, gehalten am 8. Januar in Verein deutscher Gartenkünstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0066

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DIE GARTENKUNST

ho

langen, stets überhängenden Trauben. Die Frucht ist eine
zweiklappige Hülse. Sehr schön ist die Varietät fl. albo
mit ebenfalls bis 25 cm langen Blütenständen, aber weifsen
Blumen, aufserdem giebt es noch eine blaugefüllte Form,
deren Blüten jedoch gedrängter stehen. *)

Wistaria chinensis blüht bei geeigneter Kultur alljähr-
lich sehr reich, mitunter auch nach vollständiger Aus-
bildung der Blätter noch einmal, dann allerdings lange
nicht so stark wie beim erstenmale. Sie eignet sich vor
allen Dingen zur Anpflanzung an südlichen und westlichen,
aber auch an östlichen Wänden; da sie etwas frost-
empfindlich ist, verlangt sie in rauhen Lagen eine Winter-
decke. In solchen Gegenden löst man bei Eintritt stärkeren
Frostes die Triebe von der Wand und bindet sie vorsichtig
in Stroh, Rohr oder Fichten- bezw. Wachholderreisig ein,
während der untere Teil des Stammes durch eine Laub-
schicht geschützt wird. Schöner wird sich die Pflanze
natürlich dort entwickeln, wo sie nicht eingebunden zu
werden braucht, denn beim Einbinden wird oft ein Ein-
sätzen der längsten Triebe kaum zu vermeiden sein. Ich
hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, in einer kleinen
rheinischen Stadt ein altes Schlofs kennen zu lernen,
dessen vordere Front von den Trieben einer älteren, da-
mals gerade in voller Blüte stehenden Wistarie ganz über-
zogen war; es war ein prachtvoller Anblick, der sich mir
darbot, so auffallend im Gegensatz zu dem hier und da
hervorlugenden grauen Gemäuer. Die Vermehrung der
Wistarien ist äufserst einfach; man braucht nur einen der
zahlreichen Grundschosse an einer noch im Erdboden be-
findlichen Stelle mit Bindfaden einzuschnüren, wodurch
eine Saftstockung eintritt, und er wird an dieser Stelle in
kurzer Zeit Wurzeln geschlagen haben. Aufserdem kann
man junge Pflanzen natürlich auch durch Aussaat erhalten,
doch dauert die Anzucht dann selbstverständlich länger.
Die Samen werden im Mai auf ein Beet ins Freie oder,
was vielleicht noch mehr zu empfehlen ist, im April in
Töpfe gesäet, welche bis nach erfolgter Keimung lauwarm
zu halten sind. In der Weiterkultur verlangt die Wistarie
recht kräftigen, an mineralischen Nährstoffen reichen Boden,
ist' aber sehr empfindlich gegen übermäfsige Feuchtigkeit
und leidet auch besonders in kalkarmem Boden. Nahezu
trockenes Erdreich sagt ihr am besten zu, weshalb es
geraten ist, in nicht sehr heifsen, trockenen Sommern ein
allzu häufiges Giefson der Pflanze zu unterlassen.

Stauden.

Empfehlenswerte heimische Erdorchideen und deren
Verwendung in unsern Parkanlagen.

Vortrag, gehalten am 8. Januar im Verein deutscher Garten-
künstler von Heinrich Amelung, Berlin, Joachimsthal-
sches Gymnasium.
Meine geehrten Herren!
Wenn ich mir heute erlaube, Ihnen etwas über hei-

mische Erdorchideen und deren Verwendung in unseren
Parkanlagen vorzutragen, so leiten mich folgende Gründe
dazu. Einmal glaube ich annehmen zu dürfen, dafs ein
solches Thema bei Ihnen noch nicht verhandelt wurde,
so dafs ich damit etwas Neues biete. Ferner hatte ich im
vorigen Jahre Gelegenheit, zweien Parkbesitzern Rat-
schläge zu erteilen wegen Anlage einer sogenannten wilden
Partie im Garten, d. h. einer Partie, in welcher neben
einigen ausländischen Bäumen und Sträuchern gröfsten-
teils heimische schönblühende und sonst interessante
Pflanzen vertreten sind und zu welcher in erster Linie
unsere Erdorchideen geeignet sind.

Dann habe ich aber auch persönliches Interesse an
unseren Erdorchideen, denn ich habe sie früher mehrere
Jahre hindurch in Wald und Flur gesammelt und auch
weiterkultiviert, so dafs ich mich freue, Gelegenheit zu
haben, Ihnen meine Erfahrungen darüber mitteilen zu
können. Ich meine, es mufs im Interesse des Garten-
künstlers, des Landschaftsgärtners liegen, die Neigung der
Gartenbesitzer für neue, interessante Partien in ihren
Gartenanlagen zu unterstützen, umsomehr, da viel Pflanzen-
material dazu gebraucht wird.

In meiner Eigenschaft als Schulgärtner habe ich
Gelegenheit genommen, zu botanisieren, d. h. ich habe
meine Mufsestunden jährelang damit ausgefüllt, möglichst
viele Vertreter der heimischen Flora kennen zu lernen.
Wenn ich mich nun neben dem Kennonlernen vieler
Hundert von Pflanzen, welche ich auch zum Teil weiter
kultiviert habe und die meistens nur einen rein botanischen
Wert hatten, ganz besonders mit solchen beschäftigt habe,
die auch meinem Ermessen nach einen gärtnerischen Wert
haben, so wird mir das jeder Liebhaber nachempfinden
können.

Die Erdorchideen gehören wohl unstreitig zu denjenigen
Pflanzen unserer heimischen Flora, die auch einen gewissen
Wert für den Landschaftsgärtner besitzen. Wer im Mai
und Juni, der Hauptblütezeit der Erdorchideen, über eine
Wiese, durch einen Wald geht, dem werden, ohne dabei
grofser Pflanzenkenner zu sein, zunächst die Orchideen
ins Auge fallen. Sie zeichnen sich allerdings weniger
durch lebhafte Farben, als durch vornehme Formen, ganz
besonders aber durch die eigentümliche Gestalt der ein-
zelnen Blüten von den übrigen Pflanzen ihrer Umgebung
aus. Es giebt da welche, deren Blüten wie Fliegen und
Mücken, andere wieder, die wie Spinnen aussehen, ja es
giebt sogar eine, Aceras antropophora, welche allerdings
nur selten in Süddeutschland vorkommt, deren Blüten
eine entfernte Ähnlichkeit mit einem hängenden Menschen
haben.

Ich will nun, um der Verwendung der Erdorchideen
etwas näher zu kommen, darauf aufmerksam machen, dafs
ich in mehreren alten Parks Xorddeutschlands Erdorchideen
gefunden habe, deren Standort darauf schliefsen iiefs, dafs
sie früher einmal angepflanzt waren. So fand ich vor

*) Dippel in „Laubholzkunde" III erwähnt noch eine weifs-
gefiilltc Form (fl. albo pleno), eine solche mit gröfseren violetten
Blüten (grandiflora hört.) und eine Form mit gröfseren, eiovalen,

eilänglichen bis länglichen Blättern, deren Blüten ihm noch un-
bekannt sind und welche er unter dem Namen macrobotrys (also
die grofstraubige) erhalten hat. D. Red.
 
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