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Die Gartenkunst — 2.1900

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Fintelmann, Axel: Die großse allgemeine Gartenausstellung in Gleiwitz
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Tubenf, Karl von: Über wichtige Baumkrankheiten und ihre Bekämpfung, [1]: Vortrag, gehalten im Klub der Landwirte am 13.Feburar 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0210

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198

, DIE GARTENKUNST

II, 11

Einrichtungen zu treffen, die heutzutage gröfseren Gemein-
wesen ebenso notwendig sind, wie gutes Trinkwasser und
die Kanalisation.

Mit Befriedigung verliefsen wir diesen so vielver.
sprechende und grofse Perspektive in die zukünftige Ver-
schönerung der Stadt Gleiwitz eröffnende gartenkünstlerische
Grundlagen enthaltenden Pavillon und betraten, bei dem
die Obstausstellung bergenden Schiefshause und einem
praktischen von Bild-Brieg erbauten Gewächshause vor-
überschreitend, ein landschaftsgärtnerisches Idyll, geschaffen
von dem Landschaftsgärtner Hanisch-Kattowitz. Eine in
den Rahmen der Ausstellung hineingezogene, aufserhalb
des Schiefsgartens gelegene Kiesgrube bot den Ausstellungs-
leitern eine willkommene Gelegenheit zu dekorativer Ver-
wendung der schönen, von den Firmen Reinhold Behnsch-
Dürrgoy bei Breslau (Inhaber Robert Stein), Wilhelm
Guder-Carlowitz b.Breslau, van Nees-Holland, Janorschke
Oberglogau, Rittergutsbesitzer Dr. Max Heimann-Wieg-
schütz, Garteninspektor Kurz-Kosel u. a. zur Schau ge-
brachten Coniferen. Berg und Thal, Brücken und Stege
über blumengeschmückte Felsen und rauschend zu Thal
stürzende, sich in einen kleinen Weiher ergiefsende Bäche
geschlagen, wechselten anmutig und die Scenerien belebend
mit einander ab. Ein auf der Höhe der Anlage stehendes,
leider in etwas zu grellen Farben gehaltenes Schweizer-
häuschen wie auch mehrere hier und da eingerichtete
Sitzplätze luden zu beschaulicher Ruhe ein. Solche fand
auch jeder Besucher dieser reizenden, von feinem Ver-
ständnis für die Aufgaben der Gartenkunst zeugenden
Anlage, sie mutete ganz eigenartig an und liefs gewifs in
dem Herzen manches Gartenfreundes den Wunsch rege
werden, auch auf seinem eigenen Grund und Boden eine
gleiche abwechselungsreiche Anlage geschaffen zu sehen.

Hiermit wollen wir unseren Bericht über die im ganzen
wie im einzelnen wohlgelungene Ausstellung des Ober-
schlesischen Gartenbauvereins mit dem Wunsche schliefsen,
dafs der Erfolg derselben in idealer wie in realer Beziehung
nicht ausbleiben möge. A. Fintelmann.

Pflanzenkrankheiten.

Über wichtige Baiimkrankheiten und ihre Bekämpfung.

Vortrag, gehalten im Klub der Landwirte am 13. Februar 1900

von Regierimgsrat Dr. Freiherr von Tubeuf-Beilin.*)
(Mitgeteilt in den „Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Berlin".)

Meine Herren! Es giebt zwei verschiedene, sehr ex-
treme Standpunkte bei der Beurteilung wissenschaftlicher
Forschungen. Im allgemeinen mufs man festhalten, dafs
die Wissenschaft ihre eigenen Wege geht, ohne direkt
praktische Interessen im Auge zu haben. Es scheint mir
aber falsch zu sein, auf dem Standpunkte zu stehen, dafs
es nicht wissenschaftlich ist, Forschungen zu direktem
Nutzen der Menschheit anzustellen. Und doch findet man

*) Der Vortrag war durch ausgestellte Photographieen und patho-
logische Objekte illustriert.

vielfach die Ansicht, dafs es wissenschaftlicher sei, nur
an ganz allgemeinen Fragen zu arbeiten.

Meine Herren! Auf der andern Seite giebt es auch
einen extremen Standpunkt. Von Seite der Praktiker wird
eine wissenschaftliche Untersuchung oft nur dann für
wertvoll erachtet, wenn sie sofort praktisch verwertbar ist.
Auch dieser Standpunkt ist nicht gerechtfertigt; die Wissen-
schaft mufs vielmehr unentwegt ihre Forschungen anstellen
und mit dem Befunde neuer wissenschaftlicher Thatsachen
allein schon zufrieden sein.

Später oder früher kommt dann durch die fortgesetzte
Förderung wissenschaftlicher Thatsachen der Zeitpunkt,
wo unsere Kenntnisse ausreichen, auch praktische An-
wendung finden zu können. Man darf daher einerseits
nicht von wissenschaftlichen Forschungen verlangen, dafs
ihre Resultate praktisch verwertbar sind, man soll aber auch
nicht zögern, iür die Interessen der Praxis alle wissen-
schaftlichen Aufwendungen zu machen, die möglich sind.

Um mich nun zu den Pflanzenkrankheiten und speziell
den Baumkrankheiten zu wenden, finde ich auch hier
wieder beim Durchblättern eines Handbuches, welches
einen Überblick über die ganze Materie der Pilzkrankheiten
geben soll, dafs zu allen Zeiten von den verschiedenen
Forschern eine Fülle von Zeit und Mühe aufgewendet
worden ist, um die einzelnen Krankheiten zu erkennen
und die Biologie ihrer Erreger zu studieren. Wir finden,
dafs das Studium Krankheiten aller möglichen in- und aus-
ländischen Pflanzen gewidmet war, die grofsenteils gar
keine Kulturpflanzen sind, dafs man ohne Rücksicht auf
praktische Bedürfnisse vorgegangen ist und dafs man nur
auf dieser breiten Basis wissenschaftlicher Erkenntnis
vorwärts kam und heute imstande ist, auch die Krank-
heiten der Kulturpflanzen zu kennen und sie zu be-
kämpfen.

Meine Herren, ich bemerke dies deshalb, weil man
auch in der Zukunft wird alle Krankheiten aller Pflanzen
untersuchen müssen und nur durch diese alles umfassende
Kenntnis vorwärts kommt.

Und ich schicke das alles voraus, um besonders zu
bitten, wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der
land- und forstwirtschaftlichen Pathologie auch dann zu
schätzen, wenn sie sich mit Krankheiten beschäftigten,
ohne zugleich das Rezept der Heilung zu finden. Ich
will Ihnen aber andererseits jetzt .zeigen, dafs es auch bei
vielen und wichtigen Baumkrankheiten bereits gelungen
ist zu finden, wie dieselben zu bekämpfen sind, und dafs
die Bekämpfungs- und Vorbeugungsmafsregeln sehr ver-
schiedener Natur sind.

Der Pflanzenpathologe ist in einer wesentlich un-
günstigeren Situation wie der Tierarzt und der Menschen-
arzt. Erstens erwartet man von dem Forscher auch die
Anwendung für die Praxis, es giebt noch keine äufseren
Pflanzendoktoren, die mit den nötigen theoretischen Kennt-
nissen ausgestattet, Gelegenheit zur praktischen Erfahrung
haben und zweitens hat das Einzelindividuum bei den
Pflanzen meist einen verhältnismäfsig zu geringen Wert,
als dafs wir zu seiner Rettung kostspielige Bekämpfungs-
mafsregeln anwenden könnten. Wenn wir einem kleinen
 
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