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Die Gartenkunst — 2.1900

DOI Artikel:
Encke, Fritz: Gartenstudien aus Frankreich, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0201

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II, 11

DIE GARTENKUNST

189

Gärten des Auslandes.

Gartenstudien aus Frankreich.

Von Encke-Wildpark.
(Fortsetzung.)
(Hierzu 8 Ansichten und 18 Figuren.

Die Wahl der Formen wie die Verteilung von Licht
und Schatten ist bei Le Nötre durchaus malerisch. Die
Mittel, welche der Maler zur Erzeugung von Tiefenwirkungen
anwendet, finden wir bewufst verwertet. In den langen
Perspektiven sollen die mancherlei parallelen, wagerechten
Linien, welche in einen Punkt zusammenlaufen, die Länge

findet man die Statuen, Vasen, Pflanzenpyramiden u. dergl.
meistens nicht innerhalb der Parterreflächen aufgestellt,
sondern an deren Ränder verwiesen. Hier gilt es nicht
durch hohe Gegenstände Verwickelung für das Auge zu
erzeugen, sondern im Gegenteil Übersichtlichkeit zu schaffen.
Wenn man so manche Parterre-Anlage der Neuzeit darauf-
hin ansieht, wird man entdecken, wie häufig durch Auf-
stellung von pyramidalen, hohen Tannen und säulen-
förmigen Cupressineen im Innern von Parterreflächen ge-
fehlt wird.

Studie aus Chantilly.
Für „Die Gartenkunst" skizziert von Encke-Wildpark.

der geschaffenen Bahnen kräftig vor Augen führen. Diese Der reiche Schmuck der mit Parterres ausgeschmückten

Wirkung wird unterstützt durch das kulissenartige Hervor- Gartenteile, mag er aus Wasserkünsten, Bildhauerwerken

treten von Baummassen in gröfseren Abständen. Indem oder aus Flachornamenten als Füllung der Parterreflächen

die senkrechten Baumwände, welche die wagerechten bestehen, gefällt ebensowohl an sich als durch seine gute

Bahnen seitlich einschliefsen, plötzlich absetzen, so dafs Anordnung, indem er die grofsen Flächen belebt, gliedert

die Höhen nach hinten zu nicht allmählich, sondern in plötz- und den einzelnen Teilen durch gewichtige Schwerpunkte

liehen Abstufungen kleiner werden, wird die Tiefe der Bahn Zusammenhang verleiht. Freilich wirkt heutzutage das

augenfällig (vgl. obige Abb.), und gleichzeitig entsteht, von grofse Wasserparterre in Chantilly (siehe Abb. S. 179) etwas

niedrigem Standpunkte aus gesehen, eine interessante Hori- frostig auf den Besucher, zumal wenn er den Garten

zontlinie. Die Anordnung der baumlosen Parterres (siehe das menschenleer sieht. Aber, wie Gemälde der Anlage aus

Parterre bei dem Latona-Becken in Versailles), welche teils der Zeit Le Notre's zeigen, welche in dem als Bildergalerie

von hohen Baumwänden und Waldmassen, teils von Ge- eingerichteten Schlosse sich befinden, waren die Ränder

bäudefronten umschlossen sind, ruft durch den Kontrast der Wasserbecken mitBlumenschmuck geziert, welcher durch

der wagerechten Ebene mit den senkrechten Flächen der die Spiegelung noch mehr zur Geltung kam. Die Anlagen

Umschliefsung eine schlagende Wirkung hervor. Hier, wie dieser Zeit bedürfen aufserdem der Belebung durch Menschen,

bei den langen Perspektiven, ist der beabsichtigte Effekt Wer Versailles an einsamen Wochentagen, an welchen die

mit allen Mitteln folgerichtig angestrebt. Aus diesem Grunde Wasserkünste aufser Thätigkeit sind, besucht hat und es

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